Bildet Banden?! – Die Gerächten

Was passiert, wenn sich die marginalisierte Gruppe der Migranten plötzlich anfängt zu wehren und plant, Rechtextremisten zu jagen und zu töten? Eine Art postmigrantische RAF. Regisseur und Autor Murat Dikenci nimmt das Buch „Die Gerechten“ von Albert Camus als Vorbild für sein Stück „Die Gerächten“. Camus‘ Buch erschien 1950 und beschriebt die moralischen und ethischen Dilemmata einer revolutionären Gruppe im zaristischen Russland.

Bei Dikenci haben die drei Protagonisten bereits sehr negative Erlebnisse mit Rechtsextremen hinter sich, am schlimmsten hat es Pitbull (Tamer Arslan) getroffen, der seine Tochter bei einem Anschlag verloren hat. Doch auch Sol (Akasha Daley) und Fistik (Viet Anh Alexander Tran) haben diskriminierende Erlebnisse gehabt. Doch sind Mord und Anschläge auf Rechtsextremisten die richtige, moralische Antwort?

Viet Anh Alexander Tran, Tamer Arslan, Akasha Daley, Publikum
Foto: (c) Florian Dürkopp
Viet Anh Alexander Tran, Tamer Arslan, Akasha Daley, Publikum
Foto: (c) Florian Dürkopp

„Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen“. Das Zitat von Esther Bejarano, einer Ausschwitz-Überlebenden, ist aktuell wie nie. „Die, die uns beschützen sollten, erschießen uns oder sperren uns ein“, sagt Sol einmal und nimmt Bezug auf Migranten, die durch die Polizei zu Tode kamen wie der Jugendliche Mouhammed in Dortmund vor einiger Zeit.

Wir haben doch die Antifa, werden nun einige sagen, doch die Kritik an der Antifa folgt. „Die Antifa sieht ihr Hauptziel bei der Polizei und lenkt die Aufmerksamkeit somit auf sich, damit sie einen Grund haben sich wehren zu dürfen“, erklärt Fistik. Und migrantische Widerstandsgruppen wurden kriminalisiert.

Das Plädoyer am Ende macht noch einmal deutlich, dass der Riss nicht zwischen Migranten und Einheimischen geht, sondern alle marginalisierten Menschen betrifft. „Wir sind es leid, das Übel was ein einzelner Mensch zu erleiden hat, als eine kollektive Pest über uns ergehen zu lassen.“

Das Stück ruft auf zur Aktion, zur Solidarität. „Wir wünschen uns ein vollständig entnazifiziertes Deutschland und nicht die Heuchelei von einem „Nie wieder!“

„Die Gerächten“ ist sehr politisch, und die drei Schauspieler*innen lassen die Verzweiflung und die Wut deutlich zu Tage treten. Hinzu kommt die Enge des Studios und der Tatsache, dass die Zuschauenden stehen müssen (es gibt aber die Möglichkeit, einen Stuhl zu bekommen). Das sorgt für eine beklemmende Atmosphäre. Mehr Infos unter www.theaterdo.de

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