Wenn der Berg ruft

Kuhglocken, ich will Kuhglocken. Bei der „Alpensinfonie“ von Richard Strauss wird dieser Wunsch erfüllt. Sein spätromantisches Werk lässt alles auffahren, was ein spätromantisches Orchester zu bieten hat: Zwei Hafen, Orgel, Klavier, eine Windmaschine und eben Kuhglocken. Zu hören war die Alpensinfonie im ersten philharmonischen Konzert, quasi das Debüt des neuen GMD Gabriel Feltz.

Unter dem Titel „Natur_Gewalten“ erklang zunächst vor der Pause Beethovens „Pastorale“. Auch wenn rund 100 Jahre zwischen beiden Werten lagen, in beiden ist Natur zu spüren: in ihrer Schönheit und ihrer Gnadenlosigkeit.

Interessant auch die Frage, wie dienen die Besucher mit dem neuen GMD? Nachdem der beliebte Jac van Steen gehen musste, konnte man auf die Reaktion gespannt sein. Das Ergebnis: Feltz kann durchaus zufrieden sein, die Basis für eine gute Zusammenarbeit zwischen GMD und Publikum ist gelegt.

Kommen wir zur Musik. Den Anfang machte – wie erwähnt – Beethoven. Die Dortmunder Philharmoniker, reduziert auf ein klassisches Orchester, spielten Beethoven routiniert. Er gibt im ersten Satz ein ordentliches Tempo vor, verbindet die beiden Allegros (3. und 4. Satz) und lässt das Gewitter grollen und den Kuckuck rufen. Beethoven bildete den Grundstein, die Basis für diesen Abend, mehr nicht. War auch nicht nötig, denn der Höhepunkt des Abends war die „Alpensinfonie“ und das zu Recht. Richard Strauss schafft es, aus einer sinfonischen Dichtung ein musikalisches Drama zu machen. Man kann den Aufstieg und den Abstieg des Wanderers durchaus als Metapher sehen. Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Feltz schaffen es an diesem Abend, dem Stück nicht nur Knochen und Fleisch zu geben, sondern auch Seele. Kein Wunder, denn die Dortmunder Philharmoniker haben ihre Stärke deutlich in der romantischen Musik. Wenn alle verfügbaren Musiker auf der Bühne sind und außergewöhnliche Instrumente hervorgeholt werden, dann entfachen die Philharmoniker eine Macht und Kraft, die der Dirigent nur noch in die richtigen Bahnen zu lenken braucht. Daher war der Strauss auch der lebendigere, buntere, stürmischere und pathetischere Teil des Abends. Der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Auch für eine Großstadtpflanze wie mich.

Vielleicht noch von Interesse, ein Interview mit dem GMD Gabriel Feltz.

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