Ars tremonia

Böhmische Romantik mit Dvořák und Suk

Den bekanntesten Komponisten der böhmischen Romantik Antonín Dvořák und seinen Schüler Josef Suk verband nicht nur die Liebe zur Musik. Der jüngere Musiker Suk war mit der jüngsten Tochter Dvořáks liiert und heiratete sie auch. Diese schicksalhafte familiäre Verbindung bildete die Klammer des 3. Philharmonischen Konzertes unter dem Titel „Todesengel“.

Zu Beginn wurde Dvořáks Opus 104, Konzert für Violoncello und Orchester gespielt. Daniel Müller-Schott brillierte als Solist und wurde zu Recht vom Publikum für bejubelt. Das technisch sehr anspruchsvolle Stück galt nach seiner Vollendung sogar als unspielbar. Dvořák schrieb das Konzert in New York. Eigentlich mochte er die Cellomusik nicht, ließ sich jedoch überreden und schrieb dann eines der bis heute beliebtesten Cellowerke. Der Sound und die Hektik der Großstadt klangen immer wieder an, und ließen mich kurz an Melodien von Gershwin denken. In seiner Zeit in New York war er immer von Heimweh geplagt, weshalb auch zahlreiche Motive der böhmischen Volksmusik in den Melodien auftauchen. Die letzten 60 Takte seines Konzertes änderte Dvořák später nochmal um. Er gedachte damit seiner einstmals unerwiderten Liebe zu der gerade verstorbenen Josefina Čermáková. Deren Lieblingslied von ihm „Lasst mich nicht allein“ hatte Dvořák auch schon in den zweiten Satz seines Konzertes eingearbeitet.

Daniel Müller-Schott verzauberte das Publikum mit Dvořáks Konzert für Violoncello. (Foto: © Uwe Arens)
Daniel Müller-Schott verzauberte das Publikum mit Dvořáks Konzert für Violoncello Nr. 2. (Foto: © Uwe Arens)

Nach der Pause erwartete die Besucher die Sinfonie „Asrael“ von Josef Suk. Diese Sinfonie in c-Moll schrieb der Komponist nach dem plötzlichen Tod Antonin Dvořáks. Josef Suk, vom Tod seines bewunderten Schwiegervaters tief getroffen, begann mit der Arbeit an Asrael. Asrael gilt als eine mystische Engelsfigur, die im islamischen Glauben die Seelen der Verstorben auf dem Weg zu Allah begleitet. Vielleicht fand Josef Suk in seiner Trauer auch Trost in dieser Vorstellung. Nur ein halbes Jahr später, er steckte mitten in der Komposition, verstarb auch seine über alles geliebte Frau Otilka. Ein weiterer Schicksalsschlag für ihn. Zum Ausklang seiner Sinfonie wechselt der Komponist aus dem getragenen c-Moll in ein viel helleres C-Dur. Dies klingt wie ein erster Hoffnungsschimmer in einer schweren persönlichen Krise. Es gibt ein Zitat von Josef Suk zu seinem Gemütszustand: „Solch ein Unglück zerstört entweder einen Menschen oder trägt alle schlafenden Kräfte in ihm an die Oberfläche. Die Musik hat mich gerettet“.

Ein wunderbarer Konzertabend, der sehr berührte, und dennoch nicht traurig nach Hause gehen ließ.