Ars tremonia

vox clamantis – Ein Chorabend mit Gregorianik und Pärt

Es kommt sehr selten vor, doch ich als Atheist muss sagen: Bei dem Konzert von Vox Clamantis aus Estland wäre ich gerne in einer Kirche gewesen. Nichts gegen das Reinoldihaus, es ist wirklich ein wunderbarer Ort für Musikaufführungen geworden, doch die Chormusik aus Gregorianik bis Arvo Pärt gehört einfach in eine Kirche, in der sie ihre akustische Kraft voll entfalten kann. Dennoch konnten die Mitglieder von vox clamantis am 11.März 2022 die Zuhörerinnen und Zuhörer von ihrer Stimmgewalt befreien.

Im Mittelpunkt stand die „Missa syllabica“ von Pärt aus dem Jahre 1977, das bis auf das „Gloria“ aufgeführt wurde. Flankiert wurde es von gregorianischen Gesängen, eines der musikalischen Vorbilder Pärts. Daneben erklang Musik von Pérontin (1160-1230) und Guillaume de Machaut (1300-1377), die die liturgischen Gesänge weiterentwickelt haben. Vor allem Machaut war als „Avantgardist“ stark an der Entwicklung der „ars nova“ beteiligt, die den mehrstimmigen Gesang auf ein neues Niveau hob.

vox clamantis, unter der Leitung von Jaan-Eik Tulve, faszinierte mit früher Chormusik. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
vox clamantis, unter der Leitung von Jaan-Eik Tulve, faszinierte mit früher Chormusik. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Die Mischung zwischen der sehr alten Musik und Pärt (sowie ein Stück von Cyrillus Kreek) war sehr spannend zu erleben, vor allem, wie Pärt sich der frühen Chormusik angenähert und zur Meisterschaft entwickelt hat.

Der Chor bekam den verdienten Applaus und gab noch zwei Zugaben, darunter Pärts Stück „Drrei Kinder aus Fatima“.