Alle Beiträge von Lisa Lemken

Opernhaus als Kinosaal

Bereiten alles für eine Kinoatmosphäre: (v.l.n.r.) Philip Hartmans (Neovaude), Kristin Steinbrecher (Praktikantin Neovaude), Stefan Krigl (marketing Theater Dortmund), Gabi Hinderberger (Festival Blicke), Thomas Steffen (DSW21), Thomas Meissner (Technik Theater Dortmund).
Bereiten alles für eine Kinoatmosphäre: (v.l.n.r.) Philip Hartmans (Neovaude), Kristin Steinbrecher (Praktikantin Neovaude), Stefan Krigl (marketing Theater Dortmund), Gabi Hinderberger (Festival Blicke), Thomas Steffen (DSW21), Thomas Meissner (Technik Theater Dortmund).

Das Dortmunder Opernhaus wird vom 15.08.2014 bis 10.08.2014 zum zweiten Mal zu einem ganz besonderen Ort. Das Festival KinOper 2014 bringt ein spezielles Kino-Programm in die Oper.

„Opernkino ist vielen Menschen inzwischen ein Begriff. So sind ja beispielsweise große Festspielübertragungen schon Bestandteil einiger Kinos. Wir gehen den umgekehrten Weg. Mit Hinblick auf die neue Spielzeit in der Oper zeigen wir ausgewählte Filme auf einer großen Leinwand mit Technik auf hohem Niveau im Haus. Sozusagen als „intellektuellen Vorläufer“ in die neue Spielzeit. Dafür ist die Zeit am Ferienende gut gewählt. Die Filmauswahl wurde mit Hilfe der Fachleute von Oper, Ballett und Theater vorgenommen,“ erklärte Projektleiter Thomas Steffen vom Sponsor DSW21.

Filmauswahl und Ort müssen zusammen passen.

So können sich Kino und Opernfreunde im Vorfeld des Musicals der neuen Spielzeit „Jesus Christ Superstar“ mit Alexander Klaws (erster „Superstar“) am Freitag, den 15.08.2014 um 20.00 Uhr oder etwa am Sonntag, den 17.08.2014 um 15.00 Uhr „Don Giovanni“ als Filmversionen ansehen und später mit dem „Live-Erlebnis“ im Opernhaus vergleichen.

Marketingleiter Stefan Kriegl verriet: „Das Stammpublikum der Oper (ab 35 Jahren aufwärts) soll einerseits das Kino als Programmkino wieder entdecken, andererseits wollen wir gewisse Schwellenängste zur Oper beim klassischen Kino-Publikum abbauen. Besonders freut sich Kriegl auf den Film „naked opera“ (Sonntag, 17.08.2014 20.00 Uhr). Dort geht es um einen exzessiven Opernfan.

Interessante Einblicke gibt die Premiere der Ballettproduktion „Im Reich der roten Kammer“ (Montag, 18.08.2014, 21.00 Uhr) von dem jungen Filmemacher Piotr Gregorowicz. Er begleitete unter anderem auch Ballettdirektor Xin Peng Wang bei seiner Hongkong-Produktion der „Roten Kammer“.

Auch die unmittelbare Umgebung des Ruhrgebiets wird nicht vergessen. Am Montag, den 18.08.2014 wird ab 17.00 Uhr das beste vom „Blicke-Filmfestival“ gezeigt. „Wir zeigen drei Filme über das Ruhrgebiet. Einen über einen urigen Kiosk, einen über das „Brachgelände Südbahnhof“ und den Fußball-Film „Weltklasse-Kreisklasse“, so Gabi Hinderberger vom Festival Blicke.

Beendet wird das 5tägige Festival am Dienstag , dem 19.08.2014 mit zwei rennomierten Musikfilmen der letzten Monate. „Searching for Sugar Man“ (Oscar-ausgezeichnete Dokumentation über den Sänger Rodriguez) um 17.00 Uhr und dem Roadmovie „Inside Llewyn Davis“ (Lebensgeschichte Dave van Ronk) um 20.00 Uhr.

Das Festival „KinOper“ ist auch für die Technikabteilung eine große Herausforderung.

„Der Aufbau der Projektion ist sehr aufwendig“, erläuterte Philip Hartmann /Technischer Support von der Dortmunder Firma Neovaude.

Eine riesige Leinwand wird in den ersten Bühnenzug eingezogen. Ein neues Projektionstuch für einen lichtstarken 4K-Beamer inklusive Filmserver, Tonanschlüsse-Box und Kühlanlage finden für eine Woche Platz in der Tonregie. Alleine zwei Tage dauern Aufbau und Einmessung der Projektion um eine perfekte Übergabe des Kinotons an die Beschallungsanlage im Zuschauerraum des Opernhauses zu ermöglichen.

Unterstützt wird Neovaude dabei tatkräftig durch die hauseigene Bühnentechnik unter der Leitung des technischen Direktors Thomas Meissner.

Die Karten kosten nach Platzqualität 9,50 €, 8,50 € oder 7,50 €. Für Studenten und Dortmund-Pass-Inhaber gibt es einen Euro Ermäßigung.

Gelungenes Ruhrgebiets-Krimidebüt

Der Protagonist von Thomas schweres Krimi "Die Abtaucher" hat es aus einem bestimmten Grund in Dortmund nicht leicht. (Foto: © grafit-Verlag)
Der Protagonist von Thomas schweres Krimi „Die Abtaucher“ hat es aus einem bestimmten Grund in Dortmund nicht leicht. (Foto: © grafit-Verlag)

Alle Fans von Ruhrgebiets-Krimis dürfen sich freuen. Der Essener Redakteur und Fernsehjournalist Thomas Schweres hat mit „Die Abtaucher“ sein Krimidebüt im Grafit-Verlag gegeben.

