Ein ungewöhnlicher Theaterabend feierte am 21. April 2025 im Studio des Schauspielhauses Dortmund Premiere. Die Choreografin und Regisseurin Magda Korsinsky inszenierte gemeinsam mit Viet Ahn Alexander Tran, Akasha Daley und Nika Mišković ein Stück, das stärker an Tanztheater als an klassisches Sprechtheater erinnerte.
Im Mittelpunkt stand das Thema „Spielen“. Bereits der Kulturhistoriker Johan Huizinga prägte den Begriff Homo ludens – der spielende Mensch. Für Huizinga bildet das Spiel eine grundlegende Struktur der Gesellschaft, da es Regeln etabliert, Gemeinschaften schafft und Machtverhältnisse abbildet.
Doch wer ein Spiel nicht kennt oder dessen Regeln nicht versteht, fühlt sich schnell orientierungslos und ausgeschlossen. In der Gesellschaft betrifft dies oft Migrant:innen, Minderheiten oder sozial benachteiligte Gruppen, die sich in einem Regelwerk zurechtfinden müssen, das nicht für sie gemacht wurde. Der Soziologe Pierre Bourdieu beschreibt dieses Phänomen als „symbolische Gewalt“ – das Gefühl der Unterlegenheit gegenüber einer Ordnung, die scheinbar nicht hinterfragt werden darf.

Foto: (c) Birgit Hupfeld
Der Umgang mit Spielregeln ist daher ein zentraler Aspekt von Macht, Gerechtigkeit und Teilhabe. Ein kritisches Hinterfragen dieser Regeln ist notwendig, um ein faires Miteinander zu ermöglichen.
Die Bühne als Spielfeld der Gesellschaft
In Alle Spielen reisen die drei Darsteller:innen aus der Zukunft ins Jahr 2025 zurück und betrachten das „Spielbrett der Gesellschaft“ mit fremdem Blick – wie Neuankömmlinge. Wie lernt man die Regeln? Wie findet man sich zurecht? „Integrier dich. Pass dich an“, wird ihnen gesagt. Wer jedoch versucht, einen eigenen Weg zu gehen, stößt auf Einsamkeit – oder wird in Schubladen gesteckt. Die Regeln bleiben unklar, das Spielfeld erscheint starr. Wie lässt sich damit leben?
Alle Spielen ist eine Mischung aus Sprech- und Tanztheater. Jede der drei Performer:innen sang zudem jeweils einen Song von der Musikerin Ann Weller (Cheap Wedding), sodass Musik und Rhythmus das Stück wesentlich prägten. Viet Ahn Alexander Tran, Akasha Daley und Nika Mišković überzeugten mit großer körperlicher Ausdruckskraft und Ausdauer.
Für Besucher:innen, die Freude an Tanztheater und musikalischen Elementen haben, war der Abend sicherlich eine bereichernde Erfahrung. Der begeisterte Schlussapplaus zeigte jedenfalls: Der überwiegende Teil des Premierenpublikums hatte sichtlich Spaß.