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Erlebnis für Auge und Ohr

Der Begeisterung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz für Filmmusik haben es die Dortmunder wohl zu verdanken, dass sie am Montag, den 31. März im Konzerthaus in den Genuss eines besonderen Ereignisses kamen: Ein Stummfilm, der simultan von einem Live-Orchester begleitet wird. Und welcher Film passt besser als Start einer möglichen Reihe? Natürlich „Nosferatu“ von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahre 1921. Den er trägt den schönen Untertitel „Eine Symphonie des Grauens“.

 

Eigentlich haben wir sehr viel Glück, diesen Film überhaupt zu sehen, denn nach einem Gerichtsbeschluss hätten alle Filmkopien vernichtet werden müssen. Denn „Nosferatu“ lehnt sich stark an das Buch „Dracula“ von Bram Stoker an. Und auch schon damals gab es Klagen gegen Urheberrechtsverletzungen. Gut, dass der Film überlebt hat. Ein Klassiker der Filmgeschichte, allein das Spiel von Max Schreck als Graf Orlok ist bemerkenswert. Und es gibt natürlich einige Unterschiede in der Handlung. Während beim Original „Dracula“ der Vampir durch die Hauptperson Harker getötet wird, trägt das Ende bei „Nosferatu“ fast wagnerianische Züge. Denn ähnlich wie beim „Fliegenden Holländer“ opfert sich eine Frau (Ellen), um den Vampir zu erlösen und die Stadt von der Pest zu befreien.

Die riesige Leinwand im Dortmunder Konzerthaus bot einen beeindruckenden Rahmen für den Stummfilm mit der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz.

 

Die Musik ist nicht die Originalmusik von Hans Erdmann, gespielt wurde der Soundtrack, den James Barnard fast 75 Jahre nach der Entstehung von „Nosferatu“ komponiert hatte. Bernard komponierte in den 50er- und 60er Jahren Filmmusik für die Horror- und Science-Fiction-Filme der Hammer Studios, die durch die „Dracula“ Verfilmungen mit Christopher Lee bekannt geworden sind. Bernards Musik ist sehr bildreich. Er arbeitet sehr leitmotivisch, das heißt, es gibt für jeden Charakter oder Stimmung eine bestimmte Melodie.

 

Es machte sich bezahlt, dass der GMD wie er verriet, den Film wohl schon um die zwanzig mal gesehen hat. Er leitete das gut aufgelegte Orchester punktgenau durch die unterschiedlichsten Gefühlswelten des Stummfilmes. Manchmal leicht beschwingt, dramatisch wenn Gefahr droht, oder auch sehnsuchtsvoll, als Ellen am Strand auf Nachrichten von ihren geliebten Mann wartet. Bei gefährlichen, bedrohlichen Situationen konnten die Musiker das Tempo exzessiv steigern.

 

Es bleibt zu hoffen, dass die Kombination vom Stummfilm mit Livemusik nicht nur ein einmaliges Erlebnis bleibt, sondern weitergeführt wird. Das Publikum war jedenfalls am Montag begeistert.

Hier noch ein kurzer Film von den Proben mit einem Interview mit Gabriel Feltz: [vsw id=“4pBHJOR03t8 “ source=“youtube“ width=“425″ height=“344″ autoplay=“no“]

Hommage an legendäre Hollywood-Filmmusiken

Mit dem 2. Konzert für junge (und jung gebliebene) Leute entführten die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz am 24. Februar 2014 ihr Publikum im Dortmunder Konzerthaus in die Welt der großen Filmmusiken aus Hollywood. Von „Gone with the Wind“ (Max Steiner) bis zu den „Pirates of the Carribean“ (Klaus Badelt). Für Feltz sind Komponisten wie Max Steiner oder Erich Wolfgang Korngold als Gründungsväter der orchestralen Filmmusik eine Herausforderung und gehören in das Repertoire jedes guten philharmonischen Orchesters. Deshalb ist für jedes Jahr ein „Hollywood-Hit“-Konzert geplant.

 

An diesem Abend standen stand die Musik von neun Hollywood-Filmen von 1940 bis heute im Mittelpunkt. Für humorvolle Überleitungen und Erklärungen zu den einzelnen Filmen sorgte als Moderator Schauspieler Wolfram Boelzle, zur Zeit auch im Bochumer Prinzregententheater als Kurfürst im „Prinz Friedrich von Homburg“ zu sehen. Auch wenn es ab und zu des Guten zuviel war, schließlich sind die meisten Besucher wegen der Musik gekommen.

