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DADADO vergibt den Prixx de No Bell

In Dortmund wird die Kunstrichtung DADA von engagierten Künstlerinnen und Künstlern unter dem Namen DADADO in Ehren gehalten. Nicht nur wegen Richard Hülsenbeck, der in Dortmund auf dem Südwestfriedhof liegt, auch das Museum Ostwall leistet mit seinem Schwerpunkt Fluxus, das mit DADA verwandt ist, einen Beitrag. Am 18.11.21 organisierte also DADADO die 5. DADADO-Filmnacht im Fletch Bizzel, bei dem auch Preise vergeben wurden, nämlich der „Prixx De No Bell“ in vier Kategorien.

Die Organisatoren von DADADO haben die Filmnacht in drei Teile geteilt. Im ersten Teil konnten die Besucherinnen und Besucher sieben Filme außerhalb des Wettbewerbs erleben. Darunter witzige Tutorials wie das finnische „How to open a door“ oder „Homemaid Noise Tutorial“ von Peter Valek. Der tschechische Künstler avancierte mit seinem leicht chaotischen Experiment zum Star des Abends. Leider, so erzählte Moderator Volker Krieger, wären bisher alle Kontaktbemühungen gescheitert wären. Dennoch wollen die Organisatoren weiter versuchen, mit Valek in Kontakt zu treten.

So schön wurden die Preise in den vier Kategorien präsentiert.
So schön wurden die Preise in den vier Kategorien präsentiert.

Nicht alle Beiträge waren neue Produktion, so war der Beitrag von Uwe Wand „Bestiarum von Ernst Jandl” bereits 1989/90 als Diplomarbeit erschienen. Neu war hingegen Beitrag des LK Kunst der Gesamtschule Gartenstadt, die mit ihrer Arbeit ein wenig an die animierten Zwischensequenzen der Monty Python erinnerte. Die Mühen der Schülerinnen und Schüler wurden mit einem Preis in der “Categorie Special” gewürdigt.

Im zweiten Teil wurde auch ein Film gezeigt, und zwar „Entr’acte“ aus dem Jahr 1924. Der dadaistische Kurzfilm von Reneé Clair wurde dabei vom Kollektiv Trio Randale musikalisch und tänzerisch begleitet. Ein äußerst gelungen Zwischenakt.

Der dritte Part war den 16 Wettbewerbsfilmen gewidmet. Ob es am Mangel an Teilnehmern lag? Jedenfalls nahm die Künstlergruppe „Leuchtstoff“ aus Witten mit 11 Filmen teil, der Dortmunder Künstler Arp Diegà schickte drei Beiträge ins Rennen.

Es ist nicht verwunderlich, dass Leuchtstoff zumindest einen Preis abräumen könnte, sie holten den zweiten Platz, de Catégorie Grande, mit ihrem Beitrag „Onomatopoesie“, was nach meiner Einschätzung näher an DADA war, als die anderen Beiträge. Der dritte Platz ging an Frank Niehusmann, der mit seinem „One two Test“, die Wordakrobatik des DADA Dank Sampling in die Moderne katapultiert.

Den ersten Preis erhielt Uwe Koslowski. Sein Film „Keine Panikattacken“, eigentlich ein Tutorial zum Thema „Passen Sie auf, dass genug Klopapier in der Toilettenkabine ist“, könnte die Konkurrenten hinter sich lassen.

Ein schöner kurzweiliger Abend, an dem DADA gefeiert wurde. Er hätte nur mehr Publikum verdient.

Das Künstlerhaus schwelgt im Dadaismus

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Dortmund eine Stadt des Dadaismus ist. Auf dem Dortmunder Südwestfriedhof liegt Richard Huelsenbeck (1892-1974) begraben, einer der Mitbegründer der DADA-Bewegung. Vor vier Jahren wurde auch das 100-jährige Jubiläum von DADA groß in Dortmund gefeiert, organisiert von der Dortmunder DADADO Gruppe um Anette Göke, Richard Ortmann und Dieter Gawol.

1920 fand in Berlin die „Erste Internationale Dada-Messe“ statt. DADADO hat diese Idee wiederbelebt unter dem Motto „!ViVa DADA 20!“ und organisiert die Internationale DADAMesseDo vom 21. Februar bis 06. März 2020 im Dortmunder Künstlerhaus. 15 Tage gibt es historische und aktuelle Kunst zu sehen, viele Veranstaltungen, die an unterschiedlichen Orten stattfinden.

Im Künstlerhaus selbst zeigen Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz, Rumänien, England, Italien und Deutschland ihre Auseinandersetzung mit DADA. Es gibt eine Adaption des „Berliner Zimmers“ aus der ersten Dada-Messe. Die „Vier Kriegskrüppel“ von Otto Dix wurden modernisiert zu den „4K+“. Zu sehen sind in dem Bild Thomas Kemmerich, Kardinal Marx, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jürgen Klinsmann. Künstler des Werkes ist Franz Ott.

