Erst geht Klopp, dann geht Wallfisch

Mit einem zweitägigen Festival am 25 und 26. Juni 2015 verabschiedete der ehemalige musikalische Leiter des Schauspielhauses, Paul Wallfisch, nach sechs Jahren aus Dortmund. Das „Big Small Beast“ zeigte nicht nur die Arbeiten, die Wallfisch für das Schauspielhaus geschrieben hatte, sondern Wallfisch lud auch in bekannter Manier Gäste ein. Am Donnerstag war Giant Sand der Stargast, während am Freitag Lydia Lunch der Hauptact war.

Pünktlichkeit und Small Beast. Zwei Dinge die nicht zusammen passen. Fingen die kleinen Konzerte statt um 22 Uhr gerne mal eine halbe Stunde später an, sollte sich diese schöne Tradition bei den „Big Small Beasts“ auch nicht ändern.

Der Donnerstag begann mit einer Retrospektive der Arbeiten von Paul Wallfisch für die unterschiedlichsten Theaterstücke. Von „Woyzeck“ über „Meister und Margarita“, „Republik der Wölfe“ bis hin zu „Drama Queens“ spielten und sangen seine musikalischen Weggefährten sowie das Dortmunder Ensemble Lieder, die regelmäßige Theatergänger sofort wiedererkannten. Hier zeichneten sich vor allem Bettina Lieder und Eva Verena Müller durch ihren Gesang aus. Zum Abschluss erhielt Wallfisch als Erinnerung ein Stück original Dortmunder Theaterboden sowie den weißen Mantel, den er bei der Produktion von „Woyzeck“ getragen hatte. Der Weggang von Wallfisch ist ein Verlust für Dortmund, konstatierte Schauspielleiter Kay Voges. „Erst geht Klopp, dann Wallfisch.“

Danach spielte John Parish mit Band. Er präsentierte das Beste aus seiner Filmmusik der letzten Jahrzehnte wie „Nowhere Man“, „Plein Sud“ oder „Rosie“. Vor allem mit der belgischen Regisseurin Patrice Toye scheint Parish eine künstlerische Verbindung zu haben. Auch wenn auf einer Leinwand Szenen aus den Filmen eingeblendet wurde, seine Songs oder Songstrukturen zauberten eine ähnliche Atmosphäre wie in den Filmen.

Der Freitag begann mit einem kurzen Konzert von „Solmn Diver“, dem Bühnenname von Wallfischs Sohn. Er entwickelte sich in die Singer/Songwriter-Richtung und erinnerte ein wenig an die ersten Alben von „The tallest man on earth“.Es bleibt abzuwarten, ob er sich in der ersten Liga der „Klampfenmänner und -frauen“ etablieren kann.

Danach kam ein alter Bekannter auf die Bühne. Thomas Truax, der auch schon für die Theaterproduktion „Peer Gynt“ die Musik gemacht hatte, begleitet durch den „Hornicator“ und „Mother Superior“. Truax ist einer der wenigen Musiker, die zwar alleine spielen, aber Dank ihrer Instrumente klingen, als wäre ein komplette Band auf der Bühne.

Danach war es wieder Zeit für Paul Wallfisch und seine Band Botanica. Paul Wallfisch an der Orgel, John Andrew an der Gitarre, Budgie am Schlagzeug und Christian Bongers am Bass, begleitet von Anne DeWolff an der Violine legten sich von der ersten Sekunde an so ins Zeug, dass man das Gefühl hatte, die Bühne des Schauspielhauses würde sofort danach geschreddert.

Zum Schluss betraten Lydia Lunch und ihre Band Retrovirus die Bühne des Schauspielhauses. Ihre energische „noise music“ ist laut, unangepasst, auch wenn ihr Gitarrist Weasel Walter sämtliche Rock-Gitarristen-Posen schon im ersten Song untergebracht hatte.

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