 

Zu Beginn wurde das Publikum von der Dortmunder Philharmoniker mit der Musik von Max Steiner gefühlvoll in die Welt der des Südstaaten-Melodramas „Vom Winde verweht“ (Gone with the Wind) aus dem Jahr 1940 gezogen. Nach diesem sanften Einstieg wurde mit Bernhard Herrmanns Musik zu Alfred Hitchcocks „Psycho“ ein wenig gruselige Stimmung in den Konzertsaal gezaubert.

 

Danach wurde wieder das Genre gewechselt. Die Komödie „Pink Panther“ist einerseits durch den Spielfilm von Blake Edwards aus dem Jahr 1963 bekannt, in dem es um eine Gruppen von Juwelenräubern geht, aber auch dem jüngeren Publikum durch die Zeichentrickserie „Der rosarote Panther“ mit Paulchen Panther ein Begriff.

Henry Mancini komponierte die Musik für diesen Film ebenso wie für „Frühstück bei Tiffany“ (Breakfast at Tiffany’s) aus dem Jahr 1961. Bei der melancholischen-romantischen Musik von „Moon River“ aus diesem Film konnte das Publikum seinen Gedanken nachhängen und in Ruhe träumen.

 

Auch das Action-Genre durfte nicht fehlen. Mit einem Medley aus bekannten James-Bond-Melodien rockte Gabriel Feltz mit seinen Musikern das Konzerthaus.

 

John Williams hat bei seiner Filmmusik zu „Harry Potter“ sicherlich mal bei Richard Wagner hereingehört, denn die Potter-Suite hatte einige Anleihen beim großen Meister. Es ist erstaunlich (oder auch nicht), dass die Filmmusik zu den aktuellen Blockbustern sehr von der Romantik geprägt ist. Das hörte man besonders bei der Musik der Filme „Titanic“ von James Horner und „Lord of the Rings“ (Herr der Ringe) von Howard Shore.

 

Zum Schluss entführte uns Feltz noch in die Karibik zu den Piraten. Klaus Badelt imponierte das Publikum mit seiner Musik zu „Pirates of the Carribean“ (Piraten der Karibik) so sehr, dass es nochmal in der Zugabe gespielt wurde.

 

Unterstützend zur Musik wurden auch Lichteffekte verwandt, so beispielsweise bei „Psycho“ als das Orchester in kalten blau.weißem Licht getaucht wurde oder zum Schluss als „Kanonenschüsse“ per LED-Leuchten simuliert wurden.

Mit Spezial-Effekten und der zum großen Teil auch bei jungen Leuten populären Filmmusikauswahl ist es dem Generalmusikdirektor und der Dortmunder Philharmoniker nach dem geglückten Experiment mit Klassik und Elektro wieder gelungen, ein jüngeres Publikum ins Konzerthaus zu locken.

Der Frühling kann kommen

Mit zwei berühmten Stücken der klassischen Musik haben die Dortmunder Philharmoniker beim 6. Philharmonischen Konzert den Frühling eingeleitet: Zu Beginn standen „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi auf dem Programm, nach der Pause ertönte das „Frühlingsopfer“ (Le sacre du printemps) von Igor Strawinsky. Ars tremonia war am Mittwoch, dem 12. Februar 2014 im Dortmunder Konzerthaus.

 

Die beiden Stücke haben eine Gemeinsamkeit: Nicht nur, weil in beiden der Frühling thematisiert wird, sondern auch durch ihre bildhafte Musik. Natürlich liegen zwischen dem barocken Meisterwerks und der Musik des Expressionismus Welten, deutlich zu sehen bei der Besetzung. War bei Vivaldi nur ein kleiner Teil des Orchesters auf der Bühne, füllte die Bühne sich bei Strawinsky deutlich mit Musikern. Ich schätze mal, über 100 (inklusive Dirigent).

 

Schließt man die Augen, kann der Hörer bei Vivaldi fast auf Anhieb die Jahreszeiten erkennen. Der Frühling singt ein Schlummerlied, das Leben in der Natur erwacht, im Sommer gibt es ein ordentliches Unwetter, das Erntedankfest wird mit viel Wein gefeiert und im Winter ist Schlittschuhlaufen angesagt. Die „Vier Jahreszeiten“ sind eigentlich vier Konzerte für Solo-Violine. Gespielt wurden sie von Ariadne Daskalakis. Die Künstlerin ist ein anderer Typ wie Guiliano Carmignola, der vor einigen Wochen bei der „Zeitinsel Caldara“ mit dem Barockorchester La Cetra im Konzerthaus zu Gast war. Carmignola tanzte beinahe die „Vier Jahreszeiten“, aber Daskalakis ging mehr in die Tiefe, die Musik kam quasi aus dem Inneren. Ihre Interpretation war vor allem bei den ruhigen Stellen (beispielsweise dem zweiten Satz des „Winters“, den Daskalakis als Zugabe spielte) ein Genuss.

