Gräfin Mariza – Operette zwischen Traumland und trister Realität

Im Opernhaus Dortmund hatte am 03.12.2022 die Operette „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kálmán (1882 – 1953) unter der Regie von Thomas Enzinger seine Premiere.

Musikalisch begleitet wurde der Abend von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Olivia Lee-Gundermann.

Der auf Operetten spezialisierte Regisseur hat sich auch diesmal wieder etwas Besonderes             für seine Inszenierung einfallen lassen. Gesehen wird die Geschichte mit den Augen eines Kindes (Liselotte Thiele) und ihren Fragen an den Erzähler. Eine große Rolle als atmosphärische Verstärkung trugen die Swings (Elisa Fuganti Pedoni und James Atkins) bei, die die Gesangseinlagen mit ihren Tänzen begleiteten. Außerdem begeisterten bei den Festtänzen und beim Charleston oder „Tabarin Step“ international renommierte Gast-Tänzer das Publikum.

Die Operette spielt in den 1920iger Jahren. Die Monarchie ist Vergangenheit und die Inflation macht auch dem Adel zu schaffen. Der hochverarmte Graf Tassilo arbeitet unter falschem Namen als Verwalter bei der reichen, nach außen lebenslustigen, aber launischen Gräfin Mariza. Sie ist verletzt, weil alle Männer es ja immer nur auf ihr Geld abgesehen haben. Tassilo fühlt sich wiederum erniedrigt und in seinem Stolz gekränkt.  Der Ausgangspunkt für eine Liebesgeschichte zwischen Traumland und Realität, nicht nur für diese beiden Menschen…

Mit vielen Wechsel des Bühnenbildes und schönen Installationen im Hintergrund werden melancholische-sentimentale Stimmungen oder durch das Handeln der Charaktere Wut, Streitereien, Liebe oder Verlustängste hervorgerufen. Mit überhöhter Bildsprache kommen auch Standesdünkel und Arroganz der Großstadt-Besucher und des Adels gegenüber der einfachen Landbevölkerung und den sogenannten „Zigeunern“ dargestellt.

Was wäre diese Operette ohne die temperamentvolle oder melancholische Musik des Komponisten. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das einfühlsame Spiel des Geigers Wojciech Wieczorek. Er durfte immer aufspielen, wenn es den Herrschaften gefiel.

Tanja Christine Kuhn als Gräfin Mariza und Alexander Geller überzeugten mit ihren Stimmen und empathischen Spiel, Christian Pienaar als treuer Diener Tschekko (und Erzähler für das Kind).

Das Komödiantische kam nicht zu kurz. Fritz Steinbrecher als vermeintlicher Verlobte Baron Kolomán Zsupán und Morgan Moody als hartnäckiger Verehrer Fürst Moritz Dragomir Populescu gingen voll Spielfreude und Gesangkunst in ihre dargestellten Persönlichkeiten auf. Soyoon Lee, bekannt eher als ernsthafte Opernsängerin, betrat dagegen als Tassilos etwas liebevoll-naiv-komische Schwester Lisa ein unbekannteres Terrain.

Besonders humorvoll wurde es dann beim letzten Akt mit dem Auftritt von Johanna Schoppa als durch Schönheitschirurgie jung erhaltene reiche Tante und Retterin Tassilos. Ihr armer Kammerdiener, gespielt von Kammersänger Hannes Brock, musste die ihr verloren gegangene Mimik auf der Bühne darstellen. Das tat er mit Vergnügen und Inbrunst.

Nicht zu vergessen ist die grandiose Leistung und Begleitung durch den Opernchor (Theater Dortmund), eistudiert von Fabio Mancini und der Statisterie (Theater Dortmund).

Ein schönes Erlebnis für alle Operettenfreunde.

Infos zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel..0231/50 27 222

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