Schlagwort-Archive: Ann-Kathrin Hinz

Möglichkeitsräume für eine positiv gestaltbare Zukunft

Am 29.04.2022 hatte die interdisziplinäre Stückentwicklung „The Future“ unter der Regie von Annette Müller seine Premiere im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) für Publikum ab 16 Jahren. Es handelt sich hierbei um eine Kooperation mit der hiesigen Akademie für Digitalität im europäischen Projektrahmen von PlayOn.

Es geht um nichts Geringeres als die Zukunft – vor allem der jungen Menschen. Deren Gegenwart ist einerseits von beängstigenden Themen wie Pandemie, Klimakatastrophe oder aktuell Kriegsangst geprägt, andererseits werden sie im digitalen Zeitalter von einer ungeheuren Datenflut im Netz bombardiert. Wie können sie da die den Kontakt zur „realen Welt“ behalten? Auch eine rasante Entwicklung der sogenannten Künstlichen Intelligenz (KI) stellt uns vor neue Fragen. Wie kommunizieren und gestalten wir unsere Welt?

Thomas Ehrlichmann, Ann-Kathrin Hinz und Rainer Kleinespel in “The Future” (Foto: © Birgit Hupfeld)
Thomas Ehrlichmann, Ann-Kathrin Hinz und Rainer Kleinespel in “The Future” (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die forschende Stückentwicklung beschäftigt sich mit Hingabe den Möglichkeitsräumen und Visionen einer positiv gestalteten Zukunft. Wie wir sie gestalten, hat vor allem die junge Generation in der Hand. Das Internet mit seinen diversen Videos, Literatur, Bildern und Klängen wurde dabei als Archiv genutzt. Die Regisseurin collagierte gemeinsam mit ihrem Team (Technik und Programmierung, Dramaturgie, Musik Sound) zeitgenössische Denkmodelle mit Konzepten der Identitätspolitik oder auch moderner Science-Fiction. Unterstützung gab es dabei auch von der Europaschule und der Geschwister- Scholl-Gesamschule.

Auf der Bühne standen vom KJT-Esemble (zunächst alle versteinert auf ihren weißen Podesten) als „Roboter-Frau“ Ann-Kathrin Hinz, als nachdenklicher junger Mensch Thomas Ehrlichmann mit all seinen Fragen sowie Rainer Kleinespel als älterer Mann mit dem Erfahrungsschatz aus einer vergangenen Zeit.

Doch bevor es so richtig losgehen konnte, bekam jede Person im Publikum einen Kopfhörer am Eingang und anschließen eine Einweisung.

Die „Roboter-Frau“ sprach passend mit heller schriller Stimme in der „hippen“ internationalen Sprache Englisch von einer hoffentlich „glücklichen Zukunft voller Liebe, Hoffnung und schönen Überraschungen“.

Die KI sprach mit einer Aneinanderreihung von bekannten Songs wie etwa „I am what I am“. Das zeigt deutlich ihre Abhängigkeit vom menschlichen Input bei einem schnellen Lerntempo.

Projektionen im Hintergrund ermöglichten neben Texten, Logarithmen-Fluten auch ein Interview mit einer Pflanze.

Der ältere Mann bot einen fast schon poetischen Rückblick in sein Leben in den 1970er Jahren, mit all seinen Begegnungen, Naturerlebnissen und Gerüchen.

Ein Plädoyer für den besonderen Wert der realen Welt und die Schönheit der Erde.

Schön zu sehen war am Ende die langsame Annäherung von Roboter und Mensch auf der Bühne. Die drei Schauspieler*innen hatte auch einige körperliche Herausforderungen zu meistern. Schwierige Choreografien meisterten sie gekonnt.

Es war ein spannendes interdisziplinäres Projekt und ein Beispiel für modernes Theater.

Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231750 27 222.

Silber Tripel oder Mathildes Tauchgang in die Welt der Zahlen

Mathilde, wunderbar gespielt von Ann-Kathrin Hinz, die Heroine des Silber Tripel, unternimmt eine Zeitreise in die Geschichte der Mathematik. Ein amüsantes Stück von Anna Siegrot.

Junge Erwachsene ab 10 erleben im KJT (Kinder- und Jugendtheater) in der Sckellstraße eine unterhaltsame, teilweise herrlich überzeichnete Mathematik Geschichtslehrstunde … Mathematik in den Läufen der Geschichte.

Von Isaacars-tremo Newton, dem ein Apfel, der Erkenntnis?, auf den Kopf fällt, zu mittelalterlichen Mathematikern im Banne eines Allgegenwärtigen, den Römern und ihrem Pragmatismus, den Griechen und ihrem Pytagoras, das ist der mit dem a² plus b² gleich c² … zu den Ägyptern und ihren Pyramiden und einem simplen Seiltrick hin zu den Babyloniern, die immer nur bis 60 zählten … darum auch die 60 Minuten und die 12 Stunden, usw.

