Zusammen mit dem Pianisten Kunal Lahiry präsentierte am 22. März 2023 im Konzerthaus die Mezzosopranistin Ema Nikolovska ein beeindruckendes Repertoire an Liedern und Vokalisen, das von der Schubertschen Romantik bis zur zeitgenössischen Musik reichte.
Der erste Teil des Konzertes war hauptsächlich Franz Schubert und Aaron Copeland gewidmet. „Twelve Poems of Emily Dickinson“ ist eine Sammlung von Liedern des amerikanischen Komponisten Aaron Copland, die auf Gedichten der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson basieren. Die Sammlung wurde erstmals im Jahr 1950 veröffentlicht.
Copland hat in diesen Liedern die lyrische Sprache und Stimmung der Gedichte von Dickinson aufgegriffen und in musikalischer Form umgesetzt. Die Musik ist geprägt von klaren, einfachen Melodien und harmonischen Strukturen, die Dickinsons minimalistischem Stil entsprechen.
Die Natur stand in diesen Liedern – wie auch in den von Schubert – im Mittelpunkt. Aber auch Gefühle wie der Verlust und die Einsamkeit („Why do they shut me out of heaven?“) wurden von Ema Nikolovska pointiert gesungen.
Eine Besonderheit waren die „Fünf Melodien“ von Sergej Prokofiew. Eigentlich für Klavier und Violine komponiert, übernahm Ema Nikolovska die Stimme der Violine, aber als Vokalise. Typischerweise wird beim Vokalising eine einzige Silbe, wie „ah“ oder „oh“, auf verschiedene Weise wiederholt und variiert. In der Sowjetunion wurde diese Technik auch benutzt, um zensierte Texte zu umgehen und den Text zu „vokalisieren“. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Eduard Khil, der mit seiner vokalisierten Version von „Я очень рад, ведь я, наконец, возвращаюсь домой“ zu einem Internet-Phänomen wurde.
Von diesen Vokalise-Liedern gab es im zweiten Teil mehr. Verschiedene Komponist:innen haben derartige Lieder geschrieben, von Olivier Massiaen über Emily Doolittle bis Héloïse Werner. Sie alle forderten die stimmlichen Fähigkeiten von Ema Nikolovska, die zweimal sogar einen Holzblock als Schlaginstrument benutzen durfte.
Ema Nikolovska ist eine Mezzosopranistin aus Nordmazedonien, die in Deutschland lebt und arbeitet. Sie wurde 1992 in Skopje geboren und begann ihre musikalische Ausbildung an der Musikschule von Skopje. Später studierte sie Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig und schloss ihr Studium im Jahr 2017 mit Auszeichnung ab.
Als Zugabe durften die Besucher:innen von Robert Schumann ›Mondnacht‹ aus »Liederkreis« 12 Gesänge von Joseph von Eichendorff op. 39 erleben.