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Tag zwei beim IFFF Dortmund/Köln 2017 – Klippenspringer aus Marseille

[fruitful_alert type=“alert-success“]Nicht nur in Acapulco, sondern auch in Marseille gibt es Klippenspringer. (Foto: © Frauenfilmfestival)[/fruitful_alert]

Als zweiter Beitrag für den Internationalen Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen ging „Corniche Kennedy“ (2016) der französischen Regisseurin Dominique Cabrera ins Rennen.

Corniche Kennedy“ ist die eindrucksvolle Küstenstraße in Marseille. Der Film zeigt eindrucksvolle sonnendurchflutete Bilder dieser Landschaft am Meer. Es ist aber auch ein Ort vieler Widersprüche. Auf der einen Seite die schönen Villen und Clubs einer gut betuchten Schicht, auf der anderen Seite die sozial abgehängten, oft aus Algerien oder Tunesien stammenden, Armen. Diese leben in den prekären Vierteln der Stadt. Im Sommer springen Jugendliche und junge Erwachsene unter ihnen von den hohen Felsenklippen in die Tiefe des Meeres. Sie gehen das bewusst das tödliche Risiko ein. Neben dem Adrenalinschub treibt sie der Wunsch an, ihre Grenzen und Möglichkeiten in einer für sie gefährlichen und schwierigen Welt auszuloten.

Die in gutbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsene Suzanne lässt sich kurz vor dem Abitur in diese sie faszinierende Welt hineinziehen. Besonders mit Marco und Mehdi freundet sie sich an.

Marco jobbt nebenbei als Chauffeur für eine lokale Drogenbande. Die Polizei ist ihnen auf der Spur. Die ständige Gefahr, geschnappt zu werden und die Zukunft endgültig zu vermasseln, liegt wie ein Damoklesschwert über allem. Die dunkelhäutige Kommissarin versucht in einer Art Sisyphusarbeit, die Jugendlichen aus diesem Drogensumpf und dem Teufelskreis heraus zu bekommen. Gibt es einen Weg der Befreiung?

Dieser Film arbeitet mit sensiblen längeren Kameraeinstallungen und bietet neben stimmungsvollen Landschaftsbildern einen Einblick in eine tief gespaltene Gesellschaft.

Gesellschaftssatire voll britischem Humor

[fruitful_alert type=“alert-success“]Nach hält der äußere Schein. Szenenfoto aus „The Party“. (Foto zur Verfügung gestellt vom Frauenfilmfestival 2017)[/fruitful_alert]

Endlich war es so weit. Das 30. Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln (Alles unter Kontrolle) hat seit gestern begonnen.

Mit dem Eröffnungsfilm „The Party“ von Sally Potter, auch im Internationalem Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen im Rennen, wurde die Messlatte schon gleich hoch angelegt. Der schwarz-weiß Film ist eine witzige Gesellschaftskomödie mit einigen nachdenklichen, melancholischen und grotesken Momenten. Sally Potters „The Party“ ist „very british“ im besten Sinne.

Worum es geht: Janet (Kristin), eine ambitioniere Politikerin aus dem linksliberalem Spektrum, möchte ihre Ernennung als Minister mit Mann und Freunden feiern. Schon bald brodelt es gewaltig unter der oberflächlichen schönen Fassade. Alle beteiligten Personen haben so ihre Geheimnisse. Nach und Nach bröckelt die Fassade und alle Personen müssen mit der neuen Situation umgehen.

Es ist ein Vergnügen, den geschliffenen Dialogen voll trockener Pragmatik zuzuhören. Die vielen Nahaufnahmen geben einen wunderbaren Einblick in das Gefühlsleben der Personen. Ein Kompliment an die gut zusammengestellte Schauspielcrew. Mit dabei auch der wunderbare, international bekannte Schauspieler Bruno Ganz. Die Story punktet durch viele Wendungen bis zum Schluss und spannende Charaktere. Gelungen ist auch, die Spannung und Neugierde durch die Anfangsszene, die gleichzeitig auch die Endszene ist beim Publikum zu wecken.

Mehr sei nicht verraten. Selber anschauen lohnt sich!

