Musik aus Afrika, Portugal, Spanien und Lateinamerika
Es ist erstaunlich, welch schöne Musik von Menschen geschaffen wurde, die unsägliches Leid erleben mussten. Aus der Heimat entführt, ihren Lieben, Familien und Gemeinschaften entrissen und in einer fremden Welt ausgespuckt, verhökert, versklavt und unter unmenschlichen Bedingungen zur endlosen Arbeit gezwungen.
Das Musikfestival
Klangvokal war schon immer ein Mittler zwischen verschiedenen
Musikkulturen. Bereits 2015 baute Klangvokal „Brücken“ zwischen
den Kontinenten oder war wie 2016 „grenzenlos“. Da passte es
natürlich, dass die Organisatoren Jordi Savall für ein Konzert
einladen konnten, der mit einem Programm „Hommage an Syrien“ am
19. Mai 2019 im Konzerthaus das gebeutelte Land als
Inspirationsquelle für die Musik aus dem Orient. Ein besonderes
Erlebnis für die Besucher.
Das Thema Okzident
und Orient ist für den spanischen Musikwissenschaftler und Gambisten
Jordi Savall nicht neu. Bereits 2006 erschien eine CD mit dem Titel
„Orient – Occident“, 2013 brachte er „Orient – Occident II“
heraus. Seine aktuelle Tournee heißt „Hommage an Syrien“.
Hierbei spielen in seinem gegründeten Ensemble Hespèrion XXI und
dem interkulturellen Ensemble Orpheus XXI musikalische Freunde Musik
aus dem jüdischen, muslimischen und christlichen Mittelmeerraum. Mit
dabei sind Musiker, die vor dem Krieg in Syrien fliehen mussten.
Doch die Musik, die
im Konzerthaus erklang, war keinesfalls traurig oder deprimierend. Im
Gegenteil: Savall hatte einige Tänze aus der Türkei, Syrien oder
Afghanistan im Programm. Fröhliche Lieder wie „Lamuny“, die zum
Tanzen animierten und von den Musikerinnen und Musikern erfrischend
interpretiert wurden, gab es genügend. Auch melancholische Stücke
wie „Ce brun – Hal asmar“, gesungen von der eindrucksvollen
Waed Bouhassoun, waren im Programm.
Überhaupt war das
Konzert ein Genuss für Freunde der orientalischen Musik. Neben der
Oud, waren noch Instrumente wie Duduk, Ney (beides Flötenarten),
Sarod und Robab (zwei Saiteninstrumente) zu hören. Natürlich
gehörten auch exotische Percussioninstrumente zum Ensemble.
Das musikalische
Zentrum des Konzertes war Syrien. Traditionelle Lieder und Tänze aus
Damaskus oder Aleppo wurden kombiniert mit Stücken aus Kurdistan,
der Türkei oder Nordafrika. Daneben führte uns Savall nach
Afghanistan und sogar nach Indien, als der Raga „Muddhu gare
yashoda“ erklang. Einen kleinen Ausflug gab es nach Paris. Das
Stück „Le Quarte Estampie Royal“ aus dem 13. Jahrhundert zeigte,
dass die musikalische Verwandtschaft zwischen dem Osten und dem
Westen zu der Zeit noch sehr eng war. Lieder aus dem Kulturkreis der
sephardischen Juden rundete das Konzert ab.
Die Spielfreude der
über 20 Musikerinnen und Musiker sprang auf das Publikum über. Hier
zeigte es sich deutlich, dass die Musik ein verbindendes Element ist,
das imstande ist, Brücken zwischen Kulturen zu bauen und ein
„Wir“-Gefühl zu stärken. Daher sind solche Konzerte ungemein
wichtig.
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