Archiv der Kategorie: Darstellende Kunst

Das Spiel mit den Grenzwerten

Uwe Schmieder im "Pornofinger".
Uwe Schmieder im „Pornofinger“.

In der Grosteke „Pornofinger“ von Paul M Waschkau konfrontierten Teile des Schauspielensembles unterstützt von zwei Gästen am 07. Februar in der Reihe „SpielBar“ die Besucher mit der Frage: Wie weit darf Theater gehen?

 

„Pornofinger“ behandelt auf groteske Weise den wahren Fall des Stückes „Nacktes Leben“, ebenfalls von Waschkau. „Nacktes Leben“ bekam einen Preis und sollte in Würzburg aufgeführt werden. Doch zwei Tage vorher setzte der Intendant das Stück mit der Begründung ab, es sei den Würzburgern nicht zuzumuten. Es bleibt die Frage: Was darf Theater den Zuschauer zumuten?

 

Jetzt könnte man die Frage ähnlich wie Tucholsky über die Satire mit „Theater darf alles“ beantworten. Doch schnell kommt die Schere im Kopf ins Spiel. Der Begriff „Zensur“ fällt natürlich nicht, doch der Intendant (Frank Genser) will den „Pornofinger“ auf keinen Fall aufführen, auch wenn er einen Preis bekommen hat. „Wir wollen doch nicht vor leeren Rängen spielen“, erklärt er ironisch dem Dramaturgen (Oscar Musinowski). So krittelt und mäkelt er ständig an dem Stück herum. Zunächst bekommt er Unterstützung vom Regisseur. Der, herrlich gespielt von Ekkehard Freye, kommt von außerhalb und ist außer sich: „Wo sind die Dialoge?“ Erst als er erfährt, dass es sich um ein preisgekröntes Stück handelt, ändert sich seine Meinung um 180° und er wird zum glühenden Verfechter.

 

„Pornofinger“ persifliert die typischen Theaterstrukturen. Der Dramaturg als ärmste Sau sitzt zwischen allen Stühlen, der Regisseur ist von sich überzeugt, aber dennoch immer wankelmütig und dem Intendant geht es weniger um das Stück, sondern mehr um seine „Verkaufbarkeit“.

 

Dabei waren die Schauspieler nicht nur live zu sehen, sondern auch für alle gut sichtbar auf der Leinwand im Institut. Kontrastierend dazu lief auf einem Fernseher, der auf einer schwarz-rot-goldenen Decke stand, der Film „Die 120 Tage von Sodom“ von Pier Paolo Pasolini. Dieser Film ist Pasolinis Abrechnung mit dem System des Faschismus, aber wegen seiner drastischen Bilder von Mord und Folter in vielen Ländern verboten. Auch hier stellt sich die Frage: Wer bestimmt dies und nach welchen Kriterien läuft das ganze ab?

 

Auf der Leinwand wurden auch Einspieler gezeigt, die Teile des Stückes „Nacktes Leben“ rezitierten, der Autor Paul M. Waschkaue war gegen Ende des Stückes ebenfalls zu sehen. Thorsten Bihegue als männlicher Feme im Häschenkostüm lockerte die Szenerie auf.

 

Und wo war der „Pornofinger“? Den symbolisierten zwei „Franziskas“ (Nicole Janz sowie Carolin Wirth) und ihr männlicher Kompagnon (gespielt von Uwe Schmieder).

 

Am Ende steht der Satz von Waschkau, der sinngemäß sagte: Das Theater soll nicht schauen, wo die Grenzen sind, sondern nach Möglichkeiten suchen, diese Grenzen zu überwinden.

Futuristische Siedlungssysteme als Anti-Utopien

Dieses Jahr dreht sich im Dortmunder Kunstverein, Hansastr. 2-4 alles um „Systeme und Strukturen“. In Zeiten von NSA-Überwachung, Banken-und Finanzkrise und anderem ist dieses Thema brandaktuell. Einleitend mit dem Konzept der „Utopie“ zeigt der Kunstverein vom 07.02. 2014 bis zum 29.03.2014 transparente sowie bewegte Installationen, Skulpturen und geschichtete Zeichnungen der Berliner Künstlerin Friederike Klotz in seinen Räumlichkeiten.

 

Klotz entwirft zwischen Ideal und Alptraum unter dem Titel „Bedeckter Himmel“ ein futuristisches Siedlungssystem als eine Art Anti-Utopie. Die Künstlerin zeigt uns eine transparente Miniatur-Welt, wo das Individuum unter völliger Preisgabe alles Privaten von dem Öffentlichen dominiert und kontrolliert wird. Der Einzelne wird zum Teil eines Kollektivs, die Stadt wird zur einer zwar effizienten ökonomischen Einheit aber auch zu einem Ort, dem niemand entrinnen kann.

