Ars tremonia

Dortmunder Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert

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Die Schauspielerin, Kabarettistin und Autorin Uta Rotermund gastierte am 06.11.2022 im Fletch Bizzel (Dortmund) mit ihrem neuen Programm „Dieser Mensch war ich“. Es ist kein gewöhnliches Kabarettprogramm, wie man es von ihr sonst kennt.

Inspiriert wurde sie unter anderen durch ihre Tätigkeit als Trauerrednerin in letzter Zeit. Viele Gespräche mit Menschen vor allem im Dortmunder Kreuzviertel bildeten die programmatische Grundlage. Rotermund selbst kennt das Viertel wegen ihrer eigenen Lebensgeschichte sehr gut.

Das zum größten Teil ältere Publikum brachte seine eigenen Erinnerungen an vergangene Zeiten in unserer Stadt ins Fletch Bizzel.

Uta Rotermund schlüpfte in die Rolle der über 90 Jahre alten Angelika, die eigentlich schon tot ist und samt Urne die Bühne betritt.

Sie blickt auf fast das ganze 20. Jahrhundert in ihrer Heimatstadt Dortmund zurück. Dabei erzählt sie ihre persönliche Geschichte und die ihrer Familie im Kontext der damaligen gesellschaftspolitischen Bedingungen. Kriegsgrauen des Zweiten Weltkriegs, Einfluss der katholischen Kirche, Wiederaufbau, der Errichtung der Mauer usw. sowie deren Einfluss auf die Menschen. Mit ein wenig Wehmut berichtet sie von dem alten Kolonialwarenladen, der Bäckerei Feldkamp sowie anderen kleinen Geschäften, die es nicht mehr gibt. Auch der Kampf starker Frauen um ihre Rechte wird teils humorvoll-ironisch thematisiert.

Wie alle Menschen stellt sich Angelika wichtige existentielle Fragen: Was bleibt von meinem Leben? Was wäre aus mir unter anderen Bedingungen und zu anderen Zeiten geworden? Was ist der Sinn des Lebens?

Ihre Antwort darauf: Unser Leben hat nur den Sinn, den wir ihm selber geben. Das ist manchmal anstrengend und erfordert Stärke und Kraft.

Es ist Zufall, in welche Zeit, Ort oder unter welchen Verhältnissen wir geboren werden. Das Beste aus seinen Lebensmöglichkeiten zu machen, darauf kommt es an. Wichtig ist, wenn möglich, die glücklichen Momente auch bewusst zu genießen und mit Mut auch neue Wege zu gehen.

Insgesamt vier großformatige Familienbilder oder Porträts bilden den Bühnenhintergrund. Sie dienen sowohl als persönlicher wie geschichtlicher Rückblick in ein vergangenes Jahrhundert.

Ein nachdenkliches, manchmal auch witzig-ironisches Solo-Programm über eine Frau, die ihre Geschichte mit vielen Frauen ihrer Generation im Ruhrgebiet teilt.