BVB-Fans müssen jetzt ganz tapfer ein. Der Protagonist des Krimis ist Georg Schüppe, genannt „Der Spaten“, ein Gelsenkirchener Schalke-Fan, der das KK 11 im Polizeipräsidium Dortmund leitet. Natürlich hat er einen schweren Stand bei seinen Kollegen. Daneben plagen ihn ständige Schmerzen im Knie, die er mit viel Voltaren betäuben muss. Sein aktueller Fall – ein erschlagener albanischer Einbrecher in einem einem Hombrucher Reihenhaus – bereitet ihm einiges Kopfzerbrechen, denn an den Tatorten von drei weiteren Morden in Essen, Herne und Österreich finden sich DNA-Spuren des getöteten Albaners. Aber alle drei Opfer starben später als der Tote in Schüppes neuem Fall. Wer und vor allem warum macht sich jemand die Mühe, diese falsche Fährte zu legen.

Hilfe bekommt der „Spaten“ unverhofft von dem Reporter Tom Balzack. Der Boulevardjournalist ist Pleite und dringend auf eine „gute Story“ angewiesen. Er kennt als Einziger einen Zusammenhang zwischen den Morden und weiß dies in der Sensationspresse zu nutzen….

Schwere zeichnet mit seiner guten Beobachtungsgabe ein detailgenaues aber ungeschöntes Bild der verschiedenen Charaktere, dem Ruhrgebietskolorit und bis hin zu den in der Geschichte eine Rolle spielenden Gegenden in Österreich oder den Niederlanden (Bereich: Den Helder) .

Als Boulevardjournalist erlaubt uns Schweres interessante Einblicke in das hart umkämpfte Geschäft im Journalismus und der Polizeiarbeit, vor allem in der aktuellen Zeit, in der der Journalismus in der Krise steckt. Jeder Journalist kämpft mit harten Bandagen um jede Story.

Die Probleme unserer Städte im Zusammenhang mit der „Globalisierung“ werden dabei nicht verschwiegen. So zum Beispiel Balkan-Prostitution oder Schutzgelderpressungen.

Besonders interessant ist, wie der Autor den Lesern die Persönlichkeit und traurige Lebensgeschichte Georg Schüppes nach und nach näher bringt. Das betrifft seine Knieverletzung aus seiner Vergangenheit während des Kosovo-Krieges sowie das traurige Schicksal seiner Tochter. So wächst das Verständnis für den unnahbaren und nicht leicht fassbare Charakter des Protagonisten.

Dieser trotz häufiger Ortswechsel verständliche und spannende Kriminalroman mit vielen Toten macht Lust auf eine Fortsetzung der Reihe.

Das 221 Seiten starke Paperback ist im Grafit-Verlag erschienen und für 9,99 Euro im Buchhandel oder als E-Book erhältlich.

ISBN 978-3-89425-445-2

Industriekultur als Fotografie und Fotocollage

Die schwarz-weiß Bilder fokussieren den Betrachter auf das Westenliche, findet Martina Dickhut.
Die schwarz-weiß Bilder fokussieren den Betrachter auf das Westenliche, findet Martina Dickhut.

In der Artothek der Stadt-und Landesbibliothek in Dortmund sind vom 8. Juli bis zum 19. August 2014 12 Fotografien und 13 Fotocollagen zum Thema Industriekultur zu sehen.

Der Arzt und Fotograf Ekkehard Wünnemann und die Künstlerin und Dozentin der Malerei in der Erwachsenen- und Jugendbildung Martina Dickhut haben über einen Zeitraum von über sechs Jahren dieses interessante Projekt entwickelt. Beide sind in unserer Stadt beheimatet und Frau Dickhut hat ein eigenes Atelier in Dortmund-Husen mit Kurs- und offenen Ateliersangeboten.

„Die Projektidee entstand schon im Jahr 2006. Ekkehard Wünnemann entwickelt und bearbeitet seine analogen schwarz-weiß Fotos im eigenen Fotolabor. Ein Schwerpunkte sind neben Landschaften, vor allem Industrie, Menschen und Architektur. Die Industriekultur ist ja von großer Bedeutung für das Ruhrgebiets. Als erstes Bild zum Ausprobieren haben wir ein Foto von der Maschinenhalle der Zeche Zollern genommen. Ich habe die Fotografie kopiert und in ein Bild eingearbeitet. So habe ich im Laufe der Zeit insgesamt über 20 Fotos bearbeitet“, erläuterte Dickhut.

Die in schwarz-weiß gehaltenen Bildern lenken den Blick des Betrachters auf das Wesentliche und widmen sich den sonst oft unbeachteten Details. Es stellt sich ihm die Frage, wozu gehört denn der jeweilige Ausschnitt und um welches Objekt handelt es sich. Die Auflösung können die Besucher/innen daneben auf einem kleinen Schild lesen. Zudem werden wohl auch einige Erinnerungen bei ihnen wachgerufen werden. Die Fotografie und die Fotocollage sind immer nebeneinander gestellt. Gerade die „ kleinen Details“ sind die Herausforderung für die Künstlerin und nehmen viel Zeit in Anspruch.

Martina Dickhut geht bei ihrer Arbeit folgendermaßen vor: Am Anfang wird die Fotokopie (oder mehrere) auf die Leinwand aufgeklebt.. Drum herum werden dann zerknüllte dünne Lagen von Tempo-Taschentüchern eingearbeitet. Danach beginnt die eigentliche Arbeit am Bild. Es kommt auf höchste Präzision sowohl bei den Details wie bei der Farbgebung an.