 

Sie setzt für die Umsetzung ihrer Ideen die unterschiedlichsten Medien ein. Mit Pappkästen, durchsichtigen Kunstharzquadern, mit Fresnel-Linsen gespiegelten und geschichteten Zeichnungen oder bewegten Installationen.

 

Im ersten Bereich der Ausstellung sind zum Beispiel zwei große Trommel-Objekte zu sehen. Aus recycelten Verpackungsmaterial erschafft Klotz Stadtmodule mit winzigen Miniatur-Figuren aus PVC, deren Fundamente auf einer Membran ruhen. Darunter befindet sich ein Lautsprecher, über den in verlangsamter Geschwindigkeit verfremdete Nationalhymnen überspielt werden. Nur durch die Schwingungen der Membran geraten die kleinen Figuren in der Stadt in Bewegung. Getrieben und manipuliert vom Klang innerhalb des Resonanzkörpers irren sie inmitten der Gebäude umher. Alle Wände sind transparent und so lebt man hier in völliger Auflösung des Privaten. Obwohl die kleinen Figuren bei näherem hinsehen durchaus Unterschiede aufweisen, entsteht der Eindruck eines end- individualisierten, funktionierendem Kollektivs. Aus der Geschichte wohl bekannte totalitäre Herrschaftssysteme und Orwells „Big Brother is watching you“ lassen grüßen.

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Im zweiten Bereich sind dreidimensionale Werke wie „Der Turm“ oder „Die Säule“. Hier orientiert sich Klotz an die Dystopie „Simulacron 3“ von Daniel F. Galouye. Der Betrachter schaut von oben oder von der Seite auf eine sich drehende „Welt“ als eine Art „höheres Wesen“.

 

Für ihre Stadtbilder nahm sich Klotz zum teil reale Vorbilder, so ist die Skyline von Shanghai in einem ihrer Werke vertreten, der Rest ist auch fiktiv. „ Bei meinen Arbeiten gibt es eine Überschichtung von Realem und Fiktiven“, erläuterte die Künstlerin. Eine Ausstellung, die zum längeren Innehalten und Nachdenken anregt.

 

Ausstellungseröffnung ist am Freitag, den 7.02.2014 um 19:00 Uhr mit der Begrüßung durch Marion Edelhoff,Vorstandsvorsitzende des Dortmunder Kunstvereins, und einer Einführung durch die künstlerische Leiterin Sandra Dichtl.

Was darf Theater?

Uwe Schmieder in der Mitte, Oscar Musinowski als Bunny im Hintergrund und Nicole Janz (rechts) sowie Carolin Wirth als "Franziskas".
Uwe Schmieder in der Mitte, Oskar Musinowski als Bunny im Hintergrund und Nicole Janz (rechts) sowie Carolin Wirth als „Franziskas“.

Ein Theaterskandal 2012 in Würzburg: Die Uraufführung von Paul M. Waschkaus Stück „Nacktes Leben oder Bei lebendigem Leibe“ wird wenige Tage vor der Premiere ohne Begründung abgesetzt. Diese wahre Geschichte hat Waschkau veranlasst, eine Groteske namens „Pornofinger“ zu schreiben. Am 07. Februar um 22:30 Uhr wird „Pornofinger“ im Rahmen der Spielbar als performale Lesung aufgeführt.

 

Die berühmte Schere im Kopf contra Meinungs- und Kunstfreiheit. Was ist der Paragraph 5 des Grundgesetzes überhaupt noch Wert angesichts vorauseilendem Gehorsam gegenüber lautstarken Gruppen wie beispielsweise religiösen Fundamentalisten jeglicher Couleur? Was darf das Theater dem Publikum zumuten? Und die generelle Frage: Wer entscheidet das und nach welchen Kriterien?

 

Auf diese Suche machen sich Uwe Schmieder, Frank Genser, Ekkehard Freye und Oskar Musinowski vom Schauspielensemble und als Gäste Nicole Janz sowie Carolin Wirth. Im Stück „Pornofinger“ dreht sich alles um eine Theaterleitung, die möglichst elegant die Aufführung des gleichnamigen Stückes verhindern will.

