Archiv der Kategorie: Darstellende Kunst

Frust und Wut des Mittelmaßes

Ziemlich desillusioniert: Michael Kamp als Kontrabassist. Das Bild stammt von einer Fotoprobe.
Ziemlich desillusioniert: Michael Kamp als Kontrabassist. Das Bild stammt von einer Fotoprobe.

Irgendwann bekommt man sogar Mitleid mit dem armen Instrument. Wenn Michael Kamp, als namenloser Kontrabassist, auf sein Instrument verbal einschlägt, es beschimpft, es niedermacht. Was kann der arme Kontrabass dafür, dass „aus ihm kein vernünftiger Ton herauskommt, nur Geräusche“, so der Musiker. Sie werden es vielleicht ahnen, wir sind beim Ein-Personen-Stück „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind im Theater im U am 09. März. Michael Kamp ist Mitglied der Theatergruppe Austropott.

 

Dabei fängt das Stück harmonisch an. Michael Kamp, beamteter Musiker in einem städtischen Sinfonieorchester, bereitet sich in seiner fast schalldichten Bühnenwohnung zwischen Laptop und mehrerer Kisten Bergmann-Bier auf seinen Auftritt bei einem anstehenden Konzert von Wagners „Rheingold“ vor. Vollmundig preist er die Vorzüge seines Instruments, einem Kontrabass. Die Zuschauer befinden sich quasi mitten drin in dieser Vorbereitungsphase und sehen zu, wie er sich vorbereitet und anzieht. Dabei fällt auf, dass er sein „Flüssigkeitsverlust“ mit Bier kompensiert, ein wesentlicher Faktor, denn mit mehr Bier wird unser Musiker immer offener und ehrlicher.

 

Warum spielt man überhaupt ein Instrument, dass man nicht liebt? Der Musiker will sich anscheinend an seinen Eltern rächen, die ihn nicht geliebt haben. Seine musische Mutter spielte die zierliche Flöte, da wählte er ein Instrument, dass quasi das genaue Gegenteil ist: Der Kontrabass. Seinen Vater, ein Beamter, wischt er einen aus, indem er als Musiker auch Beamter wird. Mäßig begabt steht er mit seinem Instrument am dritten Pult als „Tutti-Schwein“.

 

Michael Kamp spielt sich im Laufe des Stückes in einen wahren Rausch. Am Anfang war der Kontrabass das Fundament des Orchesters, ja der Musik, ohne den nichts läuft. Selbst Dirigenten sind überbewertet. Dann schlägt die Stimmung nach und nach um. Kann man das Klavier immer noch als Möbel benutzen, so unser Musiker, gibt es bei seinem Instrument keinerlei Hoffnung. „Ein Kontrabass ist mehr, wie soll ich sagen, ein Hindernis als ein Instrument“, entfährt es ihm.

 

Das Stück von Süskind zeigt sehr schön die ambivalente Beziehung, die vielleicht jeder Musiker zu seinem Instrument hat. Erst wird die Wichtigkeit betont, doch wenn man lange genug nach bohrt, kommen auch die hässlichen Seite zum Vorschein. Zudem leidet unser Musiker darüber, dass er im Konzertgeschehen kaum beachtet wird. Während andere Instrumente im Vordergrund stehen, stehen die Kontrabässe am Rand. Diese Zurücksetzung schmerzt ihn. Er wird sehr dünnhäutig. Man drückt sich etwas tiefer in die Sitze, wenn eine erneute Tirade auf das arme Instrument abgefeuert wird.

Dabei wird schnell klar, unser Musiker ist kein Virtuose, er ist Mittelmaß. Er macht seine Mittelmäßigkeit an allem anderen fest, nur nicht an sich selbst. Sein Hass auf alles Virtuose entlädt sich beispielsweise in Beschimpfungen über Wagner und Mozart, um dann wieder in Selbstmitleid zu zerfliessen.

 

Mehrmals im Stück möchte unser Musiker die ganze Sache hinschmeißen, doch etwas hält ihn zurück: Seine unerfüllte Liebe zur Mezzosopranistin Sarah. Hier kommt eine weitere Komponente ins Spiel: das Herz einer Frau mit einem „uncoolen“ Instrument zu gewinnen. Dem Musiker ist eigentlich klar: Die Sängerin braucht eher einen Pianisten, mit dem sie ihre Arien üben kann. Seine Versuche „besonders schön“ zu spielen, wenn sie singt, bleiben unbeachtet. Am Ende des Stückes will er kurz vor Beginn der Premiere von „Rheingold“ laut „Sarah“ rufen. Doch ob er es tut, bleibt letztendlich offen.

 

Michael Kamp zeigt sich spielfreudig, er bringt diese Verletzlichkeit des Musikers, die urplötzlich in Wut umschlagen kann, sehr gut auf die Bühne. Von den vier Stücken des Austropotts ist „Der Kontrabass“ bisher das absolute Highlight.

Ein besonderes Bonbon war der Auftritt von Desirée von Delft als „Sarah“ in einer Art Traumsequenz des Musikers.

 

Wer sich das Stück ansehen möchte, kann dies am 15. März (19:30 Uhr), 29. März (19:30 Uhr) und am 06. April (18 Uhr) tun. Karten und Infos unter www.austropott.de.