Ein neues Projekt der beiden Künstler ist nicht ausgeschlossen und auch schon angedacht. Alle ausgestellten Werke sind käuflich zu erwerben. Öffnungszeiten der Artothek: dienstags und freitags von 10 bis 19 Uhr.

Internationales Ballett auf höchstem Niveau

Die neunzehnte Internationale Ballettgala am 28. und 29. Juni 2014 im Opernhaus Dortmund, konzipiert von Ballettdirektor Xin Peng Wang, stand ganz im Zeichen der großen Choreografen Sie zeigte ihren großen Einfluss sowie ihre Verdienste für die Entwicklung vom (Neo)-klassischen Ballett hin zur modernem, ausdrucksstarken und perfektionistischen Tanz-Performance. Dem neoklassischen Ballett wurde dabei mit einigen Solo-Auftritten und Pas de deux viel Raum gegeben. Durch die Abende führte wie schon so viele Jahre charmant und mit Hochachtung für das Ballett Kammersänger Hannes Brock.

Die Veranstaltung begann traditionell mit Auszügen aus einer Produktion der aktuellen Spielzeit. XIXDie Dortmunder Ballett-Kompanie bot dem Publikum mit der neu bearbeitete Aufführung „Krieg und Frieden“von Xin Peng Wang einen eindrucksvollen Einblick in das moderne Themen-Ballett.

Mit „Stars and Stripes“ des Choreografen George Balanchine entführten Iana Salenco und Rainer Krenstetter vom Staatsballett Berlin die Zuschauer in die Zeit des amerikanischen Revue-Ballett in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit entsprechender Musik, Spitzentanz und Sprungelementen.

Moderner Tanzelement zeigte Alessioo Carbone von der L’Opéra de Paris als „ Teufel im roten Spandex-Trikot“ bei „Arepo“. Hier war sehr schön die Weiterentwicklung im Ballett durch den Choreographen Maurice zu erkennen.

Danach folgte das einfühlsame Pas de deux aus „Krieg und Frieden“, getanzt von Jelena-Ana Stupar und Publikumsliebling Mark Radjapov vom Ballett Dortmund. Ein sehr berührendes Stück, denn eigentlich tanzen beide nicht wirklich miteinander. Die Frau möchte den Mann bei sich behalten, er soll nicht in den Krieg ziehen, doch er hat seine Entscheidung längst getroffen und lässt sie allein.

Einen „sterbenden Schwan“ erster Güte erlebte das Publikum mit Primaballerina Eve Grinsztajn von der L’Opéra de Paris in der Choreografie von Michel Fokine.

Ein besonderes Highlight war der Auftritt von Hyo-Jung Kang (Stuttgarter Ballett) und dem afroamerikanischen Tänzer Brooklyn Mack (The Washington Ballet). Sie tanzten zu „Diana und Acteon“, Choreografie: Agrippina Vaganova. Vor allem Mack bot eine wahnsinnig dynamische Vorstellung. Das er aber nicht nur über eine äußerst starke Sprungkraft verfügt, sondern den modernen Ausdrucks-Tanz beherrscht, bewies er später bei einem Solo-Auftritt.

Eher klassisch kam „Cinderella“ daher. Die Choreografie stammt von niemanden geringerem als Rudolf Nurejew, getanzt wurde es von Eve Grinsztajn und Alessio Carbone.

Ein besonderes Highlight war das Pas de deux aus „Cacti“ mit Risa Tateishi und Arsen Azatyan nach der Choreografie von Alexander Ekman. Denn es verband Humor mit tänzerischer Klasse. Zur Musik von Haydn gab es ein Zwiegespräch vom Band zwischen Mann und Frau, die mit der Choreografie verknüpft wurden.

Auch Marijn Rademaker vom Stuttgarter Ballett konnte bei „Sssst“ gefallen. Das Solo-Stück nach der Choreografie von Edward Klug zeigte zeitgenössischen Tanz in Vollendung.

Zu Live-Musik von Rachmaninov tanzten Lucia Lacarra und Marlon Dino „Three Preludes“ von Ben Stevenson. Besonders der erste Teil, bei dem beide Tänzer zunächst durch eine Ballettstange getrennt wurden, bezauberte durch seine filigranen Elemente.

Nachdem Brooklyn Mack seine hohe Körperbeherrschung unter Beweis gestellt hatte, war es dem Dortmunder Ballettensemble vergönnt, den Abschluss der Ballettgala zu präsentieren. Bei „The Vertigenous Thrill of Exactitude“ von William Forsythe. Fün Tänzerinnen und Tänzer der Kompagnie zeigten den atemberaubenden Nervenkitzel der Exaktheit, so die Übersetzung.

Doch es war nicht vorbei, denn drei Tänzerinnen und Tänzer wurden verabschiedet, darunter der beliebte Mark Radjapov, der vielen Stücken von Xin Peng Wang seinen Stempel aufgedrückt hat. Unvergessen sein „böser Zauberer“ bei Fantasia. Radjapov verabschiedete sich vom Dortmunder Publikum mit einer großartigen Performance beim Stück „Abgeschminkt“.

Perlen der Karikatur-Geschichte

Vor einer Karikatur über Freud und Mahler  stehen (v.l.n.r.) Museumsdirektor Wolfganf E. Weick, Dr. Gisela Vetter-Liebenow, Direktorin des Wilhelm-Busch Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst und der Gestalter der Ausstellung, Prof. Jürg Steiner.
Vor einer Karikatur über Freud und Mahler stehen (v.l.n.r.) Museumsdirektor Wolfgang E. Weick, Dr. Gisela Vetter-Liebenow, Direktorin des Wilhelm-Busch Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst und der Gestalter der Ausstellung, Prof. Jürg Steiner.