 

Wer sich mit dem abgelehnten Stück „Nacktes Leben“ von Waschkaue auseinandersetzen möchte, kann dies auf der Homepage des Autors: http://www.invasor.org/pmw/dramen/UA_NacktesLeben/LEIBE_txt.htm

 

Karten unter www.theaterdo.de/schauspiel oder 0231 5027222

Carmen für Grenzgänger – ein Premierenbericht

Carmen (Ileana Mateescu) bezirzt Don José (Christoph Strehl). Foto: © Thomas M. Jauk / Stage Picture
Carmen (Ileana Mateescu) bezirzt Don José (Christoph Strehl). Foto: © Thomas M. Jauk / Stage Picture

Eine Grenze ist der Rand eines Raumes, sagt zumindest Wikipedia. Bei Georges Bizets Oper „Carmen“ versuchen verschiedene Akteure diesen Rand zu überwinden oder ihn zumindest auszuweiten. Dass das nicht gut ausgehen kann, liegt auf der Hand. Die Inszenierung von Katharina Thoma in der Oper Dortmund brachte auch die Thematik der unüberwindbaren Grenze zwischen armen und reichen Ländern auf die Bühne.

 

Nachdem der Vorhang aufgegangen ist, sehen wir eine Zigarettenfabrik und einen Wachposten. Die Grenze muss ganz in der Nähe sein. Alles macht einen leicht deprimierenden Eindruck. Für die Soldaten sind die Frauen nichts wert und nur Objekte der Begierde. Sie werden zudringlich, auch gegenüber Micaela (Christine Koch), der Freundin von Don José.

In dieser Machogesellschaft taucht Carmen (Ileana Mateescu) auf. Sie ist selbstsicher, vertraut auf ihre Erotik und setzt sich dadurch in die höhere Position. Alle Männer fressen ihr aus der Hand. Selbst Don José (Christoph Strehl), der erst den Wunsch seiner Mutter erfüllen möchte und Micaela heiraten will, verfällt Carmen und wird zum ersten Grenzgänger. Das Muttersöhnchen Don José bricht aus seinem vorgeplanten Weg aus und desertiert wegen Carmen. Carmen selbst, eine Grenzgängerin zwischen Männern, orientiert sich langsam aber sicher zum Torero Escamillo, dem einzigen Mann, dem sie sich unterwirft. Die Grenzüberschreitungen haben Konsequenzen: Don José bestraft sich selbst dadurch, dass er zum Mörder Carmens wird. Carmen wird das „Männerhopping“ letztendlich zum Verhängnis.

 

Katharina Thoma modernisiert die Figuren nicht, denn eine Figur wie Carmen ist heute noch modern. Thoma und die Bühnenbildnerin Julia Müer setzen bei ihrer Inszenierung einen deutlichen politischen Anstrich. Bei Thoma geht es um konkrete Grenzen zwischen erster Welt und Dritter Welt. Vor allem im dritten Akt denkt man unwillkürlich an Grenzen wie dem mexikanisch.-amerikanischen Grenzstreifen. Eine aktuelle und nachdenkliche Sichtweise, betrachtet man die Situation wie viele Menschen versuchen, Grenzen zu überwinden, um ins „gelobte Land“ zu kommen.

 

Die Inszenierung steckt voller kleiner Details. So scheinen die Fans des Toreros Escamillo aus dem Fußballstadien zu kommen, wo das Lied „Toréador, en garde!“ zum Standardrepertoire gehört. Thoma hat auch eine neue Figur eingeführt, die zwar nicht singt, aber allein durch ihre Präsenz das Geschehen begleitet: eine alte Bettlerin. Sie wird von allen verachtet, selbst von den Schmugglern, die selber außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung stehen. Die Bettlerin ist eine Art von Menetekel für Carmen. Denn was würde passieren, wenn Don José sie nicht getötet hätte und in einigen Jahre ihre Schönheit verblüht wäre? Wäre Carmen dann selbst eine Ausgestoßene?

 

Ileana Mateescu spielte und sang eine besondere Carmen. Nicht der Typ vollbusige Venus, eher der burschikose, bestimmende Frauentyp. Somit kam Mateescu der Rolle der modernen Frau schon sehr nahe. Bezeichnend eine Situation im vierten Akt, als sie ihr Jäckchen auszog und es beinahe so aussah, als wollte sie sich mit Don José prügeln.

Christoph Strehl gab einen Don José, der sich langsam in den Wahnsinn hineinsteigert und immer brutaler wird, bis zum Mord. Zwischen Liebe, Eifersucht und Verzweiflung brachte Strehl die Figur des Don José gesanglich gut rüber.

