Ars tremonia

Ahoi, die Piraten von Penzance kommen

Mit dem partizipativen Projekt „Die Piraten von Penzance“ bewies die Junge Oper Dortmund am 30. Juni 2024, dass Oper ein riesiger Spaß sein und auch junges Publikum begeistern kann. Gilbert (Librettist) und Sullivan (Komponist) waren Ende des 19. Jahrhunderts im britischen Empire und in den USA berühmt für ihre komischen Opern, die geschickt Kritik am britischen Klassensystem übten. Sie prägten den britischen Humor nachhaltig.

In Dortmund wurden die Arien auf Englisch gesungen, die Dialoge jedoch von Regisseur Alexander Becker ins Deutsche übertragen. Gilbert und Sullivans Gesellschaftskritik und Themen sind oft spezifisch für die britische Kultur und Politik des 19. Jahrhunderts. Das macht sie für ein heutiges internationales Publikum manchmal weniger zugänglich.

 

Eine absurde Geschichte – Die Piraten von Penzance

„Die Piraten von Penzance“ aus dem Jahr 1879 erzählt die absurde Geschichte von Frederic, der versehentlich als Lehrling bei einer Piratenbande gelandet ist. An seinem 21. Geburtstag will er seinen Pflichten entkommen und die Piraten verlassen. Er trifft Mabel, die Tochter eines Major-Generals, und verliebt sich in sie. Ein Missverständnis über sein Geburtsdatum – er wurde am 29. Februar geboren und ist deshalb technisch gesehen noch nicht 21 Jahre alt – zwingt ihn, zu den Piraten zurückzukehren. Nach vielen komischen und turbulenten Verwicklungen findet die Geschichte ein glückliches Ende: Frederic ist frei und kann mit Mabel zusammen sein. Für die Premiere in Dortmund hatte Alexander Becker einen besonderen Kniff: Die altgewordene Amme Ruth erzählt die Geschichte von Frederic ihren Enkelkindern, wodurch auch die OpernKids integriert wurden.

Szene aus "Die Piraten von Penzance": Malte Beran Kosan (Piratenkönig), Georg Kirketerp (Generalmajor Stanley), Ensemble OpernYoungsters. Foto: (c) Björn Hickmann 
Szene aus “Die Piraten von Penzance”: Malte Beran Kosan (Piratenkönig), Georg Kirketerp (Generalmajor Stanley), Ensemble OpernYoungsters. Foto: (c) Björn Hickmann 

Das Ensemble OpernYoungsters, die Young Symphonics und der Universitätschor der TU Dortmund sorgten für viel Bewegung auf der Bühne, insbesondere beim abschließenden Kampf zwischen Polizei, Piraten und den Mädchen.

Musikalische Parodien und überzeugende Solisten

Musikalisch bot die Oper einiges, denn Sullivan parodierte gerne bekannte Komponisten. In der Szene, in der der Chor „Hail, Poetry!“ singt, erinnert Sullivans Stil an die dramatischen Chorpassagen von Giuseppe Verdi. Der „Major-General’s Song“ weist hingegen Merkmale von Rossinis schnellen, zungenbrecherischen Buffo-Stilen auf. Bei den Solisten überzeugten Malte Beran Kosan als Piratenkönig, Lennart Pannek als Frederic und Johanna Schoppa als Ruth. Georg Kirketerp sang den leicht versnobten General-Major, und Lisa Pauli glänzte als Frederics Freundin Mabel.

Insgesamt war es ein wunderbarer Abend mit starkem britischem Flair, der zwar fast drei Stunden dauerte, aber keine Minute langweilte. Dies ist ein großer Verdienst der Regie sowie der Bühnen- und Kostümgestaltung. Ein besonderer Dank gilt auch allen Beteiligten auf der Bühne und im Orchestergraben.