Ars tremonia

Supertrumpf – Essstörung als familiäre Belastungsprobe

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Im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) steht aktuell das Stück „Supertrumpf“ (Premiere war am 22.09.2023) ab 10 Jahre (Esther Becker) unter der Regie von Antje Sieber auf dem Programm.

Behandelt wird hier sowohl für die betroffenen Personen wie auch das familiäre Umfeld das sensible und komplexe Thema Essstörung.

Sar Adina Scheer (vorne), Thomas Ehrlichmann, Annika Hauffe, Bianka Lammert
(c) Birgit Hupfeld
Sar Adina Scheer (vorne), Thomas Ehrlichmann, Annika Hauffe, Bianka Lammert
Foto (c) Birgit Hupfeld

Aus der Perspektive der zehnjährigen Lou (eigentlich Marie-Louise) wird vom schwierigen Familienleben nach der Entlassung ihrer magersüchtigen vierzehnjährigen Schwester Maya nach drei Monaten erzählt.

Mit viel Empathie versetzen sich die neuen Schauspieler*innen Annika Hauffe (Lou) und Sar Adina Scheer (Maya) in die Situation der Schwestern. Während des dreimonatigen Klinikaufenthalt von Maya hat sich Lou die Zeit mit ihrem Lieblingsspiel Supertrumpf (gerne als Bezeichnung für Autoquartett) vertrieben und sich abgelenkt.

Der Aufbau der Bühne (Ausstattung: Julia Schiller) in Form von unterschiedlichen Podesten und Höhen verdeutlichte die Schwierigkeiten im alltäglichen Leben und dient gleichzeitig als eindrucksvolle Video-Projektionsfläche für bekannte Ratschläge und Sprüche für den Umgang mit Essstörungen. Für Musik, Geräusche und Video zeichnet Peter Kirschke verantwortlich.

Die ambivalente Gefühlswelt der Schwestern wird mit prägnanten Dialogen, klaren Bildern, wenig Pathos, Humor und herzlichen Momenten dargestellt.  Lou kämpft zum einen um Beachtung in ihrer Familie, wo gerade die zurück gekommenen Maya im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Andererseits liebt sie ihre Schwester und hat Angst um das Leben von Maya. Es entsteht eine Stimmung von Misstrauen und Kontrollzwang. Drunter leidet Maya, die ja extreme Kontrolle schon genug in der Klinik erlebt hat.

Die Verunsicherung der Eltern und Freunde von Lou verkörpern wunderbar Bianka Lammert und Thomas Ehrlichmann.

Ganz langsam finden wieder eine Annäherung und Vertrauensbildung statt.

Während der Aufführung wird geschickt zwischen Erzählung und direktem Konfrontationsspiel changiert.

Ein sensibler Umgang mit dem Thema Essstörungen. Die eine und einzige Ursache für deren Entstehen gibt es nicht. Allen Betroffenen gemein ist eine gestörte Selbstkontrolle. Da sind viel Geduld und vertrauensbildende Maßnahmen notwendig.

Weitere Aufführungstermine erfahren Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222