Christiane Kohl brillierte als Micaela, die angedachte Frau für Don José. Micaela ist das Gegenteil von Carmen. Ihre Kleidung ist eher altbacken, aber ihre Liebe zu Don José ungebrochen. In ihrer Arie „Je dis que rien ne m’épouvante“ im dritten Akt bringt Kohl Michaelas völlige Verzweiflung wunderbar zur Geltung. Aus jeder Note dringt der Wunsch den geliebten Mann wiederzuholen.

Morgan Moody hatte kurze, aber intensive Auftritte. Er spielt den kraftstrotzenden Torero Escamillo , voller Testosteron, der einzige Mann, dem Carmen verfällt.

 

Die Oper „Carmen“ gehört zu den meistgespielten Stücken der Welt und die Musik von Bizet ist längst zu einem Evergreen geworden. Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz zeigten auch warum.

 

Ein Extralob gehört auch den verschiedenen Chören: Neben dem Opernchor des Theaters Dortmund war auch der Extra-Chor sowie der Opern-Kinderchor zu sehen und zu hören.

 

Eine gelungene Inszenierung, die nicht nur musikalisch gefallen konnte, sondern auch dem Besucher einige Denkanstöße zum Thema Grenzen und Abschottung mit auf dem Weg gab.

Weitere Termine SO, 09. FEBRUAR 2014, SA, 15. FEBRUAR 2014, FR, 21. FEBRUAR 2014, MI, 05. MÄRZ 2014, SA, 08. MÄRZ 2014, SO, 16. MÄRZ 2014, SO, 23. MÄRZ 2014, DO, 27. MÄRZ 2014, SO, 20. APRIL 2014 und SA, 05. JULI 2014

Zwischen Dominanz und Unterwerfung

Wie lange wird Don José (Christoph Strehl) noch cool bleiben, wenn ihn die heiße Carmen (Katharina Peetz) anschmachtet? (Foto: ©Thomas M. Jauk/Stage Picture Gmbh)
Wie lange wird Don José (Christoph Strehl) noch cool bleiben, wenn ihn die heiße Carmen (Katharina Peetz) anschmachtet? (Foto: ©Thomas M. Jauk/Stage Picture Gmbh)

Am Samstag den 1. Februar 2014 hat eine der bekanntesten Opern, Carmen von Georges Bizet (Uraufführung 1875) um 19:30 Uhr Premiere im Dortmunder Opernhaus. Regie führt Katharina Thoma.

 

Seit 2005 beschäftigt sich Regisseurin Katharina Thoma intensiv mit Carmen. „Das Interessante bei Carmen ist ist für mich, das man die Figuren glaubhaft auf der Bühne bringen kann. Die Geschichte bietet zudem reichhaltige psychologische Ansatzpunkte. Carmen ist eine moderne, starke Frau. Zudem ist die Musik fantastisch“, erklärte Thoma.

 

Was erwartet das Publikum? Neben bunten Kostümen, schöner Musik eine zeitgemäße, moderne Inszenierung. „Im Mittelpunkt stehen nicht etwa die „Zigeuner“ oder Sinti und Roma sondern Menschen in Grenzsituationen. Als Arbeiterin in einer Zigarettenfabrik gehört die ihre Unabhängigkeit und Freiheit liebende Carmen zur Unterschicht. Sie strebt wie viele Menschen danach, der Armut zu entkommen strebt nach einem besseren Leben“, so Thoma.

Das verbindet sie mit Menschen, die auch heutzutage als „Prekariat“ in unserem Land oder aber besonders an die Grenze zwischen Erste Welt und Dritte Welt wie zum Beispiel zwischen Mexiko und den USA. Oder denken wir nur an die vielen Menschen, die an den modernen Grenzen wie in Südspanien, auf Lampedusa um ihr Überleben kämpfen.

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Carmen beinhaltet gleich zwei Dreiecks-Geschichten. Auf der einen Seite sind da die schöne und charismatische Carmen, die zwischen Don José, einem „Muttersöhnchen“, aber auch verantwortungsbewussten Soldaten, und dem Torero Escamillo. Der einzige Mann, der ihr überlegen ist. Carmen ist es gewohnt zu dominieren und mit ihrer Schönheit und Charisma alles zu bekommen und zu kontrollieren. Nach und nach bekommt sie eine Ahnung von der Vergänglichkeit ihrer Schönheit. Erst dann ist bereit zur Unterwerfung und wendet sich Escamillo zu.

