Ars tremonia

Ein eindrucksvolles Barockerlebnis im Reinoldihaus

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Am 12.03.2025 kamen Fans der Barockmusik beim Oratorium in zwei Teilen (Rom 1707) mit dem Titel „La Bellezza ravveduta nel trionfo del Tempo e del Disinganno, HWV 46a“ von Georg Friedrich Händel voll auf ihre Kosten.

Für das Konzert im Rahmen des KLANGVOKAL Musikfestivals Dortmund wurde das renommierte belgische B’Rock Orchestra unter der Leitung von René Jacobs, einem der prägendsten Interpreten der Alten Musik, gewonnen. Zu den Instrumenten des Orchesters gehörten typische Klangkörper aus der Barockzeit, wie etwa das Cembalo. Hochkarätige Sänger*innen wie die Sopranistinnen Sunhae Im (Schönheit) und Kateryna Kasper (Vergnügen), der Countertenor Paul Figuier (Erkenntnis) sowie der Tenor Thomas Walker (Zeit) sorgten für ein eindringliches Musikerlebnis.

In einer klassischen Abfolge von Rezitativen und anspruchsvollen Arien hat Händel die Handlung zu einem „religiös-moralisierenden“ Oratorium vertont. Das Libretto stammte von Kardinal Benedetto Pamphilj.

Virtuosität und tiefgründige Symbolik

Die Partitur stellte nicht nur für das sensibel begleitende Orchester eine Herausforderung dar, sondern auch für die Singenden auf der Bühne. Besonders die Figur des Piacere (Vergnügen) verlangte eine Musik voller halsbrecherischer Koloraturen. Der ukrainisch-deutschen Sopranistin Kateryna Kasper gelang dies kraftvoll und scheinbar mühelos. Symbolisch für die Eitelkeit stand zudem die Virtuosität der Instrumentalist*innen des Orchesters.

Barockes Highlight unter der Leitung von René Jacobs. (Foto: Fiona Bischof)
Barockes Highlight unter der Leitung von René Jacobs. (Foto: Fiona Bischof)

Im Mittelpunkt der Handlung stand die Wandlung der Bellezza (Schönheit) von der sinnlichen Liebe (verkörpert durch das Vergnügen) zur geistigen Liebe (Erkenntnis). Zeit und Vergänglichkeit spielten ebenfalls eine bedeutende Rolle.

Ein musikalisches Highlight bildete das spezielle Concerto für Orgel und Streicher, das im ersten Teil bei Bellezzas Eintritt in den Palast als Zeichen des Vergnügens erklang. Am Ende, während ihrer schlicht gehaltenen Schlussarie in E-Dur – als Symbol des Himmels –, gesellte sich eine zusätzliche Violinenstimme hinzu.

Nicht nur großartige Stimmen waren zu hören, sondern es wurde auch viel mit Mimik und Gesten gearbeitet, was die Aufführung besonders lebendig machte.

Interessanterweise hat Händel in seinem ersten Oratorium geschickt seine bekannte Arie „Lascia la spina“ aus der später entstandenen Oper Rinaldo eingearbeitet.

An diesem Abend hatten die Musiker*innen an ihren Soloinstrumenten mehrfach Gelegenheit, ihr virtuoses Können unter Beweis zu stellen.