Schlagwort-Archive: 6. Philharmonisches Konzert

Bruckners 8. Sinfonie – ein monumentaler musikalischer Gipfelsturm

Das 6. Philharmonische Konzert unter dem Motto „gipfel_punkt“ am 13. und 14.03.2018 der Dortmunder Philharmoniker unter engagierter Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz stand ganz im Zeichen von Anton Bruckners (1824-1896) späten 8. Sinfonie c-Moll (Fassung von 1890). Ars tremonia war am 14.03.2018 im Konzerthaus Dortmund mit dabei.

Wegen der vom Dirigenten Hermann Levi beklagten unmöglichen Instrumentation der ersten Fassung (1887), sah sich der Komponist genötigt, die ersten drei Sätze der Sinfonie neu zu fertigen. Nur das Finale basiert auf dem bereits vorliegenden Werk.

Dass Bruckner von Richard Wagner nicht nur tief beeindruckt und ihm ergeben war, ist bei dieser Sinfonie deutlich zu erkennen. Nicht nur das bis zu seiner Entstehungszeit größte zeitliche Ausmaß von 80 Minuten, auch die große Orchestrierung mit zusätzlichen Tuben und Hörnern sind bombastisch. Der dramatische Schicksalskampf hin zu einem dramatischen „gipfel_punkt“ ist stets zu spüren. Das Schicksal in Gestalt einer „Totenuhr“, die immer weiter tickt, ist auch durch die instrumentale Umsetzung zu verspüren.

Der erste Satz beginnt geheimnisvoll dunkel getönt und folgenden Motiven mit dramatisch an – und absteigenden Kadenzen. Die Steigerungen bekommen durch die mächtigen Klänge der Hörner und Tuben zum Gipfel hin eine besondere Kraft.

Der zweite Satz, ein Scherzo mit beträchtlicher Dimension, schreitet mit seinem steten Rhythmus markant voran, wobei zwischendurch träumerische und zartere Episoden als Ruhephasen nicht zu kurz kommen.

Auch der langsameren feierlichen dritten Satz ist auf ein aufsteigen starker (musikalischer) Kräfte ausgerichtet. Die Abwärtsfolge der Totenuhr aus dem ersten Satz erklingt wieder durch die tiefen Streicher und warmen Klänge der Tuben.

Höchste Konzentration bei Bruckners 8. Sinfonie bei Musikern und Dirigent. (Foto: Anneliese Schürer)
Höchste Konzentration bei Bruckners 8. Sinfonie bei Musikern und Dirigent. (Foto: Anneliese Schürer)

Der finale, feierliche vierte Satz führt nach einer kurzen Einleitung durch die Streicher in eine gewaltige Eröffnung durch die Blechbläser. In Bezugnahme auf die „Dreikaiserzusammenkunft“ zur Zeit der Komposition fährt Bruckner musikalisch alles auf, was für diesen Anlass für ihn dazu gehört. Streicher, Ritt der Kosaken, Trompeten und Fanfaren. Ob er dieses treffen tatsächlich vor Augen hatte, scheint heute fraglich. Das gehört zu den viele Mysterien und Geheimnisse, die sich um den Komponisten ranken.

Das zweite Thema des Satzes ist wieder von aufsteigenden Sequenzen durchdrungen. Nach einer kleinen Atempause kommt es am Ende zum entscheidenden Showdown im Schicksalskampf, dem sich der Mensch nach Bruckner letztendlich ergibt. Grandios lässt er in den letzten 13 Takten alle Hauptthemen der vier Sätze gleichzeitig erklingen.

Versöhnlich bietet das Finale eine C-Dur Variante des Hauptthemas aus dem ersten Satz.

Eine großartige physische und musikalische Leistung der Dortmunder Philharmoniker und ihrem Dirigenten.

Bilder in Musik gebannt

Auch wer die verderbte Geschichte des Fanfarenstoßes von Franz Liszts „Les preludes“ nicht kennt, die laute und drohende Musik scheint Verderben anzukündigen. Liszt sagt selbst „wenn der Drommete (Trompete) Sturmsignal erklingt, eilt der Mann, wie immer der Krieg heißen möge, der ihn in die Reihe der Streitenden ruft, auf den gefahrvollsten Posten.“ Ist es da verwunderlich, dass die Nationalsozialisten diese Musik für die Wochenschau-Berichte über den Russland-Feldzug benutzten? Der Beginn des 6. Philharmonischen Konzertes am 07.03. und 08.03.17 im Konzerthaus Dortmund mit dem Titel„klang_gemälde“ war schon ein ein Paukenschlag.