 

Auf der anderen Seite gibt es da noch Don José, der zwischen seiner Liebe zur charismatischen Carmen einerseits, und einem bürgerlichen Leben mit der bodenständigen Micaela, Wunschkandidatin seiner Mutter, hin und her gerissen ist. Thoma erläuterte: „Don José ist nicht nur ein Muttersöhnchen, sondern musste nach dem frühen Tod seines Vater wohl auch früh Verantwortung übernehmen. In ihm baut sich ein gefährliches Gefühlschaos auf und führt wie bei einer Amok-Tat zur Katastrophe.“

 

Für die Premiere am 1. Februar gibt es noch Restkarten. Weitere Termine SO, 09. FEBRUAR 2014, SA, 15. FEBRUAR 2014, FR, 21. FEBRUAR 2014, MI, 05. MÄRZ 2014, SA, 08. MÄRZ 2014, SO, 16. MÄRZ 2014, SO, 23. MÄRZ 2014, DO, 27. MÄRZ 2014, SO, 20. APRIL 2014 und SA, 05. JULI 2014

Pariser Leben – Dortmunder Opernball 2014

So werden die Tische am Dortmunder Opernball 2014 aussehen.
So werden die Tische am Dortmunder Opernball 2014 aussehen.

In diesem Jahr laden die Theater- und Konzertfreunde Dortmund zusammen mit dem Theater Dortmund mitten im Karneval am 1. März unter dem Motto „Pariser Leben“ zum Dortmunder Opernball 2014 in das Opernhaus ein.

„Diesmal ist das hochklassige Opernensemble unserer Stadt selbst der „Stargast“. Das ist unsere Anerkennung für deren geleistete, von hoher Qualität geprägten Arbeit. Unsere Sängerinnen und Sänger sind ja auch bei anderen Opernhäusern inzwischen hoch im Kurs. Wir feiern sie und uns sozusagen mit einem großen Fest“, erklärte Prof. Dr. Michael Hoffmann, Vorsitzender der Theater- und Konzertfreunde Dortmund e.V..

 

Das Dortmunder Opernensemble bringt mit ihren Stimmen den Mythos Paris auf die Bühne. Musik aus Opern von von Berlioz, Massenet oder etwa George Bizet wird zu hören sein. Also das Beste aus Grand Opera und Opera comique. Opernintendant Jens-Daniel Herzog erläuterte: „Die Vorbereitungen für dieses gesellschaftliche Ereignis sind auf allen Ebenen sind voll im Gange.“ Begleitet wird das Programm musikalisch von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

 

Erstmals wird das Ballett Dortmund unter der Choreographie von Direktor Xin Peng Wang in das Hauptprogramm integriert. Ballettmanager Tobias Ehinger verriet: „Alle 18 Tänzerinnen und Tänzer des Ensembles werden zu sehen sein. Sie bringen Wiener Walzer von Johan Strauss auf eine besondere humorvolle Weise auf das Parkett. Lassen Sie sich überraschen.“

 

Kulinarisch ist für die Ballgäste bestens durch den jungen Sternekoch Michael Dyllong gesorgt. Sein differenziertes Angebot erfüllt alle Ansprüche. Ob als Drei-Gänge-Menu für die Gäste im Parkett oder erstmals auch als Angebot zum Selbstzusammenstellen an Gourmet-Ständen auf der ersten Etage.

 

Eine kleine Auswahl an Köstlichkeiten.
Eine kleine Auswahl an Köstlichkeiten.

Was wäre ein Ball ohne tanzen?

Um die 20 Paare aus der Tanzschule Gödde eröffnen mit dem Debütantinnenball und einer eingeübten Choreographie diesen Teil des Abends. Danach können alle Besucher Walzer und weitere Tänze aufs Parkett legen. Claudia Roth, Vizepräsidentin des Bundestages, hat sich erneut angesagt und wird als ranghöchster Gast den Tanz auf der Bühne eröffnen. Erwartet wird weiterhin Prominenz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Bei erfreulichen Ausgang beim Heimspiel gegen Augsburg habt sich auch BVB-Kapitän Sebastian Kehl mit einigen Spielern angekündigt.

 

Nach Mitternacht wird die Bühne als exklusiver Night Club zur angesagten „Pariser Bar“. Der Besucher ist eingeladen Varieté, Cabaret und Musik. Winnie Appel und Band spielen mit heißen Rhythmen zum Tanz auf.