Im Bann der Zahlen: Ann-Kathrin Hinz, Bianka Lammert, Max Ranft und Thomas Ehrlichmann (Foto: Birgit Hupfeld)
Im Bann der Zahlen: Ann-Kathrin Hinz, Bianka Lammert, Max Ranft und Thomas Ehrlichmann (Foto: Birgit Hupfeld)

So erfährt man am Ende dann auch warum „1-4=9“richtig ist. Mathematik kann unterhaltsam sein, und es bedarf nicht unbedingt eines Balles von 1,2 kg der Mathilde auf den Kopf fällt, während sie sich für ihr Seepferdchen vorbereitet. Victoria, gespielt von Bianka Lammert, die sich auf ihr Sportabzeichen vorbereitet und die Klassenkameraden, Max Ranft und Thomas Ehrlichmann, wovon einem der Ball vom Dreimeterturm aus der Hand fällt und Mathilde im Becken am Kopf trifft. Wir lernen im Stück, warum das von Bedeutung ist, bei Herrn Newton, der mit dem Apfel.

Mathilde taucht nun buchstäblich in die Welt der von ihr so verabscheuten und körperlich abgeblockten, Mathematik ein … Und das Publikum erlebt die Zeitreise, wie in einer TV Spielshow des BungaBunga Televisionista, in die Zivilisations- und Mathematikgeschichte der Menschheit.

Der Tauchgang von Mathilde endet naturgemäß und man findet sich im Klassenzimmer wieder ein, der Lehrer wie immer etwas vergesslich, gespielt von Rainer Kleyefeldt, wird, nachdem mit den vergessenen Unterlagen wieder im Klassenzimmer, von Mathilde darauf aufmerksam gemacht, dass Viktoria ihr Abzeichen aber doch geschafft habe, weil … und nun kommt der ägyptische Seiltrick und der Herr Pytargoras, der Mönch Stifel und die anderen ins Spiel … Mathilde beweist ihre Behauptung mit Pytargoras zum Erstaunen, des Lehrers, Viktoria und den Klassenkameraden …

Mathematik muss nicht zu Spastiken führen, wie vor dem Mathildeschen Tauchgang in die Welt der Zahlen, sondern kann unterhaltsam sein und im KJT Dortmund recht lehrsam … oder war es jetzt leersam???

Die Premiere war ein „stomping“ Erfolg … die Zuschauer brachten die Sitzreihen zum Tanzen, wie der Popometer feststellte so mitreißend, kurzweilig, und hervorragend gespielt war das Stück. Und es begeisterte auch die jungen Erwachsenen. Wie sagte mir einmal Bianka Lammert in einem Interview: „Kinder sind das schwierigste Publikum!“ Nun das Ensemble der KJT Mathematiktauchreise hat sie alle mitgerissen.

Sie sollten sich das Stück im KJT nei nächster Gelegenheit unbedingt ansehen!

Regie – Johanna Weißert

Ausstattung – Anna Siegrot

Video – Pter Kirschke

Dramaturgie – Milena Noemi Kowalski

Regieassistenz – Alina Baranowski

Kein leichter Fall im Kinder und Jugendtheater Dortmund

Das Dortmunder KJT befasst sich in seinem Stück für Jugendliche ab 14 Jahren „Kein leichter Fall“ ( David S. Craig, aus dem Englischen von Anke Ehlers) unter der Regie von Johanna Weissert mit einem kontroversen und komplexen Thema. Es geht um den sogenannte „Täter Opfer Ausgleich (TOA)“ bei jugendlichen Straftätern.

Ziel ist es, eine Art außergerichtliche Konfliktbewältigung zwischen den Beschuldigten und Geschädigten zu erreichen. Die TOA ist freiwillig und wird von einer neutralen Person (Mediator*in) vermittelnd begleitet. Die Vereinbarung am Ende muss von beiden Seiten unterschrieben werden. Die Hoffnung dabei ist, rechtzeitig den jugendlichen Straftätern die Folgen ihres Handels vor Augen zu führen, und wenn möglich, ihre Empathie gegenüber dem Opfer zu fördern. Ein frühzeitiges regulatives Eingreifen zum Nutzen für die Gesellschaft.

Eine harte Nummer ist dieser „Täter Opfer Ausgleich“. Zusehen ist das Ensemble: Andreas Ksienzyk, Ann-Kathrin Hinz, Bettina Zobel, Bianka Lammert und Thomas Ehrlichmann (Foto: © Birgit Hupfeld)
Eine harte Nummer ist dieser „Täter Opfer Ausgleich“. Zusehen ist das Ensemble: Andreas Ksienzyk, Ann-Kathrin Hinz, Bettina Zobel, Bianka Lammert und Thomas Ehrlichmann (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Premiere des Stücks war am 01.10. 2021:

Daniel „Didi“ Timmermann (Thomas Ehrlichmann) ist mit zwei anderen Jugendlichen bei der alten und alleinstehenden Gerda Ross (Bettina Zobel) eingebrochen, hat die Einrichtung verwüstet, beschmiert sowie Medaillen des verstorbenen Mannes gestohlen.

Die Mediatorin Vanessa (Nessa) Kallmann (Ann-Kathrin Hinz) hofft und tut alles dafür, dass sich Daniel zu einem TOA bereit erklärt. Er ist zunächst abweisend und tut so, als würde ihn das ganze nicht wirklich berühren. Seine Mutter Yvonne Timmermann, geb. Maier hat nicht nur Wut auf den von ihr getrennt lebenden, oft gewalttätigen Ex-Mann, sondern vermutet sofort ein Komplott gegen ihren Sohn und führt das Wort bei dem Gespräch mit der Mediatorin.

Nicht nur bei Daniel und seiner Mutter hat Vanessa Kallmann ein „schweres Brett zu bohren“, sondern auch bei Thomas Ross (Andreas Ksienzyk), selbstständig mit eigenem Betrieb, dem Sohn des Opfers.

