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Favoriten Festival 2020 – Den Arbeitsbegriff divers betrachtet

Die freie Kunstszene ist in diesem Jahr besonders existentiell von der Corona-Pandemie betroffen. Daher sind Olivia Ebert und Fanti Baum, die beiden künstlerischen Leiterinnen des Favoriten Festival 2020 (Festival für für die Freien Darstellenden Künste in NRW) in Dortmund glücklich, dass dieses Festival unter der Trägerschaft des NRW Landesbüro Freie Darstellenden Künste e.V. und dem Dortmunder Kulturbüro vom 10. bis zum 20. September 2020 stattfinden kann.

Mit dem Thema „ „While we are Working“ setzen die teilnehmenden Künstler*innen, in 22 Beiträgen aus den Bereichen Performance, Theater, Tanz, Lesung, Workshop und einer Gruppenausstellung nicht nur ein starkes Zeichen“We are working!“, sondern erforschen in verschiedenen Positionen die unterschiedlichen Felder des Arbeitens und „Nicht-Arbeit“ in den Künsten und der Gesellschaft.

Da geht es zum Beispiel um Fragen wie „Was verstehen wir unter Produktivität?“ Ist nur die „Lohnarbeit“ Arbeit? Oder im übertragenem Sinn: „Wer ist für die Verständigungsarbeit bei verschiedenen Kulturen in der Gesellschaft verantwortlich?“ Integrations-Paradigmen werden hinterfragt.

Hauptort der Veranstaltungen ist das Dortmunder Theater im Depot. Andere Orte sind etwa das Dietrich-Keuning-Haus, die Ladenzeile neben der Petrikirche oder das Roxy-Kino,

Das Transnationale Ensemble Labsa lädt ins "Schlaflabor" ein.Vom 17.09. bis zum 20.09. 2020 in der Werkhalle des Depots zu sehen. (Foto: © Betty Schiel)
Das Transnationale Ensemble Labsa lädt ins „Schlaflabor“ ein.Vom 17.09. bis zum 20.09. 2020 in der Werkhalle des Depots zu sehen. (Foto: © Betty Schiel)

Los geht es am 10.09.2020 ab 19:00 Uhr im Theater im Depot (Immermannstraße 29, 44147 Dortmund) mit „Everything but Solo“ des Performance-Kollektivs „Swoosh Lieu“, bestehend aus Johanna Castell, Katharina Kellermann und Rosa Wernecke sowie dem Tanzlabor _21, Tanzbasis Frankfurt_Rhein_Main, Projektensemble PET_10. Vier Bühnenarbeiterinnen tanzen. Die wichtige „Zuarbeit“ wird künstlerisch in den Mittelpunkt gestellt. Wie wird man Teil des performativen Prozesses? Die Vorstellung am 10.09.2020 ist schon ausverkauft. Weitere Gelegenheit mit dabei zu sein gibt es am 11.09.2020 um 19:00 Uhr am gleichen Ort.

Das umfangreiche Programm liegt als Flyer an mehreren Kulturorten aus und es gibt einen Katalog. Genau Informiert die Web-Seite des Festivals.

Ticket-Karten für alle Events kosten normal 15,- Euro und ermäßigt 8,- Euro (Schüler, Auszubildende , Studenten). Freier Eintritt für Empfänger*innen von Sozialhilfeleistungen und Dortmund-Pass Inhaber*innen.

Es wird in diesen Corona-Zeiten empfohlen, die Tickets online zu bestellen.

Im Notfall gibt es auch die Möglichkeit, noch (ohne Garantie) an der Abendkasse Karten zu ergattern.

Für weitere Informationen können sich sich an die Internetseite : http://favoriten-festival.de/ wenden

Politisch, aber mit Ästhetik – das Theaterfestival Favoriten 2018

18 Produktionen präsentiert das Theaterfestival Favoriten 2018 vom 06. bis 16. September 2018. Das künstlerische Zentrum ist das Theater im Depot, doch auch weitere Orte in der Nordstadt werden bespielt. So etwa das Dietrich-Keuning-Haus oder der Rekorder in der Gneisenaustraße. Auch im Union Gewerbehof, der Alten Schmiede in Huckarde oder in der Zeche Friedlicher Nachbar in Bochum gibt es Aufführungen.

Beim Festival der freien Szene geht es nicht nur um das Theater, sondern es werden die Künste Tanz, Performance oder Musik integriert. Das Motto der künstlerischen Leitung lautet: Wie kann Kunst politisch agieren, aber ästhetisch. Die Besucherinnen und Besucher haben in den nächsten Tagen die Gelegenheit, diesen Anspruch unter die Lupe zu nehmen.

