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Die dunkle Seiten der Märchen

Märchen haben eine dunkle Seite, auch wenn sie durch die Zeiten als Kinderliteratur verniedlicht wurden. So manche Märchen der Gebrüder Grimm sind düster wie „Der Gevatter Tod“ oder „Der Grabhügel“. Die Kulturbrigaden loten im Theater Fletch Bizzel in „Freaks“ diese dunkle Seiten aus.

Wer die Produktion von Rada Radojcic kennt, der wird von den „Freaks“ nicht enttäuscht sein. Die Regisseurin packte die sechs Schauspielerinnen und Schauspieler wieder in fantasievolle Kostüme. Die jungen Mimen zeigten eine ebenso fantasievolle Variante verschiedener Märchen. Natürlich gehörte „Hänsel und Gretel“ ebenso dazu wie etwa „Dornröschen“, auch „Gevatter Tod“ wurden verarbeitet. Von Hans Christian Andersen wurden ebenfalls Stoffe auf die Bühne gebracht. Dabei durfte sein bekanntestes Märchen, „Die kleine Meerjungfrau“, natürlich nicht fehlen. Weniger bekannt sind „Die roten Schuhe“, in dem ein Mädchen rote Tanzschuhe tragen muss die sie nicht mehr ausgezogen bekommt.

Die "Freaks" luden zur Märchenstunde der dunklen Art ein. (Foto: © Wulf Erdmann)
Die „Freaks“ luden zur Märchenstunde der dunklen Art ein. (Foto: © Wulf Erdmann)

In dem kurzweiligen Stück mit viel Musik – unter anderem der Walzer von Tschaikowsky aus „Dornröschen“) oder „Tanz mit Laibach“ von der gleichnamigen Gruppe – wurde besonders auf Choreografien geachtet, was ein Verdienst der langjährigen Primaballerina des Dortmunder Balletts, Monica Fotescu-Uta, zu verdanken ist. Dazu kommen witzige Videos im Hintergrund von Hänsel und Gretel auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt. Aber auch aktuelle Themen wie Missbrauch oder die Rolle der Frau in der Gesellschaft werden in dem Stück thematisiert.

Ein wirklich schönes atmosphärisches Stück der „Freaks“. Es zeigt sich wieder, dass Radojcic ein gutes Händchen für Stoffe und immer spielfreudige Akteure findet. Hinzu kommt, dass Dixon Ra ein gutes Gespür bei der Musikauswahl hat, sodass aus dem Theaterstück ein gelungenes Gesamtwerk wird.

Es bleibt zu hoffen, dass es noch den einen oder anderen Aufführungstermin 2019 gibt.

Wenn Wünsche wahr werden…

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Manchmal ist es gar nicht so gut, wenn Wünsche in Erfüllung gehen. Das muss das Mädchen Coraline in dem gleichnamigen Theaterstück von und mit den Kulturbrigaden feststellen. Regisseurin Rada Radojcic präsentierte eine temporeiche Märchenreise in eine vermeintlich schönere Welt. Ein Premierenbericht vom 13. Oktober aus dem Theater im Depot.

Die Basis für das Theaterstück „Coraline – Sei vorsichtig, was du dir wünscht“ ist der Animationsfilm „Coraline“ von Henry Selick aus dem Jahre 2009. „Die Kinder kamen mit der Idee“, erzählte die Regisseurin nach der Premiere. „Zuerst wollten wir ‚Das doppelte Lottchen‘ spielen“. Es war eine gute Entscheidung, denn die Heldin Coraline ist nicht süß und klug wie vielleicht in manchen anderen Kinderbüchern, sondern hat ihre Ecken und Kanten, was sie viel menschlicher macht.

Radojcic hatte auch die glänzende Idee, aus der Heldin eine gespaltene Persönlichkeit zu machen. Vielleicht inspiriert aus „Alles steht Kopf“ von 2015, gibt es eine mutige, ängstliche oder zynische Version von Coraline, die sich ab und an im Stück in die blauen Haare bekommen.

