Sensibles Melodrama um Enoch Arden

Im Studio des Schauspiels Dortmund hatte „Enoch Arden“ (nach dem Versepos von Alfred Tennyson aus dem Jahre 1864) in der Inszenierung von Bjarne Gedrath am 23.02.2020 seine Premiere. Die Vertonung von Richard Strauss (1897) wurde von Oliver Siegel mit seinen musikalischen Arrangements frei adaptiert und als atmosphärische Begleitung auf die Bühne gebracht.

Viele kleine Deckenlampen wurden der Stimmung angepasst und jeweils ein oder ausgeschaltet. Auf der Bühne wurde ein mit etwas Wasser gefülltes niedriges schwarzes Wasserbassin angelegt. Auf einer Pritsche lag Enoch Arden (gespielt von Uwe Rohbeck). Das Wasser im Bassin stand symbolhaft für das Leben des Seemanns Enoch Arden.

Kurz vor seinem Tod zieht das Leben vom Seemann und Fischer Enoch Arden noch einmal an ihm vorbei. Seine Geschichte ist nicht nur tragisch für ihn, sondern sie betrifft auch in einem großen Maße seine große Liebe Annie (gespielt von Marlena Keil) und seine Kinder. Beide kannten sich schon seit Kindestagen und waren gut befreundet mit Philipp, den Sohn eines Müllers. Im Kampf um die Zuneigung und Liebe zieht der schüchterne Philipp den kürzeren. Enoch Arden und Annie heiraten und bekommen drei Kinder. Nach einem Unfall fürchtet der Protagonist, seine Familie nicht mehr genügend finanziell unterstützen zu können. Seine Kinder sollen es doch einmal besser haben. Er beschließt, mit einem Handelsschiff auf eine längere Reise in ferne Länder zu schippern und so viel Geld zu verdienen. Seine Frau kommt mehr schlecht als recht über die Runden.Ihr kaufmännisches Geschick, die Hoffnung, dass er schnell heimkehrt zerschlägt sich, als er auf einer Insel im Nirgendwo strandet und allein überlebt. Ganze zehn Jahre ist er verschollen. Die Stimmung der verzweifelte Annie wechselt zwischen Hoffen und Bangen. Das dritte kränkelnde Kind stirbt. Der finanziell gut stehende Philipp bietet an, die Schulbildung der Kinder von Annie zu finanzieren. Nach langen Zögern gibt Annie dem Liebesdrängen von Philipp nach und heiratet ihn schließlich. Die beiden bekommen auch noch einen Sohn. Doch dann kehrt Enoch Arden in seine alte Heimat zurück und muss eine schwere Entscheidung treffen…

Enoch Arden (Uwe Rohbeck) möchte sich seiner Annie (Marlena Keil) nicht offenbaren. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Enoch Arden (Uwe Rohbeck) möchte sich seiner Annie (Marlena Keil) nicht offenbaren. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Marlena Keil und Uwe Rohbeck gelang es wunderbar, die Gefühlslagen von Annie und Enoch gegenüber zu stellen. Die tiefe Einsamkeit, Liebe, Hoffnung und Verzweiflung aus beider Sichtweisen und Erlebnissen prallen aufeinander. Arden wollte das Beste für seine Familie und glaubte daran, schnell zu ihr zurück zu kommen. Sie hatte über viele Jahre die Ungewissheit über das Schicksal ihres Mannes und die Verantwortung für ihre Kinder zu tragen. So ähnlich erging es wohl den Frauen nach den Kriegen, wenn sie nicht wussten, ob ihre Männer noch lebten und jemals nach Hause kommen würden.

Die Text aus dem 19. Jahrhundert waren von eindringlicher Kraft und wurden oft vom Textblättern, die aus einer alten Schreibmaschine gezogen wurden, vorgelesen (und im Wasser versenkt). Trotz seines gebrochenem Herzen war Enoch am Ende das Glück von Annie wichtiger als sein eigenes.

Gelegenheit, dieses Stück im Studio zu erleben, gibt es noch am 28.02.2020 und am 06.03.2020 jeweils um 20:00 Uhr.

Infos gibt es wie immer unter www.theaterdo.de oder tel.. 0231/50 27 222

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