 

Bis zum Morgengrauen hat das Publikum vielfältige Unterhaltungsmöglichkeit im ganzen Haus. Tanzen nach Walzerklängen der Dortmunder Philharmoniker auf der Bühne, rhythmisch nach Chart-Titel. Gespielt werden diese von den jungen Dortmunder Musikern Sascha Salvati und Tialda van Slogteren sowie der Band BEATPAKK.

Jazz in Opera mit Cross-over Sound und DJ Nachtfalke sorgen für Partystimmung.

Wer Lust dazu hat, kann zudem sein Glück beim Roulettspiel mit „Spielgeld“ an der Cocktail-Bar im Opernhaus versuchen.

 

Es gibt noch 150 Karten in allen Preislagen. Die Preise für eine Karte hängt davon ab, ob jemand Mitglied bei den Theater- und Konzertfreunden ist

 

Preis (€) NichtmitgliedPreis (€) Mitglied
Parkett Reihe 1-15330250
Parkett Reihe 17-25290220
1. Logenrang180140
2. Logenrang150120
Flanieren120110

 

Vom Erlös jeder Eintrittskarte spendet der Verein der Theater- und Konzertfreunde 100 € für die künstlerische Arbeit des Theaters.

 

Schauspiel Dortmund präsentiert Istanbuler Theaterszene

 

Unter dem Begriff „Szene Istanbul“ startet das Schauspiel Dortmund in Kooperation mit dem Theater an der Ruhr in Mülheim eine Gastspielreihe in türkischer Sprache. Die vier Stücke geben nicht nur einen Einblick in die freie Theaterszene der Türkei, sondern sollen auch ein Angebot an die hier lebenden Türken sein, das Dortmunder Theater kennenzulernen.

 

„Wir holen Istanbul nach Dortmund“, erzählte Dramaturg Michael Eickhoff auf der Pressekonferenz. Und die Stücke laufen nicht nur nebenher auf irgendwelchen Probebühnen, sondern „fast alle Stücke werden auf der großen Bühne gespielt“.

 

Alle auftretenden Gruppen haben ihren Mittelpunkt in Beyoğlu, dem kreativen Stadtteil von Istanbul, unterhalb des Taksim-Platzes gelegen. Beyoğlu ist im übrigen auch Partnerstadt(teil) von Dortmund. Bis auf das stark musikalisch geprägte Stück „Ҫinka“ sind alle Stücke Deutsch übertitelt.

 

Zu Beginn erleben die Zuschauer am 01. Februar 2014 um 19.30 Uhr Antoine de Saint-Exupérys Klassiker „Der Kleine Prinz – Küҫük Prens“. In der Inszenierung der Gruppe Bitiyatro zeigt den Helden der Fabel als einen alternden Clown. Das Familienstück ab 12 Jahren geht etwa eine Stunde und kostet 11 € (ermäßigt 6 €).

 

Einen musikalischen Abend verspricht „Ҫinka“. Am 23. Februar um 18 Uhr steht die große Bühne dem Musiker Birol Topalğlu offen. Zusammen mit dem Choreograph und Performer Yiğit Sertdemir erforscht Topalğlu die Geschichten und Mythen seiner Heimat, der türkischen Schwarzmeerküste. Die Besucher können sich auf traditionelle Instrumente freuen wie der Tulum, eine Sackpfeife.

Das Stück dauert etwa 75 Minuten und die Preise gehen von 9 € bis 23 €.

 

Politisch wird es am 14. März um 19:30 Uhr mit „Du bist tot, kapiert? Öldün, duydun mu?“ von Yiğit Sertdemir. In dem Stück wird ein Mann im Jenseits einer Prüfung unterzogen, um eventuell eine zweite Chance zu bekommen. In dieser sarkastischen Farce, die an Satres „Das Spiel ist aus“ erinnert, geht es um die traumatisierende Erfahrung der Menschen, die in ihrer Jugend die Herrschaft des türkischen Militärs in den 1980er Jahren, erfahren haben. Das Stück dauert etwa 70 Minuten und die Preise gehen von 9 € bis 23 €.

 

Zum Schluss der Reihe steht am 07. April um 20 Uhr im Studio ein sehr experimentelles Stück auf dem Spielplan. „Die Spur – Iz“ von Ahmet Sami Özbudak handelt von einem Haus, in der zu verschiedener Zeit unterschiedliche Menschen leben. 1955 leben dort griechisch-türkische Geschwister, die während der Unruhen 1955 ihr Haus verlassen müssen. 1980 lebt dort der revolutionäre Kommunist Ahmet, der nach dem Militärputsch untertauchen muss. Um das Jahr 2000 leben dort der Transvestit Sevengül und sein Liebhaber Rizgar. Alle drei Geschichten werden parallel erzählt und verweben sich im Laufe des Stückes immer mehr miteinander. „Wie wir das genau präsentieren, ist noch unklar“, erklärte Eickhoff. Das Stück dauert etwa 90 Minuten und die Karte kostet 15 € (ermäßigt 10 €).