30 Jahre Internationales Frauenfilmfestival

[fruitful_alert type=“alert-success“]Mehr als 50 Veranstaltungen präsentiert das Internationale Frauenfilmfestival 2017. Es hoffen auf viele Besucher (v.l.n.r.) Uwe Samulewicz (Sparkasse Dortmund) Bürgermeisterin Birgit Jörder und Festivalleiterin Silke J. Räbiger.[/fruitful_alert]

Kaum zu glauben! Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln findet nun schon zum dreißigsten Mal statt. In der Woche vom 4. bis zum 9. April 2017 werden an drei Spielorten, der Schauburg, dem „sweetSixteen“ und dem Kino im Dortmunder U rund 120 Filme quer durch die Filmgeschichte und verschiedenste Genres gezeigt. Im Programm sind nationale und internationale Spielfilme, Dokumentarfilme, Kurzfilme, Experimentalfilme, Stummfilme sowie Musikvideos.

Außerdem finden dazu zahlreiche Performances, Diskussionen, Workshops und zum erstmals auch eine Filmfahrradtour „Shorts on Wheels“ quer durch Dortmund statt.

Zahlreiche Kooperationspartner unterstützen das Festival organisatorisch und finanziell. Langjährige finanzielle Unterstützung gibt es von der Sparkasse Dortmund. „Uns liegt das Internationale Frauenfilmfestival sehr am Herzen, und wir freuen uns, es finanziell unterstützen zu können,“ so Uwe Samulewicz, der Leiter der Dortmunder Sparkasse.

Wie wichtig dieses IFFF in Zeiten mit wachsendem rechten Populismus, Rassismus, und Frauenfeindlichkeit sowie Gewalt und Flüchtlingsdrama ist, betonte die Silke J. Räbiger (Festivalleitung). „Sich für Frauenrechte einzusetzen ist bittere Notwendigkeit, gerade in der heutigen Zeit, wo frauenfeindliche , rassistische und nationalistische Töne vermehrt zu hören sind. Rechte Populisten wollen die Frauen wieder in ihre althergebrachten Schranken weisen. Es geht hier nicht nur um die Frauen, sondern um Demokratie,“ so Räbiger.

Das Motto in diesem Jahr ist „IN CONTROL…of the situation /Alles unter Kontrolle.

Es geht um Themen wie Migration, Flucht, Vertreibung, Gewalt, Beziehungen und Leben im Alter, sowie den übertriebenen Kontrollwahn in unserer Gesellschaft. Jeder unserer Schritte, was wir essen und vieles andere kann kontrolliert werden.

Auf eine besondere Kooperation mit dem Museum Ostwall im Dortmunder U wies Räbiger noch hin. Am 05.04.2017 findet im Kino im U um 10.00 Uhr ein Symposium im Rahmen der Ausstellung zu Niki de Saint Phalle unter dem Titel „Trauma, Subjekt- und Körperkonzepte“ statt.

Traditionell wird auch in diesem Jahr wieder ein mit 15.000 Euro dotierte Preis im Rahmen des Internationalen Spielfilmwettbewerbes für Regisseurinnen von einer international renommierten Jury ausgelobt.. „Zum ersten Mal ist auch ein Film aus Südafrika vertreten,“ verriet die für den Wettbewerb zuständige Stefanie Görtz (Leitung).

Das Festival wird mit der Gesellschaftskomödie von Sally Potter „The Party“am 04.04.2017 um 19.30 Uhr im CineStar eröffnet.

Das Publikum darf auch in diesem Jahr wieder über den „Preisträger Publikumspreis“ entscheiden.

Das IFFF endet wie schon vor zwei Jahren mit der Preisverleihung „Internationaler Spielfilmpreis“ und „Internationaler Spielfilmpreis, Publikumspreis“ feierlich ab 19.00 Uhr im Kino im U. Ab 21.00 Uhr wird dann der Preisträger Publikumspreis in dem Kino auch noch gezeigt.

Informationen über das umfangreiche Programm erhalten sie an den ab jetzt an den beteiligten Kinos aus liegenden Festival-Broschüren oder anderen bekanntenVorverkaufsstellen. Im Internet informiert die Seite www.frauenfilmfestival.eu über das Programm.