Das Stück selbst handelt von Coraline, das mit ihren Eltern auf Land zieht und dann von ihren Eltern vernachlässigt wird, die ununterbrochen arbeiten. Coraline wünscht sich ein schöneres Leben und gelangt durch eine Geheimtür in eine Parallelwelt mit anderen Eltern. Vor allem die Mutter verwöhnt sie sehr. Doch haben alle Bewohner statt Augen Knöpfe. Die „andere Mutter“ will sie mit Gewalt bei sich behalten und entführt sogar ihre richtigen Eltern.

Es ist nicht alles Gold was glänzt - das muss auch Coraline erkennen. (Foto: © Rada Radojcic)
Es ist nicht alles Gold was glänzt – das muss auch Coraline erkennen. (Foto: © Rada Radojcic)

Es ist durchaus ein schwieriger Stoff, den die siebzehn Beteiligten auf der Bühne bravourös meistern. Radojcic zaubert wieder fantasievolle Kostüme, vor allem für die Nachbarinnen Miss Spink und Miss Forcibel. Um die beiden Welten darstellen zu können, hat die Regisseurin auch mit einem Bühnenbild gearbeitet.

Die Musikauswahl passte ebenfalls zu dem Stück. Beim nächtlichen Auftritt der Mäuse durfte natürlich Musik aus der „Nussknacker-Suite“ nicht fehlen. Ein großer Spaß war die (Playback)-Arie der Königin der Nacht, die die „anderen Nachbarinnen“ in der Parallelwelt zum Besten gaben.

Auch wenn es gegen Ende des Stückes durchaus etwas gruselig wurde, das Stück ist ideal für Kinder ab 8 Jahren. Eine beeindruckende Leistung aller Akteure der Kulturbrigaden.

Das Stück ist eine Veranstaltung der LAG Arbeit, Bildung, Kultur des Landes NRW e.V. Es gibt noch am 02. November um 20 Uhr sowie am 06. November um 18 Uhr die Möglichkeit im Theater im Depot sich „Coraline“ anzuschauen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Der kleine Prinz als fantasievolles Theater mit Poesie

[fruitful_alert type=“alert-success“]Ein bunter und zauberhafter Abend mit dem kleinen Prinzen.[/fruitful_alert]

Im Dortmunder Theater im Depot hatte das junge Ensemble Bubamara der Kulturbrigaden am 16.09.2017 unter der Regie von Rada Radojcic Premiere mit ihrer neuen Inszenierung. Die märchenhafte Erzählung „Der kleine Prinz“ nach Antoine de Saint-Exupéry scheint wie geschaffen für die Kulturbrigaden. Ihre Aufführungen zeichnen sich ja durch eine optisch ansprechende, fantasievolle und sorgfältige Auswahl von bunten Kostümen, Accessoires und Schminke für die Akteure aus.

So hingen auf der Bühne beleuchtbare und unterschiedlich gestaltete Lampenschirme als Planeten von der Decke. Im Hintergrund dienten durchsichtige Vorhänge als geheimnisvoller Hintergrund und Eingang zu den neuen Planeten.

Eine Lernwandprojektion zeigt die Wüste, wo der Pilot (Mika Kuruc) abgestürzt ist und die Geschichte von dem kleinen Prinzen erzählt. Der erscheint ihm in der Wüste.

Der kleine Prinz, sensibel von der elfjährigen Freya Erdmann gespielt, erschien in dezenter Kleidung in Pastellfarben. Nach einem Streit mit seiner geliebten Rose mit dem wunderbaren französischem Akzent (Helen Gierhake) macht er sich auf den Weg zur Erde, um einen Freund zu finden. Auf seiner reise durch das Universum trifft er auf verschiedene skurrile Charaktere. Einem befehlssüchtigen König, den Eitlen Pop-Star, den Geschäftsmann, dem Säufer, den Geographen und einem weisen Fuchs.

