Flüchtige Berührungen

'The Piano': Emilie Nguyen (Ada McGrath), Casey Hoskins (Flora McGrath) und Ensemble (Foto: ©Bettina Stöß)
‚The Piano‘: Emilie Nguyen (Ada McGrath), Casey Hoskins (Flora McGrath) und Ensemble
(Foto: ©Bettina Stöß)

Ballettdirektor Xin Peng Wang hatte zu einem Ballettabend der besonderen Art mit Choreographien der Sonderklasse von Benjamin Millepied, Demis Volpi und den in Dortmund bekannten und auch als Tänzer zusammen mit seinem Zwillings-Bruder Otto beliebten Jiři Bubeníček geladen.

Unter dem Oberbegriff „Drei Streifen Tanz“ konnte sich das Ballett-Publikum im Dortmunder Opernhaus bei der Premiere am 14. Februar 2015 von der Qualität der technisch höchst anspruchsvollen Choreographien und deren Umsetzung durch die Tänzer und Tänzerinnen überzeugen.

Wenn man alle Choreografien in einem Begriff zusammenfassen könnte, würde wohl „flüchtige Berührungen“ dabei herauskommen. Während die Duette von Millepied und Volpi deutlich die Beziehung zwischen Mann und Frau in den Mittelpunkt stellen, ist es beim vertanzten Film „The Piano“ von den Bubeníčeks ähnlich. Auch hier geht es um flüchtige Berührungen zwischen Ada und George und die vergeblichen Bemühungen von Alister eine Beziehung zu Ada zu bekommen.

Zu Beginn stand Benjamin Millepied im Vordergrund. Seine Choreografie „Closer“ setzt stark auf die fast schon hypnotische Musik von Philip Glass und seinen „Metamorphosen“. Live am Klavier gespielt wurde das rasante Stück von Tatiana Prushinskaya. Dazu tanzten Monica Fotescu-Uta und Mark Radjapov die Geschichte eines Paares, das nach einer Zeit der Leidenschaft eigentlich voneinander loskommen will, es aber nicht schafft.

Denis Volpi setzte das Thema der Anziehung und der Abstoßung von Körpern in seinem getanzten Triptychon „Little Monsters“, „Private Light“ und „Ebony Concerto“ auf seine Art und Weise um. Gleich zu Beginn von „Little Monsters“ wird die Aufdringlichkeit thematisiert. Der Tänzer versucht sich der Umklammerungsversuchen der Tänzerin zu widersetzen. Unter der Musik von Elvis Presley entwickelt sich ein munterer Liebesreigen. Alle drei Duette glänzten mit hohen technischen Anforderungen, die die Tänzerinnen und Tänzer der Dortmunder Compagnie meisterten. Ein Wort noch zur letzten Choreografie von Volpi, der Uraufführung von „Ebony Concerto“.Vielleicht bin ich zu Überempfindlich, aber wenn in der Choreografie die Frau vor dem Mann wegläuft, der Mann sie nach einigen Metern einholt und am Weiterlaufen hindert, habe ich ein ungutes Bauchgefühl.

Nach der Pause wurde es auf der Bühne opulent. Standen bei Millepied und Volpi die Körper und das Licht im Mittelpunkt, zeigten die Bubeníčeks in ihrer Uraufführung üppige Kostüme aus dem 19. Jahrhundert (Kostümbildnerin Elsa Pavanel), Requisiten auf der Bühne und eine Videoleinwand im Hintergrund. Der Film „Das Piano“ von Jane Campion handelt von der stummen Ada McGrath, die im 19. Jahrhundert aus Schottland mit ihrer Tochter nach Neuseeland verheiratet wird. Ihr Mann, Alistair Steward, ist ihrer Leidenschaft, dem Klavierspielen, gar nicht angetan. Dafür aber der Nachbar George.

Die Bubeníčeks schaffen es, die Atmosphäre des Filmes wiederaufleben zu lassen. Aufnahmen vom Strand oder von der Natur, die im Hintergrund abgespielt werden, verstärken das Gefühl, den Film zu sehen. Dafür mussten die Akteure in Kauf nehmen, die Requisiten auf- und abzubauen. Otto Bubeníček, der für die Bühne verantwortlich war, ließ Maori und Matrosen auftreten, die für einen nahtlosen Übergang der Szenen sorgten.

Flüchtige Berührungen waren auch hier das Thema. Vor allem zwischen Ada und George entwickelt sich schnell eine Beziehung, die von Berührungen in Leidenschaft wechselt. Weniger Glück hat Alistair, der im Laufe der Handlung versucht, Kontakt zu seiner Frau aufzunehmen.

Emile Nguyen tanzte die Hauptrolle der Ada. Sie zeigte eine Figur, die zunächst völlig unsicher in eine neue Umgebung kam und ihre Kämpfe zwischen Leidenschaft und Treue. Dimitry Seminov präsentierte einen kalten, abweisenden Alistair, der erst spät versucht, Zugang zu Ada zu finden. Arsen Mehrabyan überzeugt in der Rolle des Naturburschen George, der ein gutes Verhältnis zu den Ureinwohnern hatte.

In einer witzigen Nebenrolle war Arsen Azatyan zu sehen, der den Reverend Campbell tanzte und viel Humor in seine Rolle legte.

Die Musik war sehr unterschiedlich. Natürlich hatten die Bubeníčeks einiges von der Originalmusik von Michael Nyman übernommen, aber auch Klänge von Debussy, Strawinski und anderen Komponisten waren zu hören bis hin zur traditionellen Musik der Maori.

Ein gelungener Ballettabend, der mit Standing Ovations vom Publikum gefeiert wurde. Weitere Termine sind: SO, 01. MÄRZ 2015, SA, 07. MÄRZ 2015, DO, 19. MÄRZ 2015, FR, 24. APRIL 2015, DO, 07. MAI 2015, SA, 16. MAI 2015 und FR, 05. JUNI 2015.

Print Friendly, PDF & Email