In Kooperation mit dem Museum Wilhelm Busch-Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover zeigt das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund vom 29. Juni bis 31. August 2014 unter dem Titel „Karikatur und Zeichenkunst: Von Goya bis Wilhelm Busch“, Glanzstücke aus der Sammlung des Museum Wilhelm Busch.

 

Aus Anlass des 75. Jubiläums präsentierte das Museum Wilhelm Busch in Hannover mit über 200 Werken ein imposanten und international bedeutenden Bestand historischer und zeitgenössischer Karikaturen. Nun haben auch die Menschen im Dortmunder Umfeld die Gelegenheit, diese mit genauer Beobachtungsgabe und zeichnerischer Präzision auf Papier gebrachten politischen Zeugnissen der Zeitgeschichte zu bewundern.

 

„Es war eine große Herausforderung, die 235 Stücke zu präsentieren. Wir haben uns für eine lineare Hängung entschieden“, verriet der scheidende Museumsdirektor Wolfgang E. Weick. Dr. Gisela Vetter-Liebenow, Direktorin des Wilhelm-Busch Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, erläuterte: „Mit der Karikatur als politische Waffe begann mein Weg ins Museum. Diese Ausstellung ist praktisch eine Art Leistungsschau durch die Geschichte der Karikatur. Dabei wurden die Karikaturisten oft nicht als Künstler wahrgenommen. Unsere Sammlung beweist aber, welche politische Sprengkraft sie mit ihrer „spitzen Feder“, zeichnerischer Präzision und guter Beobachtungsgabe auf Papier gebracht haben.“

 

„Die Anfänge der Karikatur reichen bis in die Renaissance ds16. Jahrhunderts mit Künstlern wie Annibale Carracci mit ihren als Typen charakterisierten „Gruppe von Musikern“, oder etwa William Hogarth. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in England die „Karikatur als politische Waffe und Gesellschaftssatire“ mit Künstlern wie James Gillray, Thomas Rowlandson oder Francisco de Goya. Zwischen Restauration und Revolution im 19. Jahrhundert war Frankreich mit Künstlern wie etwa Honoré Daumier Zentrum der Karikatur. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland mit dem „Simplicissimus“ einen gewaltigen Karikaturschub“, so Vetter-Liebenow.

 

Weiter zu sehen sind international wegweisende Karikaturen vor und nach 1945 mit Arbeiten von A. Paul Weber, oder eine der wenigen politischen Karikaturistinnen wie Marie Marcks, und von Erich Sokol. Unter den internationalen Künstlern des 20. Jahrhunderts sind vor allem Zeichner der amerikanischen Wochenzeitschrift The New Yorker und Klassiker wie Tomi Ungerer und Ronald Searle vertreten.

 

Dem „Urvater des modernen Comic“, Wilhelm Busch, mit seinen prägnanten Bildgeschichten, ist natürlich ein großer Raum in der Ausstellung gewidmet. Seinen Zeichnungen zeigen neben einer besondere Naturverbundenheit, wie man mit wenigen Zeichenstrichen ungeheure Ausdruckskraft entfalten kann. Neben den Karikaturen von Busch sind zum Abschluss auch drei Bilder von Loriot und Werke von Ernst Kahl in der Ausstellung zu sehen.

 

Der Gestalter der Ausstellung, Prof. Jürg Steiner, Berlin/Wuppertal erklärte: „Die Schwierigkeit bei der Gestaltung lag unter anderem bei der Lichtempfindlichkeit des Materials. Wir konnten nur eine schwache Beleuchtung benutzen. Für das Publikum bieten wir an neun Stationen gemütliche Sitzgelegenheiten aus verschiedenen Epochen.“ Ein Tipp: Nehmen sie sich viel Zeit für die Karikatur-Geschichten.

 

Die Ausstellung wird am Sonntag, den 29. Juni 2014 um 11.30 Uhr in der Rotunde des MKK durch Museumsdirektor Wolfgang E. Weick und einer Einführung durch Dr. Gisela Vetter-Liebenow eröffnet. Für die musikalische Umrahmung sorgt Michael Hönes vom Theater Dortmund.

 

Ausstellungsdauer:

 

29.Juni 2014 bis 31.August 2014
Katalog:Karikatur & Zeichenkunst. Hirmer Verlag, München 2012, 288 Seiten mit 250 meist farbigen Abbildungen: 39,90 €

 

Öffnungszeiten:Di, Mi, Fr, So 10 bis 17 Uhr

Do 10 bis 20 Uhr

Sa 12 bis 17 Uhr

 

Eintrittspreise:Erwachsene sechs Euro,

ermäßigt drei Euro

 

 

Kino trifft Oper

Thomas Steffen (Organisator von KinOper) freut sich auf viele Besucher.
Thomas Steffen (Organisator von KinOper) freut sich auf viele Besucher.

Kurz vor Ende der Sommerferien trifft im Dortmunder Opernhaus vom 15. bis 19.08.2014 bei „KinOper“ zum zweiten mal Kino auf Oper. Auf einer 200 qm² großen Leinwand werden in diesem Jahr gleich an fünf Tagen Kino- und Dokumentarfilme zu sehen sein, die sowohl Einblicke in die Sparten Oper und Ballett aus der aktuellen, als auch „Appetit“ auf Produktionen der neuen Spielzeit 2014/2015 machen wollen.