Da seine Mutter wegen starker Verängstigung nicht mehr in ihrer Wohnung leben kann, ist sie im Augenblick bei ihm und seiner Familie untergebracht.

Er hat Aggressionen und Hassgefühle gegenüber Daniel. Der Täter sollte doch härter bestraft werden. Das sei das einzige, was helfen würde und gerecht wäre.

Letztendlich kommt es zum Täter Opfer Ausgleichs-Treffen und einer ganz langsamen, behutsamen Annäherung zwischen Täter und Opfer, während Daniels Mutter und Ernas Sohn, der klare Worte spricht, sich zunächst noch anschreien.

Eine Vereinbarung wird vor allem durch Gerda Ross, die Empathie und Stärke zeigt herbeigeführt.

Die Schauspieler*innen überzeugten mit ihrer sensiblen Darstellung der unterschiedlichen Personen und deren subjektiven Befindlichkeit.

Am Ende bleiben Fragen: Wann ist eine Strafe oder etwa ein TOA gerecht? Was bedeutet Gerechtigkeit bei oft ungerechten gesellschaftlichen Bedingungen?

Informationen und Karten für die weiteren Vorstellungen unter www.theaterdo.de oder 0231/ 50 27 222

Auch Schulklassen können sich gerne anmelden.

Evelyn Glennies Kampf für ihren Traum

Nach längerer Corona bedingter Pause freuten sich am Freitag, dem 24.09.2021 alle Beteiligten im Dortmunder Kinder und Jugendtheater (KJT) mit „Playing from the heart“ von Charles Way unter der Regie von Antje Siebers eine Premiere vor Publikum in ihrem Haus feiern zu können. Das Stück basiert auf einer wahren Geschichte und ist für Kinder ab 10 Jahren.

Evelyn Glennie wächst bei ihrer Familie auf einen Bauernhof in Schottland auf. Durch eine Nervenkrankheit verliert sie nicht nur ihr Gehör, sondern scheinbar auch ihren Wunsch, Profimusikerin zu werden. Schon mit 12 Jahren begann sie, Perkussionsinstrumente (Pauken, Trommel, Becken, Xylofone) zu spielen.

Maria Portugal an den Percussion-Instrumenten und das Ensemble von "Playing from your heart". (Foto: © Florian Dürkopp)
Maria Portugal an den Percussion-Instrumenten und das Ensemble von „Playing from your heart“. (Foto: © Florian Dürkopp)

Mit Mut und Willenskraft verfolgte sie trotz ihrer Taubheit ihren großen Traum. Heute ist sie eine weltberühmte Komponistin und Perkussionistin.

Siebers arbeite bei ihrer Inszenierung geschickt mit verschiebbaren Wänden mit halbdurchlässiger Gaze. Diese ermöglichten sowohl Rückblicke, standen aber auch symbolisch für die „unsichtbare Trennung“ der Welten von „normal Hörenden“ und der tauben Evelyn.

Auf der Bühne war ein großes Klettergerüst und einem Drehrad mit Neon-Leuchtfarben an den Rändern und stilisierten Wolken. Schauspielerin Ann-Kathrin Hinz thronte als Evelyn am Anfang oben auf dem Gerüst und führte in deren Geschichte ein.

Das Gerüst stellt den Kornspeicher des Bauernhofs dar, wo sie als Kind kletterte und Königin in ihrer Welt war. Sie muss sich gegen ihre großen Brüder Colin (Max Ranft) und Roger (Thomas Ehrlichmann) und zankt wie in Familien üblich ab und zu mit ihnen. Ranft und Ehrlichmann schlüpften auch noch mit viel Lust an der Verwandlung in diverse andere Rollen.

Bettina Zobel zeigte ihre Vielseitigkeit sowohl als besorgt-liebende Mutter wie auch in verschiedene andere Rollen.

Ann-Kathrin Hinz verkörperte die Evelyn nicht nur mit viel Engagement, sondern auch mit viel Empathie für deren Situation als nicht mehr normal die Welt Hörende. Ob sie versucht, ihren Hörverlust durch Lippenlesen zu verheimlichen, bei der Verkörperung all ihrer Emotionen, und wie sie langsam lernt und erfährt, mit anderen Sinnen, Herz und Körper sowohl zu hören als auch zuzuhören.

Für die Inszenierung hat sich Hinz extra fünf Wochen als Perkussionistin ausprobiert.

Ein bedeutender Faktor war die von Maria Portugal extra für dieses Stück entwickelte sensible auf die Stimmungen angepasste und live dargebrachte Musik auf ihren Perkussionsinstrumenten. Zudem bildeten sie und Hinz beim Zusammenspiel gegen Ende ein gut eingespieltes Team.

Eines wurde deutlich: Wie schwer es für einen nicht betroffenen ist, sich in die Welt der Gehörlosen hineinzuversetzen.

Der gesprochene Text wurde zusätzlich auf eine kleine Leinwand für taube Besucher*innen der Veranstaltung projiziert. Aufführungen in Gebärdensprache sind übrigens für das nächste Jahr geplant.

Informationen und Karten für weiter Vorstellungen unter Tel.: 0231/50 27 222 oder www.theaterdo.de

Umgang mit Isolation als aktuelles Thema im Kinder- und Jugendtheater

Die Stückentwicklung „miss you“ unter der Regie von Antje Siebers im Kinder und Jugendtheater Dortmund (ab 12 Jahren) beschäftigt sich besonders in der Zeit der Corona-Pandemie mit dem Thema des Umgangs mit Isolation und Suche nach Nähe. Wie gehen wir damit um, auf uns selbst zurückgeworfen zu sein?

