Archiv der Kategorie: Musik

Abstürzende Helden und befreite Künstler

Ein Instrument, das man spielt, ohne es zu berühren. Ein virtuoses Violinkonzert und eine Abrechnung mit einem Diktator. Das 6. Philharmonische Konzert im Konzerthaus am 10. und 11. Februar 2015 unter dem Titel „helden_mut“ präsentierte spannende Solisten und energiegeladene Musik.

Das Konzert begann mit dem Werk „Ikarus“ von Lara Auerbach. Die Komponistin schrieb das Stück 2006 und behandelte den Mythos von Ikarus, der mit seinen Flügeln zu hoch fliegt und die Sonne seine Wachsflügel schmelzen lässt, so dass er ins Meer stürzt und stirbt. Carolina Eyck hatte ihr außergewöhnliches Instrument mitgebracht: Das Theremin. Es klingt ein wenig nach Science-Fiction und fliegenden Untertassen und ist eine Besonderheit, weil es ohne Berührung gespielt wird. Eycks spielt ihr Instrument mit Handbewegungen und es sieht von weitem ein wenig aus, als ob sie ihr Theremin beschwören möchte.

Zwar war „Ikarus“ ein recht dynamisches und energiegeladenes Stück, doch das Theremin kam nicht so zur Geltung, außer beim Absturz des Ikarus. Wenn man schon die Gelegenheit bekommt, so ein ungewöhnliches Instrument zu erleben, sollte es ruhig prominenter präsentiert werden.

Danach war ein weiterer Solist an der Reihe. Stefan Jackiw spielte das Violinkonzert von Mendelssohn Bartholdy in e-moll. Ungewöhnlich bei dem Werk: Das Hauptthema wird direkt im zweiten Takt von der Violine gespielt. Im großen und ganzen ein sehr beliebtes Stück für Violinisten, hier kann der Solist zeigen, was er kann. Und Stefan Jackiw musste alle Register seines Können ziehen.

Nach der Pause war die 10. Sinfonie von Dimitri Schostakowtisch an der Reihe. Entstanden nach dem Tod von Stalin atmet die Sinfonie ein Stück weit Tauwetter, Erleichterung. Immer wieder in der Sinfonie erklingen Schostakowitschs Initialen: D – Es – C und H. Doch auch nach Stalins Tod war die Musik von Schostakowitsch der alten Nomenklatura verhasst. Denn in den ersten drei Sätzen ist die gedrückte Stimmung der Stalin-Zeit fast mit Händen greifbar. Erst im vierten Satz wird sie gegen Ende fröhlicher, ja befreiter.

Den Dortmunder Philharmonikern unter dem Gastdirigenten Alan Buribayev gelang ein heldenmutiger Abend.

Das 6. Philharmonisches Konzert zeigt „helden_mut“

Mit gleich zwei Solisten wartet das 6. Philharmonische Konzert der Dortmunder Philharmoniker. Stefan Jackiw wird das Violinkonzert von Mendelssohn Bartholdy spielen, Carolina Eyck wird sich mit einem selten im Konzertsaal gehörten Theremin präsentieren. Sie spielt das 2006 entstandene Werk „Ikarus“.

Nach der Pause erwartet das Publikum Schostakowitschs 10. Sinfonie e-Moll. Viele meinen in dieser Sinfonie auch die Fratze Stalins zu erkennen. Doch wie viel davon tatsächlich in der Musik steckt, das lässt der Komponist selbst offen.

Ars tremonia sprach mit der Theremin-Spielerin Carolina Eyck:

Ars tremonia: Wie wird das Theremin gespielt?

Eyck: Es gibt zwei Antennen, die an einen Holzkasten angeschlossen sind, die elektromagnetische Felder aussenden. In dem Kasten steckt viel Elektronik. Man bewegt die Hände und Arme in der Luft. Mit der geraden Antenne stellt man die Tonhöhe ein, wenn man näher herangeht, wird der Ton höher.

Ars tremonia: Wie sind Sie auf dieses Instrument gekommen?

