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Verhältnisse wie beim BVB

Der Präsident (Roman Henri Marczewski) präsentiert den Pannekopporden. Ob jemand Offizielles aus Essen ihn abholt?
Der Präsident (Roman Henri Marczewski) präsentiert den Pannekopporden. Ob jemand Offizielles aus Essen ihn abholt?

Es gibt vielleicht noch weitere Gemeinsamkeiten, aber was der Geierabend mit dem BVB in der 25. Session auf jeden Fall gemeinsam hat, sind ausverkaufte Spielstätten. 16.700 Besucher sorgten für 36 ausverkaufte Vorstellungen. Der „Pannekopp“ geht nach Auswärts: Die Stadt Essen erhält den schwersten Karnevals-Orden der Welt für ihre kreative Finanzierung des neuen Stadions von Rot-Weiß Essen.

Ein überaus zufriedenes Resümee konnten die Macher des Geierabends bei der heutigen Pressekonferenz ziehen. Der Zuschauerzuspruch ist auf einem konstant hohen Niveau (100%) und der „Pannekopp“ hat mit der Stadt Essen einen würdigen Preisträger. Auch wenn Martin Kaysh, der Steiger, den Gegenkandidaten aus Ennepetal gewählt hätte. Denn die Ennepetaler hatten mit der Gründung einer gemeinnützigen Standortsicherungsgesellschaft versucht, Steuererhöhungen zu verhindern. Unternehmen hätten einfach in diese Gesellschaft Geld einbringen müssen. Doch die Landesregierung verbot jetzt diese Art kreativer Finanzierung. Mit Sicherheit auch Erfolg des Geierabends.

Essen erhielt den Preis dafür, dass sie zur Finanzierung des neuen Stadions von Rot-Weiß Essen Finanzmittel zur Instandhaltung des Folkwang-Museums eingesetzt wurden. Jetzt besitzt Essen quasi auch ein Fußball-Museum.

Der Geierabend ist in den vergangenen Jahren viel politischer geworden. Das tat dem Programm gut. In diesem Jahr war die Nummer über den VW-Abgasskandal das Highlight für die Besucher. Hier machte ein aufgeblasener Wutbürger seinen Ärger über die US-Behörden Luft. Dieser doch autoritäre Charakter, der Pegida-mäßig daherkam, war eine Gratwanderung, gab Regisseur Günter Rückert zu. Weitere Höhepunkte waren die Youtuberin Fiffi oder die Hymne über den Thermomix.

Kitsch oder nicht Kitsch? Jedenfalls haben die Geier im Laufe der Session angefangen das „Steigerlied“ zu intonieren. Die begeisterte Reaktion des Publikums wird vermutlich dazu führen, dass es von jetzt ab immer im Repertoire des Geierabends zu finden sein wird.

Wenn Youtuberin Fiffi die Welt erklärt…

Fernsehen war gestern. Heute hat jede(r) seinen eigenen Youtube-Kanal. (Foto: © standout)
Fernsehen war gestern. Heute hat jede(r) seinen eigenen Youtube-Kanal. (Foto: © standout)

Der erste Text des Jahres in diesem Blog gebührt einem besonderen Jubiläum in Dortmund: Seit 25 Jahren gibt es den Geierabend. Doch glücklicherweise gab es beim neuen Programm keinen sentimentalen Rückblick, sondern das Ensemble schaute nach vorne. Keine Kleiderordnung, das Sessionsmotto 15/16 lautet einfach „Komm wiesse bis“, die Ruhrpottversion des ebenfalls 25 Jahre alten Klassikers von Nirvana. Ein Premierenbericht vom 29. Dezember 2015 aus dem Saal des Industriemuseums Zollern.

