Die vier Dadainen gaben eine wunderbare Lektion in Dada-geschichte. (Foto: © Joe Kramer)

Hommage an die Dada-Bewegung

Die vier Dadainen gaben eine wunderbare Lektion in Dada-Geschichte. (Foto: © Joe Kramer)

Mit der Gründung des Cabaret Voltaire in Zürich am 5. Februar 1916 mitten in den Wirren und Grausamkeiten des Ersten Weltkrieges durch Hugo Ball und Emmy Hennings hatte der Dadaismus ein Zuhause gefunden. Das war kein Zufall. Viele Künstler waren während des Krieges in die Schweiz geflohen. Der Dadaismus stand für Anti-Kunst gegen gefestigte Ideale und Normen, totales Zweifeln und extremen Individualismus. Dada lässt sich nicht klassifizieren und hat sich nach seiner Festigung auch wieder aufgelöst. Mit einfachen, willkürlich anmutenden Aktionen und einer gehörigen Portion Sarkasmus drückten sie ihre Haltung künstlerisch aus. Zu ihren Protagonisten gehörte auch der in Dortmund aufgewachsene Richard Huelsenbeck oder etwa Raoul Hausmann und Hans Arp.

Im Jahr 2016 entwickelten vier weibliche Dadainen unter der Regie von Thorsten Bihegue zum 100-jährigen Jubiläum der künstlerisch-literarischen Bewegung Dada mit „Letzte Lockerung“ (Ein Abend vor über von nach Dada).

Am 26. Februar 2017 traten die vier Dadainen im Megastore auf. Die Chronisten-Dada, die Propaganda-Dada, die Maschinen-Dada und die Monteur-Dada.

Die vier Damen, die allesamt Mitglieder des Dortmunder Sprechchores sind, hatten alle die gleiche grauen Filzkleider über ihrer schwarzen Unterkleidung. Nur die schwarze Kopfbedeckung unterschied sie voneinander.

Die Frage „Was ist DADA“ ließ sich natürlich nicht endgültig klären. Die Dadainen, an einem Tisch mit Telefon und vielen kleinen Lampen sitzend, fanden bei ihrer assoziativen Lesung Tagesbucheinträge, Manifeste, Lautgedichte, Dialoge und Lieder. Dabei wurden zum Beispiel Texte von Kurt Schwitters, Hans Richter, Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp, Anastasyia, Raoul Hausmann Erich Mühsam, Kurt Tucholsky und Christian Morgenstern gelesen. Von großer Bedeutung war die starke Körpersprache, künstlerische Einbeziehung verschiedenen Gegenständen sowie die Musik von Kallabris, Paul Godwin und Erik Satie. Die parodistische Begleitung von zwei Dadainen-Paaren zu „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“ (Zarah Leander) war einer der Höhepunkte an diesem „unvernünftigen“ Abend. Musikalisch waren die vier Damen des öfteren unterwegs. So gaben sie Hugo Balls „Todestanz 1916“ (So sterben wir“) zum besten.

Darüber hinaus wurde das Publikum mit in das Programm einbezogen, denn es wurden wahllose Sätze aus einem Werk von Martin Walser vorgelesen. Auch hier gab es dadaistische Vorgänger, dennoch ist es immer wieder herrlich verrückt. Man könnte auch mit Fug und Recht sagen: Völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

Was gibt es zu DADA zu sagen? Dada will mit Nichts die Welt verändern.

Eine schöne Hommage an die Dada-Bewegung.

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