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Brauerei-Museum bekommt neue Leitung

(Stadt Dortmund) Generationenwechsel in der Leitung des Brauerei-Museums Dortmund: Corinna Schirmer (32) löst Dr. Heinrich Tappe (64) ab, der am 15. Oktober in den Ruhestand geht. Tappe leitete das Museum seit dessen Eröffnung 2006 am aktuellen Standort an der Steigerstraße. Zuvor hatte er das Brauereiarchiv im Westfälischen Wirtschaftsarchiv Dortmund aufgebaut.


Seine Nachfolgerin am Museum, die Kulturanthropologin Corinna Schirmer, kam 2018 als wissenschaftliche Mitarbeiterin für ein Forschungsprojekt an das Deutsche Kochbuchmuseum Dortmund, für das sie auch weiterhin zuständig bleibt.
Unter der Leitung von Heinrich Tappe ist die Beliebtheit des Brauerei-Museums kontinuierlich gestiegen; zuletzt – vor Corona – hatte das Museum mehr als 23.000 Besucher*innen im Jahr. „Mit Dr. Tappe geht ein sehr geschätzter, langjähriger Museumsleiter in den Ruhestand, der die Dortmunder Biergeschichte wohl wie kaum ein anderer in der Stadt kennt. Das von ihm aufgebaute Brauerei-Museum ist ein touristischer Magnet nicht nur für die Dortmunderinnen und Dortmunder, sondern auch für zahlreiche nationale und internationale Gäste“, sagt Dr. Dr. Elke Möllmann, Geschäftsbereichsleiterin der Dortmunder Museen.

Dr. Heinrich Tappe übergibt an Corinna Schirmer. (Fotos: Katharina Kavermann, Dortmund Agentur)
Dr. Heinrich Tappe übergibt an Corinna Schirmer. (Fotos: Katharina Kavermann, Dortmund Agentur)

Heinrich Tappe recherchierte und gestaltete zahlreiche Sonderausstellungen für das Brauerei-Museum, darunter „BVB 09 und die Dortmunder Brauereien“ (2009), „Von Bierpalästen, Kneipen und Trinkhallen“ (2013) oder die Ausstellung „Essen außer Haus: Von Restaurants und anderen Speisegaststätten“ (in Kooperation mit dem MKK und dem Hoesch-Museum). Unter seiner Federführung entstanden ein Film und die Medienstationen im Museum, außerdem ist er Autor eines Informationsfilms zur Geschichte des U-Turms, der im Foyer des Dortmunder U zu sehen ist.

Die neue Leiterin am Brauerei-Museum, Corinna Schirmer kommt aus Bonn, wo sie Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft sowie Geschichte studierte. Anschließend absolvierte sie ihren Master in Kulturanthropologie/Volkskunde. Sie war als wissenschaftliche Volontärin im Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte beim Landschaftsverband Rheinland in Bonn tätig und beschäftigte sich schon dort mit nahrungsethnologischen Themen.

„Die Geschichte der Brauerei mit all ihren Facetten –  vom Alltag der Angestellten über wirtschaftshistorische Themen bis hin zur Bedeutung des Biere für die Menschen im Revier und darüber hinaus – ausstellen und weiter erforschen zu dürfen, empfinde ich gerade in einer Stadt wie Dortmund als große Freude. Denn alleine der bei den Dortmunder Bürgerinnen und Bürgern nach wie vor oft zu vernehmende Dreiklang ,Kohle-Stahl-Bier‘ zeigt, welchen Stellenwert das Brauereiwesen hier noch immer hat“, so Corinna Schirmer.

Das Brauerei-Museum Dortmund widmet sich der langen und erfolgreichen Brautradition der größten Stadt Westfalens und des Ruhrgebiets. Es vermittelt Eindrücke von der Blütezeit der Bierstadt Dortmund seit den 1950er Jahren, berichtet aus der Geschichte der zahlreichen Dortmunder Brauereien und erläutert den Prozess des Brauens, insbesondere des industriellen Brauens. Es informiert über Produktion und Bierkonsum vor 1950 ebenso wie über das Brauen im Mittelalter.