Wer bei den Geiers eine typische Karnevalssitzung erwartet oder hochpolitisches Kabarett a la Volker Pispers, der ist falsch. Einer der Stärken des Geierabends ist die Beschreibung typischer Charaktere aus Dortmund (und Umgebung). „Kiki und AA“, das Ehepaar aus dem Kreuzviertel machten deutlich, dass ein Stück Prenzlauer Berg auch in Dortmund steckt. Dagegen verknüpften „Die Zwei vonne Südtribüne“ die große Weltpolitik mit ihrem lang gehegten Traum, dem „Schalxit“. Neue Perspektiven beim Kindergeld entdecken „Wemser und Mißgeburt“. Regionales wurde natürlich auch angeboten: Ob die „Kassler-Zwillinge“ aus Kamen, Joachim Schlendersack aus Schnöttentrop im Sauerland oder eben typische Westfalen, passend zur Ausstellung „200 Jahre Westfalen“.

Was hat die Geiers 2015 ansonst so bewegt? Natürlich die Frage „Macht Wurst Krebs?“, die „Smartphone-Zombis“ und der Hype um den Thermomix. Doch der Höhepunkt war definitiv „Fiffi“, die Youtuberin. Der Trend, dass eine 16jährige anderen 16jährigen die Welt erklärt, scheint immer noch ungebrochenen. Mittlerweile haben es Youtuber ja bis zur Bundeskanzlerin geschafft. Auch der neue Star Wars Film wurde entsprechend gewürdigt. Schließlich wohnen „Darth Vadder“ und „Darth Mudder“ ja gleich nebenan in der Kolonie.

Die diesjährige Partnerstadt des Geierabends, Hamm, wurde stilecht präsentiert, denn Hamm pflegt eine Städtepartnerschaft mit Chattanooga, die es ja durch das Lied „Chattanooga Choo choo“ bekannt wurde. Udo Lindenberg verwandelte das Lied in den „Sonderzug nach Pankow“. Und durch was ist Hamm auch noch bekannt? Das dort Züge geteilt werden.

Für den „Pannekopp des Jahres“ bewarben sich diesmal keine Dortmunder. Kandidat 1 ist die Standortsicherungsgesellschaft Ennepetal für kreativen Umgang mit Steuern, die Stadt Essen ist der Kandidat Nummer 2 für die Umverteilung eines Museumsfond in das neue Stadion des Viertligisten Rot-Weiß Essen. Quasi das wahre Fußball-Museum. Wer den Preis gewinnt? Das Publikum entscheidet bei jeder Veranstaltung des Geierabends.

Für mich fehlte in diesem Jahr ein klein wenig die Schärfe. Ging es vorher schon mal über „Refugees watching“ am Mittelmeer oder die Beziehung zwischen Dortmunder Polizei und den hiesigen Nazis, wurden solche Themen etwas „weicher“ präsentiert. Das berühmt-berüchtigte Video der vier Trierer NPDler wurde zwar schön auf Dortmunder Verhältnisse umgemünzt („Die Knechte“ statt „Die Rechte“) doch gerade weil das Video bereits berühmt-berüchtigt ist, gibt es schon einige Parodien im Netz, unter anderem von Jan Böhmermann oder Oliver Kalkofe. Dass der syrische Asylbewerber bei „Wer wird Asyl“ ausgerechnet bei der letzten Frage patzte, war dann nicht überraschend.

Auch wenn die Schärfe etwas fehlte, bleibt dennoch eins festzuhalten: Der Geierabend ist und bleibt eine Institution in Dortmund, was Comedy und Karneval angeht. Nicht überraschend, dass viele Termine bereits ausverkauft sind. Der Besucher spürt von der ersten Minute an, dass das Team (Darsteller und Musiker) schon länger zusammenarbeitet. Vielleicht wird nicht jedem Besucher alles gefallen, aber die Qualität der Nummern bliebt weiterhin hoch.

Karten und Termine unter: www.geierabend.de.