Eyck: Ich habe mit sieben Jahren angefangen zu spielen. Es stand irgendwann mal auf dem Wohnzimmertisch, weil mein Vater hat schon elektronische Musik gemacht. Er hat von dem Instrument gehört und es gekauft.

Ars tremonia: Was gibt es in der klassischen Musik für Kompositionen für das Theremin?

Eyck: Es wird immer mehr. Die größten Werke, die es zur Zeit gibt, sind zwei Sonaten vom Komponisten Christopher Tarnow. Es gab vorher noch keine Sonaten für das Theremin. Dann noch Kalevi Aho, der ein Thereminkonzert geschrieben hat, oder Fazıl Say mit seinen Sinfonien „Mesopotamia“ und „Universe“.

Ars tremonia: Wie reagieren die Mitmusiker auf das ungewöhnliche Instrument?

Eyck: Ich glaube, sie haben sich schon umgedreht. Sie möchten natürlich auch wissen, wie es aussieht, was sie da hören.

Romantische Europareise

Sopranistin Keiko Matsumoto und Mezzosopranistin Natascha Valentin nahmen die Besucher der Liedmatinee am 08. Februar 2015 um 11:15 Uhr im Foyer des Dortmunder Opernhauses mit auf die musikalische Reise durch das romantische Europa. Da die beiden Künstlerinnen im Opernchor singen, war es für den ehemaligen Leiter des Chores, Granville Walker, eine Selbstverständlichkeit, die beiden Damen am Klavier zu begleiten. Zwischendurch erzählte Chefdramaturg Georg Holzer ein wenig über die jeweiligen Komponisten.

Den Beginn machten die „Klänge aus Mähren“ von Antonin Dvořák. Die Musik hat deutlich slawische Einflüsse und erzählt von Wäldern, Wiesen und Äckern. Ein Wanderer zwischen Moderne und Tradition war Max Reger. Neben seinen bekannten Orgelwerken schrieb er auch über 250 Lieder für Klavier und Gesang. Fünf Duette brachten Matsumoto und Valentin zu Gehör, darunter die Vertonung des wohl bekanntesten deutschen Gedichtes „Abendlied“ von Goethe.

Danach ging es nach Russland. Von den sechs Duetten op. 46 von Peter Tschaikowsky erklangen „Im Garten“ und „Vergangene Leidenschaft“.

Danach ging es weiter nach Frankreich. Den Beginn machte Ernest Chausson mit seinen beiden Duetten op. 11 „Die Nacht“ und „Erwachen“. Danach bekam das Konzert einen starken spanischen Einschlag, denn Matsumoto und Valentin sangen „El Desdichado“ einen Bolero von Camille Saint-Saëns und einen Chanson sepagnole von Claude Debussy. Als Zugabe wählten die beiden Sängerinnen „Sommerruh’“ von Robert Schumann.

Diese Liedmatinee war eine gute Gelegenheit, einmal zwei Chormitglieder solistisch zu erleben. Schöne Lieder über unberührte Natur und über die Liebe, eben typisch Romantik mit zwei schönen Stimmen und routinierter Klavierbegleitung.

Heldenmut und Manie

Auch das 5. Philharmonische Konzert am 13. und 14. Januar 2015 im Konzerthaus stand unter einem Heldenmotto, nämlich „Held_innen_leben“. Den Schwerpunkt des Konzertes bildete die Geschichte von Lamoral von Egmont, dem niederländischen Freiheitskämpfer, dem Goethe ein literarisches Denkmal gesetzt hat und Beethoven mit seiner Bühnenmusik ein musikalisches. Den Beginn machte jedoch Schumanns 2. Sinfonie in C-Dur.