Bierlieferung und Schanktechnik vom 19. Jahrhundert bis heute

Das Dortmunder Brauerei-Museum (Steigerstraße 16) zeigt in ihrer neuen Sonderausstellung „Wirte, Brauer, Bierkutscher“ vom 27. Juni bis 31. Dezember 2020 mit zum Teil seltenen Aufnahmen und Objekten die interessante Entwicklung in der Brauereigeschichte ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Zu sehen ist auch Leihgut unter anderem vom Westfälischen Wirtschaftsarchiv.

Dr. Heinrich Tappe, der Leiter des Brauerei-Museums wies zu Beginn des Presserundgangs auf die große Krise in der Branche wegen der Corona-Pandemie hin. Wirtschaften und Kneipen ordern wegen der schwierigen Bedingungen keine größeren Mengen der Bierfässer. Davon zeugt ein aktuelles Foto mit Bierfässern, die sich stapeln.

Zur Geschichte: Ursprünglich waren Brauer häufig zugleich auch Wirte und schenkten ihr Bier vor Ort selbst. Mit der Industrialisierung trennten sich die Gewerbe. Gasthäuser bezogen ihr Bier von aufstrebenden Großbrauereien.

 (v.li.): Theo Sobkowiak (ehemaliger Elektriker und Schanktechniker der Bergmann-Brauerei), Dr. Heinrich Tappe (Leiter des Brauerei-Museums), Horst Duffe (ehemaliger Lkw-Fahrer der Dortmunder Actien-Brauerei) und Kalli Dickhut (ehemaliger Bierfahrer und Betriebsrat der Stifts- und der Kronen-Brauerei) (Foto: Katrin Pinetzki, Stadt Dortmund)
(v.li.): Theo Sobkowiak (ehemaliger Elektriker und Schanktechniker der Bergmann-Brauerei), Dr. Heinrich Tappe (Leiter des Brauerei-Museums), Horst Duffe (ehemaliger Lkw-Fahrer der Dortmunder Actien-Brauerei) und Kalli Dickhut (hemaliger Bierfahrer und Betriebsrat der Stifts- und der Kronen-Brauerei) (Foto: Katrin Pinetzki, Stadt Dortmund)

Neue Kühl- und Schanktechnik-Systeme wurden entwickelt und seit Mitte des 19. Jahrhunderts entfaltete sich eine moderne Infrastruktur der Bierlieferung.

Zunächst bezogen die Wirte ihr Bier zum Großteil selbst von den Brauereien. Später übernahmen Bierverlage mehr und mehr die Lieferung.

Diese erfolgte erst mal in der näheren Umgebung durch zahlreiche Pferde und Wagen. Die Bierkutscher gehörten zum Stadtbild von Dortmund. Man erwarb auch in wachsender Zahl Bahnwaggons, die sich bei Bedarf kühlen oder heizen ließen. Es gab sogar einen eigenen Bahnhof. Später dienten Biertanklastwagen als Transportmittel. Brauereien bauten riesige Fuhrparks mit einer Vielzahl von Lastkraftwagen und Mitarbeitenden.

Spannend ist die durch Fotos oder Objekte dokumentierte technische Entwicklung von der Bierkanne bis hin zur Zapfsäule. Die zunehmende Technisierung ist für die BesucherInnen zum Beispiel in Fotografie nach zu vollziehen.

In den letzten Jahren gab es einen zunehmen Konzentrationsprozess (Radeberger-Gruppe). Die heimische Bergmann-Brauerei und „familiäre Bierbrauer“ versuchen eigene Wege zu gehen.

Die augenblickliche Krise trifft die kleinere Anbieter natürlich besonders hart.

Ab dem zweiten Sonntag im Juli können auch wieder Führungen im Brauerei-Museum angeboten werde. Natürlich nur in kleinen Gruppen (höchstens zehn Personen) oder einzeln mit Maske, Registrierung und Einhaltung der Hygienevorschriften!

Anmeldung unter www.brauereimuseum.dortmund.de

Geöffnet: Di, Mi, Fr, So 10-17 Uhr, Do 10-20 Uhr und Sa 12-17 Uhr.

Eintritt frei

Drei Museen und ein Themenbereich

[fruitful_alert type=“alert-success“]Mahlzeit. Werksschänke der Hoesch Hüttenwerke AG, 1955. (Foto: © ThyssenKrupp Konzernarchiv/Hoesch-Archiv)[/fruitful_alert]

Eine interessante Museumskooperation von drei verschiedenen Dortmunder Museen findet zu dem Thema „Essen außer Haus. Vom Henkelmann zum Drehspieß“ statt. Das Ganze jeweils aus ihrem unterschiedlichen Blickwinkel gesehen.