 

Zu den beiden letztgenannten Stücken wird es eine moderierte Nachbesprechung geben.

 

Karten für die ersten beiden Veranstaltungen sind schon zu bestellen unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27 222.

Austropott mit zwei Premieren im Februar

Mit der Requisite ins Dortmunder U: (v.l.n.r.) Michael Kamp, Harald Schwaiger und Richard Saringer.
Mit der Requisite ins Dortmunder U: (v.l.n.r.) Michael Kamp, Harald Schwaiger und Richard Saringer.

„Indien“ – Die tiefschwarze Tragikomödie aus Österreich präsentiert die Theatergruppe „Austropott“ab Februar im Dortmunder U. Die Premiere ist am 01. Februar. Zum Inhalt: Zwei Österreicher begeben sich für eine EU-Kommission für Tourismus als Qualitätskontrolleure ins Ruhrgebiet. Zunächst sind sich die beiden völlig unterschiedlichen Männer unsympathisch, bis ein unerwartetes Ereignis die beiden zu einer echten Männerfreundschaft zusammenschweißt. Mit dabei sind: Harald Schwaiger, Richard Saringer und Michael Kamp.

 

Am 22. Februar hat ein weiteres Stück Premiere:„Der Kontrabass“ von Patrick Süskind. In diesem Einakter geht es um einen Kontrabassisten und die Hassliebe zu seinem Instrument. In diesem Monologstück spielt Michael Kamp.

 

Zudem sind auch die Stücke „Kunst“ von Yasmina Reza und „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ von Richard Alfiere weiterhin im Repertoire.

 

Weitere Termine finden Sie unter http://austropott.de/Termine+Tickets.html

Tickets gibt es unter: www.proticket.de/austropott oder telefonisch 0231 9172290

Mal kurz die Welt verbessern

Der lustige Heiner (Uwe Schmieder) und Inge Borg (Eva Verena Müller)  verbesserten die Welt.
Der lustige Heiner (Uwe Schmieder) und Inge Borg (Eva Verena Müller) verbesserten die Welt.

Ein teilweise surrealer, bunt komischer Abend erwartete die Besucher bei der „Großen Weltverbesserungsshow“ am Samstag, dem 18. Januar um 23 Uhr im Institut des Schauspielhauses. Dabei waren viele Mitglieder des Schauspielensembles.

 

Lag es am „Goldenen Zeitalter“, dem Stück, das vorher gespielt wurde oder waren gerade viele Weltverbesserer unterwegs? Jedenfalls quoll das Institut über vor Leuten. Gleich zu Beginn wurde einige Besucher ausgewählt, um entweder in den Keller oder in die erste Etage zu fahren, um dort den ersten der vielen Programmpunkte zu erleben. Den Berichterstatter zog es in den ersten Stock, wo er in einer Behindertentoilette Julia Schubert beim – nun ja- philosophieren traf. Ihr Text drehte sich um das menschliche Verständnis, jederzeit im Mittelpunkt der Welt zu sehen und die mangelnde Empathie, sich in andere hineinzudenken, etwa in einer Schlange vor der Supermarktkasse.

 

Danach ging es wieder zurück und die Show begann. Aufgebaut wie eine Art Talkshow wurde der Abend moderiert von Inge Borg (Eva Verena Müller). Auf Stichwort gab es Beiträge von Thorben (Frank Genser), dem lustigen Heiner (Uwe Schmieder), dem Finanzfuzzi Josef Ackermann (Ekkehard Freye) und dem Philosofisch (Björn Gabriel). Mit dabei war auch noch Oscar Musinowski.

 

Die vorgetragenen Texte stammten von unterschiedlichen Autoren wie Georg Büchner, Heiner Müller (logischerweise vom lustigen Heiner vorgetragen) und Thorben las aus dem Buch „In Afrika ist immer August“, das aus Schulaufsätzen neapolitanischer Kinder bestand. Sie waren sehr entlarvend, weil sie aus kindlicher Perspektive sehr ehrlich waren.