Der kleine Prinz stellt mit kindlicher Offenheit unverblümt kritische Fragen, und am Ende lernt er: Man sieht nur mit dem Herzen gut….

Diese Parabel um Freundschaft, Vertrauen, und den wirklich wichtigen Dingen des Lebens, wurde von den jungen Akteuren nicht nur mit Leidenschaft, sondern auch mit Verständnis für die jeweiligen Charaktere dargestellt.

Choreographie (Hilfe: Monica Fotescu-Uta), Lichteinsatz sowie Musik (Dimitrije Radisavljevic) waren als unterstützende Verstärkung effektvoll eingesetzt.

Eine Inszenierung voll Poesie, bunt und zauberhaft.

Wer sich das Erlebnis nicht entgehen lassen will, hat noch Gelegenheit, die Vorstellung am 05.11.2017 um 16:00 zu besuchen.

Karten unter: 0231/ 982 120 oder Email: info@theaterimdepot.de .

Kulturbrigaden verzaubern mit zwei Premieren

[fruitful_alert type=“alert-success“]Motive der „Westside Story“ wurden von den Kulturbrigaden für Jugendliche umgesetzt. (Foto: © Rada Radojcic)[/fruitful_alert]

Das Dortmunder Theater im Depot bietet dem Publikum in den nächsten beiden Wochenenden gleich zwei Premieren an.

Das junge Ensemble Bubamara der Kulturbrigaden unter der Regie von Rada Radojcic präsentiert am Samstag, den 16.09.2017 um 20:00 Uhr, „Der kleine Prinz“. Ein Märchen für große & kleine Leute nach Antoine de Saint-Exupéry in der Bühnenfassung von Stefan Schroeder.

Die jüngsten Kulturbrigaden im Alter von 10 bis 12 Jahren setzten sich in den vergangenen Monaten fantasievoll mit der Geschichte und deren verschiedenen Charakteren auseinander.

Der auf einem winzigen Planeten lebende kleine Prinz hat Streit mit seiner geliebten Rose und macht sich auf den Weg zur Erde, um einen Freund zu finden. Auf seiner Reise trifft er auf viele skurrile Charaktere wie den befehlssüchtigen König, den Eitlen, den Geschäftsmann, den Säufer, den Geographen und den weisen Fuchs. Der lehrt ihn: Man sieht nur mit dem Herzen gut…

Die Geschichte um Freundschaft und Liebe und den Werten im Leben wird, wie die Regisseurin erklärte, wieder mit sehr fantasievollen Kostümen und Accessoires, sensiblen musikalischem Hintergrund und Choreografien umgesetzt.

Jeder Charakter wird mit einem eigenen musikalischem Hintergrund unterlegt“, so Radojcic. Das Stück wurde mit dem gesamten Ensemble zusammen erarbeitet.

Weitere Vorstellungen: Sonntag, 17.09.2017 um 16:00 Uhr und am Sonntag, 05.11.2017 ebenfalls um 16:00 Uhr.

Bunt und zauberhaft wird "Der kleine Prinz" auf die Bühne des Theaters im Depot kommen. (Foto: Rada Radojcic)
Bunt und zauberhaft wird „Der kleine Prinz“ auf die Bühne des Theaters im Depot kommen. (Foto: Rada Radojcic)

Die zweite Premiere am Samstag, den 23.09.2017 um 20:00 präsentiert das „Junge Ensemble Kulturbrigaden“ im Alter von 12 bis 23 Jahren ebenfalls unter der Regie von Rada Radojcic. Das Tanztheater mit dem Titel „Königskinder“ (nach der bekannten Ballade) ist eine moderne Fassung nach Motiven der „Westside-Story“, Romeo und Julia oder „Grease“. Es geht natürlich um eine „unmögliche Liebe“. Moderiert wird die Geschichte zwischendurch von Helen Gierhake.