Thomas Steffen von den Organisatoren erklärte: „Wir haben mit Unterstützung von unserem Kooperationspartner DSW21-Gruppe seit dem letzten Jahr ein neues Format geschaffen, dass mit „Dortmund tanzt“ im letzten Jahr schon erfolgreich gestartet ist. Diesmal gehen wir über fünf Tage. Wir wollen den daheim gebliebenen Menschen einerseits ein besonderes Erlebnis für die ganze Familie bieten, andererseits Kinofans für die Oper und die Opernproduktionen interessieren. Außerdem ist uns wichtig, die Kinolandschaft in unserer Stadt zu bereichern.“

Marketingleiter Stefan Kriegl von der Oper Dortmund fügte hinzu: „Wir zeigen kein neues Kino, sondern wollen Kino und Oper verbinden.“

Am 15. August 2014 geht es mit dem Film „Jesus Christ Superstar“ (1973) los. Der Film weist das Publikum schon auf die Bühnenfassung des Musicals (Premiere 19.10.2014) hin.

Der 16. August.2014 gehört dem Ballett. Gezeigt wird mit „Billy Elliot“ ein moderner Klassiker des Tanzfilmes, der gleichermaßen die Faszination des Balletttanzes, wie auch den unbedingten Willen eines Jungen aus dem tristen Nordengland zeigt, seinen Traum vom Tanzen zu verwirklichen. Damals für einen Jungen noch verpönt und äußerst schwer durchzusetzen.

Um 20 Uhr ist mit „First Position“ ein weiterer Ballettfilm und ausgezeichneter Dokumentarfilm auf der großen Leinwand zu sehen. Es zeigt, wie an die 5.000 Tänzer beim Youth American Grand Prix ähnlich wie bei „Fame“ um einen der wenigen begehrten Stipendien kämpfen.

Eine perfekte Symbiose von Kino und Oper wird es am Sonntag, den 17. August 2014 geben. Die Opernsparte gibt um 16 Uhr mit der Verfilmung „Don Giovanni“ (185 Minuten) von Joseph Losey schon eine Art „Vorpremiere“ und „Appetithappen“ für ihrer Bühnenfassung 2015.

Außerdem knüpft KinOper um 20 Uhr mit dem Film „naked opera“ direkt an „Don Giovanni“ an. Er zeigt die Geschichte eines unheilbar kranken Mannes, der „Opern besessen“ eine perfekte Inszenierung dieser Oper anstrebt.

Montag, der 18. August 2014 ist dem heimischen Dokumentarfilm gewidmet. Ab 17 Uhr ist ein „Best of Blicke-Festival“ aus über zwanzig Jahren auf der Leinwand zu sehen. Sieben Kurz-Filme von unterschiedlicher Länge darunter etwa welche zum Thema „Fußball“ oder „Nordstadt“ sind dann zu erleben. Am Abend erwartet das Publikum dann eine Welturaufführung. Ein junger Filmemacher begleitete Xin Peng Wang und die Ballett-Kompanie ein Jahr während der Entstehung vom „Traum der roten Kammer“ bis hin zur Inszenierung in HongKong. Ein seltener Einblick hinter die Kulissen.

Dienstag, der 19. August 2014 ist Musikfilmtag. Um 17 Uhr wird „Searching for Sugar Man“ zu sehen sein. Darin geht es um den südamerikanischen Sänger Rodriguez.

KinOper endet um 20 Uhr mit dem Film „Inside Llewyn Davies“ mit Justin Timberlake. Da geht es um die Geschichte von Dave de Ronk, der berühmt wurde, weil ihm ein damals noch unbekannte Bob Dylan seinen Song „House of the Rising Sun“ geklaut hatte.

Vor den nach Vorstellungen gibt es im Opernfoyer Gelegenheit, etwas zu trinken und sich mit Popcorn und Nachos zu stärken.

Die Eintrittspreise betragen 9,50 €, 8,50 € und 7,50 € (ermäßigt jeweils 1 Euro weniger). Der Beginn des Kartenvorverkaufs ist der 24. Juni 2014, Karten gibt es an der Theaterkasse im Opernhaus, telefonisch unter 0231/50 27 222 oder unter www.theaterdo.de

All you need is love

So heißt ein bekannter Song der Beatles. Mit ihrem neuen Projekt „Kein Stück über Liebe“ setzen sich 16 Ensemble-Mitglieder der junge Tanztheaterwerkstatt des Theaters im Depot unter der Regie von Cordula Hein und Katja Ahlers mit den Themen Liebe, Sex und Beziehungen auseinander. Wie verhält es sich damit bei ihrer Generation? Mit ihrem Stück gehen sie der Frage nach, ob es noch lohnt, sich auch heutzutage damit zu befassen. Dafür benutzten sie mit musikalischen, spielerisch-sprachlichen und tänzerischen Ausdrucksformen. Bei diesem Projekt machten 13 junge Frauen und drei junge Männer mit. Das besonders Interessante dabei, ein junge Akteurin der Aufführung im elektrischen Rollstuhl wird wie selbstverständlich mit in das Projekt einbezogen.

Zu Beginn sieht das Publikum das junge Ensemble in Dessous. Es ist noch nicht klar, wo die Reise hingeht und und was wirklich bei dem Thema für die jungen Menschen von Bedeutung ist. Das Stück zeigt gut die Verunsicherung einer Generation, die in einer sexualisierten, fast tabulosen Welt zurecht finden muss. Da ging es um Fragen wie: Wie spreche ich eine mir sympathische Person richtig an? Bin ich hübsch genug? Schreibt man noch Liebesbriefe? Ist Liebe nur eine romantische Illusion? Auch das Thema Eifersucht und unterschiedliche Bedürfnisse wurde gestreift. Musikalisch wurden bekannte „Kino-Liebespaare“ etwa aus „Dirty Dancing“, „Titanic“ oder „Romeo und Julia“ beleuchtet. Ein moderner „Rap“ zum Thema durfte für die Jugend natürlich auch nicht fehlen.