Schumann ist sicherlich auch ein tragischer Held. Durch seine Krankheit, einer bi-polaren Störung, die wohl eine Folge seiner Syphiliserkrankung war, taumelte der Komponist entlang beider Extreme: Depression und Schaffensdrang. Die 2. Sinfonie in C-Dur schrieb Schumann nach einer langen Schaffenskrise und beschrieb auch deutlich sein Innenleben. In diesem Werk setzt er sich mit seinen Vorbildern Bach, Mozart und Beethoven auseinander, die auch in seiner Sinfonie wiederzuerkennen sind. Das Ringen von Schumann um Form und Gestaltung brachten die Dortmunder Philharmoniker unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz wunderbar zu Gehör. Vor allem der triumphale Schlussteil des vierten Satzes war eines der Höhepunkte des Abends.

Vielleicht ein Fluch des Erfolges: Von Beethovens Bühnenmusik zu „Egmont“ ist vielen nur die Ouvertüre bekannt. Schade, denn Schauspieler Sebastian Koch und Sopranistin Robin Johannsen zeigten, dass darüber hinaus noch viel an Musik von Beethoven zu entdecken gibt. Dass es einen qualitativen Unterschied macht, wenn ein gelernter Schauspieler einen dramatischen Text vorträgt, haben die interessierten Zuhörer bereits beim ersten Kammerkonzert in dieser Spielzeit hören können, als Andreas Beck vom Ensemble Dortmund die „Geschichte eines Soldaten“ zum Besten gab. Sebastian Koch fesselte die Zuhörer mit der Geschichte von Lamoral von Egmont und Robin Johannsen sang die Lieder von Clärchen dazu. Triumphal ging der Abend zu Ende: Mit der Siegessinfonie zeigt Beethoven, dass das tragische Heldenschicksal von Egmont doch nicht umsonst war.

Rhythmisch ins neue Jahr

Das Chorwerk „Carmina Burana“ von Carl Orff stand dieses Jahr im Zentrum des Neujahrskonzertes in der Dortmunder Oper. Alle Beteiligten, Musiker, Chormitglieder und Solisten brachten den sehr gut gefüllten Opernsaal mit Orffschen Rhythmen in positive Schwingungen.

Lateinische und mittelhochdeutsche Texte fasste Carl Orff 1937 zu seinem Chorwerk „Carmina Burana“ (zu Deutsch: Lieder aus Benediktbeuren) zusammen. Das bekannteste Stück daraus ist mit absoluter Sicherheit der imposante Chorsatz „O Fortuna“, das den Anfang und den Schluss bildet. Auch Menschen, die überhaupt keine klassische Musik hören, werden dieses Stück höchstwahrscheinlich kennen, denn es ist in unzähligen Werbungen und Filmen benutzt worden.

Doch die „Carmina burana“ ist mehr als „O Fortuna“. Orff hat aus der riesigen Liedersammlung bestimmte Teile benutzt und sie zu einem Zyklus zusammengefasst. Im Mittelpunkt steht das Lebensrad, das von der Schicksalsgöttin Fortuna gedreht wird. In drei Teilen wird über die zentralen Aspekte des Lebens wie die Liebe und das übermäßige Trinken von Alkohol beleuchtet.

Bei den Solisten stach Bariton Jochen Kupfer besonders heraus, der neben seiner ausgezeichneten Stimme auch einen Hauch szenischer Darstellung präsentierte:Er gab überzeugend einen doch sehr angetrunkenen Zecher in einer Kneipe im schönen Stück „In taberna quando sumus“. Die große Stunde von Sopranistin Heather Engebretson kam im dritten Teil „Cour d’amour“. Hier konnte die Preisträgerin des Savonlinna-Opernfestivals mit ihrer Stimme Akzente setzen. Dagegen klang Timothy Fallons hohe Tenorstimme für die Ohren der Zuhörer etwas ungewohnt.

Mit dabei war natürlich der Dortmunder Opernchor, der Unterstützung vom Kinderchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund bekam. Gabriel Feltz hatte seine Dortmudner Philharmoniker gewohnt gut im Griff.

Wo spielt in Dortmund die Musik?