Ort der Handlung ist „Jo‘s Diner“, ein angesagter Treffpunkt in der Stadt. Rock ‘n‘ Roll, Pomade im Haar, Mambo und viel 40-50iger Jahre Flair wird auf die Bühne gezaubert. Die rivalisierenden Gangs sind die „Pink Lady“ und die „Snakes“ mit ihren Anführern Danny und Johnny. Der Konflikt bricht auf , als Danny sich in die jüngere Schwester verliebt. Diese hat einen jüdischen Hintergrund und soll sich nach dem Willen ihres Bruders lieber einen jüdischen Freund suchen…

Mit professionelle Mitwirkung durch die als Primaballerina in Dortmund bestens bekannte Monica Fotescu-Uta wurde eine besondere Choreografie und lebendige Körpersprache für das Stück entwickelt. Beim Stück „Der kleine Prinz“ hat sie auch unterstützend mitgewirkt.

Eine Geschichte um Sehnsüchte, Ängste und jugendlichem Ungestüm.

Weitere Vorstellung: Sonntag, 24.09.2017 um 18:00 Uhr.

Karten unter: 0213/982 120 oder E-mail: info@theaterimdepot.de

Zauberhaft sinnliches Wintermärchen

Kay im Banne der Schneekönigin (Foto: © Kulturbrigaden)

Nach langer Vorbereitungszeit unter der Regie von Rada Radojcic war es für das junge Ensemble Kulturbrigaden endlich so weit. Sie hatten am Samstag, den 14.01.2017 im Theater im Depot mit ihrem neuen Stück „Die Schneekönigin“ nach Motiven des gleichnamigen Märchens von Hans Christian Andersen.

Die Geschichte handelt von Gerda und Kay, deren große Freundschaft von der „eiskalten“ Schneekönigin gehörig auf die Probe gestellt wird. Mit Hilfe ihres teuflischen Hofzauberers versucht sie, den Jungen an sich zu binden und in ihre Welt zu locken. Durch einen Splitter eines Zauberspiegels wird ins Auge getroffen und er kann so Gutes nur Böse sehen. Seine Seele wird kalt. Verzweifelt verspricht Gerda ihrer Großmutter, ihn zurück zu holen und seine Seele zu retten. Dabei begibt sie sich auf einen gefährlichen Weg voller Gefahren. Gelingt es ihr, ihren Freund zu retten?

In diesem Märchen geht es um den Wert von Liebe, Freundschaft und Vertrauen gerade in harten, eisigen Zeiten. Wie groß ist deren Bedeutung für die Menschen in unserer schnelllebigen Zeit?

Wie immer in ihren Produktionen gingen die jungen Kulturbrigaden auch dieses Stück mit ihrer besonderen Ästhetik, musikalischem Hintergrund und rasanten Choreografien an. Die elf erst 9 bis 14-jährigen Kinder und Jugendlichen zeigten dabei nicht nur eine Menge Spielfreude sondern auch auch noch sprachliche Professionalität.

Was zeichnet den besonderen Stil aus? Wunderbare Kostüme und Masken sowie der gezielter Einsatz von Licht, Geräuschen und Musik. Die Bühnenausstattung ist dabei minimalistisch. Das Schloss der Schneekönigin erstrahlt erst durch die entsprechende Lichtbeleuchtung und Stofffäden als solches.

Ob Wind, Sturm oder Bedrohung, für alles findet sich jeweils ein passender Geräuschhintergrund. Neben sphärischen musikalischen Klängen wird dem jungen Publikum aber zum Beispiel auch eine moderner Rap des „mutigen und furchtlosen“ Kay geboten. Modern ist auch der Einsatz von Requisiten wie Rollerskates.

Ein wunderschönes Stück dieses jungen Ensembles und ihrer engagierten Regisseurin. Weitere Termine und Informationen finden sie unter: inf@theaterimdepot.de oder aber unter Tel: 0231/982 120

 

Gerda in den Fängen der Räuberbande (Foto: © Kulturbrigaden)

Wintermärchen im Depot

Das Junge Ensemble „Kulturbrigaden“ führt nach einem halben Jahr Vorbereitung ab dem 14.01.2017 unter der Regie von Rada Radojcic ihr neues Stück „Die Schneekönigin“ nach dem Märchen von Hans Christian Andersen im Theater im Depot in Dortmund auf.