Nicht nur in diesen Zeiten ein Thema, was uns alle betrifft und wo wir uns wiederfinden können.Die Premiere im KJT unter Corona-Bedingungen war am 18.09.2020,

Fünf Schauspieler*innen des Ensembles (Thomas Ehrlichmann, Ann-Kathrin Hinz, Andreas Ksienzyk, Max Ranft und Bettina Zobel), atmosphärisch begleitet von Musiker Manuel Loos, führten die Zuschauer*innen in die verschärfte Pandemie-Zeit April 2020.Da hatte uns Corona noch stärker als im Augenblick an unseren Wohnungen gebunden.

In Zeiten des Lockdowns gefangen in der engen Wohnung: Szenenbild mit Ann-Kathrin Hinz  und Thomas Ehrlichmann. (Foto: © Birgit Hupfeld)
In Zeiten des Lockdowns gefangen in der engen Wohnung: Szenenbild mit Ann-Kathrin Hinz und Thomas Ehrlichmann. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Bei der Recherche wurden sie zudem von der Klasse 6c des Goethe-Gymnasiums und ihrer Klassenlehrerin unterstützt. Mit ihren Corona-Tagebüchern aus der Zeit der Selbstisolation wurden ihre Wünsche, Ängste, Sehnsüchte u.s.w. in Form von Tonaufnahmen und Videoprojektionen auf die Bühnenleinwand projiziert.

Mit schwarz-gelbem Klebeband wurden die isolierten engen Wohnräume der fünf Schauspieler*innen auf der Bühne anschaulich manifestiert. Jede der Personen geht mit der Situation anders um und versucht, dass Beste daraus zumachen.

Die einen flüchten sich in schöne Träume und Erinnerungen, andere in Sport oder Renovierungsarbeiten. Die Träume und Erinnerungen wurden mit Hilfe einer Kamera und Miniaturpuppen oder Landschaften als Projektion auf der Leinwand sichtbar gemacht. Wenn die Wohnung verlassen wurde, war Abstand halten und Mund-Nasenmaske zum Schutz einzuhalten.

Witzige Tanz- und Bewegungschoreografien mit Tempo wechselten sich mit meditativ-ruhigeren Passagen ab. Eine Prise Humor war auch mit dabei.

Die Schauspieler*innen hatten die Gelegenheit, ihre emotionale Bandbreite von traurig, sentimental, witzig bis aufbrausend ausspielen.

Informationen zu weitere Aufführungsterminen und Karten erhalten Sie:

Tel.: 0231/ 50 27 222 oder unter www.theaterdo.de

Sophie Scholl und die Gewissensentscheidung

Im kleinen intimen Bühnenraum Sckelly des Dortmunder Kinder- und Jugendtheaters (KJT) hatte am 26.09.2019 mit „Name: Sophie Scholl“ von Rike Reiniger (ab 14 Jahre) unter der Regie von Annette Müller ein besonderes Solo-Stück seine Premiere. Für die KIT-Schauspielerin Ann-Kathrin Hinz war ihre erst Solorolle eine große Herausforderung.

Worum geht es: Die junge Jura-Studentin Sophie Scholl hat gerade ihre wichtige Examens-Abschlussarbeit absolviert und abgegeben. Nun steht sie vor der schweren Entscheidung, ihren korrupten Professor durch eine Lüge als Zeugin vor Gericht zu schützen und ihre Karriere zu gefährden, oder die Wahrheit zu sagen und die angeklagte Sekretärin der Uni mit ihrer Aussage zu entlasten. Dass sie den Namen der Widerstandskämpferin Sophie Scholl (1921–1943) die wegen ihrer klaren Gewissensentscheidung gegen das Nazi-Regime ermordet wurde, macht ihr die moralische Entscheidung nicht leichter….

Der Bühnenraum wird zu einem Assoziationsraum, dicht mit verschieden großen Druckbuchstaben beschriebenen Wandtafeln versehen. Auf den Wandtafeln stehen einzelne Worte wie „Heimat“, „No Future“, prägnante Artikel aus dem Grundgesetz, besonders groß „Freiheit“ und viele anderen Begriffe.

Die beiden Persönlichkeiten werden von Ann-Kathrin Hinz abwechselnd gegenübergestellt. Sie schlüpft aber nicht nur in die beiden Rollen, sondern auch in die der verschiedenen Wegbegleiter. Außerdem bewältigt sie einen rasanten Wechsel in verschiedene Zeitebenen.

Mal ist sie das am Anfang naiv begeisterte BDM-Mädchen Sophie Scholl, dann die lebensfrohe junge verliebte Frau oder am Ende die bis zu ihrem Ende standhaft-klare Persönlichkeit. Dann stellt sie wieder glaubhaft die in ihrem moralischen Dilemma verzweifelte Jura-Studentin mit all ihren Facetten dar.

Ein großes Kompliment für diese Leistung. Die Schauspielerin war ein Glücksfall für diese anspruchsvolle Aufgabe. Sie konnte ihre vielseitigen Talente, wie etwa Schauspiel oder Gesang, hier voll zur Geltung bringen.