 

Ein Dilemma für Mittelstandskids

Mal eben noch die Welt retten. Aber wie und wann? Saskia Rademacher, Oliver Seifert, Fatima Talalini, Christoph Stuhlmann und Lucas Franken in "Feiert. Facebooked. Folgt."
Mal eben noch die Welt retten. Aber wie und wann? Saskia Rademacher, Oliver Seifert, Fatima Talalini, Christoph Stuhlmann und Lucas Franken in „Feiert. Facebooked. Folgt.“

Stell‘ dir vor es spielt eine Band und keiner kommt, um sie zu hören. So könnte man das Stück „Feiert, Facebooked, Folgt“ von Holger Schober, das am 07. März 2014 im KJT Premiere hatte, in einem Satz zusammenfassen. Zunächst. Doch was sich wie ein Albtraum anhört, bietet Zeit und Raum für Reflexionen der fünf Musikerinnen und Musiker. Und quasi nebenbei erfahren die Zuschauer einiges über 100 Jahre Protestgeschichte.

 

„Wir sind alles Mittelklasseschlampen“. Der Satz aus dem Stück tut weh, aber trifft eigentlich genau den Punkt. Fünf Söhne und Töchter aus der Mittelschicht, die es – aus welchen Gründen auch immer – in eine gemeinsame Band geschafft haben, zerbrechen sich ihre Mittelschichtköpfchen über die Probleme der Welt. Spielen sie nun „gegen Rechts“ oder für „Save the planet“ oder wofür oder wogegen auch immer. Das Tolle an „Feiert, Facebooked, Folgt“ ist, dass es von Beginn an die typischen Floskeln der politischen Diskurse durch den Kakao zieht. So gehört irgendwann auch „Boykottiert Youporn – rettet die Pornoindustrie“ zu den Forderungen.

„Man müsste mal was machen“ und „Wir sollten…“ waren schöne Floskeln, die zu hören waren und das Dilemma aufzeigten. Wer ist konkret „man“ oder „wir“? So kann jeder die Verantwortung auf die anderen abwälzen. Das wurde im Stück sehr gut rüber gebracht, als alle konkrete Vorschläge machten und auf die Frage, wann damit begonnen werde, kam als Antwort: Morgen, sofort nach dem Aufstehen oder erst später oder noch später oder oder oder…

 

Toll sind auch die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler aus dem Jugendclub. Lucas Franken, Saskia Rademacher, Oliver Seifert, Christoph Stuhlmann und Fatima Talalini werfen sich die Bälle zu und spielen mit einer Begeisterung, dass es einfach Freude macht, den Jugendlichen zuzuschauen.

 

Es gab auch reichlich nachdenkliche Momente. Jeder Schauspieler hatte quasi ein Solo, in dem er oder sie eine Protestbewegung vorstellte. Angefangen von Friedrich Muck-Lamberty, einem der sogenannten Inflationsheiligen der 1920er Jahre über die Kommune 1 bis hin zu der katholischen Jugendbewegung. Sicherlich kontrovers: Auch die Hitlerjugend wurde behandelt. Doch nicht in einem positiven Kontext, sondern als Tatsache, dass die Nazis die Jugend zum ersten Mal als politische Kraft gesehen haben. So das Stück. Darüber kann man streiten. Denn auch andere Parteien sahen schon in der Jugend einen entscheidenden Faktor. So wurden beispielsweise die „Falken“, die Jugendorganisation schon 1904 gegründet.

 

Während auf der Bühne Musik gespielt wurde, gaben parallel Videoeinblendungen einer eigens gebildeten Gruppe von jungen und auch älteren Menschen auf lebendige Weise anregende Einblicke in ein Spektrum von moderne Protestaktionen wie etwa „Critical Mass“, eine Aktionsform von Fahrradfahrern, oder „Flashmobs“. Dabei spielten die fünf jungen Schauspielerinnen und Schauspieler die Instrument selbst. Musik von den „Ärzten“ über die Dreigroschenoper bis hin zu „Wir sind Helden“ wurden auf dem „Konzert, zu dem keiner kam“ zum Besten gegeben.

Auch das Bühnenbild mit dem langsam wachsenden Gras („Graswurzelrevolution“ oder wächst vielleicht Gras drüber?) im Hintergrund war passend gewählt.

 

Am Ende gab es für Regisseurinnen Isabel Stahl und Christiane Köck sowie für die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler einen Riesenapplaus.

 

Es gibt leider nur vier weitere Aufführungstermine: Sa, den 8.3. 19:00 , So, den 9.3. 19:00 Uhr, Fr, den 14.3. 19:00 Uhr und am So, den 16.3. 19:00 Uhr.

Karten und Infos unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Jakobsweg zur Selbstfindung

Er erste Schritt ist am schwersten. Bettina Zobel als Pilgerin.
Er erste Schritt ist am schwersten. Bettina Zobel als Pilgerin.

Am 15. März 2014 um 20.00 Uhr ist Premiere für „The road to Santiago – ein Jakobsweg“ (ab 14 Jahren) im Kinder- und Jugendtheater Dortmund. Die Koproduktion des KJT mit der Companie des Mers du Nord, Grande-Synthe ist zugleich die erste internationale Kooperation im Haus.