Auf der Suche nach Würde

Der kolumbianische Beitrag „Ella“ beim Regiewettbewerb des Internationalen Frauenfilmfestivals 2015 in Dortmund von Libia Stella Gómez zeigt ein ungeschminktes Bild der Welt in Bogota in Kolumbien. Beim Ansehen des Filmes wird einem deutlich, dass wir hier mit unserem Sozialsystem durchaus im Komfort leben, angesichts der Situation der Protagonisten. Das Baby hat Fieber und soll im Krankenhaus untersucht werden? Erst einmal 40.000 Pesos (etwa 15 €) auf den Tisch legen. Geld, das viele Arme nicht haben.

Im Film „Ella“ geht es um zwei alte Menschen Alcides und Georgina, die in einem Armenviertel in Bogota leben. Eines Tages stirbt Georgina und Alcides muss alleine zurechtkommen. Er will seiner toten Frau ein würdiges Begräbnis verschaffen, muss aber dafür lernen, sein eigenes Leben zu leben. Dabei hilft ihm die 12-jährige Guiselle, die von ihrem Vater misshandelt wird.

Gómez arbeitet mit schwarz-weiß Bildern, so dass der Film wirkt, als käme er aus den 50igern. Ein besonderes Verdienst der Regisseurin ist es, dass die Protagonisten ihre Würde behalten. Denn allzuleicht können Szenen wie der Transport der Leiche durch Alcides auf einem Karren ins Lächerliche abgleiten. Mit Humberto Arango hat Gómez auch eine gute Wahl getroffen, genauso wie die bezaubernde Deisy Marulanda als Guiselle.

Auf der anderen Seite zeigt Gómez ungeschminkt die Gewalt in ihrem Land. In Gegenden, wo ein Menschenleben nicht viel zählt, sind Ermordete keine Schlagzeile wert. Erschütternd die Szene, als eine Mutter ihren Sohn sucht und der Polizist ihr beiläufig sagt, schauen sie mal bei den gefundenen Leichen der vergangenen Nacht, ob er darunter ist.

Der ewige Kreislauf

Der zweite Beitrag im Rennen um den RWE Filmpreis war die japanische Produktion „Still The Water“ von der renommierten Regisseurin Naomi Kawase. Im Gegensatz zu „Eden“ ist „Still The Water“ ein poetisch-philosophischer ruhigerer Spielfilm um den Kreislauf von Leben, Tod und Energie. Wunderschöne Naturaufnahmen und eine sich Zeit nehmende Kameraführung mit sensiblen Nahaufnahmen kennzeichnen diesen Beitrag.

Die Story um den 16-jährige Kaito und seiner Freundin Kyoko, die auf einer Japanischen Insel leben. Kaito wohnt alleine bei seiner Mutter und kann seinen Vater nur ab und zu in Tokyo besuchen. Kyoko lebt dagegen in geordneten Verhältnissen bei ihren beiden Eltern. Ein Schock ist, das ihre Mutter, eine Schamanin, schwer krank ist und bald sterben muss. Für ihren Freud ist dagegen eine große Belastung, dass seine Mutter wechselnde Liebhaber hat. Eine wichtige Rolle für die beiden Jugendlichen, zwischen denen sich eine Liebesgeschichte entwickelt, spielt ein weiser alter Viehzüchter. Zimperlich ist die japanische Produktion nicht. So wird bereit am Anfang (und später noch einmal) in aller Ausführlichkeit das Töten und langsame Ausbluten einer weißen Ziege gezeigt. Nichts für empfindliche Gemüter. Untermalt wird die Geschichte von ruhiger, meditativer Musik.

Der Film gibt einen guten Einblick in die asiatische Mentalität und ist voller Symbolkraft.

Ein nachdenklicher Beitrag über das Leben, Vergänglichkeit und der bleibenden Energie.

Sex, Koks und Techno

Der erste Film, der in diesem Jahr ins Rennen um den mit 15.000 Euro dotierten RWE Filmpreis des Internationalen Frauenfilmfestivals in Dortmund ging, war eine französische Produktion aus dem Jahr 2014 der Regisseurin Mia Hansen-Løve. „Eden“ taucht ein in die Zeit Anfang der 90er Jahre, als die elektronische Musik in Frankreich einen ganz besonderen Boom erlebte.