Mit ihrer Körperlichkeit und dem geschickten Einsatz der Stimme, leise oder verzagt, mal wütender, mal laut, zog sie das Publikum in den Bann. Wie die beiden Schicksale erst nebeneinander stehen, dann plötzlich auf einander prallen, erzeugte eine Spannung und berührte die Anwesenden.

Ann-Kathrin Hinz brachte durch ihr körperliches Spiel die Zerrissenheit der Figur Sophie Scholl gut zum Tragen. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ann-Kathrin Hinz brachte durch ihr körperliches Spiel die Zerrissenheit der Figur Sophie Scholl gut zum Tragen. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Die Entscheidung, sich für humanistisch-moralische gesellschaftliche Werte einzusetzen und nicht durch allgegenwärtige Instrumentalisierung von Ängsten lähmen zu lassen, ist gerade in der heutigen Zeit (wieder) von Bedeutung.

Welchen Wert hat die Wahrheit, Loyalität? Welche persönliche Verantwortung trägt der Einzelne? Lässt sich das Private vom Politischen trennen?

Der Heute-Bezug wurde besonders klar, als die Schauspielerin zunächst als Sophie Scholl ein Lied der Hitlerjugend sang, und später eine fetzige YouTube-taugliche Version darbot. Wie verführbar sind wir heute durch solche dumpf-nationalistischen Liedtexte im modernen Gewand?

Atmosphärisch stark begleitet wurde die Vorstellung durch die intensiven Sounds von Michael Lohmann. Er sorgte für die leisen wie lauten stimmungsvolle Melodien und Songs, ob als Begleitung oder im Vordergrund. Mit relativ wenigen Requisiten wurde die passende Stimmung geschaffen.

Eine eindrucksvolle Inszenierung, die mit Standing-Ovations belohnt wurde.

Karten und Infos über weiteren Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222.

KJT Dortmund – viel Fantasie bei „Agent im Spiel“

Das Dortmunder Kinder- und Jugendtheater (KJT) hat sich mit der Premiere von „Agent im Spiel“ (ab 9 Jahren) des kanadischen Autors David S. Craig unter der Regie von Johanna Weißert am 05.04.2019 einem sensiblen und brisanten Themenkomplex gewidmet.

Es geht um Arbeitslosigkeit und ihre Folgen für gerade die betroffenen Kinder. Aber auch um die Zerrissenheit von Scheidungskindern. Wie können die Kinder damit umgehen? Da spielen Scham und Verdrängung eine große Rolle.

Der Protagonist des Stücks ist (der 10-11-jährige) Dani, der mit seiner allein erziehende Mutter Luise (Web-Designerin) immer wieder umziehen muss. Diese verliert immer wieder ihren Job und Partner und Geld kommen ihr schnell abhanden. Dani findet seinen eigenen Umgang mit der prekären Situation, indem er sich mit viel Fantasie und Widerstandskraft in eine „Agenten-Welt“ als eine Art James Bond flüchtet. Da er ohne den vermeintlich in Bayern bei der Bergwacht arbeitenden Vater auskommen muss, fühlt er sich für seine liebevolle Mutter verantwortlich. Er verwaltet sogar das wenige Geld. Jan Westphal spielt den Dani mit all seiner Fantasie und Kreativität, aber auch mit seiner Sehnsucht nach dem Vater stark und eindringlich.

Seine Mutter wird mit viel Herzblut von Bianka Lammert dargestellt. Sie will das Beste für ihr Kind und kümmert sich um einen neuen Job in einem Imbiss.

Melanie (Ann-Kathrin Hinz), Mehmet (Denis Wiencke) und Dani (Jan Westphal) entwickeln langsam eine Freundschaft. (Foto: ©Birgit Hupfeld)
Melanie (Ann-Kathrin Hinz), Mehmet (Denis Wiencke) und Dani (Jan Westphal) entwickeln langsam eine Freundschaft. (Foto: ©Birgit Hupfeld)

Dani ist kommunikativ und findet schnell neue Freunde, so auch im neuen „Zielort“ Rotbuchenstraße 92 K (K für Keller). Er trifft in der Nachbarschaft auf Mehmet, der dem Erwartungsdruck seines arbeitslosen Vaters nicht gerecht werden kann, und Melanie, die zwischen ihren getrennten Eltern hin- und hergerissen ist. Diese kommunizieren ausschließlich über die Tochter miteinander. Die hat sogar ein „Mama-Handy“ und ein „Papa-Handy“.

Gastschauspieler Denis Wiencke spielt den verunsicherten Mehmet mit viel Sinn für Humor. Außerdem sorgte für Live-Musik und Loops, die passend zu den unterschiedlichsten Situationen von allen Beteiligten eingesetzt werden konnten.

Ann-Kathrin Hinz ging in ihrer Rolle als Melanie, die „Jungs eigentlich blöd findet“ und „zwischen den Stühlen“ der Eltern leidet auf.

Zwischen den drei Kinder entwickel sich nach anfänglichen Schwierigkeiten eine Freundschaft und Dani bezieht die beiden anderen Kinder geschickt und erfolgreich in sein fantasievolles Rollenspiel ein. Nach und nach bröckeln die Fassaden und die traurigen Realitäten der Kinder werden untereinander offenbart. Mit viel Kreativität gehen sie ihre Probleme an. Da wird zum Beispiel bei Mehmet mit verschiedenen Gegenständen so getan, als würde man ihm einen „Gehirnknoten“ herausoperieren. Dieser steht symbolisch für den Druck des Vaters, der Mehmet blockiert.

