Schlagwort-Archive: Jörg Menke-Peitzmeyer

Fußball als Spiegel der Gesellschaft

[fruitful_alert type=“alert-success“]Sorgen für Stimmung und für Ärger: Die Ultras. Hier dargestellt von: (v.l.n.r.) Thorsten Schmidt, Johanna Weißert, Philip Pelzer, Talisa Lara, Bianka Lammert. (Foto: © KJT)[/fruitful_alert]

Im Auftrag vom Kinder–und Jugendtheater Dortmund und dem Projekt „leuchte auf“ des BVB entwickelte der Autor Jörg Menke-Peitzmeyer das Stück „Strafraumszenen“. Schon lange beschäftigte sich Menke-Peitzmeyer mit den Aspekten und Entwicklungen im modernen Fußball sowie der Fankultur im gesellschaftlichen Kontext.
Am 16.03.2017 war die Premiere im KJT. Die Bühne wurde wurde zu einem umzäunten Fußballfeld (Affenkäfig), wo so viele Fußballgrößen wie zum Beispiel Mezut Özil oder Ilkey Gündoğan im Ruhrgebiet als Kinder ihre Karriere begonnen hatten. In der Mitte des Feldes lag ein (zusammengestellter) großer grüner Fuß, der von den Schauspielern als Sitzgelegenheit oder anderweitig genutzt werden konnte.
Die fünf SchauspielerInnen vom KJT und Gast-Schauspieler Jubril Sulaimon schlüpften unter der Regie von Andreas Gruhn in unterschiedliche Rollen. Es gab verschiedene Handlungsstränge, bei den aber die  verschiedenen dargestellten Persönlichkeiten immer wieder mal auftraten.
Wie bei jedem BVB-Heimspiel wurde zu Beginn der Aufführung das obligatorische „You‘ll never walk alone“ zum Anheizen der Stimmung gesungen. Das verdeutlicht die Intensität und Emotionalität, die mit einem guten Fußballspiel und dem „Erlebnis Westfalenstadion“ verbunden sind.
Jubril Sulaimon spielt in seiner Hauptrolle den Übersetzer „Kunta Kinte“ für die Fußballstars vor, der ein Bein bei einem Bombenangriff in seiner afrikanischen Heimat verloren hatte. Der Schauspieler mit dunkler Hautfarbe war für den schwarzen Humor im Stück zuständig und sorgte für viele Lacher. Das Lachen blieb dem Publikum aber oft im Hals stecken, wenn es um Themen wie gewaltbereite Ultras, Rassismus und Homophobie im Stadion oder Antisemitismus ging. Die Schauspieler machten eindrucksvoll deutlich, wie der Fußball, vor allem hier in Dortmund als eine Art Religionsersatz für Frustrierten und sich abgehängt fühlende Fußballfans fungiert. Er ist das Ventil für ihre Aggressionen.
Videos im Hintergrund von realen Ausschreitungen unterstützten die Handlung im Stück. Auch die Verbindung von gewaltbereiten Hooligans und der rechten Szene in unserer Stadt wurde kritisch beleuchtet. Der Mitbegründer der Borussenfront wurde beeindruckend von Johanna Weißert dargestellt.
Weitere Themen waren das Verhältnis von Fans und ihren reichen Fußball-Idolen, die  ausufernde Kommerzialisierung des Fußballs mit immer astronomischen Gehältern sowie die zunehmende Rolle und Macht der Berater. Trotz ihres vielen Geldes werden Fußballstars wie zum Beispiel ein bekannter ehemaliger italienische BVB-Spieler, in ihrer fernen Wirkungsstätte nicht immer heimisch. Nachdenklich wird es, wenn ein bekannter türkisch-stämmiger Fußballspieler zeigt, wo er im Schatten der Hochöfen von Mülheim an der Ruhr im „Fußball-Affenkäfig“ seine ersten Spielerfahrungen sammelte, oder wenn der „Evinger Junge“ Kevin von seinem Heimweh spricht. Zum Schluss spielen alle gemeinsam im „Affenkäfig“. Selber aktiv werden statt nur zusehen ist eine Anregung.
Klar, in knapp 90 Minuten wird jede Auseinandersetzung über Fußball zu einem Klischee. Die Ultraszene ist auch in Dortmund nicht homogen und es gibt nicht nur reiche Fußballer. Auch schafft nicht jeder Jugendliche den Sprung vom talentierten Spieler zum Bundesligaprofi. Hier verstecken sich also noch viele Möglichkeiten für weitere Stücke.