Die 9 bis 14-jährigen Nachwuchsschauspieler/innen des freien Kinder-und Jugendtheaters haben das Stück gemeinsam mit der Regisseurin erarbeitet und mitgestaltet.

Es geht um die Bedeutung von Freundschaft, Liebe und Vertrauen gerade in kaltherzigen Zeiten.

Die Freundschaft von Gerda und Kay wird auf eine harte Probe gestellt. Durch den Splitter eines Zauberspiegels wird Kay mitten ins Herz getroffen und gerät in die Gewalt der Schneekönigin.

Seine Seele wird darauf hin kalt und böse. Gelingt es Gerda, Kays Seele zu retten und was für gefährliche Situationen muss sie bestehen?

„Es geht darum, wie wichtig und wertvoll Freundschaft für uns ist und wie weit wir bereit sind für sie zu gehen.,“ so Radojcic. Wie immer kennzeichnet die Kulturbrigaden ein besondere Ästhetik. Es wird viel Wert auf auf auffallende Kostüme und Schminke zur Untermalung und Verstärkung der Handlungsaussage gelegt. Musik und Bewegung spielen in dieser rasanten und modernen Inszenierung ebenfalls eine große Rolle.

Die Premiere ist am Samstag, den 14.01. 2017 um 20:00 Uhr-

Weiter Termine und Informationen finden sie unter : Tel. 0231/982 120 oder info@theaterimdepot.de .

Mensch oder Uhrwerk?

Es gehört schon eine gewisse Portion Mut dazu, „A clockwork Orange“ als Jugendstück aufzuführen. Für Rada Radojcic und ihre Kulturbrigade hat es sich aber gelohnt. Die Premiere am 05. November 2016 im Theater im Depot war ein gelungenes Beispiel jugendgerechter Umsetzung eines schwierigen Stoffes.

Die Geschichte in Kürze: Alex und die Mitglieder seiner Bande, die Droogs, terrorisieren des Nachts aufgeputscht durch Drogen ihre Umgebung. Sie verprügeln, stehlen und vergewaltigen. Doch einmal geht Alex zu weit und tötet jemanden. Seine Mitstreiter, unzufrieden mit seinen Führungsmethoden, lassen ihn fallen und die Polizei schnappt ihn. Im Gefängnis bekommt er die Chance an einem Regierungsprogramm teilzunehmen. Er soll Übelkeit bekommen, wenn er Gewalt ausüben will. Dadurch sofort wieder aus dem Gefängnis entlassen, kommt er draußen nicht zurecht, denn er bekommt die Gewalt am eigenen Leib zu spüren. Alex bittet ausgerechnet bei dem Schriftsteller um Hilfe, dessen Frau seien Bande vergewaltigt hat. In Folge dessen hat sie sich umgebracht. Vor dem aufgebrachten Schriftsteller springt Alex aus dem Fenster und kommt ins Krankenhaus, wo seine Konditionierung aufgehört hat zu wirken.

Radojcic und ihre Truppe zeigen diese Gewalt in einer sehr choreographierten Form. Hinzu kommt Musik als unterstützendes Element hinzu. Die Regisseurin setzt mehr auf Mimik und Symbolik als auf die realistische Gewaltdarstellen. Zwar ist das Stück erst ab 12 Jahren, aber Jugendliche (und ihre Eltern) brauchen keine Angst zu haben.

Wer Produktionen von den Kulturbrigaden bereits gesehen hat (beispielsweise Alice oder Carmen) erkennt die typische Handschrift von Radojcic wieder. Sehr ausgefeilte Kostüme sind ihr Markenzeichen. So tragen die Droogs Bomberjacken und DocMartins, die typische Melone und karottenorangene Perücken. Bei ihren Gewaltexzessen setzen sie noch eine Maske auf, wie sie der Killer in „Freitag, der 13“ trägt. Dagegen ist das Bühnenbild spärlich. Vier Klappstühle bilden die Milchbar, in der sich Alex und seine Kumpane treffen.

