Schlagwort-Archive: Julia Wissert

Der Ring des Nibelungen – alle gegen Wotan

Tja, er hat es halt verkackt, der gute Wotan. Dabei hat er doch nur das Beste gewollt. Aber wie heißt es doch so schön: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Dafür bekommt er nun Feuer von allen Seiten. Alberich, Fricka, Brünnhilde, die Kinder der Riesen: Alle haben ein Hühnchen mit Wotan zu rupfen. Denn es ist schon peinlich für einen Gott der Verträge, wenn man sich selbst nicht an Abmachungen hält.

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Verlorene Jugend – Die Bakchen im Schauspielhaus

Wenn es einen Verlierer in der Dauerkrise gibt, dann sind es die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Neben Corona-Krise und Ukraine-Krieg existiert weiterhin der Klimawandel und seine Folgen. Gerade die Beschränkungen wegen Corona haben die Jugendlichen stark getroffen. Keine Partys, keine Diskothekenbesuche, Isolation statt mit Kommiliton*innen abhängen. Die Zäsur war gravierend. Und jetzt? In der Ukraine herrscht brutaler Krieg und täglich sterben Menschen, der Klimawandel zeigt immer schneller sein hässliches Gesicht, da bleibt nicht viel Fröhliches?

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Der Riss durch die Gesellschaft – Kinderkriegen 4.0

Wenn es einen Riss durch die Gesellschaft gibt, dann ist es die Aufteilung in Eltern und Kinderlose. Wenn Freund*Innen irgendwann Eltern werden, dann verändert sich viel. Das Kind erfordert Aufmerksamkeit, gemeinsame Treffen werden komplizierter und die Gesprächsthemen drehen sich mehr und mehr um die Kinder. Eltern lernen andere Eltern kennen somit bilden sich neue Freundeskreise. Aber Eltern sind weiteren Problemen ausgesetzt: Wie erziehe ich die Kinder? Von antiautoritär bis Helikopter-Eltern, die Bandbreite ist riesig und immer wieder ein Streitpunkt.

Diese Themen wurden im Stück „Kinderkriegen 4.0“ von Kathrin Röggla unter der Regie von Schauspielintendantin Julia Wissert am 19. März 2022 angesprochen. Ein Premierenbericht.

Martina Eitner-Acheampong, Linda Elsner, Bettina Engelhardt, Ekkehard Freye, Christopher Heisler, Nika Mišković, Adi Hrustemović sowie der Dortmunder Sprechchor auf der Leinwand.(Foto: © Birgit Hupfeld)
Martina Eitner-Acheampong, Linda Elsner, Bettina Engelhardt, Ekkehard Freye, Christopher Heisler, Nika Mišković, Adi Hrustemović sowie der Dortmunder Sprechchor auf der Leinwand.(Foto: © Birgit Hupfeld)

Schon die Charaktere, die Röggla mit- und gegeneinander auftreten lässt, zeigen die Richtung, in die es gehen soll. Da sind die späten Eltern (Ekkehard Freye und Bettina Engelhardt), die natürlich versuchen mit der Reife ihres Alters zu punkten. „Wir haben unsere eigenen Ideen wie wir Kinder großziehen. Also Prinzipien.“ Dazu kommt eine Figur, die als „Rabenmutter“ bezeichnet wird (gespielt von Nika Mišković). Ihre Kinderzahl ist unbekannt und sie wird von ihrem Umfeld wegen des Umgangs mit ihren Kindern kritisiert. („Wildfremde Menschen ermahnen mich, bei meinem Kind zu bleiben!“). Dazu kommt die Oma (Martina Eitner-Acheampong). Sie ist in den 60er und 70er Jahren sozialisiert worden, ihre Tochter scheint diese Art von Feminismus aber nicht mehr zu interessieren. Oma lässt sich als Kindermädchen für ihre vier Enkel einspannen, wenn auch nur widerwillig. Die Kinderlose (Linda Elsner) fühlt sich naturgemäß ausgeschlossen. („Ich würde gerne hier mitreden, aber darf man ja nur mit einem Kind oder zwei“). Der Bundestagsabgeordnete (Adi Hrustemović) hat eine zwiespältige Rolle. Man weiß nicht, ob er Kinder hat oder nur sagt, dass er welche hätte, um sich beliebt zu machen. Christopher Heisler spielt den engagierten Vater von Henry, der zwar nicht zu sehen, aber anscheinend immer dabei ist. Heislers Kostüm ist übersät von Teddybären und er scheint engagiert zu sein, wenn nicht sogar überengagiert („Sollen wir in dieser Wellnessbude lieber in die Sauna oder ins Kinderkino“).