Wenn es ein Genre gibt, das Theater, Musik, Tanz und Performance vereinen kann, dann ist es die Oper. Erstaunlicherweise kommt man der Oper bei manchen Produktionen entgegen, aber nicht in der klassischen Form. Den Anfang macht „Ingolf wohnt“ von Daniel Kötter und Hannes Seidl in der Mittelhalle des Depots. Hier wird die Oper ins Alltägliche verortet. Eine interessante Kombination zwischen Film und begehbaren Objekt (die Wohnung von Hobby-Bastler Ingolf Haedicke im Zustand von ca. 1985).

Manche kennen das Pauschenpferd noch vom Turnunterricht, in der Produktion „Surround“ in der Alten Schmiede in Huckarde am 07.09.18 steht so ein Turngerät im Mittelpunkt des Geschehens. Hier verbinden sich Tanz und Elemente aus dem Zirkus zu einer ästhetischen Diskussion um Demokratie. Wen schließt die Demokratie ein und wen aus? Wer hängt an der Macht?

Szenenbild aus "Sourround" von Tim Behren. Zu sehen in der Alten Schmiede am 07.09. um 19 Uhr. (Foto: © Ingo Solms)
Szenenbild aus „Sourround“ von Tim Behren. Zu sehen in der Alten Schmiede am 07.09. um 19 Uhr. (Foto: © Ingo Solms)

Um das große Thema Kommunikation drehen sich drei Produktionen. „Unlikely creatures (II) – we dance for you“ von Verena Billinger und Sebastian Schulz beschäftigen sich um Gesellschaft und Öffentlichkeit. Popmusik, Satzfetzen aus Talkshows und Textfragmente prasseln auf die Zuschauer und Tänzer ein, die sehr gut die Überforderung des Einzelnen im immer mehr anschwellenden Informationsflut darlegt. So sehen am 08.09. um 21 Uhr in der Mittelhalle des Depots.

Um private Kommunikation geht es in „Wir fangen nochmal an“ von Anna-Lena Klapdor am 15.09. um 19 Uhr im Theater im Depot. Hier werden Feldpostbriefe und zeitgenössische SMS-Nachrichten miteinander verknüpft, in Dauerschleife gesetzt und in Dauerschleife von einem Chor rezitiert.

Wer am 08.09. schon im Depot ist, kann sich bereits um 19 Uhr die Produktion „Sonderbare Irre“ von SE Struck und Alexandra Knieps anschauen.Hier geht es um die neuen Medien, vor allem um die sozialen Medien, die den Typus des Selbstdarstellers befördert hat. Hier werden Posen von Instagram in tänzerisches Material umgewandelt. Das Smartphone kann als virtuelles Opernglas benutzt werden.

Auf Konzerte der besonderen Art können sich die Besucher ebenfalls freuen. Beispielsweise bei „Within“ von Tarek Atoui. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie hören eigentlich gehörlose Menschen Musik? Herbert Grönemeyer hat zwar schon eine Antwort: „Sie hört Musik nur wenn sie laut ist“, aber bei „Within“ am 16.09.18 werden wir um 17 Uhr in der Mittelhalle des Depots Musik mit allen Sinnen genießen können. Dabei wird extra ein für Dortmund entwickeltes Instrument ertönen.

Mit „Poems of the daily madness“ kommen wir in die Nachbarstadt Bochum. Claudia Bosse präsentiert am 13.09. um 21 Uhr in der Zeche Friedlicher Nachbar eine begehbare Oper. Es treten die allegorischen Figuren Poems, Hate crime, Madness und Terror auf. Die Frage, die im Raum steht, lautet angesichts der Schreckensmeldungen in den Nachrichten: Bewegen wir uns oder werden wir bewegt?

Wenn es eine Künstlerin im arabischen Raum gab, deren Ruhm einer Callas vergleichbar war, dann war es die ägyptische Sängerin Oum Kaltoum. Ihr wird beim Konzert am 12.09. um 20 Uhr im Theater im Depot gedacht. Interpretiert werden ihre Lieder von der Opernsängerin Ruth Rosenfeld , dem Gastsänger Abdulrahman Afar und dem NRWedding Orchestra for Middle Eastern Music unter der Leitung von Ariel Efraim Ashbel.

Das gesamte Programm und weitere Information zu Karten und Preise finden Sie unter: http://favoriten-festival.de/