Die Kneipengesellschaft in fröhlicher Stimmung (v.l.n.r.) Christian Freund, Frank Genser, Andreas Beck, Friederike Tiefenbacher, Marlena Keil, Amelie Barth und Uwe Rohbeck. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Elendstouristen im grotesken Kneipenkosmos

Als erstes Studio-Stück in der Spielzeit 2017/2018 geht am Sonntag, den 17.12.2017 „Übergewicht, unwichtig: Unform – Ein europäisches Abendmahl“ an den Start. Es ist die erste Regiearbeit am Schauspiel Dortmund von Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner Johannes Lepper. Die Stoffe von Werner Schwab sind durch ihre humorvoll-groteske und einzigartige, derbe, aber gleichzeitig tief philosophische Kunstsprache gekennzeichnet.

Die Bühne wird zu einer gemütlichen Kneipe mit vier Tischen und einer Musik-Box.

Hier entführt Schwab uns in einen speziellen Kosmos der Kneipenkultur. Die abgehängten und abgehangenen Stammgäste der Kneipenwirtin sind Typen wie der weltfremde Langzeitstudent Jürgen (Pädagoge), der notgeile Schweindi mit seiner Hasi, die schlecht gealterte Herti mit ihrem Schläger Karli sowie die zwangsvulgäre Fotzi. Eines Abend tritt in diese Welt ein schönes und reiches Paar auf der Suche nach einer Top-Location für ihren Elendstourismus hinein. Die zur Schau gestellte Zufriedenheit und Desinteresse an den Anderen provoziert diese und es wächst der Neid, die Gier- und Mordlust…

Die Kneipengesellschaft in fröhlicher Stimmung (v.l.n.r.) Christian Freund, Frank Genser, Andreas Beck, Friederike Tiefenbacher, Marlena Keil, Amelie Barth und Uwe Rohbeck. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Die Kneipengesellschaft in fröhlicher Stimmung (v.l.n.r.) Christian Freund, Frank Genser, Andreas Beck, Friederike Tiefenbacher, Marlena Keil, Amelie Barth und Uwe Rohbeck. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Bei diesem surreal-grotesken Universum voll schwarzen Humor geht es um die Frage des Umgangs mit dem „Fremden von außen“. Es ist ein unablässiger Sprachkampf gegen den eigenen Untergang in einer Welt, die die Figuren zu zermalmen droht .

Wortspiele wie „Brotzeit gibt es nicht. Brot ist zeitlos,“ sind nur ein Beispiel für das typische „Schwabische“.

Was macht uns aus? Werner Schwab führt die „Kannibalisierung“ unserer Gesellschaft vor Augen. Deshalb die Metapher mit dem Abendmahl. Wir „fressen“ uns auch im „aufgeklärten“ Europa in kriegerischen Konflikten und Auseinandersetzungen (beispielsweise Bosnien-Krieg und ähnliche Gewaltherde) im übertragenem Sinne auf.

In dem Stück „vereinnahmen“ und essen die Stammgäste der Kneipe das schöne und reiche Pärchen scheinbar auf. Nur die „heilige“ Herti macht nicht mit.

Im letzten Teil taucht ein Paar mit gleichem Aussehen aber nicht ganz so förmlich desinteressiert auf. Was ist hier real?

Die monströse Gemeinschaft von von reaktionären Spießern, impotenten Lustmolchen linken Weltverbessern wird bei dem „europäischen Abendmahl“ klug und treffsicher seziert.

Mehr Infos und Termine finden Sie auf www.theaterdo.de

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