Das Stück ist eine gute Satire und die Dialoge zwischen den Charakteren sind pointiert. Klar, es ist klischeehaft, aber was soll‘s, denn die Personen könnten einem im wirklichen Leben begegnen. Die Frage nach dem Kinderkriegen (dürfen wir in diese Welt noch Kinder setzen) und der richtigen Erziehungsmethode (Prinzipien!) sorgt für stetigen Output im Ratgebersegment.

Die Bühne wird effektiv genutzt, die rampenähnlichen Bauteile können so schnell zu einem ICE-Abteil oder zu einem Wellnesshotel umfunktioniert werden. Hinzu kommt die digitale Welt auf die Leinwand. Hier sind der Dortmunder Sprechchor und Marlena Keil zu sehen.

Am Ende sind wir nicht schlauer, eine Handlungsempfehlung kann es auch schlecht geben, aber wir haben uns gut unterhalten über die Nöte und Sorgen von Menschen mit und ohne Kinder.

2170 – Ein Stadtspaziergang mit neuen Geschichten

Eine besondere Premiere feierte das Schauspielhaus unter der neuen Intendantin Julia Wissert. In die neue Spielzeit ging es mit „2170 – Was wird die Stadt gewesen sein, in der wir leben werden“, einem Spaziergang durch die Dortmund Nordstadt: Vom Schauspielhaus zum Hochhaus in der Kielstraße und wieder zurück. Ein Bericht von der Premiere am 25. September 2020.

Der Abend war außergewöhnlich. Er hatte etwas vom Kennenlernen und altem Wiedererkennen. Die bekannten Orte und die unbekannten neuen Schauspielerinnen und Schauspieler. Doch beginnen wir mit dem Start. Nachdem die Teilnehmer in verschiedene Gruppen eingeteilt wurden, begann unsere Reise mit einem kleinen Intermezzo auf der Bühne des Schauspielhauses. Danach starteten wir mit Proviant (Flasche Wasser) bestückt unsere Reise Richtung Kielstraße.

Die Basis der Texte, die auf dieser Station – auch Portale im Stück genannt – vorgetragen wurden, stammten von der kurdisch-deutschen Schriftstellerin Karosh Taha. Die Geschichte des realen Hochhauses in der Kielstraße, gemeinhin „Horror-Hochhauses“ genannt, wird von Taha eindrucksvoll mit Leben gefüllt. Die Geschichten der (fiktiven) Bewohner sprühen voller Lebendigkeit und man spürt, dass es etwas besonderes gewesen sein muss, hier wohnen zu dürfen.

Weiter führte unser Weg zurück in die Innenstadt. Am Hauptbahnhof, vor dem Cinestar war das nächste Portal. Hier stand die Geschichte „Become iron 1“ von der kroatischen Schriftstellerin Ivanka Sajko im Mittelpunkt. Die Geschichte drehte sich um zwei Geschwister einer Familie, die als Neuankömmlinge voller Hoffnung in die Stadt kommen. Das Stück spiegelt gut die Situation der Roma in Dortmund nach, die vielfach in der Nordstadt unter schlimmen Bedingungen hausen müssen. So bekommt der Vater statt einer Wohnung nur eine Matratze für 30 Euro. „eine Matratze für uns fünf, meine Schwester, ich und die Tante werden darauf liegen, die Mutter wird stehen und der Vater wird sich schon zurechtfinden“. Während für den Sohn der Weg klar ist, er will „wie Eisen werden“, hat seine Schwester andere Pläne. Sie will durch eine Heirat der Not entkommen, „die Bahngleise überqueren“ wie es im Stück heißt. Beeindruckend war das Spiel der beiden Performer, die Bruder und Schwester darstellten.