Wenn der „Schalxit“ droht

Eine kleine Reminiszenz des Geierabends an ein sehr berühmtes Album-Cover. (Foto: © StandOut)
Eine kleine Reminiszenz des Geierabends an ein sehr berühmtes Album-Cover. (Foto: © StandOut)

Am 29. Dezember 2015 startet wieder der Geierabend in den karnevalistischen Frohsinn. Auf der Zeche Zollern heißt es in dieser Session „Komm wiesse bis“. Die zwanglose Aufforderung entstammt dem Song „Come as you are“ von Nirvana, die damit vor rund 25 Jahren die Charts stürmte. Zur selben Zeit wurde in Dortmund der Geierabend gegründet.

Seit einiger Zeit greift der Geierabend stärker politische Themen auf. Auch in dieser Session gibt es Beiträge über die Flüchtlingsdebatte oder die Griechenlandkrise. Hier sinnieren „Die Zwei vonne Südtribühne“ über einen möglichen Austritt Schalkes aus der Bundesliga, dem „Schalxit“, schließlich haben Griechenland und Schalke die gleichen Farben.

Filmfreunde dürfen die ersten Szenen aus „Star Wars“ bewundern und das neue DFB-Fußball-Museum wird natürlich auf die Schippe genommen, es wird ganz besondere Schuhe beim Geierabend zu bewundern geben.

Ein Wiedersehen mit altbekannten Figuren darf beim Geierabend natürlich nicht fehlen. Der Sauerländer Joachim Schlendersack und die Brüder Wemser und Missgeburt sind wieder mit von der Partie. Ein Internetphänomen bekommt ebenfalls sein Fett ab. Als Antwort auf die ganzen Youtube-Stars schickt der Geierabend die härteste Youtuberin ins Rennen.

Seinen festen Platz hat der Geierabend im Karnevalsprogramm des WDR: Höhepunkte der Show werden im Hörfunk auf WDR5 gesendet. Zudem gibt es die Show ab Weiberfastnacht in voller Länge als kostenlosen Videostream unter comedy.wdr.de. Als Auftakt für einen humorvollen Jahreswechsel gehen die Geier erstmals auch am Silvesternachmittag auf die Bühne. Die Extravorstellung startet um 15.30 Uhr und endet um ca. 19 Uhr. Eine anschließende Party auf Zeche ist jedoch nicht geplant.

Karten sind erhältlich ab 35 Euro (ermäßigt 20,90 Euro) im Theater Fletch Bizzel in Dortmund, in allen Leserläden der WAZ/Funke-Mediengruppe und LeserServices mit Ticketverkauf sowie online auf der Geierabend-Homepage – erstmals auch im „print at home“-Format zum selber Ausdrucken. Mit der Karte kann jeweils ab 17 Uhr auch das LWL Industriemuseum Zeche Zollern besucht

werden (außer 29. und 30.12.). Sonntags werden zusätzlich 20-minütige Kurzführungen angeboten. Veranstaltet wird der Geierabend vom Kulturbüro der Stadt Dortmund und dem Theater Fletch Bizzel. Präsentator ist die Sparkasse Dortmund. Auch Brinkhoff’s No. 1, DOGEWO21 und die Fachhochschule Dortmund unterstützen den Ruhrpott-Karneval. Für das leibliche Wohl sorgt

wieder die Gastronomie Tante Amanda.

Alle Infos unter: www.geierabend.de.
Daten: vom 29.12.2015 – 09.02.2016 / insgesamt 36 Vorstellungen im LWL Industriemuseum Zeche Zollern II/IV, Dortmund

Zeiten: Einlass ins LWL Industriemuseum: 17 Uhr
Einlass: 18.30 Uhr (sonntags: 17.30 Uhr)
Beginn: 19.30 Uhr (sonntags: 18.30 Uhr)
Silvester: Einlass: 14.30 Uhr, Beginn: 15.30 Uhr, (Ende ca. 19.00 Uhr) Eine Aftershow-Party findet nicht statt.

Ort:LWL Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV,Grubenweg 5, Dortmund-Bövinghausen
(Der Museumsbesuch ab 17.00 Uhr ist im Eintritt enthalten. Immer Sonntags finden zudem 20-minütige Kurzführungen statt.)