 

Die Gründerin der Companie Brigitte Mounier führt bei diesem ein Personenstück Regie. Die Schauspielerin Bettina Zobel vom KJT hat die Geschichte geschrieben und spielt auch die Hauptperson.

„Das war mir eine Herzensangelegenheit. Es gibt leider zu wenige Stücke über Frauen, die sich außerhalb der üblichen Rollenklischees bewegen. Die Frau in meiner Geschichte ist mutig und bringt die physische und psychische Kraft auf, von ihrer Familie wegzugehen und sich auf den Jakobsweg zu machen. Eine geheimnisvolle , interessante Geschichte sowohl auf physischer als auch auf psychologischer Ebene. Ich bin diesen Weg übrigens selber auch gegangen. Allerdings erstreckte sich bei mir der Zeitraum über sieben Jahren“, erklärte Zobel.

 

Der Leiter des KJT Andreas Gruhn fügte hinzu: „Es gibt einen Mangel an neuen Frauenbildern und Lebensentwürfen. Leider definieren sich Frauen immer noch über Männer. Bei “The road to Santiago-ein Jakobsweg“ geht es vor allem auch um Unabhängigkeit und Freiheit.“

 

Kurz zur Geschichte: Eine Frau findet den Mut, einen ersten Schritt aus ihrem familiären Trott und mit dem Hintergrund einer schweren Krankheit zu gehen und sich eine Auszeit zu genehmigen. Sie will wie schon viele Pilger vor ihr zu Fuß den besonders durch Hape Kerkeling bekannt gewordenen Jakobsweg von ihrer Heimatstadt Köln bis nach Santiago de Compostela zu gehen. Dabei trifft sie neben verschiedene Menschen, aber vor allem sich selbst….

 

Gast-Regisseurin Brigitte Mounier sieht es Aufgabe für ihre Inszenierung an, die Schwierigkeit „weg zu gehen“ und die damit zusammenhängenden physischen wie psychischen Herausforderungen auf der Bühne spürbar präsent werden zu lassen.

 

Der Abend wird auch musikalisch begleitet werden. Wie die fünf immer wieder auftretenden Personen bei dieser ca. 55 Minuten dauernden Ein-Personen-Aufführung eingebracht werden, wurde noch nicht verraten.

 

Es gibt einen Themenabend für Pädagogen und Erzieher am 13. März um 17 Uhr.

Weitere Termine Sa, 22. März 2014, So, 23. März 2014, Sa, 29. März 2014, Sa, 24. Mai 2014, So, 25. Mai 2014 und Sa, 14. Juni 2014. Karten gibt es unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.

Ausgerechnet: FC Schalke 04 gewinnt Preis in Dortmund

Da wird sich der FC Schalke 04 aber freuen: Der "Pannekopp" im zarten Stahl-Rost.
Da wird sich der FC Schalke 04 aber freuen: Der „Pannekopp“ im zarten Stahl-Rost.

Nein, die Meisterschale bleibt den Knappen seit 1958 verwehrt, aber einen Preis haben sie heute in Dortmund bekommen: Den Anti-Orden „Pannekopp des Jahres“. Gewählt wurde er von über 18.000 Zuschauern der bisher ausverkauften 38 Vorstellungen des „Geierabends“.

 

Alle Beteiligten des Geierabends waren auf der Bilanzpressekonferenz glücklich: Regisseur Günter Rückert: „Wir waren bissiger, politischer und schonungsloser denn je“. Da Ars tremonia bei der Premiere dabei war, können wir das nur bestätigen. Thematisiert wurden der Limburger Bischof Tebartz-van Elst wie auch der NSA-Abhörskandal. Sehr scharf, vielleicht für manche zu scharf, wurde das Flüchtlingsdrama von Lampedusa kommentiert: „Refugee watching“ statt „whale watching“.

 

Neues gab es auch: Zum einen das Ensemble-Mitglied Murat Kayı. Der Kabarettist und Musiker soll auch die nächsten Sessionen des Geierabends begleiten. Auch „Kimberlys Mutter“ alias Sandra Schmitz wird wahrscheinlich wieder auftauchen. Dafür soll Kimberlys Mutter auch einen Namen bekommen: Jessica Schmottke.

 

Ein fast wissenschaftlichen Selbstversuch wurde auf der Bühne durchgeführt: Der Steiger (Martin Kaysh) nahm in jeder Vorstellung einen kräftigen Schluck homöopathische Globuli verschiedenster Art mit Bier. Nach fast 40 Vorstellungen das Resümee: Nix passiert.

 

Mit den nackten Zahlen der Session 2014 konnten die Beteiligten des Geierabend hochzufrieden sein: 18.150 Menschen in 38 restlos ausverkaufte Vorstellungen und zwei Zusatzshows.

 

Bleibt noch die Frage, wieso der FC Schalke 04 den „Pannekopp“-Orden überhaupt erhält. Der Verein war in der Verlosung mit dem WDR-Studioleiter Gerald Baars. Baars hatte Bilder der Südtribüne nach den Vorfällen im Derby auf Schalke aus dem Vorspann der Lokalzeit verbannt.

Schalke war deshalb nominiert, weil der Verein beleidigt war, dass das ZDF lieber Dortmunder Champions League-Spiele zeigte. Tja, und als das ZDF mal ein Schalke-Spiel übertrug, gab es eine legendäre 1-6 Heimpleite gegen Real Madrid.