Gewalt ist männlich, oder nicht? Radojcic bürstet auch hier gegen den Strich, denn Alex ist in ihrer Inszenierung weiblich, wie auch zwei Mitglieder der Droogs. Im Zeitalter von Mobbing und Cybergewalt scheinen die Grenzen zwischen den Geschlechtern zu verschwimmen.

Positiv ist auch, dass die Inszenierung komische Elemente bereit hält. Als Alex aus dem Gefängnis zurück nach Hause kommen möchte, stellt sie fest, dass ihr Zimmer von einer Untermieterin belegt ist. Ihre Mutter vergiesst Krokodilstränen („Es tut mir so leid“), ist aber sichtlich erleichtert, als Alex weg ist.

Eine wichtige Rolle in der Inszenierung ist die Musik. Der Musiker Dixon Ra ist live auf der Bühne und unterstützt mitsaxophon und vor allem Schlagzeug die Emotionen der Beteiligten. Natürlich darf Ludwig van Beethoven und seine Neunte Sinfonie nicht fehlen, die per Einspieler zu hören ist.

Darf man einem Menschen mittels Medikation seine Entscheidungsfähigkeit berauben? Bei Burgess ging es noch um das Thema Gewalt und Jugendkriminalität. Doch die Frage ist und bleibt hochaktuell, beispielsweise bei Sexualstraftätern. Soll man einem Pädophilen seinen Trieb durch Medikamente austreiben? Bleibt derjenige noch ein Mensch oder entwickelt er sich zum reinen Uhrwerk (clockwork)? Andererseits: Was ist, wenn die Treibunterdrückung versagt? Diese ethischen Fragen stehen immer noch zur Diskussion und daher bleibt „A clockwork orange“ immer noch aktuell.

Freiheit zu Entscheiden?

Musiker Dixon Ra und Ronahi Kahraman als "Alex". (Foto: © Kulturbrigaden)
Musiker Dixon Ra und Ronahi Kahraman als „Alex“. (Foto: © Kulturbrigaden)

„A clockwork orange“ als Jugendstück? Wer den Film von 1971 von Stanley Kubrick und seine Kontroverse um Gewaltverherrlichung kennt, wird vielleicht die Stirn runzeln. Doch Rada Radojcic, die künstlerische Leiterin und Regisseurin der Kulturbrigaden, die das Stück auf die Bühne bringen, beruhigt. Es wird nach einer Theaterfassung konzipiert, die für Jugendliche geeignet ist. „Zudem ist der Film sehr kunstvoll gemacht. Ich finde ihn weniger brutal, die Gewalt ist eher choreografisch.“ Das kommende Theaterstück ist ab 12 Jahre. Die Premiere ist am 5. November 2016 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Das Erstaunliche ist dabei, dass die Jugendlichen der Kulturbrigaden sich diesen Stoff gewünscht haben. Die Figur des Protagonisten Alex mit seiner Kleidung hat es in die Popkultur geschafft. Die Bekanntheit des Films von Kubrik überstrahlt ein wenig das Buch von Anthony Burgess. In Deutschland ist auch die CD/LP „Ein kleines bisschen Horrorschau“ von den „Toten Hosen“ bekannt, vor allem das Lied „Hier kommt Alex“. Das Stück basiert aber weitgehend auf den Film von Kubrick.

