Im Rahmen der Konzertreihe „Junge Wilde“ war am 19. November 2024 der britische Musiker Timothy Ridout, einer der herausragenden Bratschisten seiner Generation, im Dortmunder Konzerthaus zu Gast. Gemeinsam mit seinem temperamentvollen Klavierpartner Jonathan Ware, gebürtig aus Texas und heute in Berlin lebend, präsentierte er ein vielseitiges Programm, das die Zuhörer auf eine faszinierende Reise durch die unterschiedlichen Facetten der romantischen Musik mitnahm.
Der Abend begann mit den drei Romanzen op. 94 (1849) von Robert Schumann, die speziell für Viola und Klavier arrangiert wurden. Besonders die zweite Romanze entfaltete eine bemerkenswerte Innigkeit, sodass sich das Publikum in eine zauberhafte romantische Welt versetzt fühlte. Anschließend folgte ein echtes Juwel der Romantik: die Sonate für Klavier und Violoncello Nr. 1 in e-Moll op. 38 (1865) von Johannes Brahms, die in einer Bearbeitung für Viola und Klavier dargeboten wurde. Timothy Ridout und Jonathan Ware schufen in den drei Sätzen – geprägt von ausdrucksstarken Übergängen – eine eindrucksvolle und bewegende Klangwelt. Besonders hervorzuheben ist das Menuett im zweiten Satz sowie die strahlende E-Dur-Schlussklanglandschaft, die durch ihre elegante Transformation des Hauptthemas beeindruckte.
Uraufführung und Abschluss mit César Franck
Nach der Pause wartete das Publikum gespannt auf die Uraufführung von Shadow Walkers, einem Werk der koreanisch-amerikanischen Komponistin Nahra Sol (*1991). Dieses fünfteilig angelegte Stück faszinierte durch den Kontrast zwischen meditativen und dynamischen Passagen, in denen avantgardistische Elemente die traditionellen Formen ergänzten. Diese geschickte Verbindung schuf eine Balance zwischen Licht und Schatten, die nicht vollständig greifbar, aber umso eindringlicher war. Es gelang dem Werk, eine besondere Tiefgründigkeit zu erzeugen, die die Zuhörer in ihren Bann zog.
Den krönenden Abschluss des Abends bildete César Francks berühmte Sonate für Violine und Klavier in A-Dur (1886), die in einer Bearbeitung für Viola und Klavier aufgeführt wurde. Dieses Meisterwerk begeisterte durch die motivische Verknüpfung aller vier Sätze. Nach einem ruhigen Beginn entwickelte sich die Sonate über leidenschaftliche Hymnen und träumerische Passagen bis hin zu einem lebhaften Rondo-Finale. Ridouts meisterhafte Interpretation und die einfühlsame Begleitung durch Ware verliehen der Aufführung eine mitreißende Intensität.
Dank der beeindruckenden Performance von Timothy Ridout und Jonathan Ware wurde das Publikum auf eine musikalische Reise mitgenommen, die nicht nur die Vielfalt romantischer Musik aufzeigte, sondern auch die außergewöhnliche künstlerische Qualität der beiden Musiker unterstrich. Der Abend bewies eindrucksvoll, warum diese „Jungen Wilden“ zu den spannendsten Künstlern ihrer Generation zählen.