Dennoch kamen die Philharmoniker noch nicht ganz an die Magie des Barocks heran, wie es die Barockspezialisten von „La Cetra“ schafften. Aber ich finde, es ist ein guter Weg, auch mit den Dortmunder Philharmonikern weiter Richtung Alte Musik zu gehen. Eine Konzertreihe wie sie es schon zur Wiener Klassik gibt, kann ich mir auch für die Alte Musik vorstellen. Potential ist vorhanden.

 

Nach der Pause gehörte die Musik dem Expressionismus. Igor Strawinskys „Sacre du printemps“ wurde ja bei der Uraufführung 1913 als „barbarisch“ verrissen. Denn bei dem Stück steht nicht die Melodie im Mittelpunkt, sondern der Rhythmus. Selbst Melodieinstrumente müssen sich dem Rhythmus beugen. Manche Teile wecken Erinnerungen an Free-Jazz, auch wenn Strawinsky den Jazz erst nach der Komposition von „Sacre“ kennengelernt hatte.

Doch es gibt durchaus lyrische Teile. Strawinsky verarbeitete einige folkloristische Themen, das erste ist gleich zu Beginn vom Fagott zu hören.

Generalmusikdirektor Gabriel Feltz (er hatte bei Vivaldi frei) meisterte die Aufgabe, ein wirklich riesiges Orchester zu leiten. Trotz der vielen rhythmischen Wechsel und Dissonanzen zeigten die Dortmunder Philharmoniker eine famose Leistung und sorgten – im Gegensatz zu 1913 – für Beifallsstürme im Konzerthaus.

Wiederentdeckung eines vergessenen Meisters

Die Solisten mit dem La Cetra Barockorchester sowie dem La Cetra Vokalensemble unter der Leitung von Andrea Marcon. (Foto: © Pascal Amos Rest).
Die Solisten mit dem La Cetra Barockorchester sowie dem La Cetra Vokalensemble unter der Leitung von Andrea Marcon. (Foto: © Pascal Amos Rest).

Ungerecht, Zufall oder warum ist Antonio Vivaldi selbst Menschen geläufig, die keine Berührung mit klassischer Musik haben, während sein Zeitgenosse und Namensvetter Antonio Caldara selbst unter Klassik-Fans nur wenigen bekannt ist? Schwierige Frage. Das Konzerthaus Dortmund bemüht sich in einer dreiteiligen Zeitinsel vom 16. bis zum 18. Januar dem italienischen Komponisten den Raum zu geben, den er verdient. Begonnen wurde die Zeitinsel am Donnerstag mit einem „Concerto di Arie“, mit dem La Cetra Barockorchester unter der Leitung von Andrea Marcon. Wiederentdeckung eines vergessenen Meisters weiterlesen

Ausflug in die russische und finnische Natur

Mit dem programmatischen Titel „reine_natur“ entführte Generalmusikdirektor Gabriel Feltz die Zuhörer im Konzerthaus Dortmund am 03. und 04. Dezember die Steppen Mittelasiens, nach Russland und Finnland. Ars tremonia lauschte dem 04. Philharmonischen Konzert am 04. Dezember. Ausflug in die russische und finnische Natur weiterlesen

Philharmonisches Konzert mit armenischem Temperament

 

Armenisches Temperament beim 3. Philharmonischen Konzert unter der Leitung von George Pehlivanian.
Armenisches Temperament beim 3. Philharmonischen Konzert unter der Leitung von George Pehlivanian.

Am 12. und 13. November können Besucher im Konzerthaus Dortmund die Düfte des Orients erleben. Natürlich nur musikalisch. Die Dortmunder Philharmoniker spielen unter der Leitung von George Pehlivanian die Aladdin-Suite von Carl Nielsen, das „Concerto égyptien“ von Camille Saint-Saëns und als Höhepunkt Auszüge aus den „Gayaneh“-Suiten von Aram Chatschatuarjan.

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Beat meets Bratsche

Bei der generalproble im Konzertaus: Beatamines& David Jach mit Dirigent Philipp Armbruster und den Dortmudner Philharmonikern.
Bei der Generalprobe im Konzerthaus: Beatamines& David Jach mit Dirigent Philipp Armbruster und den Dortmunder Philharmonikern.

Einen großartigen Erfolg konnte das 1. Konzert für Junge Leute am 04.11.2013 verbuchen. Die Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Philipp Armbruster und Beatamines & David Jach groovten das Konzerthaus mit einer Weltpremieren: Dem Remix von „The Planets“ von Gustav Holst. Wer vorher dachte, Beats und Bratschen vertragen sich nicht, der muss ab Montag umdenken.

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