Am nächsten Portal an der Katharinentreppe ging es zunächst um die Gastarbeiter, die bereits in den 60er und 70er Jahren nach Dortmund kamen. Zunächst wollte die Mehrheitsgesellschaft sie nicht hundertprozentig wahrnehmen. „Wir durften euch unterhalten, aber nicht vor dem Kopf stoßen“, heißt es im Text von Akin Sipal. Jetzt rückt die Geschichte der Gastarbeiter in den Mittelpunkt und Sipal sagt irritiert: „Unsere Vögel, die Vögel der Alten, werden nicht auf Kommando prusten, nur weil ihr das von ihnen erwartet.“ Es ist also Geduld erforderlich oder ein neuer Anfang. Denn der Text von Sipal heißt nicht umsonst „Eine neue Republik“. Seine Republik der Dichterinnen und Denker, der Spaziergänger und Vielleserinnen steht als Neubeginn. Ein Hoffnungsschimmer. „Der ideale Weg ist der Weg: gemeinsames Gehen oder Stehen ohne Rivalität.“

Adi Hrustemović vor der Katharinentreppe. Auf den einzelnen Stationen wurden eindrucksvolle Geschichten erzählt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verweben. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Adi Hrustemović vor der Katharinentreppe. Auf den einzelnen Stationen wurden eindrucksvolle Geschichten erzählt, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verweben. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das letzte Portal stand an einem geschichtsträchtigen Ort, am Platz der Alten Synagoge. Der Text von Sivan Ben Yishai verknüpft sehr eindrucksvoll die Vergangenheit mit dem Abbruch der Dortmunder Synagoge mit dem Neubeginn und Wiederaufbau. Ein Wiederaufbau auf alten Wunden, die ins Stadtbild gerissen wurden. Und der Neubeginn steht auch für die Ankunft des neuen Ensembles des Schauspielhauses. „Und das ist unser Tag, dieser Tag, der allererste Tag: wir richten unseren Blick nach vorn, wir sind aufgeregt.“

Die neue Intendantin Julia Wissert möchte das Schauspielhaus stärker in die Stadtgesellschaft integrieren. Mit „2170“ hat sie ihr Versprechen gehalten und ist in den Stadtraum vorgedrungen, der unendlich viele Geschichten bereithält. Von Hochhausbewohnern, Neuankömmlingen und Gastarbeitern erzählt das Stück, von verlorener und verlorengehender Architektur. Auch wenn die Idee, der Theaterbesucher läuft durch die Nordstadt nicht neu ist, das gab es bereits zwei Mal in der Spielzeit von Kay Voges, es ist immer wieder ein Erlebnis Theater unter freiem Himmel zu erleben und an ungewöhnlichen Orten. Ein vielversprechender Start für Julia Wissert in ihre erste Spielzeit am Schauspiel Dortmund.

Mehr Informationen zu Terminen und Karten unter https://www.theaterdo.de/produktionen/detail/2170-was-wird-die-Stadt-gewesen-sein-in-der-wir-leben-werden/

Neustart in Corona-Zeiten für das Schauspiel Dortmund

Am Freitag, dem 21.08.2020 lud Schauspiel unter der neuen Intendanz von Julia Wissert zur vom Mai 2020 wegen Corona verschobenen Pressekonferenz zum Neustart im Schauspiel Dortmund ein.

Schon da wurde klar, „Safety first“ war das erste Gebot. Die anwesende Presse wurde vor dem Schauspielhaus abgeholt und nach gründlicher Desinfektion der Hände und mit Mund-Nasenschutz vom Foyer auf die Hinterbühne geführt.

Auf bequeme, im Kreis aufgestellte Sitzecken mit viel Möglichkeit zum notwendigen Abstand, saßen neben der neuen Intendantin ihre Stellvertreterin und Chefdramaturgin Sabine Resch sowie das sechsköpfige Dramaturgen-Team, um zunächst einmal das geplante Programm vom 24.09.2020 bis zum 31.10.2020 vorzustellen. Wie Julia Wissert betonte, wurde alles versucht, um ein möglichst interessantes und spannendes Programm anzubieten.

Die Hinterbühne (Schauspiel on stage) wird dabei ein wichtiger Ort für die Begegnung von Publikum und Theaterschaffenden sein. Hier können die Abstandregeln eingehalten und den Anwesenden ein möglichst großes Sicherheitsgefühl vermittelt werden. Es werden jeweils nur bis 50 Personen teilnehmen können.

Am Donnerstag, den 24.09.2020 wird sich das gesamte neue Ensemble mit „7 x 1“ vorstellen und zeigen, wer sie sind und was sie wollen oder mögen. Neben dem Sprechchor sind Marlena Keil und Ekkehard Freye noch vom alten Ensemble mit dabei.