 

Vom 13. bis 15. Juni wird es übrigens Sommer-Geierabende bei Tante Amanda geben.

 

Mehr Infos unter www.geierabend.de

Mit dem Tunnelblick in der virtuellen Welt

Im Einsatz: (v.l.n.r.) Götz Vogel von Vogelstein (Ade), Bianka Lammert (Maggie) und Richard Barenberg (Tom) (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Im Einsatz: (v.l.n.r.) Götz Vogel von Vogelstein (Ade), Bianka Lammert (Maggie) und Richard Barenberg (Tom) (Foto: ©Birgit Hupfeld)

Kaum ein anderes Theaterstück hat die „Redaktion“ bei Ars tremonia zu solch kontroversen Diskussionen verleitet wie „First Person Shooter“ unter der Regie von Johanna Weissert, das am 28. Februar im KJT Premiere hatte. Dabei ging es nicht um die Qualität von Bühne, Regisseurin oder Schauspieler, sondern um die Frage, inwieweit das Stück in die gut gefüllte Kiste von Klischees über Computerspieler greift.

 

Zur Geschichte: Ade ist ein 17-jähriger Computerspieler, der bei seiner alleinerziehenden Mutter Maggie lebt. Maggie ist Managerin in einem Unternehmen, ihr Arbeitskollege Tom ist selber Computerspieler. Tom hat ein Wärmesensor-Steuersystem entwickelt, das eigentlich für das Schienennetz gedacht ist, aber das Militär hat auch Interesse daran.

 

Fangen wir bei den Schauspielern an., die allesamt überzeugten. Götz Vogel von Vogelstein spielte den 17-jährigen Ade mit Bravour. Von Vogelstein spielt einen Ade mit dicker Brille und leichtem Übergewicht, der König auf dem virtuellen Schlachtfeld ist, aber bei einem 100 Meter Rennen große Schwierigkeiten hätte. Ade versucht den familiären „Modus vivendi“ beizubehalten, das heißt, zu verhindern, dass seine Mutter einen neuen Mann näher kennenlernt.

Bianka Lammert als alleinerziehende und überforderte Mutter ist ebenfalls eine gute Besetzung. Beruflich taff, spielt sie zu Hause bei ihrem Sohn eine eher untergeordnete Rolle.

Bei „First Person Shooter“ spielt ein Gast mit: Richard Barenberg. Er spielt Tom, Maggies Arbeitskollege und selber Computerspieler. Sein Versuch, bei Ade zu landen, geht schief, zumal Ade ihn auch als Konkurrent in der Beziehung zu seiner Mutter sieht. Barenberg spielt seine Rolle als Tom sehr humorvoll.

Rainer Kleinespel spielt eine Doppelrolle: Einerseits die Computerspielfigur Captain Jones, andererseits den Rekrutierungsoffizier der britischen Armee Nugget.

 

Ein großes Lob gehört auch dem Bühnenbild. In der Mitte befand sich eine Art Tunnel, der Ade gegen Ende des Stückes sogar verschlingen wollte. Eine Anspielung auf den Tunnel oder „Flow“, in dem Spieler geraten, die ständig gebannt auf das Geschehen am Bildschirm schauen und ihre Außenwelt nicht mehr wahrnehmen. Dazu ist zu sagen, dass auch andere Menschen, wie Sportler, Musiker etc in einen Flow geraten können, wenn sie sich sehr stark auf etwas konzentrieren müssen.

 

Mit Ade und Tom werden in dem Stück zwei typische Computerspieler vorgestellt. Der eine 17 Jahre alt, Tom vermutlich doppelt so alt. Ade wird konsequent als typischer Gamer dargestellt, dem Essen etc. unwichtig erscheint, der sogar vor einem Geschäft zeltet, um als erster den neuen Shooter zu bekommen. Aberwitzig wird es, wenn Ade versucht in die Armee einzutreten, weil er glaubt, durch seine Fähigkeiten mit der Spielkonsole, ein exzellenter Drohnenpilot zu sein. Was die „besondere Fähigkeit“ als Drohnenpilot angeht, gab es dazu einen Artikel in der „telepolis“.Zitat:

 

„Interessant mag sein, dass die Versuchspersonen, die mindestens einmal in der Woche ein Computerspiel spielen, in den reizarmen, wenig interaktiven Versuchsbedingungen die schlechteste Leistung zeigten. Insofern sind Computerspieler möglicherweise auch nicht die besten Soldaten, wie oft gedacht wurde.“ („Die Langeweile der Drohnenpiloten“, Florian Rötzer, telepolis, 20.11.2012, http://www.heise.de/tp/artikel/38/38010/1.html)

 

Tom, die zweite Figur, die Computerspiele spielt, bekommt keine Sympathiepunkte. Er verrät am Ende des Stückes all seine hochheiligen moralischen Prinzipien und lässt sich vom amerikanischen Militär kaufen.

 

Aber kommen wir wieder zu den positiven Seiten des Stückes. Neben den erwähnten Schauspielern und dem Bühnenbild zeigte das Stück sehr gut die Hilflosigkeit von Ade Mutter Maggie, ihren Sohn zu erreichen. Sehr schön die Szene, als Maggie versucht, zusammen mit Tom und ihrem Sohn zu spielen und dabei grandios scheitert.