Alex, ein Teenager erzählt seine Geschichte selbst: Aus Spaß an der Gewalt verbringen er und seine drei Freunde ihre Zeit damit, wahllos wehrlose Opfer brutal zusammenzuschlagen, auszurauben und, sofern diese Frauen sind, zu vergewaltigen. Alex‘ Freunde lassen ihn aber nach Unstimmigkeiten im Stich. Alex wird wegen Mordes angeklagt und zu 14 Jahren Haft verurteilt. Dort nimmt er an einem neuartigen Experiment teil, bei dem er so konditioniert wird, dass ihm beim Gedanken an Gewalt sofort übel wird. Dummerweise trifft er auf einige seiner Opfer, die die günstige Gelegenheit ausnutzen wollen.

„Gruppen bilden, Mobbing, andere Leute dissen, damit werden die Jugendlichen konfrontiert“, erklärt Radojcic die Aktualität des Stoffes. Es gehe auch um die Frage, was ist das Reizvolle an einer Gang? Und wie schafft man es, da wieder herauszukommen?

Für die Inszenierung hat sich die Regisseurin etwas besonderes einfallen lassen: Alex ist ein Mädchen, gespielt von Ronahi Kahraman. Wichtig war Radojcic, dass die Gewaltszenen für die Jugendlichen auf der Bühne und auch im Zuschauerraum kompatibel sind. „Wir benutzen stark stilisierte Mittel. Die Aggression wird über die Musik erzeugt. Die Schauspieler müssen Hass, Unzufriedenheit über ihre Mimik zum Ausdruck bringen“, so Radojcic.

Musik spielt natürlich auch eine große Rolle. Neben Livemusik von Dixon Ra (Schlagzeug, Saxophon und Klavier) wird natürlich Musik von Beethovens Neunter eingespielt.

Auf die Kostüme kann man – wie bei allen Produktionen der Kulturbrigaden – sehr gespannt sein. Die Droogs (Die Gang von Alex) beispielsweise werden mit Bomberjacken und DocMartens auftreten.

Bei „A Clockwork Orange“ spielen neun Mitglieder der Kulturbrigaden im Alter von 14 bis 24 Jahren mit. Insgesamt sind bei den Kulturbrigaden rund 30 Kinder und Jugendliche aktiv, die sich in zwei Gruppen aufteilen: bis 14 Jahre und über 14 Jahre. Die nächste Produktion wird etwas märchenhafter: „Die Schneekönigin“ und hat wird am 14. und 15. Januar 2017 im Depot zu sehen sein. Mehr Infos über die Arbeit und Theaterkurse der Kulturbrigaden unter www.kulturbrigaden.com

Ein bunter Sommernachtstraum

Ja, es ist noch Winter. Doch die Kulturbrigaden haben es für zwei Abende geschafft, ein wenig sommerliches Gefühl ins Theater im Depot zu bringen. Ihre neue Produktion besticht erneut mit fantasievollen Kostümen, kleineren Gesangseinlagen, eine große Portion Humor sowie exzellenten Darstellerinnen und Darstellern. Die Premiere war am 26. Februar 2016, ein Bericht vom 27. Februar 2016.

„Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare in farbenfrohen Bildern. Rada Radojcic und Jens Wachholz präsentierten dem Publikum die Komödie um die Wirrnisse der Liebe in jugendgerechter Weise. Neben einer modernen Übersetzung haben sie noch auf aktuelle Bezüge aufgenommen. So fordert Helena, der zwangsverliebte Lysander solle doch bitte „eine Armlänge Abstand“ halten.

Die Geschichte in kurz: Lysander liebt Hermia, Hermia muss aber Demetrius heriaten, in den aber Helena verliebt ist. In der Parallelwelt der Elfen möchte König Oberon seine Ehe mit Titiana ein wenig aufpeppen. Gleichzeitig will der Herzog von Athen, Theseus, die Amazonenkönigin Hippolyta heiraten und Handwerker proben für diese Feier ein Theaterstück. Klingt kompliziert? Keine Sorge, Oberons Diener Puck schafft es, die Verwirrung noch zu steigern.