Das junge DJ-Duo „Cheers“ mit Paul und sein Freund erlangen zunächst einige Erfolge mit ihren Auftritten. Es ist eine wilde Zeit mit Sex, Koks und Techno-Musik. Als Vorbilder dienen ihnen die zwei Freunde, die als „Daft Punk“ eine gewisse Berühmtheit erlangt haben. Der Weg führt bis nach New York. Im Laufe der nächsten Jahre gehen nicht nur Beziehungen in die Brüche, sondern die Einnahmen aus dem Musikgeschäft halten nicht mit dem aufwendigen und teuren Lebenswandel stand. Am Ende erkennt Paul spät, das er nicht nur pleite ist, sondern auch in einer Scheinwelt gelebt hat.

Ein großartiger Soundtrack zieht sich durch den gesamten Film und zieht den Zuhörer mit in die Zeit-Stimmung hinein. Getragen wird „Eden“ auch von dem natürlichen , offenen Spiel der Schauspieler, allen voran Félix de Givry (Paul) und Greta Gerwig (Louise).

Leider hat der Film mit seinen über zwei Stunden Dauer einige Längen (und vorhersehbare Wiederholungen). Ein wenig mehr Tiefgang wäre wünschenswert gewesen. Einige Szenen mit einer gewissen Situationskomik lockerten die Geschichte etwas auf.

Mit dem Film „Inside Llewyn Davis“der Coen-Brüder aus dem Jahr 2012 um den Folk-Musiker Llewyn Davis in den 60er Jahren kommt er sicherlich nicht heran. Trotzdem ist dieser Film ein beeindruckendes Zeitdokument der 90er Jahre.

Frauenfilmfestival in der Komfortzone

Bild aus dem Film "Les règles du jeu". (© AGAT_Films__Cie_-_Les_films_du_Parotier)
Bild aus dem Film „Les règles du jeu“. (© AGAT_Films__Cie_-_Les_films_du_Parotier)

Das Internationale Frauenfilmfestival in Dortmund vom 14. bis 19. April 2015 hat den Themenschwerpunkt „Komfort“. Dabei dreht sich alles um Wunsch nach Komfort, aber auch welche Folgen das für die andere Seite hat: Die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert sich immer mehr und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen nimmt dramatische Züge an.

„Komfort heißt nicht Kuschelecke“, stellte Silke J. Räbiger, die Festivalleiterin. „Wir wollen den Begriff gegen den Strich bürsten. Denn Komfort kostet etwas und geht auch auf Kosten anderer.“ Vor allem die Dokumentarfilme auf dem Festival machen dieses Dilemma deutlich.

Wenn das Filmfestival wieder in Dortmund stattfindet (alle zwei Jahre im Wechsel mit Köln), dann steht passenderweise auch das Ruhrgebiet und die Arbeit im Mittelpunkt. Es wird einen Filmblock geben, der die Werke der Dortmunder Filmpionierin Elisabeth Wilms präsentiert. Wilms hat vor allem das Leben im bombenzerstörten Dortmund und den Wiederaufbau festgehalten.

Der Film „Warum ist Frau B. Glücklich“ von Erika Runge aus dem Jahre 1968 erzählt die Geschichte einer Arbeiterfrau aus Duisburg.

Die Vororte von Paris sind Schauplätze zweier Filme. „Les règles du jeu“ von Claudine Bories und Patrice Chagnard aus dem Jahre 2014 zeigt das Leben dreier jungen Menschen, die von einer privaten Vermittlungsfirma für den Arbeitsmarkt passend gemacht werden sollen. Der Supermarkt von Ali ist der Schauplatz des Film „Alimentation Générale“ (2005). Er ist Treffpunkt des ganzen Viertels.

Der Dortmunder Kunstverein am Dortmunder U wird während des Internationalen Frauenfilmfestivals zum Festivalzentrum. Zusätzlich wird die Klasse von Shana Moulton, Professorin an der Kunstakademie Münster, eine Komfortzone einrichten. Licht, Farbe, Sound, Musik und Gerüche werden alle Sinne ansprechen. Der Titel wird lauten: „To Seek Out, to Explore, to Doze, to Snooze“.

Weitere Programme auf dem Filmfestival sind unter anderem: Stummfilme von Rosa Porten und der Internationale Spielfilmwettbewerb.

Mehr Informationen unter www.frauenfilmfestival.eu