 

Auch die Erklärungen zu den Fachbegriffen der Gamerszene wie „pwn“, „n00b“ oder „Respawn“, so konnten auch die Zuschauer, die keinerlei Erfahrungen mit dieser Art von Spielen hatten, besser dem Stück folgen.

 

Gelungen waren auch die Kostüme, insbesondere als sich Ade, Tom und Maggie in das Spiel einklinkten und mit Helm und Gewehr auftauchten. Hier sorgte Lammert mit ihrem herrlichen Spiel als Ego-Shooter-unerfahrene Maggie für Lacher.

 

Eine weitere Frage, die das Stück aufwirft, ist die Verzahnung zwischen Militär und den „Ego Shootern“. Hier versucht vor allem das amerikanische Militär durch Spiele wie „America’s Army“ Rekruten zu gewinnen. Auch Spiele wie „Medal of Honor“ werden co-finanziert.

 

„First Person Shooter“ hat auf jeden Fall das geschafft, was ein gutes, modernes Theaterstück ausmacht: Es soll zur Diskussion anregen. Computer- und Videospiele sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen und sind längst nicht mehr ein Phänomen von irgendwelchen Jugendlichen, denn der durchschnittliche Spieler ist 32 Jahre alt. Es wird Zeit, dass in der Debatte über Computer- und Videospiele die Spieler ernst genommen werden. Dazu kann „First Person Shooter“ durchaus als Diskussionsbasis gelten.

 

Wer weiteren Diskussionsstoff über Computer- und Videospiele haben möchte, der kann sich auf den Seiten von „Stigma Videospiele“ informieren. Deren Linkliste führt sowohl Befürworter als als Gegner von Computerspielen auf. http://stigma-videospiele.de/wordpress/links/

 

Weitere Termine: 02. März sowie 01. bis 06. März. Karten unter www.theaterdo.de oder 0231 5027222.

 

Jugendprotest im Zeitalter der Globalisierung

Lucas Franken, Oliver Seifert, Christoph Stuhlmann, Fatima Talalini und Saskia Rademacher  Foto: ©Birgit Hupfeld
Lucas Franken, Oliver Seifert, Christoph Stuhlmann, Fatima Talalini und Saskia Rademacher
Foto: ©Birgit Hupfeld

Am 7. März 2014 wird um 19:00 Uhr im Kinder- und Jugendtheater die Jugendclub-Produktion “Feiert, Facebooked, Folgt“ nach dem Stück von Holger Schober als Premiere aufgeführt. Es ist für Menschen ab 14 Jahren gedacht.

Dazu erklärte der Leiter des KJT, Andreas Gruhn: “Normalerweise machen wir mit den Jugendlichen zusammen eine Stückentwicklung. Diesmal greifen wir auf das Stück von Schober zurück. Es geht darum, wie ich mich als Mensch in einer globalisierten, immer undurchschaubarer werdenden Welt positionieren kann. Wofür oder wogegen kann man protestieren?”

Die Regisseurinnen der Aufführung, Isabel Stahl und Christine Köck verrieten vorab: “Fünf junge Menschen sind eine Band und warten auf ihren Auftritt. sowie auf die Zuschauer. Es kommt aber keiner. Während sie warten stellen sie sich die Frage, in was für einer Welt wir eigentlich leben, und das man doch etwas tun müsste. Sie führen das Publikum durch hundert Jahre  Protestgeschichte, wie beispielsweise Muck Lambety und seine “Neuen Schar” oder etwa die Kommune 1. Was ist eine Protestbewegung, welchen Sinn macht sie und kann sich Geschichte wiederholen? Die fünf Bandmitglieder werden auch sechs Protestsongs singen.”

Das ist nur die eine Ebene der Vorstellung. “Um den passiven und nihilistischen Geschehen auf der Bühne etwas positiv aktives entgegen zu setzen, wurde von einer intergenerativen Protestgruppe von 7 Personen ( Kern) parallel zur Theatergruppe eine ins Leben gerufen,” so Stahl.

Von ihren unterschiedlichen Protestformen wie zum Beispiel Critical Mass, eine international verwendete direkte Aktionsform, bei der sich Fahrradfahrer unorganisiert treffen, um gemeinsam für ihre Rechte und Belange gegenüber den motorisierten Individualverkehr aufmerksam machen und einigen anderen Aktionsformen, werden Videos in das Geschehen eingespielt. Für die Videos sind Christine Köck und Florian Zeitler verantwortlich.

Als Grundlage diente das Buch “Mut Bürger – neue Formen des Protests” von Florian Kessler.

Was gibt es über das Bühnenbild zu erzählen? Die Regisseurin Isabel Stahl  erläuterte dazu: “Die Bühne stellt einen abstrakter Raum mit einer grünen Rasenfläche dar. das ist ein Symbol dafür , dass etwas wächst. Eine Metapher dafür, das aus einer gemeinsamen Aktivität oder Bewegung etwas positives erwachsen kann.”

Die Vorstellung dauert ungefähr 75 Minuten.