Weitere Infos unter www.theaterdo.de

Fußball und Identität

[fruitful_alert type=“alert-success“]Jubril Sulaimon, Johanna Weißert und Talisa Lara. (Foto: © Birgit Hupfeld)[/fruitful_alert]

In Kooperation mit der BVB-Stiftung „leuchte auf“ bringt das Kinder-und Jugendtheater in Dortmund das Stück „Strafraumszenen“ (ab 14 Jahren) von Jörg Menke-Peitzmeyer am 16.03.2017 um 20:00 Uhr im KJT zur Uraufführung. Menke-Peitzmeyer hat sich viel mit dem Mysterium Fußball beschäftigt und ist mit den „Fangesängen“ im Opernhaus noch in guter Erinnerung.

In diesem Stück geht es hauptsächlich um Fußball als Spiegel der Gesellschaft,“ erläuterte der Regisseur und Leiter des KJT Andreas Gruhn beim Pressegespräch.

Da geht es um aktuelle Fragen der Identitätssuche, Gewaltbereitschaft, Rassismus und Diskriminierung. Welche Aussichten habe ich in der Gesellschaft? Die Suche nach Gemeinschaft und heimischen Gefühl.

Es gibt wohl keine Stadt, wo der Fußballverein so eine Bedeutung hat wie in Dortmund, als Wirtschaftsfaktor und Identitätsstiftend,“ so Gruhn. Inwieweit geht das? Fußball ist ein Mikrokosmos unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. Im Blickpunkt des Stücks steht auch die starke Kommerzialisierung des Fußballs mit ihren Gefahren und ihren Grenzen.

Das Ganze ist eine Szenensammlung mit verschiedenen Handlungssträngen und durchleuchtet die verschiedensten Aspekte zum Thema Fußball. „Man durchläuft eine Reihe von Emotionen, sozusagen eine Achterbahn der Gefühle. Bei allem Spaß gibt es aber auch Szenen, wo einem das Lachen vergeht,“ verriet Gruhn. Die Protagonisten in diesem Stück befinden sich eher auf dem Platz und in den Führungsetagen als auf den Rängen.

Die Bühne wird zu einer Art „Fußball-Affenkäfig“ umgestaltet. Fünf Schauspieler des KJT (drei Frauen, zwei Männer) und Jubril Sulaimon als Gast-Schauspieler sind die Akteure. Für die passende Musik & Video ist Peter Kirschke verantwortlich.

Wie ein Fußballspiel dauert die Aufführung 90 Minuten (plus Nachspielzeit), aber ohne eine Pause.

Für die Uraufführung am 16.03.2017 gibt es noch Restkarten.

Weitere Termine am 17.03.2017 um 20.00 Uhr und am Sonntag, den 19.03.2017 um 18.00 Uhr im KJT.

Weitere Informationen erhalten sie unter www.theaterdo.de

Zwischen Zweifel und Glauben

Talisa Lara, Laura, Rainer Kleinespel, Thorsten Strunk und Andreas Ksienzyk ©Hans Jürgen Landes
Talisa Lara, Laura, Rainer Kleinespel, Thorsten Strunk und Andreas Ksienzyk
©Hans Jürgen Landes

Was hat die Kommunion in unserer heutigen Zeit für eine Bedeutung? Ist der kritische Zweifel im Gegensatz zu früher abseits der Freude über die Geschenke festlicher Kleidung bei den Kindern größer? Autor Jörg Menke-Peitzmeyer hat unter anderem schon mit „Miriam, ganz in Schwarz“ im Kinder – und Jugendtheater oder den „Fangesängen“ in der Oper Dortmund von sich reden gemacht.