Auch bei der Bühnengestaltung spielte Fantasie eine riesige Rolle. Schon beim Einlass konnte das Publikum die gestalteten beiden weißen durchscheinenden Leinwände (Folie) bestaunen. Sie waren schon liebevoll mit Straßenlaternen und am Boden mit einem „Hundehaufen“ und Ratten bemalt. Alle anderen Dinge, wie etwa Klingel, Türnummern, und anderes wurden live vor dem Publikum aufgemalt oder ausgeschnitten.

Als auffallende Gegenstände auf der Bühne nur eine Mülltonne und eine Schubkarre in das Geschehen eingebunden.

Gearbeitet wurde zudem mit Licht und Schattenspielen als fantasievolle Metaebene.

Interessant, das Mehmets Vater nur wie ein grunzender „Drache“ zu hören war.

Trotz der nachdenklich-traurigen Momente gibt es bei der Aufführung viel zu Lachen. Besonders lustig war ein „Fußballspiel ohne Ball“ und Toren der Kinder.

Eine Inszenierung zwischen Spielfreude, Einfallsreichtum und ernsthaften Momenten der Realität.

So bewundernswert der Umgang der Kinder mit ihren schwierigen Verhältnissen ist:

Kinder sollten nicht für die Probleme der Erwachsenen verantwortlich sein.

Sie haben es alle (ob arm oder reich) verdient, geschützt aufzuwachsen und in ihrer Persönlichkeit gefördert zu werden.

Informationen über weitere Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222

Der Sandmann – und die düsteren Dämonen

Die Uraufführung von E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ (ab 16 Jahren) in der Inszenierung von Andreas Gruhn (Direktor des Kinder und Jugendtheater Dortmund) im KJT am Freitag, den 22.02.2019 war ein eindringliches Erlebnis für das Publikum. Die schaurige Erzählung um den traumatisierten jungen Studenten Nathanael, der immer mehr in den Wahnsinn driftet, wurde mit den modernen Mittel aber eng an der Textvorlage vermittelt. Ein exemplarisches Stück aus dem Zeitalter der der schwarzen Romantik.

Es war ein gelungenes Zusammenspiel von atmosphärisch verstärkenden Videoinstallationen, Musik und Klangbegleitung, gezieltem Einsatz der Beleuchtung sowie dem eindrucksvollen Spiel der Schauspielerinnen und Schauspieler des KJT-Ensembles.

Die Bühne wurde zu einer dunklen, klaustrophobischen Umgebung mit dunklem Mobiliar und geheimnisvoll verschlossener Doppeltür gestaltet. Hitchcock, Murnau oder wahrscheinlich auch E.T.A. Hoffmann hätten ihre wahre Freude gehabt.

Das Publikum sieht die Geschichte zunächst mit den Augen des Nathanael. Die Rolle des Protagonisten war eine große Herausforderung für den Schauspieler Thorsten Schmidt, die er mit Bravour meisterte. Zur Vermittlung seines Traumas aus der Kindheit, wurde ihm eine Kinderpuppe zur Seite gestellt und symbolisiert auch die Macht dieses Traumas auf den Protagonisten. Seine Mutter (Bettina Zobel) nutzt das Schauermärchen vom ominösen „Sandmann“, um ihn zum einschlafen zu bringen. Selbst verabscheut sie eigentlich das Märchen. Sensibel wurde sie von Bettina Zobel gespielt. Dieser böse Mann kommt angeblich zu Kindern, die nicht schlafen wollen, und streut ihnen eine große Menge Sand in die Augen, um sie ihnen heraus zu reißen und für seine Kinder zu klauen. Neugierig beobachtet Nathanael, dass eine Eltern Besuch von einem ekeligen, windigen, bedrohlichen Advokaten Coppelius bekommen, und sich offensichtlich ängstlich und unterwürfig verhalten. Ist das der Sandmann? Was für seltsame alchemistische Experimente finden statt und was für ein Geheimnis hat sein Vater? Ein Jahr später kommt dieser bei einer chemischen Explosion mysteriös ums Leben und Coppelius verschwindet.

Claras Bruder Lothar (in der Mitte, gespielt von Jan Westphal) versucht Nathanael (Thorsten Schmidt) vor Olympia (Bianka Lammert) zu warnen. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Claras Bruder Lothar (in der Mitte, gespielt von Jan Westphal) versucht Nathanael (Thorsten Schmidt) vor Olympia (Bianka Lammert) zu warnen. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Als Student glaubt er nach Jahren, in dem italienischen Wetterglashändler Coppola, jenen Coppelius wieder zu erkennen. Coppelius und Coppola wurden wunderbar gruselig in einer Doppelrolle von Andrea Ksienzyk gespielt. Als geduldig um das Seelenheil des Studenten kämpfende Verlobte Clara und ihr Bruder Lothar, überzeugten Ann-Kathrin Hinz und Jan Westphal. Der Blickwinkel wechselt nach und nach auch auf die Sichtweise des Umfeldes des „seltsamen Studenten“. Der verliebt sich bei einem vom Physikprofessor Spalanzani (ebenfalls von Rainer Kleinespel gespielt) initiierten Ball unsterblich in eine leblose Holzpuppe, die der Professor als seine maßgebliche Tochter Olympia ausgibt. Er hatte sie heimlich zusammen mit Coppola erschaffen. Bianka Lammert verkörpert die schwierige Rolle einer „leblosen Hohlpuppe“ mit roboterhaften Bewegungen und Kontaktlinsen als tote Augen beeindruckend. Sie bringt als einziges Wort „ach“ heraus.

