Im Rahmen des Klangvokal Musikfestivals 2025 entführte die tuwinische Gruppe Huun-Huur-Tu das Publikum am 10. Oktober im Dortmunder Reinoldihaus in die endlose Weite der sibirischen Steppe. Tuwa – ein abgelegenes Gebiet im Süden Sibiriens – ist ihre Heimat. Seit über zwanzig Jahren prägt die Band dort die traditionellen, naturverbundenen Klänge ihrer Region und führt sie mit modernen Arrangements zusammen.
Zentrales Element ist der Khoomei, der berühmte Ober- und Kehlgesang, der Töne gleichzeitig in mehreren Frequenzen erklingen lässt. Mit Lippen, Zunge, Kehlkopf und Stimmbändern erschaffen die Musiker ein vibrierendes Klanguniversum aus tiefem Grollen, schwebenden Obertönen und feinen Pfeifmelodien. Wer sich auf diesen Klangstrom einlässt, spürt die Bewegung von Wind und Pferden in der Steppe – eine meditative Reise durch Klanglandschaften, die zwischen Erde und Himmel zu schweben scheinen.
Auch visuell ist das Ensemble ein Erlebnis: In traditionellen Gewändern stehend, umgeben von Instrumenten aus ihrer Heimat, entfaltet sich ein Klangbild von archaischer Schönheit.

Zu hören waren unter anderem:
- Igil, das zweisaitige Streichinstrument mit geschnitztem Pferdekopf, Symbol der tuwinischen Musiktradition.
- Toschpulur, eine langhalsige Laute mit warmem, holzigem Klang.
- Byzaanchi, ein Streichinstrument mit vier Saiten und Tierhautbespannung.
- Chuur, die weiche, atmende Flöte der Steppe.
- Tungur, die Schamanentrommel, deren tiefe Schläge spirituelle Kraft entfalten.
- Khomus, die Maultrommel mit ihrem schillernden Obertonspektrum.
- Tuyug, ein Rhythmusinstrument aus Pferdehufen, das den Klang galoppierender Tiere nachahmt.
Mit diesem Instrumentarium erschaffen die vier Musiker von Huun-Huur-Tu eine dichte, fast filmische Klangwelt – zwischen archaischer Erdverbundenheit und hypnotischer Trance.
Auf der Bühne standen:
Sayan Bapa (Gesang: Kargyraa, Khoomei; Toschpulur, Gitarre, Igil),
Alexej Saryglar (Gesang: Sygyt; Tuyug, Tungur, Igil),
Radik Tyulyush (Gesang: Borbangnadyr; Byzaanchi, Khomus)
und Kaigal-ool Khovalyg (Gesang: Khoomei, Sygyt, Kargyraa; Igil).
Ein Konzert, das weniger gehört als erlebt wird – intensiv, erdig und zutiefst verbunden mit der Natur.