Die neue Schauspielintendantin Julia Wissert (mitte) umgeben von ihren DramaturgInnen. (Foto: © Lisa Bunse)
Die neue Schauspielintendantin Julia Wissert (Mitte) umgeben von ihren DramaturgInnen. (Foto: © Lisa Bunse)

Es gibt drei Vorstellungen um 18:00/20:00/22.00 Uhr um mehreren Menschen die Teilnahme zu ermöglichen.

Die Eröffnungspremiere von Julia Wissert am 25.09.20 unter dem Motto „2170 – Was wird die Stadt gewesen sein, in der wir leben werden?“ stellt Dortmund – seine Geschichte und Zukunft – ins Zentrum. Welche Spuren der Geschichte liegen unter dem Pflaster und welche Erinnerungen nehmen wir mit in die Zukunft? Fünf Autor*innen nehmen uns auf eine Zeitreise an spezielle Orte. Die Reise geht bis zur Nordstadt und endet an der Alten Synagoge (Opernplatz) mit Erinnerungen an die Zerstörung der Synagoge am Hiltropwall mit einer Mischung aus Texten, Hörspiel, Performance und Installation. Es ist ein Schritt in die von der Intendanz gewünschte Anbindung an die Stadtgesellschaft.

Treffpunkt: Immer 19:30 Uhr am Schauspielhaus. Weitere Termine : 29.09. – 03.10.2020

Matinee am 04.10.20 (Sonntag um 11.00 Uhr) : Gepräch mit Julia Wissert und den Autor+innen.

Als Premiere am Mittwoch, 07.10.20 um 19:30 Uhr , findet unter dem Motto „Lust for life“ ein musikalischer Abend mit Selen Kara und Torsten Kindermann unter dem Titel „Schauspielhaus on stage“ statt. Mit dabei: Linda Elsner, Ekehard Freye, Raphael Westermeier. Eine bunter Mischung aus Rock und Pop aus den letzten Jahrzehnten.

Die Lebenslust in dieser Zeit fördern möchte auch Kaloe Sansaa mit ihrem Konzert „Paradise not lost“ im Rahmen der Reihe Futur III am Freitag, den 09.10.20 ab 20:00 (Schauspielhaus on stage9.

Unter dem Titel „Fighting Depression“- so heißt eine neue vierteilige Hörspielserie der Studierendentheatergruppe am Schauspiel Dortmund. Sie verarbeiten darin ihrer Erfahrungen in der Corona-Zeit mit Online-Seminaren und Einsamkeit. Spezielle Beratung gibt es dabei vom Psychologen „Dr. Brunner“ alias Ekkehard Freye.

Premiere ist am 16.10.2020 im Schauspielhaus um 19:30 Uhr im Rahmen der Reihe „Coroniken“. Im Rahmen der Theatervermittlung können die „Coroniken“ danach auch von Schulen gebucht werden.

Am Freitag, den 23.10.2020 findet ab 20:00 Uhr in der Tiefgarage am Opernplatz eine spannende „Ballroom: Garagen Xtravaganza“ zusammen mit der Crew von „Because the Night belongs to Lovers“ statt. Es wird eine queere, inklusive Party- und Gesprächsreihe (zwischen Ballroom, Tanzkurs, Filmabend und Diskussion). Tickets erhältlich für ein Auto mit vier Personen oder Stehplätzen.

Mit der Reihe Faust-Test-Spiele mit Faust-Fragmenten aus den Sparten Oper, KJT und Schauspiel am 24.10.2020 (19:30 Uhr (Schauspiel on stage) soll nicht nur mit Musik und Texten durch das Faust-Universum geführt werden, sondern gerne auch mit dem Publikum ins Gespräch kommen.

Am 25.10.2020 lädt das Schauspiel um 11.00 Uhr (Schauspiel on stage) zu einer morgendliche Hexenbeschwörung (gerne eigene Texte mitbringen) ein.

Am 31.10.2020 folgt um 19:30 Uhr im Schauspielhaus die Premiere von Faust I nach Johann Wolfgang von Goethe in der Regie von Mizgin Bilmen. Ein feministischer Zugang zu dem literarischen Stoff mit Musik und Video-Unterstützung (Tobisa Hoeft).

Ab dem 26.09.2020 startet der Ticket-Verkauf nicht nur für das Schauspiel, sondern auch für das Kinder- und Jugendtheater. KJT: 11.09.2020: „Viele Grüße ,Deine Giraffe“ (ab 4 J.) , 18.09.2020: „Miss You“ (ab 10J.) und 01.10.2020: „All das Schöne“ (ab 14 J.)