Unter der Regie von Antje Siebers hatte er nun am 25. September 2015 mit seinem neuen Stück „Kommunionkinder“(ab 9 Jahren) im KJT Premiere.

Zum Stück: Die zehnjährige Laura ist ganz aufgeregt vor ihrer bevorstehenden Erstkommunion. Besonders freut sie sich auf das zu erwartende Handy-Geschenk und ihr selbst ausgesuchtes Kleid. Sie lebt alleine mit ihrer Mutter, die ihr Geld als Krankenschwester verdient. Ihre drei Onkel Gabriel, Jochen und Dirk besuchen sie eine Woche vor dem Ereignis. Gabriel vertritt als Priester und Repräsentant der katholischen Kirche derer Dogmen, während Dirk eher glaubenskritische Haltung einnimmt. Dazwischen steht der lebensfrohe Jochen, der versucht, die Vermittlerrolle einzunehmen. Die drei sinnieren über ihre Kindheit und Kommunion in den 80iger Jahren.

Laura freut sich auf die Kommunion und will die Zeremonie schon einmal mit ihren Onkeln durchspielen und schon mal ihr Kommunionkleid anprobieren. Sie hat alles über den Messablauf und Jesus Leben auswendig gelernt. Doch kommen ihr manchmal Zweifel und sie hat kritische Fragen….

Talisa Lara (Laura), Andreas Ksienzyk (Gabriel), Rainer Kleinespel (Dirk) und Gastschauspieler Thorsten Strunk (Jochen) füllen ihre Rollen mit viel Humor, Ironie und Sensibilität für ihre Charaktere aus. Sie scheuen auch keine kleinen Tanzeinlagen und Gesang von Kirchenliedern.

Besonders die junge Tasia Lara beeindruckte in ihrer Rolle als lebendige und von Zweifeln geplagte Zehnjährige. Ein humorvoller Höhepunkt war sicher eine an die legendäre „Hitparade“ angelehnte, bis ins Kleinste zelebrierte „Hitparade der Kirchenlieder“.

Ein zentraler Satz des Stückes kam von Dirk. Als Laura die Frage „Was bedeutet Kommunion“ richtig beantwortet, zeigt er sich beeindruckt. Darauf erwidert Gabriel bissig: „Ja, Kommunionkinder sind eben nicht so blöd, wie du sie gerne hättest.“ „Sie sind nicht blöd, sie sind bloß jung.“, antwortet Dirk. Im Alter von 9-10 Jahren ist Jahren ist es sicherlich schwer, eine Entscheidung für eine Religionsgemeinschaft bewusst und frei zu treffen.

Die Bühne war war in schlichten Weiß gehalten und bot den Schauspielern Gelegenheit, nah an das Publikum heran zu kommen. Die weiße Wand im Hintergrund mit eingelassener Tür diente als Projektionsfläche. Ob nun für ein lustiges stilisiertes Kinderzimmer, als Hintergrund für ein Bibelquiz in Anlehnung an „Wer wird Millionär“ („Wer wird Kommunionkind“) oder wenn in Bildern gezeigt wurde, was für eine „Modeshow“ bei den Mädchen, ähnlich bei erwachsenen Bräuten, heutzutage zu sehen ist.

Kritische Fragen zum Ausschluss von Frauen vom Priesteramt, Kindesmissbrauch durch Bischöfe und Priester, die verpflichtende Beichte der „kleinen Sünden“ und weitere wurden angesprochen.

Da war der Song „Kann den Liebe Sünde sein“ mit einem“Höllenfeuer“ im Hintergrund auf der Projektionswand passend ausgewählt.

Die Entscheidung für Glauben an Gott oder eben nicht Glauben sollte letztendlich eine individuelle, höchst persönliche Entscheidung sein.

Weitere Vorstellungen gibt es am 18.10.15 (16 Uhr) und am 08.11.15 (16 Uhr). Für Schulklassen bieten sich die Aufführungen am 21.10.15, 04.11.15 und 05.11.15 jeweils um 11 Uhr an.