Doch was kann ein Komponist wie Liszt für den Missbrauch eines Teils seines Werkes? Liszt war ein Komponist der Romantik. Seine „Preludes“ beschrieben auf musikalischer Art die Stationen eines Menschen (besser: Manns) im Laufe seines Lebens. Die sinfonische Dichtung ist mehr als der „Fanfarenstoß“ und die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Charles Olivieri-Munroe stellten das auch unter Beweis. Viele unterschiedliche Stimmungen charakterisieren das Stück und auch die leisen, wehmütigen Passagen kamen zu ihrem Recht.

Mit Liszt ging es weiter. Das 2. Klavierkonzert stand auf dem Programm und als Solist saß Bernd Glemser am Flügel. Klavierkonzerte von Liszt sind besonders herausfordernd, denn der Komponist war ja selber ein Klaviervirtuose. Kein Wunder, dass Glemser in einigen Passagen sein Können zeigen konnte. Bemerkenswert war, dass die Sätze nicht mit einer kleinen Pause voneinander getrennt waren, sondern ineinander übergingen. Denn die Themen sind so stark miteinander verbunden, dass das Werk wie ein Gesamtkunstwerk behandelt werden muss.

Nach der Pause war es Zeit für einen „Klassiker unter den Klassikern“ Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ in der Orchesterbearbeitung von Maurice Ravel. Das Stück ist ein Musterbeispiel von Programmmusik. Der Betrachter geht von Raum zu Raum (symbolisiert durch das Stück „Promenade“, das mehrfach von unterschiedlichen Instrumenten intoniert wird) und schaut sich verschiedene Bilder an. Je nach Bildmotiv verändert sich die Klangfarbe der Musik. Bei „Gnomus“, einem Bild mit einem stampfenden Zwerg, wird diese Art der Bewegung vom Orchester musikalisch imitiert. Am bekanntesten ist vielleicht das „Ballett der Küken in ihren Eierschalen“, bei der das Orchester das Bild von federleichten, quickenden Küken zeichnet.

Zwischen Traum und Trauma

Das 6. Philharmonische Konzert im Konzerthaus Dortmund am 23. und 24. Februar 2016 stand unter dem Motto „traum_welten“. Das bedeutet nicht nur die traumhaft-ekstatische positiven Seite, sondern auch die dunkle Seite, der Albtraum dahinter.

Besonders deutlich wird das bei Maurice Ravel (1879 – 1937) bei seinem „La Valse, Poème choréographique zu Beginn des Abends. Im Jahr 1916 als Hommage Johann Strauß von Ravel zunächst unter dem Titel „Wien“ konzipiert, wurde der Name nach seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg in „La Valse“ geändert.

Was bei Thomas Manns „Zauberberg“ eine literarische Auseinandersetzung mit dem „Fin de Siècle“ ist, gelingt Ravel beeindruckend auf musikalischer Ebene.

Der Dortmunder Philharmoniker unter der sensiblen und energischen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz gelang es hervorragend, die unterschiedlichen Stimmungen des Stücks bis in die feinen Nuancen für das Publikum lebendig werden zu lassen.

Am Anfang die wie durch einen Nebel gesehenen ausgelassenen Walzerklänge eines höfischen Balls, die immer ekstatischer werden. Zwischendurch sind aber schon bedrohliche Paukenschläge zu hören. Am Ende steigert wie bei einen „Tanz auf dem Vulkan“ in einen hysterischen Taumel bis zur Katastrophe hinter dem Abgrund.

Es folgte das technisch anspruchsvolle 2. Klavierkonzert g-Moll op. 13 von Camille Saint-Saëns ( 1835 – 1921). Die junge Schweizer Pianistin Beatrice Berrut meisterte die Herausforderung der Melange verschiedener stilistischer Einflüsse mit einer scheinbar spielerischen Leichtigkeit. So zum Beispiel in den Solopartien mit der formalen Strenge J.S. Bach, oder dann im plötzlichen Wechsel leicht mit einem romantischen Anklang an Schuhmann im erste Satz „Andante sostenuto“. Das Zusammenspiel mit dem begleitenden Orchester war von großer Harmonie geprägt.