Neben guten gesanglichen Talent überzeugten die Akteur/innen vor allem bei den starken und sensiblen Tanzchoreografien von Choreografin Birgit Götz. Humor und Selbstironie kamen bei der Vorstellung nicht zu kurz. Ein gelungener Einfall war zum Beispiel der Perspektivenwechsel, wo die jungen Frauen mit aufgeklebten Bart und mit Schlips in die Rolle der Männer schlüpften. Diese wiederum kamen zum großen Vergnügen des Publikums mit je einem einem hochhackigen Damenschuh bekleidet auf die Bühne als „Frau“. Lustig auch die „vergeblichen Versuche“, den Kamasutra-Anweisungen folge zu leisten.

Natürlich wurden nicht nur die positiven Seite der Liebe und des Zusammenseins herausgestellt. Mit der Einleitung „Ich kann es nicht leiden, dass“ wurden die Verhaltensweisen des Partners kritisiert. Kleinere Risse entstehen in der Beziehung. Sind sie noch zu kitten?

Geben Ende wurden die vor der Aufführung vom Publikum ausgefüllten Statements zum Thema „Liebe ist….“ vorgelesenen. Das sich die Menschen zu jeder Zeit nach Nähe sehen und das es kein Leben ohne Liebe gibt, wird zum Schluss noch einmal von allen gemeinsam besungen. Eine starke Leistung des gesamten Ensembles.

tt#14 6. Tag – Trashedy und Altruismus contra Egoismus

Im Jahr 2013 gewannen sie den Jugend-Jury-Publikums-Preises beim Westwind-Festival mit dem Stück „TRASHedy“ . Nach nach „Ente, Tod und Tulpe“ zeigte die „Performing Group“ nun dieses Stück für Menschen ab fünf Jahren beim NRW Theatertreffen 2014 im Studio des Dortmunder Schauspiels.

Der Schauspieler, Tänzer und Regisseur des Stückes, Leonardo Kees, versucht hier gemeinsam mit Performer Daniel Matheus und dem Komponisten Martin Rascher auf hauptsächlich nonverbaler Ebene Jugendliche für das Thema Umweltzerstörung zu sensibilisieren. Um ihr Ziel, einen kleinen Anstoß zur Reflexion über das eigene Verhalten zu geben, setzen sie nicht auf Sprache, sonder auf die tiefer gehende Wirkung von Pantomime und Tanz.

Unterstützend und verstärkend setzen sie Soundeffekte und animierte , gezeichnete Bilder ein, die auf die eine Leinwand projiziert werden. Eindrucksvoll plastisch benutzen sie dabei auch Gegenstände wie Pappbecher, die sich im Laufe der Vorführung auf dem Boden stapeln.

Am Anfang gibt es für das Publikum eine kleine pantomimische, mit Geräuschen humorvoll unterstützte Evolutionsgeschichte in Kurzform. Danach folgt eine Darstellung der gesellschaftlichen Entwicklung mit atemberaubenden Schnelligkeit und animierten Bildern. .Zunehmende Umweltverschmutzung, mit Werbung geförderten Konsum und der Verpackungswahnsinn sowie die steigende „Vermüllung“ und Lärmbelästigung sind zu sehen. Außerdem wird der Zusammenhang von „billigen Produkten für den Endverbraucher“ und menschenverachtende Arbeitsbedingungen werden deutlich thematisiert.

Ohne gehobenen Zeigefinger gab die „Performer Group“ auf Papptafeln hinweise, was jeder einzelne für das Projekt “Rettet den Planeten“ tun könnte. Etwa weniger Fleisch essen, Sachen mehrmals verwenden, oder etwa weniger Auto zu fahren. So wurde auf der Bühne zum Beispiel gleich mal eine Runde auf dem Fahrrad gedreht.

Es stellt sich die Frage. Was brauchen wir eigentlich wirklich? Wichtige Dinge und Werte wie beispielsweise Freundschaft, Frieden, Leidenschaft, Vertrauen, Empathie oder Gelassenheit.

Dabei zeigen die Schauspieler bei einer Diskussions-Sequenz vor dem Ende des Stückes durchaus a ihre Selbstzweifel. Ihnen ist klar, dass einer alleine bei den komplexen Zusammenhängen den Planeten nicht retten kann.

Trotzdem fängt alles mit einer Bewusstseins-Bildung bei jedem einzelnen an. Einen Beitrag dazu hat diese Aufführung sicherlich geleistet, indem sie die Kinder-und Jugendliche auf eine ganz besondere, plastische und direkte Art angesprochen hat.

Am Abend war es dann Zeit für ein Stück von Brecht. „Der gute Mensch von Sezuan“ in der Inszenierung des Schauspiels Köln. Regisseur Moritz Sostmann hatte als Grundidee, dass manche Personen von Puppen dargestellt werden wie der Wasserverkäufer Wang oder die Prostituierte Shen Te, die zum guten Menschen stilisiert wird.

Kurzer Handlungsabriss: Die Götter wollen feststellen, ob es noch gute Menschen auf der Erde gibt. Sie finden sie in der Prostituierten Shen Te, die sie mit Geld belohnen. Davon kauft sie sich einen Tabakladen. Wegen ihrer Güte wird sie von allen ausgenutzt und erfindet einen Vetter Shui Ta, der ihr genaues Gegenteil ist. Je mehr sich Shen Te ausnutzen lässt, desto mehr kommt der Vetter in ihr zum Vorschein.

