Laurel und Hardy Momente bei „Warten auf Godot“

Ob es stimmt, weiß ich nicht, aber die Wikipedia behauptet, dass Samuel Beckett an Stan Laurel und Oliver Hardy gedacht haben soll, als er seine Hauptprotagonisten Wladimir und Estragon in „Warten auf Godot“ erschuf. Sieht man sich das Stück an, dann kann man durchaus diesen Gedanken durchaus etwas abgewinnen. Eine bekannte Schauspielriege hat schon mal die eine oder andere Rolle in dem Stück gespielt: Steve Martin, Robin Williams, Ian McKellen oder Patrick Steward. In der Dortmunder Inszenierung von Marcus Lobbes spielten Andreas Beck und Uwe Rohbeck die Hauptrollen.

Das Stück dürfte bekannt sein: Estragon und Wladimir warten auf Godot, der bekanntlich nicht kommt. Abends kommt ein Junge, der den beiden mitteilt, dass Godot heute nicht mehr kommt, aber morgen sicher. In die kleine Welt der beiden brechen zweimal Pozzo und Lucky ein. Pozzo (Martin Weigel) ist Landbesitzer, der Lucky (Christian Freund) wie einen Sklaven hält und ihn auch auf dem Sklavenmarkt verkaufen möchte. Luckys Funktion ist unter anderem für seinen Herrn zu denken, während Pozzo ihn herumkommandiert. Wie Wladimir und Estragon sind beide aufeinander angewiesen, vor allem im zweiten Akt, als Pozzo blind ist und Lucky stumm.

Daher gibt es die Interpretation, dass Pozzo und Lucky verstärkte Versionen von Wladimir und Estragon sind. Pozzo und Estragon sind beide impulsiv, wenn auch auf andere Art, ebenso sind Wladimir und Lucky beide die Intellektuellen, die ihre Partner stützen.

Wladimir, von Estragon auch Didi genannt, wurde von Andreas Beck dargestellt. Beck gelangen mehrere wunderbare Momente, die an Oliver Hardy erinnerten. Vor allem, wenn Waldemar so tut, als sei er der intellektuell überlegenere Teil des Duos. Uwe Rohbeck ist als Estragon, kurz Gogo, auch gut darin, den naiven, kindischen und vergesslichen Menschen zu spielen.

Die Kunst von Beckett ist es, hinter den beiden Menschen eine weitere Dimension zu kreieren. So ist Erstragon auch ein Poet, der aus seiner Erinnerung die Farben des Heiligen Landes beschreibt, während Wladimir, der Philosoph, sich die Frage stellt, warum nur ein Evangelist geschrieben hat, dass ein Schächer am Kreuz erlöst wurde, während die anderen drei, „die doch auch dabei waren“, es nicht berichteten.

Lucky (Christian Freund) und Pozzo (Martin Weigel) sorgen ein wenig für Unterhaltung beim Warten auf Godot von Estragon (Uwe Rohbeck) und Wladimir (Andreas Beck). (Foto: © Birgiti Hupfeld)
Lucky (Christian Freund) und Pozzo (Martin Weigel) sorgen ein wenig für Unterhaltung beim Warten auf Godot von Estragon (Uwe Rohbeck) und Wladimir (Andreas Beck). (Foto: © Birgiti Hupfeld)

Pia Maria Mackert hat den Protagonisten auf der Bühne knallbunte Kostüme verpasst, die ein klein wenig an die Renaissance denken ließen. Hüte mit schicken Federn und ordentliche Gewänder passten nicht so ganz zu den Landstreichern, die Wladimir und Estragon eigentlich sind.

Eine gute Idee war, dass Wladimir und Estragon langsam per Aufzug Stück für Stück aus der Versenkung auf die Bühne gehoben wurden. So wirkte es am Anfang, als ob die beiden in einem Graben säßen. Ansonsten war die Bühne mit Blättern übersät, im Hintergrund befand sich ein rundes Fenster, durch das man in den Weltraum schaute. Es wirkte ein wenig wie der Fensterblick aus dem Raumschiff Enterprise.

Regisseur Marcus Lobbes hat sich für seine Inszenierung noch etwas einfallen lassen: Im zweiten Akt singt Waldimir die Melodie von „Ein Hund kam in die Küche“, auch bekannt als „Mein Hut, der hat drei Ecken“. Schon in der Pause kam der Dortmunder Sprechchor in den Zuschauerraum samt vier verkleideten Schauspielern als Koch, Hund, Henne/Ei und Junge und sangen das Lied in Endlosschleife. Ebenso am Ende des Stückes. Der Dortmunder Sprechchor hat schon viele Stücke veredelt, doch hier wirkte es ein wenig aufgepropft.

Andreas Beck und Uwe Rohbeck harmonierten wunderbar zusammen. Die beiden wirkten tatsächlich im vielen Situation wie das berühmte Komikerpaar. Martin Weigel wirkte schon aristokratisch versnobt, während Christian Freund den Diener Lucky mit viel Energie spielte, vor allem zu sehen beim „Denkermonolog“.

Weitere Infos unter www.theaterdo.de

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