Neben der Premiere am Freitag, dem 7. März 2014 um 19:00 Uhr  gibt es nur vier weitere Aufführungstermine: Sa, den 8.3. 19:00 , So, den 9.3. 19:00 Uhr, Fr, den 14.3. 19:00 Uhr und am So, den 16.3. 19:00 Uhr.

Karten und Infos unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

 

Getanzte Hommage an die kleinen Leute

Marianne (Monica Fotescu-Uta) tanzt mit einem Skelett. (Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)
Marianne (Monica Fotescu-Uta) tanzt mit einem Skelett. (Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)

Die Uraufführung des neuen Balletts von Xin Peng Wang „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth am 22. Februar 2014 im Opernhaus präsentierte das Kleinbürgertum als handelnde Protagonisten. Xin Peng Wang und seine Mitstreiter zauberten herrliche Bilder aus Wien auf die Bühne. Ob der Tod nun ein Wiener ist? Keine Ahnung, aber er kann sehr gut tanzen.

 

Keine Könige und Kaiser, kein Drama an einem Fürstenhof und weltpolitische Entscheidungen werden auch nicht gefällt. Die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth stellt die kleinen Leute in den Mittelpunkt. Sie leben irgendwo in den Vorstädten und erleben dort ihre Komödien, Tragödien und Dramen, von denen in der Regel niemand sonst Notiz nimmt. Von Horváth schreibt sie aus seiner Wiener Sicht, doch die Geschichten können auch in der Dortmunder Nordstadt oder in Scharnhorst passieren und vermutlich tun sie es sogar jeden Tag.

 

Zur Geschichte: Es gibt in Wien eine Legende, dass die Toten, die auf der Erde noch eine Rechnung offen haben, einmal im Jahr die Chance bekommen, etwas zu verändern. An dieser Aufgabe versuchen sich Marianne, Oskar, Alfred und Valerie.

Marianne und der biedere Oskar sind verlobt. Marianne trifft aber den Hallodri Alfred, der mit Valerie zusammen ist. Anton verlässt Valerie um mit Marianne zu leben, die ein Kind von ihm bekommen hat. Es dauert nicht lange, dann hat Alfred Marianne und das Kind satt und er kehrt zu Valerie zurück. Marianne ist allein, arbeitet aus Verzweiflung in einem Nachtclub. Auch die Kirche, an die sie sich in ihrer Verzweiflung wendet, gewährt ihr keine Absolution. Als Oskar schließlich erfährt, dass das Kind, das Marianne in eine Pflegefamilie gegeben hat, tot ist, nimmt er sie wieder auf.

 

Xin Peng Wang hat dieser Geschichte noch zwei wichtige Personen hinzugefügt. Zum einen den „Tod“ als handelnde Figur, der wie ein Dirigent oder ein Marionettenspieler die Toten unter seiner Kontrolle hat und zum anderen „das kleine Mädchen“, die einzige lebende Figur, denn alle anderen sind ja tot. Ob sie nun den Geist oder die Seele des ursprünglich verstorbenen Mädchens verkörpert, die Hoffnung oder das Gewissen, bleibt dem Zuschauer überlassen.

 

Das Corps de Ballet spielt in dem Stück mehrere Rollen. Erst beim zweiten oder dritten Blick erkennt man, dass die Tänzer wie Totenköpfe geschminkt sind. Sie verkörpern einerseits die Natur wie beispielsweise die Wellen der Donau oder die Büsche im Wind, andererseits spielen sie auch das „Volk“. Besonders beeindruckend ist die Szene in der Wiener Vorstadt, als alle weiblichen Mitglieder des Ensembles mit Kinderwagen auf die Bühne kamen. Hier kommt mir das Zitat von Heinrich Böll in den Kopf, der über das ähnliche Milieu in Köln geschrieben hat:

„Mädchen kreuzten meinen Schulweg, balgten sich am Straßenrand, heute – morgen, so schien es mir, waren sie schon junge Frauen, übermorgen Mütter“ (Heinrich Böll, Essayistische Schriften und Reden, Band 1, ©1979 Kiepenheuer & Witsch, Köln.

Kommen wir zu den Solisten: „Der Tod ist pünktlich, er kommt weder zu spät noch zu früh“, sagte Dramaturg Christian Baier bei der Premierenfeier. Hinzu kommt, dass er bei den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ noch eine majestätische Bühnenpräsenz und Sprungkraft hat. Das alles verlieh ihm Mark Radjapov, der schon in Fantasia als Dr. Zaponetti glänzte.

Die Primaballerina Monica Fostecu-Uta tanzte die Marianne. Dabei deckte sie das ganze Gefühlsspektrum, was diese junge Frau durchleben muss ab. Erst forsch , als sie sich von Oskar trennt und sich für Alfred entscheidet flatterhaft wie ein Schmetterling.Später zeigt uns Fotescu-Uta eine verletzte, hoffnungslose, immer verzweifelter werdende Marianne, die von allen verlassen scheint.

In dem Stück spielen die Männer eher eine Nebenrolle. Oscar (Howard Quintero Lopez) als verlassener Verlobter, der Marianne am Ende doch wieder zurück nimmt. Dimitry Semionov tanzt einen von sich überzeugten Alfred, der immer wieder Glück bei den Frauen hat und dem auch Valerie letztendlich nicht widerstehen kann.