Ähnlich wie bei den vorherigen Produktion wie „Alice“ oder „Carmen“ verzauberte das Ensemble der Kulturbrigaden (Petra-Meurer-Preisträger) mit originellem Kostümen und professionellem Spiel. Es hat Spaß gemacht und war selbst für die kleinen Zuschauer niemals langweilig. Zu den Highlights bei den Kostümen gehörte der mit slawischen Akzent sprechende Demetrius, der im Elvis-Look unterwegs war. Puck als Gothic-Queen war ebenfalls ein Hingucker. Herrlich war das Spiel der fünf Handwerker, die „Pyramus und Thisbe“ bei Theseus‘ Hochzeit aufführten.

Jemanden aus dem 13-köpfigen Ensemble hervorzuheben, wäre vielleicht nicht fair. Aber Puck war mit seinen Intrigen und seiner Schusseligkeit der Mittelpunkt des Stückes und wurde hervorragend interpretiert.

Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Termine für „Ein Sommernachtstraum“ bald veröffentlicht werden, denn dieses Stück hat es auf alle Fälle verdient, öfter gespielt zu werden. Mit Humor, Engagement und viel Phantasie schaffen es Wachholz und Radojcic sowie die Beteiligten auf der Bühne einen „Sommernachtstraum“ zu spielen, der Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene zum Träumen bringt.

Identitätsfindung mit Shakespeare

Der Sommernachtstraum der Kulturbrigaden verspricht ein farbenfrohes Spektakel zu werden. (Foto: © Kulturbrigaden)
Der Sommernachtstraum der Kulturbrigaden verspricht ein farbenfrohes Spektakel zu werden. (Foto: © Kulturbrigaden)

Die neueste Produktion der Kulturbrigaden bzw. des jungen Theaters Bubamara ist ein Klassiker auf den Bühnen: Der „Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare. Das Stück, das zwischen höfischer Hochkultur und anarchischen Naturidyll hin und her springt, kann auch als Suche nach dem wahren „Ich“ gesehen werden. Wunsch und Realität treffen in bunten Bildern aufeinander. Die Premiere im Theater im Depot ist am 26. Februar 2016 um 20 Uhr.

Im Mittelpunkt des Stückes stehen Demetrius und Lysander sowie Hermia und Helena. Die Liebeswirren werden noch komplettiert durch die Ehekrise des Feenkönigs Oberon mit seiner Frau Titiana.

In der Inszenierung von Rada Radojcic und Jens Wachholz werden die Liebeswirren quasi gedoppelt. Es gibt die geordnete Welt der Menschen sowie die Ungeordnete der Feenwelt. Das wird durch die Art des Spielens deutlich sowie durch die aufwändigen Kostüme. Die sind in der „realen Welt“ eher schwarz-weiß, in der Feenwelt hingegen farbenprächtig. Für die Kinder und Jugendlichen war das Thema der „Freiheit“ sehr akut, zumal manche der Ensemblemitglieder Migrationshintergrund haben. Denn im „Sommernachtstraum“ soll Hermia zwangsverheiratet werden und widersetzt sich. Somit konnten sie sich mit diesem leider immer noch aktuellen Thema auseinandersetzen.

Wer die vorherigen Produktionen der Kulturbrigaden wie „Carmen“ oder vor allem „Alice“ gesehen hat, kann sich wieder auf eine sehr bildhafte Inszenierung mit einer minimalistischen Bühne freuen.

Für die 13 Ensemblemitglieder von neun bis 22 Jahren geht eine sechsmonatige intensive Vorbereitungszeit zu Ende. Die Kulturbrigaden arbeiten zwar mit Laien, benutzen aber eine professionelle Herangehensweise. Neben den theaterpädagogischen Übungen, wird beispielsweise sehr viel Wert auf Sprechtraining gelegt.

Aufgrund der Menge des Stoffes wurde der Text eingekürzt, so dass der „Sommernachtstraum“ etwa 85 bis 95 Minuten dauern wird. Neben der Premiere am 26. Februar um 20 Uhr gibt es noch eine weitere Vorstellung am 27. Februar um 18 Uhr. Für den Juni sind weitere Vorstellungen geplant.