Präsentierten die neue Broschüre: (v.l.n.r.) Michael Batt (Kulturbüro), Didi Stahlschmidt (Ator) und Jörg Stüdemann (Kulturdezernent).
Präsentierten die neue Broschüre: (v.l.n.r.) Michael Batt (Kulturbüro), Didi Stahlschmidt (Ator) und Jörg Stüdemann (Kulturdezernent).

Klar, die Westfalenhalle, das Konzerthaus, das domicil oder das FZW kennen vermutlich viele Dortmunder, aber das auch im „Recorder“, im „Chill’R“ oder in der St. Nicolai-Kirche Live-Musik zu hören ist, wird einige überraschen. Das Kulturbüro hat mit Hilfe von Didi Stahlschmidt die Broschüre „live Locations Dortmund“ herausgebracht, die einen guten Überblick über Veranstaltungsorte gibt sowie Festivals präsentiert und Zusatzinfos bietet.

Rund 50 Spielorte listet die Broschüre auf und man glaubt es Autor Didi Stahlschmidt sofort, wenn er bei der Vorstellung erzählt, dass er ein Jahr lang an der Zusammenstellung gearbeitet hat. In dem 70seitigen Werk ist viel Recherchearbeit geflossen, denn neben bekannten Bühnen sind auch Kleinstbühnen aufgeführt, die kaum jemanden bekannt sind wie beispielsweise der Blue-Notez-Club, der eine Bühne im Keller der Gesamtschule Gartenstadt bespielt.

Beim Blättern der Broschüre fällt auf, dass es einige Kneipen gibt, deren Wirte sich als Musikförderer betätigen und Live-Konzerte teilweise kostenlos anbieten. Auch Jugendfreizeitstätten sind erfreulicherweise dabei.

Darüber hinaus zeigt die Broschüre erneut, was für ein kulturelles Potential besitzt. Allein in der Gneisenaustraße gibt es neben dem Subrosa, den Recorder und den Rockaway Beat. Wenn man bedenkt, dass in der Gneisenaustraße noch eine Galerie (der kunstbetrieb) und ein Theater (Roto Theater) ihre Heimat haben, ist allein in dieser Straße weit mehr los als in manchen Stadtbezirken wie ein Blick auf dem ebenfalls enthaltenen Stadtplan verrät.

Die Broschüre erscheint in einer Auflage von 20.000 Exemplaren, wird aber auch online abrufbar sein. Das hat auch einen praktischen Grund, denn die Broschüre kann bei der zu erwartenden Fluktuation nur eine Momentaufnahme sein.

Der Folder ist demnächst in allen Dortmunder Live-Locations zu finden und ab sofort als Download verfügbar.

Russische Melancholie im Konzerthaus

Rachmaninow und Tschaikowsky – mehr russische Romantik geht wohl nicht. Unter dem passenden Titel „gefühls_welten“ ging es beim 4. Philharmonischen Konzert am 09. und 10. Dezember 2014 der Dortmunder Philharmoniker tief in die russische Seele hinein.

Mit dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 in d-Moll begann das Konzert. Am Klavier saß der Ukrainer Alexander Romanovsky, der den „K2 für Pianisten“ mit einer bemerkenswerten Eleganz und Energie spielte. Am Dirigentenpult stand Nicolas Milton, der bereits zum fünften Male Gastdirigent bei den Philharmonikern war.

Schon der erste Teil des Klavierkonzertes von Rachmaninow verlangt dem Pianisten viele Fähigkeiten ab. Bereits das russische Thema zu Beginn des ersten Satzes entwickelt sich zu einer anspruchsvollen pianistischen Herausforderung, die Romanovsky mit Bravour meistert. Das Orchester eröffnet den langsamen zweiten Satz, der aus einer Reihe von Variationen um einen romantische Melodie besteht. Im dritten Satz wird das Tempo wieder schneller und kräftiger. Hier zeigt sich Rachmaninow als Rhythmiker. Zudem beginnt der Satz in d-Moll, er wird aber in der Tonart des Triumphs, D-Dur, beendet. Gegen Ende des Konzert gab es riesigen Applaus für Romanovsky, der erst nach zwei Zugaben die Bühne verlassen konnte.