Karten gibt es an der Vorverkaufskasse im Kundencenter am Platz der Alten Synagoge, unter 0231/50-27222 und www.theaterdo.de .

Julia Wissert ist die neue Leiterin ab Spielzeit 2020/2021 für das Schauspiel Dortmund

Nun ist es amtlich. Ab der Spielzeit 2020/2021, nach zehn innovativen Jahren unter Kay Voges als Intendant des Schauspiels Dortmund, folgt die 34-jährige Julia Wissert als jüngste Intendantin Deutschlands. Die in Freiburg geborene Julia Wissert hat bisher schon einige Erfahrungen an verschiedenen Theatern wie etwa das Maxim Gorki Theater, Theater Luzern, Schauspielhaus Bochum oder am Nationaltheater Brno als Regisseurin sammeln können. Die Position der Chefdramaturgin und Co-Intendantin übernimmt Sabine Reich.

Wie Kulturdezernent Jörg Stüdemann beim Pressetermin im Rathaus erklärte, war sich die Findungskommission schnell eins. In der Ratssitzung vom 23.05.2019 wurde sie mit überwältigender Mehrheit gewählt. Sie ist gleich sehr gefordert und es wird ein harter Start in der relativ kurzen Zeit bis da hin.

Was erwartet das interessierte Theaterpublikum?

Inhaltlich geht es ihr darum, im Kontakt der hiesigen Stadtgesellschaft zu erforschen, welche relevanten Bereiche noch nicht vertreten sind. Was erwartet ihr vom Theater? Was fehlt? Was sind deine Themen? Das können die Fragen sein, die zur Diskussion stehen.

Sie sieht die Stadt als Partner und das Publikum nicht nur als Konsument. Die Stadtgesellschaft ist, so Sabine Reich, eine Kraftquelle, und das Theater dient als Experimentierfeld.

Das Schauspiel Dortmund geht ab 2020/21 neue Wege mit Julia Wissert (2.v.l.). Mit dabei ist ihre neue Chefdramaturgin Sabine Reich (3.v.l.). Es gratulieren Kulturdezernent Jörg Stüdemann (links) und der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger.
Das Schauspiel Dortmund geht ab 2020/21 neue Wege mit Julia Wissert (2.v.l.). Mit dabei ist ihre neue Chefdramaturgin Sabine Reich (3.v.l.). Es gratulieren Kulturdezernent Jörg Stüdemann (links) und der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger.

Programmatisch soll es eine ästhetische Variationsbreite geben. Das beinhaltet Stückentwicklungen, Performances, Projekte zwischen Kunst und Kultur, oder aber klassische Theater in neuer modernisierter Bearbeitung. Es stellt sich ja immer die Frage, welche Literatur heute noch angemessen ist, so Stüdemann.

Eine Zusammenarbeit mit der neu gegründeten Akademie für Digitalität und Theater kann sich die neue Intendantin zukünftig auch vorstellen.

Geplant sind auch regelmäßige Projekt im Stadtraum.

Strukturell stellt sich die Frage: Wie wollen wir im Theater in der Zukunft zusammen arbeiten?

Ihr Ziel ist, dass Theater inmitten der Stadt zu verankern. Die Diversität soll widergespiegelt werden.

Wie das neue Ensemble aussehen und wer von dem alten, sehr mit Kay Voges verbundenen SchauspielerInnen noch dabei sein wird, ist noch unklar.

Da das Theater auch für Werte stehen sollte, möchte Wissert auch gegen strukturelle Missstände dort vorgehen. Sie machte zuletzt mit einer unter anderem von Ihr mit entworfenen Anti-Rassismus-Klausel Furore. Diese ist, wie die zukünftige Intendantin des Dortmunder Schauspiels betonte, nur als Einladung zum Dialog gedacht. Es soll keine Möglichkeit sein, mithilfe der Rassismus-Keule schnell eine Kündigung durchzubekommen.

Genaue Bedingungen und juristischen Feinheiten müssen solche Vertragsklauseln jedoch genau geprüft werden, so der Kulturdezernent.

Ein weiterer Schritt in der Zeit des Auf- und Umbruchs steht bevor.

Miteinander diskutieren und reiben als nur auf negative Phänomene und Probleme zu reagieren, ist das Motto der zukünftigen Intendantin.