Hier geht es um die Problematik, gleichzeitig eine moralisch-gute und eine lebensfähig-harte Person zu sein. Daher spaltet sich Shen Te, weil sie weiß, dass ihr rein altruistischer Teil nicht lebensfähig ist. „Diese Welt ist grau und will man’s schaffen, muss man hart sein“, klagen Tocotronic auf „Als letzter auf der Bank“. Diesen harten Kern erweckt sie mit Shui Ta. So kann Shen Te immer noch „Der Engel der Unterstadt“ bleiben. Für Brecht war klar, unter den Bedingungen des Kapitalismus kann es keinen „guten“ Menschen geben.

Die Idee mit den Puppen machte in meinen Augen zum größten Teil Sinn, denn während Shen Te meistens eine Puppe war, war ihr „Vetter“ immer ein Mensch. Doch teilweise wirkte es wie eine Art Muppet-Show, als beispielsweise viele Verwandte und Bekannte in Shen Tes Tabakladen Unterschlupf fanden.

Die zweite große Puppenrolle war der Wasserverkäufer Wang sowie Frau Yang, die Mutter von Yang Sun, einem arbeitslosen Flieger, in den Shen Te verliebt ist.

Auch wenn es manchmal so aussah, wie ein Bauchrednerkurs für Anfänger, die Idee mit den Puppen hatte etwas. Auch die Schauspieler zeigen eine sehr engagierte Leistung.

Musikvielfalt im Opernhaus

Die Bigband der TU Dortmund (groove m.b.h.) spielte zusammen mit den Dortmunder Philharmonikern. (Foto: © Anneliese Schürer)
Die Bigband der TU Dortmund (groove m.b.h.) spielte zusammen mit den Dortmunder Philharmonikern. (Foto: © Anneliese Schürer)

Das 3 Konzert für junge Leute lud am 18. Juni 2014 nicht in das Konzerthaus, sondern unter dem Motto „Open Stage – Lieder mit ohne Worte und Orchester“ zu einem spannenden „Crossover-Mini-Festival“ vom Feinsten. Musikschaffende aus unserer Stadt und Region hatten die einmalige Gelegenheit, zusammen mit der Dortmunder Philharmoniker auf der Opernbühne zu musizieren.

Das breite Spektrum reichte dabei von Steeldrum, Klassik, Folklore. a-cappella-Gesang bis zum Bigband-Sound. Das ganze mal mit, mal ohne Orchester.Durch das Programm führte für den ausgefallenen Christoph Jöde Andreas Beck vom Dortmunder Schauspiel-Ensemble mit Charme und Humor.

 

Teil 1 vor der Pause dirigierte engagiert Philipp Armbruster, danach mit Schwung der erste Kapellmeister Motonori Kobayashi. Schon mit der ersten Nummer „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauß sorgte das „Bäng Bäng Steeldrumorchester“ unter der Leitung von Martin Buschmann nach der Begrüßung durch Orchestermanager Rainer Neumann mit ihren satten Steeldrum-Klängen zusammen mit der Philharmoniker für ausgelassene Partystimmung.

Danach konnte das Publikum den Künsten des jungen Pianisten Max Janßen-Müller beim melancholisch-stimmungsvollen ersten Satz des 1. Klavierkonzert in a-Moll, von Edvard Grieg lauschen.

Mit türkischer Musik und schöner Stimme bezauberte die Sängerin und Leiterin des türkischen Bildungszentrums Nuran Özdemir Asan, während die Tamilische Gruppe „Ilap Prya“  das Publikum mit einem eigens komponierten Raga berührte, der die friedlich-hoffnungsvolle Stimmung der Tamilen vor ihrer systematischen Vernichtung widerspiegelte.

Weltmusik im wahren Sinne des Wortes boten der aus Chile stammende Musiker Enrique Plazaola & Band. Sie brachten inspiriert von einem Besuch der Osterinseln und angetan von der Kultur der Rapa Nui einen selbst geschaffenen Moai.

Als Knaller heizten dann die „Green Onions“, eine Big Band des Clara Schumann Gymnasiums, die Stimmung unter Leitung von Jochen Weichert zusammen mit der Dortmunder Philharmoniker besonders mit Michael Jacksons „Billy Jean“ ordentlich an. Zur besonderer Freude des Publikums tanzte ein elfjähriger Junge als „Mini-Jacko“ mit viel Ausdruck dazu den „Moon Walk“. Zwei Dirigenten gleichzeitig auf der Bühne agieren. Wann sieht man das als Zuschauer?

 

Nach der Pause zeigte der siebzehnjährige Wuppertaler Pianist Maximilian Kliem mit seinem virtuosen und sensiblen Spiel des ersten Satzes von Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr.1, zum ersten Mal gemeinsam mit einem großen Orchester sein Können.

Die vier Sängerinnen der Band „Chantik“ begeisterten dann mit „a-cappella-Gesang“ vom Feinsten und eigener Interpretation von altem Liedgut.

Eine Mischung aus Funk, Jazz, Pop Rock, R&B und Reggae macht die Musik der Band „What Ever Works“ um Gitarrist und Tontechniker des Theaters Günther Holtmann aus. Mit „Voulez Vous“ von ABBA und „Freak You“ machten sie Appetit auf mehr bei der „After-Show-Party „ nach dem Konzert.

Als krönender Abschluss gab es „Jazz“ in hoher Qualität von der Dortmunder Bigband „Groove m.b.H.“ der TU Dortmund unter der Leitung von Michael Kröger. Er dirigiert mit Elan sowohl die Bigband wie auch die Dortmunder Philharmoniker.