Dabei macht das Hoesch-Museum am Sonntag, den 02.04.2017 um 11:00 Uhr in seinem Haus den Anfang. Die Versorgung außer Haus wurde zur Zeit der Industrialisierung ab 1850 mit der zunehmenden Flexibilisierung der Arbeit für viele Menschen auch hier im Ruhrgebiet immer notwendiger. Michael Dückershoff (Leiter des Hoeschmuseums) erklärte: „Eine neun Personen starke Gruppe hat sich in intensiver Recherche mit der Versorgung der vielen Arbeiter und Angestellten des Hoesch-Unternehmens von damals bis heute beschäftigt. Es mussten am Ende des 19. Jahrhundert ja an die 40.000 hart arbeitende Menschen mit gehaltvoller Nahrung und Getränken versorgt werden.“

Vom Henkelmann zur Kantinen

Von zu hause wurde den Männern eine dünne einfache Suppe in einen blechernen Henkelmann mitgegeben oder vorbei gebracht. „Butterbrote mit Belag war für viele Familien oft zu teuer,“ so Dückershoff. Erst später wurden auch Butterbrote in der dafür vorgesehenen Butterbrotdose populär und für mehr Menschen erschwinglich.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es dann die erste Werkstattschenke, später in Werkstattschänke umbenannt. Zunächst gab es nur ein Gericht, ab 1960 dann eine Auswahlmöglichkeit unter vier Gerichten. Am 01. Oktober 1971 wurde die neue Kantine an der Oesterholzstraße eingeweiht. „Heute essen die verbliebenen 4.000 Menschen beim Hoesch-Unternehmen bei den internationalen Imbissbuden und Restaurants am nahe gelegenen Borsigplatz.

Getrunken wurden gegen den starken Wasserverlust damals gesüßter Tee, Sprudel oder Milch., aber auch Bier von den benachbarten Kiosken. Dückershoff verriet noch: „Es gab auch einen Weinkeller, wo man eine Flasche kaufen oder auch ein Glas trinken konnte. Dort wurden zudem wichtige geheime Gespräche, zum Beispiel vom Vorstand geführt. Diese zu verraten bedeutete den Verlust des Arbeitsplatzes.“

Die Besucher erwartet neben Gegenständen zum Thema, Fotos und Bilder auch Videofilme aus den verschieden Zeiten. Es gibt zudem noch lebende Zeitzeugen, die etwas aus ihrer eigenen Lebenserfahrung berichten können. Besucher können sich bei der Ausstellungseröffnung mit Pommes und Currywurst von der berühmtesten „Pommesbude“ am Borsigplatz versorgen lassen oder auch einen guten Wein trinken und eventuell eine gute Flasche kaufen.

Die Ausstellung im Hoesch-Museum endet am 09.07.2017.

Das Kochmuseum existiert noch

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt ihre Ausstellung zum Thema vom 23.04.2017 bis zum 01.10.2017. Isolde Parussel (Leiterin des Deutschen Kochmuseums) erläuterte: „Unsere Ausstellung als Präsentation des Deutschen Kochbuchmuseums zeigt die vor allem grundlegenden Trends und Veränderungen der Zeit nach 1900 und 1945 auf. Die verschiedenen Facetten des Essens außer Haus im historischen Kontext werden gezeigt. Wir wollen auch zeigen, dass es das Kochmuseum noch gibt.“

Die diversen Facetten sind auch die Klammer zwischen den drei Ausstellungen. Butterbrot, Kantinen-oder Schulessen ist da ebenso von Bedeutung wie die Restaurantbesuche, das schnelle Fastfood-Essen und das bestellen beim Lieferservice heutzutage. Die Besucherinnen und Besucher können auch selber von ihren Erfahrungen berichten und Objekte wie Fotos und andere Dinge gerne mitbringen.

Am Tag des Bieres, dem 23.04.2017, findet die Eröffnung einer kleineren, aber feinen Ausstellung zu dem Thema statt. Dr. Heinrich Tappe ((Leiter des Brauereimuseums) verriet: „Es geht vor allem um Essen und Trinken in der Speisegastronomie.“ Für das leibliche Wohl wird sicherlich auch gesorgt werden. Die Ausstellung im Brauerei-Museum geht bis zum 31.12.2017.