Der zweite. Satz, das „Allegro scherzando“ war melodiös und von beschwingter Leichtigkeit gekennzeichnet.

Der dritte Satz mit dem Finale:Presto (alla breve) nimmt mit einer schwungvollen Tarantella noch einmal gehörig an Fahrt auf hin bis zu den fulminanten Orchesterakkorden am Ende.

Für das begeisterte Publikum gab es von der Pianistin noch eine Zugabe von J.S. Bach.

Nach der Pause folgte das Trauma des russischen Komponisten Sergej Rachmaninow (1873-1943), die 1. Sinfonie d.Moll op. 13.

Nach der Uraufführung am 27. März 1897 wurde sie zunächst gnadenlos von der Presse verrissen. Das führte bei Rachmaninow zu einer Depression. Hinzu kam noch seine unglückliche Liebe zu Anna Lodyzhenska, der Frau eines Moskauer Kaufmanns. Ihr hatte Rachmaninow die Sinfonie gewidmet und von diesem Schmerz ist sie geprägt. Düster, wuchtig, melancholisch und kraftvoll. Nur kurz heiter beim Volksfest der Zigeuner.. Das Mottothema wie das gesamte Werk von Rachmaninow basiert auf der Tonfolge des „Dies Irae“-Chorals der lateinischen Totenmesse.

Einen persönlichen Bezug zu seiner unglücklichen Liebe zeigen auch die an die Zigeunermusik anklingende musikalischen Elemente. Die Eltern von Anna waren Zigeuner (Roma -Sinti ?).

Temperamentvolle Tarantella und Volksfeststimmung wechselt mit ruhigeren Passagen bis zum gewaltigen Höhepunkt mit dem Schlag eines Tamtams, um dann wieder zum umfassenden Motto des ersten Satzes zurück zu finden.

Abstürzende Helden und befreite Künstler

Ein Instrument, das man spielt, ohne es zu berühren. Ein virtuoses Violinkonzert und eine Abrechnung mit einem Diktator. Das 6. Philharmonische Konzert im Konzerthaus am 10. und 11. Februar 2015 unter dem Titel „helden_mut“ präsentierte spannende Solisten und energiegeladene Musik.

Das Konzert begann mit dem Werk „Ikarus“ von Lara Auerbach. Die Komponistin schrieb das Stück 2006 und behandelte den Mythos von Ikarus, der mit seinen Flügeln zu hoch fliegt und die Sonne seine Wachsflügel schmelzen lässt, so dass er ins Meer stürzt und stirbt. Carolina Eyck hatte ihr außergewöhnliches Instrument mitgebracht: Das Theremin. Es klingt ein wenig nach Science-Fiction und fliegenden Untertassen und ist eine Besonderheit, weil es ohne Berührung gespielt wird. Eycks spielt ihr Instrument mit Handbewegungen und es sieht von weitem ein wenig aus, als ob sie ihr Theremin beschwören möchte.

Zwar war „Ikarus“ ein recht dynamisches und energiegeladenes Stück, doch das Theremin kam nicht so zur Geltung, außer beim Absturz des Ikarus. Wenn man schon die Gelegenheit bekommt, so ein ungewöhnliches Instrument zu erleben, sollte es ruhig prominenter präsentiert werden.

Danach war ein weiterer Solist an der Reihe. Stefan Jackiw spielte das Violinkonzert von Mendelssohn Bartholdy in e-moll. Ungewöhnlich bei dem Werk: Das Hauptthema wird direkt im zweiten Takt von der Violine gespielt. Im großen und ganzen ein sehr beliebtes Stück für Violinisten, hier kann der Solist zeigen, was er kann. Und Stefan Jackiw musste alle Register seines Können ziehen.

Nach der Pause war die 10. Sinfonie von Dimitri Schostakowtisch an der Reihe. Entstanden nach dem Tod von Stalin atmet die Sinfonie ein Stück weit Tauwetter, Erleichterung. Immer wieder in der Sinfonie erklingen Schostakowitschs Initialen: D – Es – C und H. Doch auch nach Stalins Tod war die Musik von Schostakowitsch der alten Nomenklatura verhasst. Denn in den ersten drei Sätzen ist die gedrückte Stimmung der Stalin-Zeit fast mit Händen greifbar. Erst im vierten Satz wird sie gegen Ende fröhlicher, ja befreiter.

