MO-Kunstpreis 2020 geht an VALIE EXPORT

Der 7. MO-Kunstpreis (Museum Ostwall, Dortmunder U) „DADA, Fluxus und die Folgen“ geht in diesem Jahr an die österreichische Feministin, Pionierin der Medien-Performance und Filmkunst VALIE EXPORT (Waltraud Stockinger, 1940 in Linz geboren). Die Freunde des Museum Ostwall und Initiatoren des Preises haben sich passend zu ihrem 80. Geburtstag für diese besondere Künstlerin entschieden.

Im MO-Schaufenster (Ebene 5) können Besucherinnen und Besucher die vielseitigen Werke der radikalen und und direkt mit ihrem Körper arbeitenden Künstlerin vom 04.12.2020 bis 02.05.2021 auf sich wirken lassen. Die Bandbreite geht dabei von Gedicht, Fotografien, Skulpturen und Video- und anderen Installationen.

Die Ausstellung mit dem bezeichnenden Titel „Irritationen des Blicks“ sagt viel darüber, worum es der Künstlerin geht.

Sie möchte irritieren und arbeitet mit dem Mittel der Verfremdung, oft im öffentlichen Raum in direktem Kontakt mit den Menschen. Mit ihren Performances und Filmkunst thematisiert VALIE EXPORT (Name inspiriert durch Zigarettenmarke „Smart Export“) den gesellschaftlichen, männlichen und medialen Blick auf unser Körperbild. Welchen Einfluss haben Umgebung, Sprache oder Herkunft auf unseren Körper? Stereotype werden hinterfragt.

Benjamin Sieber (Vorsitzender der Freunde des Museum Ostwall),  Dr. Stefan Mühlhofer (Kommissarischer Direktor des Museum Ostwall im Dortmunder U), Regina Selter, stellvertretende Direktorin und Natalie Çalkozan (wissenschaftliche Mitarbeiterin des MO) in der Ausstellung im MO Schaufenster.
Benjamin Sieber (Vorsitzender der Freunde des Museum Ostwall), Dr. Stefan Mühlhofer (Kommissarischer Direktor des Museum Ostwall im Dortmunder U), Regina Selter, stellvertretende Direktorin und Natalie Çalkozan (wissenschaftliche Mitarbeiterin des MO) in der Ausstellung im MO Schaufenster.

Ihre Arbeit ist im Kontext ihres beginnenden künstlerischen Wirkens in den 1960iger und 1970iger Jahren zu sehen. Eine gesellschaftliche Zeit des politischen Aufbruchs und Widerstands in einer konservativ geprägten Zeit. Die Frauenbewegung kämpfte für das Recht Selbstbestimmung, Das betraf etwa auch die Frage der Abschaffung des § 218.

Der Körper war dabei ein Terrain der Auseinandersetzung. Die angekaufte Foto-Dokumentation von „HOMO METER II“ (1976) zeigt dies deutlich. Bei dieser Straßenaktion band sich die Künstlerin einen Brotleib vor ihren Bauch und bot den Passant*innen in Wien an , sich mit einem scharfen Brotmesse davon ein Stück abzuschneiden. Das Brot war dabei ein Symbol für Erde, leben, Ernährung und Mutterschaft.

Schon 1970 ließ VALIE EXPORT mit „Weiblichkeitssymbolen“ auseinander und lässt sich öffentlich ein Strumpfband auf den Oberschenkel tätowieren.

Seit 1972 fotografiert und setzt sie sich auch immer wieder in Bezug zur Architektur.

In ihren „Körperkonfigurationen“ (1982) diente ihr Körper als Messinstrument, mit dem sie repräsentative Bauten nachzeichnete. Mit Körperhaltungen machte sie Formen sichtbar und eroberte sich so männlich dominierte Architektur zurück.

Mit ihrer Skulptur die „Scherentänzerinnen“ (2008) zeigt sie ein (Fluxus)-Kernprinzip ihrer Arbeiten. Gegenstände des Alltäglichen Gebrauchs wurden aus ihrem alltäglichen Zusammenhang gerissen. Jeweils zwei Scheren wurden wie „Tänzerinnen“ miteinander verwoben, grazil und bedrohlich abweisend zugleich.

Wegen der Corona-Pandemie kann der mit 20.000 Euro dotierte Fluxus-Preis (Hälfte von den Freunden des MO, andere Hälfte Kulturbetriebe) erst im nächsten Jahr am 16. April 2021 verliehen werden. Zur gegebenen Zeit gibt es noch genaue Informationen.

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