 

Neben Liedern (unter anderem „Ein bisschen Frieden“ live gesungen oder besser: interpretiert von Ekkehard Freye mit Sebastian Graf) wurden noch Fotos und Videos auf die Leinwand geworfen. Anhand der Videos wurde an diesem Abend die fast schon rassistische Sichtweise von Entwicklungshilfeorganisationen kritisiert.

 

Die Besucher durften selbst aktiv werden. Einerseits wurden Organspendeausweise verteilt, zum anderen durften die Besucher etwas zu Papier bringen, was sie 2014 nicht mehr tun werden. Diese Vorsätze wurden dann durch einen Schredder gejagt.

 

Zuletzt gab es auch etwas zu essen und trinken: Einerseits Kaffee, davor wurde ein Schluck Sekt gereicht. Statt wie im Vorfeld angekündigt Sophia Loren kochte an ihrer Stelle Darlene Mietrich (Merle Wasmuth) Spaghetti mit einer vegetarischen Sauce.

 

Was bleibt am Ende? Werden wir jetzt alle Weltverbesserer? Nun ja, es tut gut mal daran zu denken, dass es nicht immer optimal für einen selbst läuft und ein wenig Empathie für andere Menschen kann auch nicht schaden.

Carmen – die Geschichte einer femme fatale

Kaum eine Oper ist bekannter als „Carmen“ von Georges Bizet. Am 01. Februar steht sie auf dem Spielplan der Oper Dortmund. Auf einer Matinee gaben Dramaturg Georg Holzer, der musikalische Leiter Gabriel Feltz sowie Regisseurin Katharina Thoma Einblicke in das Stück.

 

Es ist ja ironisch: Die Uraufführung von „Carmen“ am 03. März 1875 in Paris war ein Misserfolg für den Komponisten Bizet. Dass die Oper schon ein halbes Jahr später in Wien ein riesiger Erfolg wurde, erlebte Bizet nicht mehr. Er starb bereits am 03. Juni 1875 mit 36 Jahren.

 

Was macht die Faszination von „Carmen“ aus? Neben der Musik sicher die immer frische Thematik einer Dreiecksbeziehung. Denn die Titelheldin Carmen steht zwischen zwei Männern. Unerhört in der damaligen Zeit war wohl die lockere Moral in dem Stück und dass es sich bei Carmen um eine ziemlich selbstbewusste Frau handelt.

 

„Carmen ist ein Typ Frau, den es immer geben wird“, so Holzer. Die femme fatale ist Zigeunerin, kommt also aus der Unterschicht. Heute würde man Prekaritat dazu sagen. Carmen verdreht jedem Mann den Kopf, weil sie Unabhängig ist. „Carmen ist eine Frau, die weiß, wie man sich durchs Leben kämpft“, beschreibt Holzer die Titelheldin. Diese Unabhängigkeit macht ihrem Verehrer Don José zu schaffen.

Don José ist ein echtes Muttersöhnchen, wird durch seine Leidenschaft zu Carmen immer brutaler und unberechenbarer. Als sich Carmen in den Stierkämpfer Escamillo verliebt, kommt es zur Katastrophe. Don José ermordet Carmen.

 

Neben der Wandlung von Don José vom Muttersöhnchen zum Mörder ist auch die Wandlung von Carmen von Bizet spannend umgesetzt. Carmen beginnt als machtvolle Frau, die weiß, wie sie ihre Waffen einsetzen kann, bis sie vom Stierkämpfer Escamillio „bezwungen“ wird. Doch Kompromisslosigkeit, mit der sie ihre Schönheit einsetzt, kann nicht ewig weitergeführt werden. Denn Schönheit ist endlich. Was wäre mit Carmen wohl passiert, wenn sie nicht ermordet worden wäre? Ehefrau von Escamillo mit vielen Kindern oder müsste sie einsam als Bettlerin auf der Straße leben?

 

Das Stück wird in der alten Dialogfassung aufgeführt, denn „die Rezitativfassung wäre auch nicht natürlich“, so die Regisseurin Thoma.

 

Carmen wird gesungen von Katharina Peetz (oder von Ileana Mateescu), Don José singt Christoph Strehl und Morgan Moody übernimmt die Rolle von Escamillo.

 

Termine: SA, 01. FEBRUAR 2014, SO, 09. FEBRUAR 2014, SA, 15. FEBRUAR 2014, FR, 21. FEBRUAR 2014, MI, 05. MÄRZ 2014, SA, 08. MÄRZ 2014, SO, 16. MÄRZ 2014, SO, 23. MÄRZ 2014, DO, 27. MÄRZ 2014, SO, 20. APRIL 2014 und SA, 05. JULI 2014