Am Ende der Illusion

Der tote Bruder Ben (Uwe Rohbeck), ganz in Weiß, ist Willys (Andreas Beck) Vorbild. Denn er hatte es "geschafft" und ist reich geworden. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Der tote Bruder Ben (Uwe Rohbeck), ganz in Weiß, ist Willys (Andreas Beck) Vorbild. Denn er hatte es „geschafft“ und ist reich geworden. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die niederländische Regisseurin Liesbeth Coltof ist eine Meisterin im Erzählen von Beziehungsgeschichten. Wurden uns die Lebenslügen eines Paares in „Wer hat Angst vor,Virginia Woolf“ vor Augen geführt, erzählte sie in Verbrennungen die berührende Geschichte einer Familie, die in den Bürgerkriegswirren des Nahen Ostens ihre Wunden davontrug. Jetzt inszeniert sie „Tod eines Handlungsreisenden“. Ein Stück über den Verfall der Mittelschicht. Die Premiere ist am 18. Oktober.

Willy Loman ist seit Jahren an der Vertriebsfront. Er ist Handlungsreisender in Sachen Textilien. Doch mit den Jahren läuft es nicht mehr so gut, seine Kunden werden ebenfalls älter, die Wirtschaft verändert sich, alles wird unpersönlicher. Die Familie hat zwar immer weniger Einkünfte, aber am Status Quo wird weiterhin festgehalten. Willy setzt seine Hoffnungen vor allem in seinen ältesten Sohn Biff, der soll es „schaffen“. Doch Biff hat andere Pläne. Am Ende steht Willy vor den Scherben seines Lebens und seinen Werten. Für ihn gibt es nur noch einen Ausweg.

In Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller geht es um den verzweifelten Kampf der Mittelschicht gegen den sozialen Abstieg. Die Fassade muss um jeden Preis aufrecht erhalten werden. Statussymbole werden angeschafft, auch wenn man sie sich eigentlich nicht leisten kann. Zwar spielt das Stück im Original in Amerika und nimmt den amerikanischen Traum unter die Lupe, doch Coltof hat es bewusst in Dortmund angesiedelt, weil „es eine Geschichte von Dortmund, von Deutschland, von Europa ist.“ Denn überall geben die Menschen mehr Geld aus, als sie besitzen, nur um mit dem Nachbarn oder Freunden konkurrieren zu können. Bis es dann in die Privatinsolvenz geht. Daher ist die Bühne voll mit Waschmaschinen, Kühlschränken und ähnlichen Dingen, die man sich zulegt, um sie dann auf Raten zurückzubezahlen.

In ihrer dritten Produktion setzt Coltof zwar auch Videotechnik ein, aber sehr sparsam, erzählt die Regisseurin. Es werden vor allen Szenen aus Dortmund gezeigt, wie der Westenhellweg oder die B1.

Hier erzählt Regisseurin Liesbeth Coltof über ihre Inszenierung: [youtuber youtube=’http://www.youtube.com/watch?v=e3-55wQh8PM‘]

Für die Premiere am 18.Oktober gibt es noch Restkarten. Weitere Termine:DO, 23. OKTOBER 2014, FR, 24. OKTOBER 2014, SA, 08. NOVEMBER 2014, SO, 23. NOVEMBER 2014, MI, 03. DEZEMBER 2014, FR, 19. DEZEMBER 2014, FR, 26. DEZEMBER 2014, SO, 28. DEZEMBER 2014, SO, 11. JANUAR 2015, MI, 18. FEBRUAR 2015, MI, 11. MÄRZ 2015, SO, 19. APRIL 2015, FR, 22. MAI 2015 und DO, 11. JUNI 2015

Karten und Informationen: 0231 50 27222 oder www.theaterdo.de

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