Nathanael ist von deren zurückhalten, widerspruchslosen seltsamen Schönheit magnetisch angezogen, und fühlt sich nur durch sie richtig verstanden. Nur durch seinen Blick wird sie lebendig.

Als er sieht, wie sich in Spalanzanis Zimmer dieser mit Coppola um die Figur Olympias streitet, erkennt er, dass sie nur eine leblose Puppe ist, der jetzt die Augen fehlen.

Das sich Realität und Fantasie ständig vermischen, zieht sich wie ein roter Faden durch das Stück.

So erwacht Nathanael zwei mal im Stück aus einem „langen Krankheitsschlaf“ und befindet sich im Kreise der Familie. Scheinbar genesen, will er nun zur Freude seiner Mutter endlich Clara heiraten. Durch den Blick durch sein Fernglas auf Clara auf dem städtischen Rathausturm, verfällt er wieder in seine Wahnwelt und stürzt in den Tod, während die kritisch-realistische und lebensbejahende Clara letztendlich ihr Glück findet.

Die Inszenierung ist nicht nur als Gesamtkonzeption gelungen, sondern lässt dem Publikum viel Raum für freie Assoziationen und Beurteilungen. Es wäre auch ein gutes Stück für das Schauspielhaus.

Informationen über die weitere Aufführungstermine erhalten Sie wie immer unter:

Tel. 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Witzig-opulentes Weihnachtsmärchen im Schauspiel Dortmund

Es ist eine schöne Tradition, dass der Leiter des Kinder- und Jugendtheaters Dortmund (KJT) Andreas Gruhn, jedes Jahr ein neues Weihnachtsmärchen auf die Bühne bringt. Nach einer Zwangspause (Renovierungsarbeiten im Schauspielhaus) freute sich das gesamte Ensemble darauf, das neue Weihnachtsmärchen „Cinderella“ nach Charles Perrault (also eine weniger blutige Version von Aschenputtel) mit der Premiere am 15.11.2018 endlich präsentieren zu können.

Neben dem gesamten KJT-Ensembles konnte man für die Rollen des Vaters von Cinderella (Bertrand) witzig und umtriebigen Hofherrn Comte de Charny den Schauspieler Harald Schwaiger als Gast gewinnen, der diesen Part mit viel Vergnügen und Spaß ausfüllte, Ein ehemaliges Ensemble-Mitglied des KJT, Talisa Lara, schlüpfte ebenfalls in zwei Rollen. Einmal spielte sie Solange, die hochmütige Tochter der Stiefmutter von Ella (Cinderella) und zum anderen in die von der Prinzessin Claribella (die den Prinzen Albert als mögliche Heiratskandidatin vorgestellt wird).

Daneben kamen insgesamt sechs StatistInnen zum Einsatz.

Die bekannte Handlung wird durch die moderne Aufführung etwas emanzipatorisch verändert. Cinderella ist nicht mehr nur das passive „Aschenputtel“,das auf den „Traumprinzen“ wartet, der sie rettet. Sie ist nicht nur wild und weiß was sie will, sondern ist eine junge Frau, die ihr Schicksal selbstbewusst (wenn auch mit etwas Unterstützung) aktiv in die Hand nimmt, quasi eine Mischung zwischen „Pippi Langstrumpf“und „Merida“.

Nanu, schon vor der Ehe wird gefochten? Cinderella ist nicht so langweilig, wie die anderen Hofschranzen. Zu sehen ist das Ensemble sowie Jan Westphal und Ann-Kathrin Hinz (im Vordergrund)
Foto: ©Birgit Hupfeld
Nanu, schon vor der Ehe wird gefochten? Cinderella ist nicht so langweilig, wie die anderen Hofschranzen. Zu sehen ist das Ensemble sowie Jan Westphal und Ann-Kathrin Hinz (im Vordergrund)
Foto: ©Birgit Hupfeld

Ihre jugendliche Frische und Selbstbewusstsein wird von der Schauspielerin Ann-Kathrin Hinz stark ausgefüllt. Der Prinz Albert, auch eigenwillig, wird eher als Tunichtgut porträtiert, der die Unterstützung seines Cousins Antoine benötigt. Nicht nur beim Fechten und Reimen waren Jan Westphal (neu im Ensemble des KJT) als Prinz Albert und Thorsten Schmidt als Cousin (abgesehen von dem Liebespaar Cinderella undAlbert) ein kongeniales Paar.

Auf der anderen Seite standen die Stiefmutter und ihre Töchter: Hochmütig und auf eine reiche Partie aus. Diese Charaktere wurden von Johanna Weißert, unter anderem als Stiefmutter Mathilde Corbel, und von ihren Töchtern Constanze (Bianka Lammert) und solange (Talisa Lara) wunderbar auf die Bühne gebracht.

Eine interessante Idee war es, dass Geschehen wie einen Film von seinem Ende, dem rauschenden Hochzeitsfest von Cinderella und Prinz Albert aufzurollen.

Durch die Handlung führte französisch charmant Bettina Zobel, die auf der Bühne sowohl die Funktion als Tante Seraphine wie auch die der Fee innehatte.

Alle beteiligten SchauspielerInnen war die Spielfreude und die Lust an der Darstellung der unterschiedlichen Charaktere anzusehen und hören. Im Publikum wurde mehrfach herzlich gelacht.