Sind von Kopf bis Fuß auf Dada eingestellt (v.l.n.r.) Matthias Ruhnke, Guido Richard, Paul Dorn, das Alien (Scarlett Schauerte), Anke Frankemöller, Richard Ortmann, Christiane Köhne und Dieter Gawol alias A.Diéga)
Sind von Kopf bis Fuß auf Dada eingestellt (v.l.n.r.) Matthias Ruhnke, Guido Richard, Paul Dorn, das Alien (Scarlett Schauerte), Anke Frankemöller, Richard Ortmann, Christiane Köhne und Dieter Gawol alias A.Diéga

Natürlich wird auch den beiden Hauptfiguren des Dortmunder DADA Richard Huelsenbeck und Jürgen Kalle Wiersch gedacht. An beide wird in separaten Räumen in Ton und Bild erinnert.

Ein Hauptereignis der DADA-Messe ist die Dada-Collage. Über 150 Künstlerinnen und Künstler haben sich an dieser Collage beteiligt und ein oder zwei Objekte in der Größe von 20 x 20 cm nach Dortmund geschickt. Einige der Objekte stehen auch zum Verkauf, erklärte Dieter Gawol alias A. Diéga.

Dazu gibt es regelmäßige Führungen durch die Ausstellung, Vorträge, Lesungen und Performances sorgen für ein dadaistisches Lebensgefühl.

Des Weiteren gibt es zwei sehr besondere Veranstaltungen außerhalb des Künstlerhauses. Am 29. Februar 2020 wird im Kunstraum (Braunschweiger Straße 22) das kosmische Lautgedicht „Allschall“ aufgeführt. Am 01. März 2020 performt das Ensemble von „Oper, Skepsis und Gleisbau“ mit „ […alles gut…] ihre elektronische Kammeroper im domicil.

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie unter https://www.dadado.eu/

Das Künstlerhaus hat geöffnet von Dienstag-Freitag von 16 bis 19 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 13 bis 19 Uhr.

DADA – Freie Kunst heute

Die Dortmunder DADADO-Gruppe hat sich zum Ziel gemacht, die 1916 in Zürich gegründete Kunst- und Kultur-Bewegung DADA wieder bekannt und lebendig zu machen. So organisierten sie – zusammen mit dem Kulturbüro unserer Stadt, der Kulturmeile Nordstadt und anderen 2016 eine Prozession zum Grab von Richard Huelsenbeck und machten einige Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubiläum von DADA. Diese Bewegung entstand mitten in den Kriegswirren des Ersten Weltkrieges und arbeitet mit Wortspielen und überraschenden Aktionen und Fisimatenten.

In diesem Jahr soll der 125. Geburtstag des einzigen deutschen Gründungsmitglieds von DADA in Zürich, der in Dortmund bei seinen Großeltern in Dortmund aufgewachsene Richard Huelsenbeck gedacht werden. Seine Urne wurde 1974 auf dem Dortmunder Südfriedhof beigesetzt. Dem Dadaisten Jürgen „Kalle“ Wiersch ist es zu verdanken, dass die Grabstätte noch heute erhalten ist. Er hatte auch speziell ein Gedicht verfasst: „Wir vermachen dir unser Huelsenherz“. Dieses „Herz“ ist noch erhalten und soll am 23.04.2017 um 15:00 Uhr erneut feierlich mit Musik und DADA-Texten reanimiert werden. Alle sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Mit der Unterstützung von Ensemble-Mitgliedern von schwarz/rot Atemgold 09 paradiert die TrauerLustGemeinde zum Grab des Künstlers.

In Kooperation mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte wird dann um 18:00 Uhr in der Rotunde des MKK eine Gedenkfeier zum 125. Geburtstag des Künstlers mit leckeren Vanilinem HuelsenG‘bäck, „wierschen“ Worten und dem Huelsenherz stattfinden.

Dieter Gawol (Kunstdomäne) von DADADO erklärte beim Pressegespräch: „DADA ist vor allem eine Bewegung, die besonders in schwierigen und bedrohlichen Zeiten den Menschen Auszeiten und Spaß bieten will.“

DADA ist aber nicht nur „spaßig“, sondern auch durchaus eine politisch gegen gesellschaftliche Konventionen gerichtete „Anti-Bewegung“. Gawol verriet, dass im nächsten Jahr diese politische Komponente mit einer Veranstaltung „DADA und Krieg“ Rechnung getragen werden soll. In heutigen Zeiten, wo viele Menschen das Gefühl haben, auf einem Pulverfass zu sitzen, ein sicherlich notwendiges Statement.

Weiter Informationen zum Sonntag, dem 23.04.2017 und anderen Veranstaltungen erhalten Sie unter dadado@gmx.eu