Geister spuken selten mit Bettlaken durch die Räume, öffnen Schubladen oder treiben anderen Schabernack. Echte Geister verfolgen jemanden, weil es ungelöste Konflikte gibt, die in der Vergangenheit ihren Ursprung haben. Manchmal werden wir selbst zu Geistern.
Damit beschäftigte sich das Stück „ghostlike“ von Serna Pau, das am 20. Oktober 2023 im Rahmen des Festivals „szene machen!“ im Theater im Depot lief. Auf der Bühne waren Maren Becker, Yasmin Fahbod und Hannes Siebert.
„ghostlike“ ist eine Performance, die den Zuschauenden in die Zeit der Textadventures der 80er Jahre zurückführt. Die drei Performer:innen erzählen, was sie auf ihrer Erkundungstour durch eine spukende Villa erleben und brauchen dabei die Hilfe des Publikums. Denn jeder bekam eine Taschenlampe und konnte so helfen, die drei Hauptcharaktere durch ihr Abenteuer zu führen. Auch die Musik klang größtenteils nach C64, bis auf ein Disco-Hit und „Back for Good“ von „Take that“.
Welche Geister mussten bekämpft werden? Zunächst einmal die Geister der Vergangenheit. Denn der Sohn des Villabesitzers war homosexuell und der Vater ließ ihn und seine Freunde von der Polizei verhaften. Dann ging es um eine ehemalige Mitbewohnerin, die grußlos verschwand, aber offene Fragen hinterließ. Die dritte Person konnte selbst unsichtbar, also zum Geist werden, was durchaus Vorteile, aber auch Nachteile hatte.
Gekämpft wurde aber nicht. Es gab keine rundenbasierten Kämpfe oder ähnliches, aber es war ein erster Weg, Theater mit „Gamification“ zu verbinden. Natürlich kein „Baldur’s Gate 3“ in Theaterform, aber Sterna Pau hat ein spannendes Projekt vorgelegt und ich bin neugierig wie der Weg in Richtung Zuschauerinteraktion weitergeht.