Die Mitglieder des Sprechchores sind als Gärtner ebenfalls dabei. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Wundersame Reinigung im Netz

[fruitful_alert type=“alert-success“]Die Mitglieder des Sprechchores sind als Gärtner ebenfalls dabei. (Foto: © Birgit Hupfeld) [/fruitful_alert]

Im Megastore hat am 03.06.2017 um 19:30 Uhr das Theaterstück „Nach Manila“ der Gruppe Laokoon (nach dem trojanischen Priester) unter der Regie von Moritz Riesewieck seine Uraufführung.

In jahrelanger Recherche in Manila auf den Philippinen hatte sich die Gruppe mit den sogenannten „Click-Arbeitern“ oder modern „Content Moderators“ beschäftigt. Diese meist jungen Menschen arbeiten streng geheim in sogenannten Outsourcingfirmen, die im Auftrag von einem großen amerikanischen Konzern für wenig Geld in den sozialen Medien Foto und Videos schauen. Ihre Aufgabe: Bei Gewalt, Terror, sexuellen Missbrauch und anderes in den sozialen Medien wie Instagram, Tinder, Facebook diese zu sichten und nach einem Kriterienkatalog zu entfernen. Strengste Geheimhaltung wird von ihnen gefordert. Die Philippinen, durch westliche Kolonisation und streng katholisch geprägt, dient als vermeintlich genialer Standort für diese psychisch äußerst belastende Arbeit. Sie nehmen die „Sünden der Welt“ wie Christus auf sich und sind, laut Riesewieck, durchaus selbstbewusst.

Was da passiert, ist eine Auslagerung unserer Sünden,“ so der Regisseur. Die Click-Arbeiter werden mit unfassbarem Leiden konfrontiert und werden psychisch und physisch oft krank. „Sie bekommen keine Trauma-Therapie,“ so Riesewieck.  Viele von ihnen haben als einzige Hilfs-Krücke ihren katholischen Glauben. Indem sie die „Sünden“ auf sich nehmen und von uns fern halten, haben sie eine Art „Ablass“ für das Jenseits.

Die Gruppe stellt sich die Fragen hinter dem Unfassbaren. Was macht diese Arbeit mit den „Content Moderators“. Lässt sich das „Böse“ einfach auslagern und ist da überhaupt immer sinnvoll? Wer bestimmt, was durch junge Stellvertreter gelöscht wird und was nicht? Ist ein Regelwerk sinnvoll, dass die sozialen Netzwerke penibel wie einen Garten sauber hält? Was ist mit einer notwendigen demokratischen Auseinandersetzung? Ist die Konfrontation mit der bösen Realität, die zum menschlichen Leben gehört nicht notwendig?

Bewusst wurde sich gegen Dokumentartheater und für eine fiktive Geschichte mit vielen assoziativen Bildsprache die durch die Erzählung ihre Wirkung entfaltet. An drei Schicksalen werden die verschiedenen Motive und Umgangsformen der „Click-Arbeiter“ in Manila von drei Schauspielern dargestellt, die von einer Autorin aus dem Westen besucht werden.

Die Bühne wird zu einem Garten mit echten Pflanzen umgebaut werden und die Musik kommt von verschiedenen Standorten,“ so der Bühnenbildner der Gruppe Christian Maith. Die Zuschauer haben nicht nur verschiedene Blickwinkel auf die Pflanzen, sondern hören je nach Standort auch unterschiedliche Musik. Die Trennung von Zuschauerraum und Bühne soll aufgelöst werden.

Eingebunden in die Aufführung sind der Sprechchor als Gärtner und die Theaterpartisanen.

Karten gibt es noch für die Aufführungen am 02. und 09. Juli 2017.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.theaterdo.de

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