Die Aufführung lebte von seinen ironischen Brechungen und oft nur kleinen Anspielungen. So hielt der Pfarrer nach der Beerdigung der ersten Frau von Philippe Bertand symbolhaft die Hand kurz in Erwartung einer„Spende“ auf. Der „liebeskranke Prinz“ wurde in kurzer Zeit sichtlich schwächer und schwächer, und musste in einem Krankenrollstuhl zunächst von einer, später sogar von drei Krankenschwestern betreut werden. Es gab viele dieser komischen Momente.

Ein Weihnachtsmärchen soll natürlich auch optisch vieles für die Augen des Publikums bieten. Das Bühnenbild wechselte als Drehbühne konzipiert von dem Haushalt des reichen Monsieur Bertrand nach dem Königspalast. Eine prachtvolle nach zwei Seiten führende golden scheinende Treppe und ein festlicher Kronleuchter enttäuschten das Publikum nicht. Die Umgebung konnte aber auch durch eine von oben herabgelassen Konstruktion zu einem Pferdestall für Cinderella umfunktioniert werden.

Die Kostüme waren fantasievoll und an verschiedene Epochen angelehnt. So gab es neben barocken Hochperücken und Kostümen andere, die etwa beim König (Andreas Ksienzyk) an den Bayern-König Ludwig erinnerten.

Ein großes Kompliment für die tollen vielseitigen Choreografien geht an Joeri Burger (bekannt als Pinocchio aus einem Weihnachtsmärchen vor fünf Jahren). Ob höfische Tänze, moderne Abwandlungen, die rasanten Fechtszenen, alles wurde geboten.

Die Musik zur Handlung gab es passend von Michael Kessler.

Zu erwähnen ist,das von Ann-Kathrin Hinz als traurige Cinderella, die nicht weiß, was alle gegen sie haben, ein Song anrührend live gesungen wurde.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Telefon:0231/50 27 222

Maxim – Sehnsucht nach Akzeptanz und Glück

Mit der Premiere von Anne Leppers Stück „Maxim“ unter der Regie von Andreas Gruhn entführte das Ensemble des Dortmunder Kinder- und Jugendtheater das Publikum am 13.04.2018 in eine traumhafte Entwicklungs-Geschichte. Es geht um Identität, Ausgrenzung, Anmaßung, Anpassung und die Suche nach Liebe und Glück.

Die Außenseiter Mary-Lou (Ann-Kathrin Hinz) und Max (Philip Pelzer) werden in der Schule gemobbt. Mary-Lou ist etwas zu dick und Max spielt als Junge immer noch mit Puppen. Die Ausgrenzung wurde durch Maskierung der Peiniger visuell eindringlich dargestellt. Um einen Ort zu finden, wo sie so sein können wie sie sind, fliegen sie zusammen mit dem jungen Bär (Andreas Ksienzyk) und Hund (Rainer Kleinspel) in einem Express-Ballon zunächst zum Mond. Bär und Hund sorgten für einige komische Momente. Die Reise wurde mit Hilfe einer Leinwand mit kleinem Treppenzugang und drei von der Bühne hängenden durchsichtigen Bällen als Projektionsfläche wurde äußerst fantasievoll genutzt. So entstanden viele bunte assoziative Bilder. Auf dem Mond gibt es keine Gesetzte, keine Regierung oder Erwachsene. Alles scheint wunderbar, und zusammen mit drei schrillen Mondelfen feiern sie eine andauernde Party und tanzen Cha Cha Cha und Boogie Woogie. Die Schauspielerinnen Bianka Lammert, Johanna Weißert und Bettina Zobel hatten als „Mondelfen“ einen nicht nur optisch glamourösen Auftritt mit ihren Glitzer-Outfit im Stil der 1970iger Jahre. So würden sie in jeder Disco aufsehen erregen. Doch die Mondpolizei übt eine Schreckensherrschaft aus. Mondpolizist Thorsten Schmidt überzeugte auch als ehemaliger Schulfreund von Max. Zudem hatte er auch einen besonderen musikalischen Auftritt als David Bowie. Gesungen wurde unter anderem auch von den vier Reisenden in ihrer Erwartung eine umgearbeitete spezielle Version von „Go West“ (Pet Shop Boys).

An der Seite warnen und Winken ab und zu die aus dem Struwwelpeter bekannte Minz (Bianka Lammert) und Maunz (Johanna Weißert) die Katzen.

Die Vier müssen weiter fliehen und finden auch bei der golden glitzernden Sonne (Bettina Zobel) nicht ihr Glück. Die Suche nach dem Sehnsuchtsort muss immer weiter gehen.

Das Stück kommt nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und bietet keine fertigen Lösungen.

Zum Schluss wird nur eines klar. Zusammen und mit Freunden geht alles leichter.

Eine gelungene Vorstellung, mit viel Spielfreude und Humor vom Ensemble mit wunderschönen Kostümen auf die Bühne gebracht. Es gab aber auch nachdenklich-poetische Momente. So zum Beispiel, als die unglückliche Mary-Lou (Ann-Kathrin Hinz) ganz leise „Schenk‘ mir doch ein kleines bisschen Liebe“ (Frau Luna, Paul Lincke) singt. Ein großes Kompliment auch an Joeri Burger für die „fetzigen“ Choreografien.

Informationen über weitere Aufführungstermine erhalten sie wie üblich unter =231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de