Wellen, Wald, Rachmaninow – ein Konzertabend mit Sir Simon Rattle

Am Donnerstag, dem 08. Dezember 2022, stand das Dortmunder Konzerthaus ganz im Zeichen von Sir Simon Rattle. Der berühmte Dirigent kam mit seinem London Symphony Orchestra und hatte Sibelius und Rachmaninow im Gepäck.

Wer an diesem Abend der Star war, konnte man am Applaus feststellen: Sir Simon Rattle hatte in Dortmund ein absolutes Heimspiel. Zudem konnte er sich auf seine Londoner Symphoniker verlassen, die ihren Chef nie im Stich ließen.

Das Erstaunliche an den ausgewählten Stücken war, dass die Werke des Finnen Sibelius und des Exil-Russen Rachmaninow allesamt in den USA uraufgeführt wurden.

Die Zeit vor der Pause gehörte den impressionistischen Klangwelten von Jean Sibelius. Die „Okeaniden“ handeln nicht von der finnischen Mythologie, sondern von der griechischen Antike. In der Musik spüren die Zuhörer*innen den spielerischen Wellengang, aber auch die Verlorenheit als kleine Insel im riesigen Meer. Natürlich gehört ein Sturm dazu, der für Dramatik in der Musik zuständig ist, bevor der Ozean sich wieder beruhigt.

Vom Wasser gehen wir in den Wald zu „Tapiola“. Hier dreht sich alles um einen mythischen nordfinnischen Waldgeist. Dazu wird die Musik geheimnisvoll, düster, bisweilen sogar gruselig. Auch wenn man die Tiere im Wald zu hören glaubt, scheint irgendetwas im Wald herumzuschleichen, was man besser nicht zu Gesicht bekommen sollte. Hier schaffen es die London Symphoniker mit Sir Simon Rattle diese dunkle Atmosphäre gekonnt umzusetzen.  

Die dritte Sinfonie von Rachmaninow enthält eine gehörige Portion russischer Heimat. 1936 uraufgeführt, enthält sie keine Spuren des populär gewordenen Jazz, der auch in die klassische Musik Einzug hielt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die damaligen Kritiker die Sinfonie als „steril“ empfanden. Was sie aber in meinen Augen keinesfalls ist. Sie besitzt eine große Portion Melancholie eines Menschen, der im Exil leben muss. Die Musik ist und bleibt hochromantisch.

Danach war das Konzert aber nicht zu Ende, denn Sir Simon Rattle ließ noch eine Zugabe von Dvořák spielen. Dirigent und Orchester wurden verdientermaßen mit Standing Ovations belohnt.

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