3. Philharmonisches Konzert mit den „letzten Dingen“

Der Monat November bringt uns das Thema Vergänglichkeit und „letzte Dinge“ näher.Aber nicht nur das. Schreckliche Ereignisse wie die sogenannte Reichsprogromnacht (1938), die nur den Auftakt für die massenhafte Vernichtung von Menschen jüdischen Glaubens (oder politisch andersdenkenden und sexuell orientierten Personen) bildeten, fanden im November, genauer am 9., statt.

Für das 3.Philharmonische Konzert am 13./14. November 2018 wählten die Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz Musikwerke von drei Komponisten aus, die mit dem Titel „Letzte Dinge“ in verschiedener Weise zu tun haben.

Da ist zunächst das „Scherzo triste op. 5“ des jüdischen Komponist Pavel Haas (1899– 1944) aus Brünn (Tschechien). Als Jude musste er sich nicht nur von seiner nicht jüdischen Frau scheiden lassen, sondern er wurde auch nach Theresienstadt deportiert und am 17. Oktober 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Sein während der Studienzeit entstandenes „Scherzo triste“ trägt schon in seinem Namen etwas Doppeldeutiges. Scherz, eigentlich ein fröhlicher Tanz, im Gegensatz dazu das Traurige „triste“.

Das Werk ist von rhythmischen Wechseln und dem Gegensatz von heiter-tänzerisch hin zu tief melancholischen Passagen geprägt. Besonders berührend, dass vier restaurierte „Violinen der Hoffnung“ von deportierten (jüdischen) Musikern, die während des Zweiten Weltkrieges im Streichorchester von Theresienstadt gespielt haben, bei den Konzerten hier 2018 zum Einsatz kamen.

Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz bei der 9. Sinfonie von Bruckner.
Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz bei der 9. Sinfonie von Bruckner.

Emigriert vor dem drohenden „Räuber- und Mördersystem“ der Nazis aus Deutschland ist der ungarische Komponist Béla Bartók(1881–1945) in die USA. Nie richtig zu Hause,starb er 1945 an seiner Leukämie-Erkrankung. Tragisch, dass ihm 17 Takte zur Vollendung seines an den beiden Abenden zuhörenden 3. Klavierkonzert Sz 119 fehlten. Mit dem international bekannten und renommierten Pianisten Gerhard Oppitz hatte man einen hervorragenden Interpreten der Musik von Bartó kam Klavier gewonnen. Die Musik zeichnet sich durch durch dominierende Dreiklänge, Terzvierklänge sowie auch Quartakkorde aus. Ab und zu sind Dissonanzen zu hören, die aber eher zurückhaltend eingesetzt werden. Die allgemeine Klangfarbe ist zum einen mild und pastoral,aber gleichzeitig auch erfrischend. Das Werk erforderte eine hohen Grad an Empathie von dem Pianisten.

Nach der Pause folgte die monumentale 9. Sinfonie d-Moll von dem österreichischen Anton Bruckner (1824 – 1896), die sogenannte „Unvollendete“ Es war dem Komponisten nicht vergönnt, einen vierten Satz für die Sinfonie zu vollenden. Neunte Sinfonien umgibt in der Musikgeschichte seit Beethoven ein fast sakraler Mythos. Erst mit Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975) und seiner Zehnten Sinfonie wurde dieser „Mythos“ durchbrochen.

Die Musik ist für die Tonsprache ihre Zeit ungewöhnlich kühn, zwischen Spätromantik und Moderne, in der Tradition von Beethoven, über Wagner bis zur Volksmusik angesiedelt.

Beim ersten Satz meint man einer musikalischen Welt bei ihrem Entstehen zuhören zu können.

Das Werk ist eine Wiederkehr von Musikentwicklung, Steigerungen hin zu einem orchestralen Höhepunkt und danach folgendem Zerfall.

Beschreibt der erste Satz die Entstehung einer Welt, den maximalen musikalischen Gegensätzen im zweiten Satz bis zum „Abschied vom Leben“ im dritten Satz und endet mit einem versöhnlichen E-Dur Schluss.Besonders der dritte Satz ist musikalisch-thematisch eindeutig von Bruckners Religiosität beeinflusst und gefärbt.

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