Valerie (getanzt von Emilie Nguyen) hat einen äußert komischen Auftritt, als sie in einem Liegestuhl dösend, von lästigen Mücken und Fliegen gestört wird.

 

Das kleine Mädchen wird getanzt von Stephanine Ricciardi. Sie ist die einzige lebende Figur in diesem Stück. Ihre berührendste Szene hat sie zusammen mit ihrer Mutter Marianne, die sie aber nicht berühren darf, denn der Tod ist immer dazwischen und achtet darauf, dass diese Linie zwischen den lebenden und den Toten nicht überschritten wird.

 

Trotz dieses Dramas gibt es einige Stellen, die zum Schmunzeln sind wie die erwähnte Badeszene mit den Mücken. So setzt das Corps de Ballet die Klänge der „Trisch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauss das Tratschen herrlich tänzerisch um.

Ein großes Kompliment auch für wunderschönen Kostüme unter Leitung von Ute Werner, wie zum Beispieles die Badeanzüge im Stil des beginnenden 20. Jahrhunderts oder die Mönchskutten in der Szene in der Kirche. Die Beleuchtung wurde von Stefan Schmidt sehr geschickt eingesetzt. Besonders beeindruckend war etwa der einsam in einem Lichtstrahl stehende Kinderwagen. Die Mutter Marianne will von der dunklen rechten Seite zu ihrem Kind, wird aber von Alfred zurückgehalten.

Die Bühne war sparsam, aber effektvoll. Neben typischen Wiener Bildern wie dem Prater, wurden die Handlungsorte rudimentär und skizzenhaft im Hintergrund gezeigt. Beeindruckend waren die Skelette, die schon ziemlich am Anfang von der Decke schwebten und Marianne zum Tanzen animierten.

 

Kommen wir zur Musik. Sie wird live gespielt von den Dortmunder Philharmonikern. Bei der Premiere war Motonori Kobayashi auf dem Dirigentenpult. Neben Johann Strauß, der mit seinen Walzern und Polkas einen wesentlichen Teil der Musik „beisteuerte“, erklangen noch Werke von Alban Berg. Berg steht zwar im Spannungsfeld zwischen Neuromantik und Atonalität, doch zusammen mit den Werken von Strauss verbanden sie sich zu einer Art Gesamtmusik. Neben den gefälligen Melodien, erklangen auch sperrige. Wie im wirklichen Leben.

 

So war es nicht verwunderlich, dass am Ende des Abends die Besucher stehend alle Beteiligten feierten. Dortmund erlebte wieder einen großen Ballettabend.

Weitere Termine: So, 09. März 2014, Sa, 15. März 2014, Fr, 21. März 2014, Mi, 26. März 2014, Sa, 29. März 2014, Mi, 16. April 2014, Sa, 26. April 2014, Sa, 03. Mai 2014, Fr, 09. Mai 2014, So, 25. Mai 2014, Sa, 31. Mai 2014 und Sa, 14. Juni 2014. Infos und Karten unter www.theaterdo.de

Jugendstück über Ego Shooter

(v.l.n.r.) Bianka Lammert, Richard Barenberg, Götz Vogel von Vogelstein und Rainer Kleinespel. (Foto: ©Birgit Hupfeld)
(v.l.n.r.) Bianka Lammert, Richard Barenberg, Götz Vogel von Vogelstein und Rainer Kleinespel. (Foto: ©Birgit Hupfeld)

Am 28. Februar 2014 hat das Stück „First Person Shooter“ von Paul Jenkins deutschsprachige Erstaufführung im Kinder- und Jugendtheater. Hier geht um Fragen wie: Gibt es Schnittstellen von Shooterspielen und Drohnenkrieg und kann man noch virtuelle und reale Welt unterscheiden? Empfehlenswert ist das Stück ab 14 Jahren.

 

In der Geschichte geht es um Adrian, kurz Ade genannt, der gerne stundenlang in seine virtuelle Spielewelt der Ego Shooter abtaucht. Seine ratlose Mutter Maggie bittet ihren Arbeitskollegen Tom um Rat. Maggie arbeitet als Managerin in einem Unternehmens, die ein Wärmesensor-Steuersystem für den Bahnverkehr entwickelt hat. Doch auch das Militär hat Interesse an diesem System.

 

Eine neue Erfahrung für die Regisseurin Johanna Weißert. Sie hat sich zusammen mit ihrem Sohn mit dieser Art von Spielen auseinandergesetzt. Letztendlich geht es ihr aber nicht um eine eindeutige Botschaft zu vermitteln wie „Ego Shooter sind böse“ oder „Ego Shooter sind harmlos“. „Dieses Stück soll vor allem zur Diskussion anregen“, so Weißert.

 

Im Stück wird der sogenannte Tunnelblick thematisiert, den Spieler bekommen, wenn sie hochkonzentriert das Spielgeschehen verfolgen. Auf der Bühne des KJT wird er Realität: Ade wird in einer Szene buchstäblich in diesen Tunnel gesogen und seine Mutter versucht, ihn zu befreien. „Diesen Tunnelblick gibt es natürlich auch bei Leuten, die hochkonzentriert arbeiten“, erklärte die Regisseurin, die noch verriet, dass sehr viele Videos zu sehen sind.

 

Für die Premiere am 22. Februar gibt es noch Restkarten, weitere Termine: 02. März sowie 01. bis 06. März.