Nach der Pause wurde die 6. Sinfonie in h-moll von Peter Tschaikowsky gespielt. Die Sinfonie ist auch unter dem Titel „Pathétique“ bekannt, doch das ist ein Titel, den ihr der Komponist nicht selber gab. Es wird darüber diskutiert, ob Tschaikowsky in der 6. Sinfonie seine Homosexualität, seine Religiosität oder seinen Tod thematisiert hat, der Komponist wählte für seine Sinfonie die einsame und traurige Tonart h-moll. Auch beendet Tschaikowsky seine Sechste nicht schwungvoll und dynamisch, sondern eher mit einem verebbenden Seufzer. Schon im ersten Satz ist der tragische Kampf des Menschen oder um im Spielzeitmotto zu bleiben, des Helden, deutlich in der Musik zu hören durch das melancholische Solo-Fagott. Der zweite Satz scheint, trotz der düsteren Atmosphäre, dem Zauber des Lebens gewidmet. Auch noch im dritten Satz ist unser Held sicher, die Widrigkeiten des Schicksals durch Willen und Entschlossenheit entgegenzutreten. Letztendlich vergebens: Das Schicksal holt den Helden im vierten Satz unerbittlich ein. Die Sinfonie setzt vielleicht musikalisch die Geschichte eines Menschen um, der erfährt, dass er unheilbar krank ist, sich gegen die Diagnose wehrt, dann aber zum Schluss dennoch unterliegt.

Ein sehr bewegender Abend für alle Beteiligten.

Fast ein Brahms im Doppelpack

Ausführung und Inspiration – das könnte das Motto des 2. Kammerkonzertes am 01. Dezember 2014 gelautet haben. Das Ensemble BeRio spielte das Klavierquartett c-Moll op. 13 von Richard Strauss sowie das Klavierquartett g-Moll op. 25 von Johannes Brahms. Das Werk von Strauss wurde sehr stark vom Klavierquartett von Brahms inspiriert. Ein spätromantischer Abend im Orchesterzentrum NRW.

Das Ensemble BeRio musiziert seit etwa zehn Jahren zusammen. Der kern bildet das Streichtrio der Dortmunder Philharmoniker Beata Michalski (Violine), Roman Nowicki (Viola) und Risto Rajakorpi. Daneben laden sie sich andere Musiker ein. Dieses Mal war es der Pianist Rainer Maria Klaas.

Das Modell der drei Brahms-Quartette, vor allem des dritten in c-Moll, zeigt sich im Klavierquartett von Strauss besonders deutlich. Doch zeigt sich die eigene Handschrift von Richard Strauss mit seinen breiten Themengruppen.

Das Klavierquartett in g-Moll von Brahms ist vor allem wegen seines vierten Satzes , dem „Rondo alla Zingarese“ bekannt. Hier hat sich Brahms von seiner Liebe zur ungarischen Musik inspirieren lassen. Aber auch die anderen Sätze atmen die ungarisch-volkstümliche Musik.

Ein großes Kompliment an alle ausführenden Musiker für den gelungen Abend.

Liedmatinee mit rumänischem Einschlag

Am 30. November 2014 hatten die Zuhörer Gelegenheit, im Opernfoyer der Liedmatinee der Opernsängern Ileana Mateescu zu lauschen. Neben Brahms und Dvořák sang Mateescu auch vier Lieder aus ihrer rumänischen Heimat. Die Liedmatinee trug den Titel „Zigeunerlieder“, doch mit der Lebenswelt der Sinti und Roma hatten die Kunstlieder der romantischen Komponisten nichts zu tun. Am Klavier wurde die Sängerin von Hedayet Djeddikar begleitet.

