Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere – so sagt man. Doch stimmt das wirklich? Kann es nicht sein, dass manche Türen sich nie wieder öffnen? In „Tür auf, Tür zu“, dargeboten vom ensemble 17 unter der Regie von Barbara Müller, wird deutlich, dass es für bestimmte Personen schon ein Wunder (deus ex machina in der Theatersprache) braucht, um wieder dazuzugehören.
Das Stück von Ingrid Lausund ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Aus technischer Sicht: Es benötigt keine klassische Bühne, sondern nur Türen, keine Requisiten und keine aufwändige Ausstattung. Es braucht jedoch drei gewitzte Schauspielerinnen, die dieses Drama tragen: Christine Ates, Anke Pidun und Katharina Stillger zeigen sich wandlungsfähig, trotz der Vielzahl an Rollen, die sie verkörpern.
Worum geht es? Kurz gesagt, um eine mittelalte Frau (erkennbar an ihrem roten Jackett), die plötzlich nicht mehr dazugehört, weil „die Tür zu ist“. Das Stück entwickelt sich mit der Zeit zu einer kafkaesken Episode, in der die Frau verschiedene Stadien der Problembewältigung durchläuft. Von Überheblichkeit über Angst bis hin zur Panik ist alles dabei. Bestechungsversuche und sexuelle Avancen eingeschlossen. Nützen tut es nichts. Das „Wunder“ trifft eine Leidensgenossin, aber nicht sie.
Man kann das Stück durchaus als Analogie zum Arbeitsmarkt interpretieren, in dem ältere Arbeitnehmer*innen vor die Tür gesetzt werden und verzweifelt versuchen, wieder dazuzugehören. Ihre Kenntnisse sind verblasst und ihre Kontakte sind auch nichts mehr wert. Da bleibt die Tür dann zu.
Dass das Stück in seiner Gesamtheit so gut funktioniert, liegt vor allem an den drei Schauspielerinnen Ates, Pidun und Stillger, die es meisterhaft verstanden haben, die unterschiedlichsten Charaktere glaubhaft darzustellen und damit das Publikum zu begeistern.
Wer neugierig geworden ist, kann sich das Stück am 21. und 22. Juni 2024 im raum17
– Ausbildungs- und Produktionszentrum, Mönchengang 9, 44135 Dortmund ansehen. Kartenreservierung: ticket@theatervolk.de