Wenn aus Liebe zum Instrument Hass wird

Ob der Kontrabassist (Michael Kamp) ausgerechnet in der Dortmunder U-Bahn seine geliebte Sarah findet?
Ob der Kontrabassist (Michael Kamp) ausgerechnet in der Dortmunder U-Bahn seine geliebte Sarah findet?

Am 22. Februar 2014 feiert die Theatergruppe Austropott mit „Der Kontrabass“ ihre vierte Premiere im Theater im U. Dabei handelt es sich um ein Ein-Personen-Stück von Patrick Süskind. Der Kontrabassisten wird von Michael Kamp gespielt.

 

Das erste Bühnenwerk des Erfolgsautors Patrick Süskind ist das Psychogramm eines unscheinbaren Kontrabassisten und dessen Hassliebe zu seinem Instrument. Wahre Begeisterung empfindet er für die Mezzosopranistin Sarah. Schließlich plant er, während der Festspielpremiere von „Rheingold“ spektakulär „Sarah!“ in den Raum zu schreien … Das Stück, das seit seiner Uraufführung 1981 zu den beliebtesten und meistgespielten Einaktern der Theatergeschichte gehört, wurde bislang in 28 Sprachen übersetzt.

 

Neben der Premiere am 22. Februar um 19:30 Uhr gibt es noch folgende Termine: 09. März (18 Uhr), 15. März (19:30 Uhr), 29. März (19:30), 06. April (18 Uhr).

 

Mehr Informationen und Tickets unter www.austropott.de

Der Kreislauf des Lebens

Am Samstag, den 22. Februar 2014 ist um 19:30 Uhr die Ballett-Uraufführung der „Geschichten aus dem Wiener Wald“ als eine Inszenierung von Ballettdirektor Xin Peng Wang. Die Aufführung basiert auf Motiven des gleichnamigen Volksstücks des Österreich-Ungarn Ödön von Horváth ( 1901 -1938).

 

Musikalisch begleitet wird der Abend von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung des ersten Kapellmeisters Motonori Kobayashi. Im Mittelpunkt steht die Musik der Komponisten der „Zweiten Wiener Schule“ Johann Strauß (Sohn) und Alban Berg. Zu hören wird auch die Romanze op. 243, von Johann Strauß in deutscher Erstaufführung sein.

 

Dramaturg Christian Baier erklärte: „ Wir wollen die Geschichte einer Stadt erzählen und was deren Atmosphäre ausmacht. Die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ werden zum ersten mal „vertanzt“, oder besser gesagt, auf eine andere Ebene erhoben. Das was wirklich gesagt wird bei Horváth, steht zwischen den Zeilen – in der Stille zwischen den Worten. Daher eignet sich das Stück besonders für das Ballett.“

 

Als Regieanweisung für das Stück steht am Anfang „als verklänge irgendwo immer wieder ein Walzer“. Daher drängt sich diese Musik sofort auf. „Alban Berg zeigt das düstere, gruselige beziehungsweise „entrische“ Wien mit seiner dunklen Schattenseite“, so Baier. „Entrisch“ nennt man auch einige Außenbezirke Wiens.

 

Über seine Inszenierung verriet Xin Peng Wang: „ es werden die vier zentralen Hauptfiguren für das Ballett , Marianne, Valerie, Oskar und Alfred vorkommen. Es geht darum .Was ist Wien unter seiner Oberfläche? Wichtig sind die Menschen, die Gesellschaft. Ballett hat eine eigene Sprache, aber wichtig besonders ist hier die Musik.“

 

Ballettmanager Tobias Ehinger ergänzte: „Wichtig ist uns, die Doppeldeutigkeit von Leben und Tod oder etwa Liebe und Tod zu zeigen. Die Ballett-Kompanie entwickelt eine völlig neue Bewegungssprache zum Walzer, die den allgemeinen Erwartungen nicht entspricht. Als Kontrast wird zum Beispiel auch der Tod im Stück als humorvoll, als Dirigent der Gesellschaft dargestellt. Alle Charaktere sind eigentlich Tote. Das Kind als Hoffnungsträger ist das Einzige das lebt, im Gegensatz zum Volksstück von Horváth.“

 

„Die Geschichten aus dem Wiener Wald“ ist die Geschichte des Lebenskreislaufs von Kleinbürgern mit all seinen Facetten und könnte auch „Geschichten vom Borsigplatz“ heißen, so Ehinger weiter.

 

Zum Bühnenbild erläuterte Frank Fellmann: „ Die Dekoration steht eher im Hintergrund. Die Tänzerinnen und Tänzer der Kompanie stellen mit ihren Bewegungen die Donau, den Wind in den Bäume oder die Gesellschaft dar. So entstehen assoziative Bilder im Kopf des Publikums.“

 

Neben der Premiere am 22. Februar gibt es weitere Termine: So, 09. März 2014, Sa, 15. März 2014, Fr, 21. März 2014, Mi, 26. März 2014, Sa, 29. März 2014, Mi, 16. April 2014, Sa, 26. April 2014, Sa, 03. Mai 2014, Fr, 09. Mai 2014, So, 25. Mai 2014, Sa, 31. Mai 2014 und Sa, 14. Juni 2014

 

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