Den Beginn machten die acht „Zigeunerlieder“ op. 104 von Johannes Brahms. In diesen Liedern hat Brahms seine Liebe zu Ungarn manifestiert, denn die Texte zu den Liedern sind eigentlich Übersetzungen von ungarischen Volksliedern. Also nichts mit Zigeunern. Danach ging es musikalisch nach Spanien. Die „Siete canciones populares españolas” (Die sieben spanischen Volkslieder) von Manuel de Falla boten Mateescu erneut ihr sangliches Können unter Beweis zu stellen.

Danach hatte die Sängerin ein Heimspiel, denn mit drei rumänischen Liedern konnte die Mezzosopranistin in ihrer Muttersprache singen. Mit Felicia Donceanu, Emil Montia und Gheorghe Dima waren drei Komponisten mit ihren Liedkompositionen zu hören, die hier im Westen sicher eher unbekannt sind. Vielleicht könnte die Liedmatinee eine Gelegenheit bieten, Kunstliedern aus eher unbekannteren Ländern eine Plattform zu bieten. Eine Matinee nur mit rumänischen Liedern? Oder vielleicht mit polnischen von Stanisław Moniuszko? Warum eigentlich nicht, es muss nicht immer Schubert sein.

Den Schluß machte Dvořák mit seinen Zigeunermelodien. Hier kommen wir wieder in den Bereich der Romantik, die den Zigeunern Eigenschaften wie “Freiheit” oder “Naturverbundenheit” verpasst hatte. Zeilen wie “freier der Zigeuner als in Gold und Seide” oder “Hat Natur, Zigeuner, etwas dir gegeben? Jaj! Zur Freiheit schuf sie mir das ganze Leben” klingen aus heutiger Sicht vielleicht etwas naiv, obwohl das romantische Zigeunerbild noch bis heute durchschimmert, wie der Schlager “Zigeunerjunge” von Alexander aus den 60er Jahren beweist.

Ileana Mateescu, die als Carmen und Angelina in “La Cenerentola” Erfolge auf der Dortmunder Opernbühne feierte, zeigte ihr gesangliches Können und wurde virtuos von Djeddikar begleitet.

Das Schöne an der Liedmatinee ist – neben der Musik – mit Sicherheit die Gelegenheit die Sängerinnen und Sänger einmal von nah zu erleben und nicht weit entfernt auf der Bühne.

Mussorgskis Bilder einer Ausstellung remixed

Der russische Komponist Modest Mussorgski schrieb 1874 seinen berühmtes Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“. Hierbei vertonte Mussorgski die Bilder seines Freundes Viktor Hartmann. Ravel machte später eine bekannte Orchesterversion daraus. 2014 entstehen daraus im Konzerthaus am 17. November 2014 die „Schilder einer Baustelle“. Hierbei fusionieren klassische und moderne elektronische Musik oder die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster mit dem Elektronik-Duo Super Flu.

Es war wie in der vergangenen Spielzeit als „Beatamines“ zusammen mit den Dortmunder Philharmoniker die „Planeten“ von Holst aus ihren Umlaufbahnen schossen. Das Konzerthaus war bis auf den letzten Platz ausverkauft, viele junge Menschen, ein sonst eher ungewohntes Bild bei klassischen Konzerten füllten den Saal.

Die Verbindung zwischen elektronischen Samples und Beats sowie der „analogen“ Musik der Philharmoniker klappte wieder vorzüglich. Dabei bauten Super Flu teilweise witzige Samples ein wie beispielsweise Hühnergegacker in „Ballett der Kücklein“.

Auch die eigenen Stücke von Super Flu wie „Jo Gurt“, „Shine“ oder „Volkwein“ kamen beim Publikum sehr gut an. Vor allem „Shine“ ein Song mit Gospel-Feeling rockte das Konzerthaus. Dabei wurden die Musiker vom Vokalquartett Chantik unterstützt, die dem Song die nötige Wärme verliehen.

Nach dem Erfolg mit „Beatamines“ und „Super Flu“ sind jetzt alle sehr gespannt, was die Dramaturgin Barbara Volkwein in der nächsten Spielzeit beim „Konzert für junge Leute“ auf die Bühne des Konzerthauses zaubert.