 

Ein gelungenes Experiment und besonderes Erlebnis für alle Beteiligten. Es bewies wieder einmal: Die oft propagierte Trennung von „E“ und „U“-Musik ist reine Makulatur. Es gibt nur (qualitativ) gute oder schlechte Musik.

tt#14 3. Tag Ente trifft Tod und Josef K. wird der Prozess gemacht

Am Sonntag, den 15. Juni gastierte um 12:00 Uhr im Rahmen des NRW Theatertreffen 2014 das Junge Schauspiel Düsseldorf (Westwind-Gewinner) mit ihrem Stück „Ente, Tod und Tulpe“ für Kinder ab 4 Jahren im Theater Dortmund. Im Studio des Dortmunder Schauspiels setzten sich drei junge Schauspieler unter der Regie von Franziska Henschel sensibel und behutsam mit dem Thema Tod und Leben auseinander.

In der Mitte des Studios war ein flaches, viereckiges mit Wasser gefülltes und erst durch eine weiße Plane abgedeckte Becken als Art Ententeich zu sehen. Dass Ente, Tod und Leben zusammen gehören, war auch optisch zu sehen. Die drei Schauspieler (Moritz Löwe, Taner Şahintürk und Elena Schmidt) trugen alle über ihrer Kleidung die selben langen, gehäkelte Pullover mit überlangen Ärmeln. Die „Ente“ in in der Farbe rot, der „Tod“ in blau und die „Tulpe“(Symbol für Leben) in grün.

Zunächst erschrickt die Ente und hat Angst vor dem Tod, doch nähert sich langsam dem „ständigen Begleiter“und sie verlieren die Berührungsängste.

Die Inszenierung hat geht offen mit dem Thema um und hat natürlich nachdenklichen Momenten. So wird die Frage gestellt, was mit uns nach dem Tod passiert. Erfreulich ehrlich wird nicht so getan, als gäbe es darauf eine wahre Antwort.
Daneben ist ist das Stück aber hauptsächlich eine Hommage an das Leben, dass man auch im Bewusstsein der Endlichkeit auskosten und so gut wie möglich genießen und gestalten sollte.
Geschickt werden Wandprojektionen, Lichteffekte, Musik (Mundharmonika) und Bewegung eingesetzt. Alltagsgegenstände werden zur Erzeugung von Geräuschen in die Aufführung mit einbezogen.

Von der Lebensfreude bekam das Publikum in Form von dem durch die Schauspieler verspritzten Wasser ganz direkt etwas am eigenen Körper zu spüren.

Sensibel wird am Ende der Tod der Ente inszeniert. Der Tod wird zum Erzähler, und das Leben wird zum Tod. Eine gelungene Inszenierung, die kindgerecht und ohne unnötig Angst zu verbreiten ein Thema behandelt, was in unserer Gesellschaft gerne ausgeblendet und verdrängt wird.

Am Abend wurde im Dortmunder Schauspielhaus mit dem „Prozess“ von Franz Kafka ein Stück des Schauspiel Essen gezeigt, das auch schon hier in dieser Spielzeit im Studio inszeniert wurde.
Es ist die Geschichte des Bank-Prokuristen Josef K., dem kurz vor seinem 31. Geburtstag einen Haftbefehl von zwei Wächtern zugestellt wird, ohne zu wissen und zu erfahren, wessen er sich schuldig gemacht hat. Sein verzweifelten Versuche, die Dinge klarzustellen, enden mit seiner Hinrichtung.

Die Dortmunder Inszenierung von Carlos Manuel hatte natürlich schon durch das kleine, Publikums nahe Studio ganz andere äußere Rahmenbedingungen. Manuel ging es im „Prozess“ vor allem darum, herauszustellen, das mit dem „Gesetz“ Spielregeln gemeint sind, an der sich der Prokurist als Teil des Systems zu halten hatte.

Als Handlungszentrum für die Essener Inszenierung von Moritz Peters am Sonntag diente – wie bei der Bielefelder Inszenierung von „Minna von Barnhelm“ – allein ein „schräges Bühnengerüst“, das zunächst mit 30 abnehmbaren quadratischen Platten bedeckt war. Diese ließen sich bei Bedarf öffnen und dienten den fünf Schauspielern als effektvolle Möglichkeit des Ortswechsels und als Spielball für das Stück.

Wie bei der Dortmunder Aufführung entstand hier der Eindruck, als wenn die Orte auf Josef K. zukommen. Die Schauspieler spielten nicht nur mehre Rollen, sondern übernahmen auch abwechselnd die Funktion des begleitenden Erzählers. Die Inszenierung hat ähnlich wie die Dortmunder viel ironische und komische Momente.

Das Ensemble bot eine engagierte und eindrucksvolle Leistung. Floriane Kleinpaß in den beiden Frauenrollen, Thomas Büchel mit vielen komischen Momenten als Wächter oder enttäuschter „Onkel“, Jörg Malcho als Josef K., Johann David Talinski als gedemütigter Kaufmann Block und nicht zu vergessen das ehemalige Dortmunder Ensemble-Mitglied Axel Holst als beleidigter Advokaten.
Auch körperlich wurde ihnen alles abverlangt. Manchmal hatte das Publikum schon ein wenig Angst, das einer der Schauspiel eventuell vom Gerüst stürzen könnte.

Die moderne Inszenierung des jungen Regisseurs beeindruckte auch durch spezielle Effekte und den geschickten Einsatz von Videoeinspielungen wie etwa Josef K.’s an die Wand projizierte „Trickfilm-Traumfrequenz“ vom eigenen Tod und dem Fall in das schwarze Loch.