Den Dortmunder Philharmonikern unter dem Gastdirigenten Alan Buribayev gelang ein heldenmutiger Abend.

Das 6. Philharmonisches Konzert zeigt „helden_mut“

Mit gleich zwei Solisten wartet das 6. Philharmonische Konzert der Dortmunder Philharmoniker. Stefan Jackiw wird das Violinkonzert von Mendelssohn Bartholdy spielen, Carolina Eyck wird sich mit einem selten im Konzertsaal gehörten Theremin präsentieren. Sie spielt das 2006 entstandene Werk „Ikarus“.

Nach der Pause erwartet das Publikum Schostakowitschs 10. Sinfonie e-Moll. Viele meinen in dieser Sinfonie auch die Fratze Stalins zu erkennen. Doch wie viel davon tatsächlich in der Musik steckt, das lässt der Komponist selbst offen.

Ars tremonia sprach mit der Theremin-Spielerin Carolina Eyck:

Ars tremonia: Wie wird das Theremin gespielt?

Eyck: Es gibt zwei Antennen, die an einen Holzkasten angeschlossen sind, die elektromagnetische Felder aussenden. In dem Kasten steckt viel Elektronik. Man bewegt die Hände und Arme in der Luft. Mit der geraden Antenne stellt man die Tonhöhe ein, wenn man näher herangeht, wird der Ton höher.

Ars tremonia: Wie sind Sie auf dieses Instrument gekommen?

Eyck: Ich habe mit sieben Jahren angefangen zu spielen. Es stand irgendwann mal auf dem Wohnzimmertisch, weil mein Vater hat schon elektronische Musik gemacht. Er hat von dem Instrument gehört und es gekauft.

Ars tremonia: Was gibt es in der klassischen Musik für Kompositionen für das Theremin?

Eyck: Es wird immer mehr. Die größten Werke, die es zur Zeit gibt, sind zwei Sonaten vom Komponisten Christopher Tarnow. Es gab vorher noch keine Sonaten für das Theremin. Dann noch Kalevi Aho, der ein Thereminkonzert geschrieben hat, oder Fazıl Say mit seinen Sinfonien „Mesopotamia“ und „Universe“.

Ars tremonia: Wie reagieren die Mitmusiker auf das ungewöhnliche Instrument?

Eyck: Ich glaube, sie haben sich schon umgedreht. Sie möchten natürlich auch wissen, wie es aussieht, was sie da hören.

6. Philharmonischen Konzert im Zeichen des Frühlings

Ariadne Daskalakis wird den Solopart bei Vivaldis "Vier Jahreszeiten" übenrehmen. (Foto: © Marte)
Ariadne Daskalakis wird den Solopart bei Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ übenrehmen. (Foto: © Marte)

Noch ist der Winter in unseren Breitengraden nicht oder kaum in Erscheinung getreten, rufen die Dortmunder Philharmoniker im 6. Philharmonischen Konzert am 11. und 12. Februar in Konzerthaus den Frühling aus. Denn auf dem Programm steht Strawinskys „Le Sacre du printemps“ (Die Frühlingsweihe oder das Frühlingsopfer), vor der Pause führt uns Vivaldi noch durch die vier Jahreszeiten.

Strawinskys „Sacre“ und die „Vier Jahreszeiten“ sind mittlerweile Hits der klassischen Musik. Vivaldis Werk ist sicher nicht nur Klassikfreunden bekannt, sondern taucht auch in der Werbung. Bei den „Vier Jahreszeiten“ steht die Solo-Violine im Vordergrund: Spielen wird sie Ariadne Daskalakis. Die Amerikanerin mit griechischen Wurzeln und deutschem Wohnsitz näherte sich der „alten“ barocken Musik von der „modernen Seite“. „Es war ein langer Weg von der modernen Geigerin bis hin zum Barock“, so Daskalakis, die Professorin an der Kölner Musikhochschule ist. Doch sie bereut ihn nicht. „Ich hatte das Privileg beide Welten kennen zu lernen.“ Dabei macht sie deutlich: „Das Wichtigste ist die Qualität der Musik.“

Für den Konzertbesucher wird es eine spannende Sache, wie die Solistin zusammen mit dem klassisch-romantischen Orchester der Dortmunder Philharmoniker Barock-Musik aufführen wird. „Die Kollegen sind sehr offen“, berichtete Daskalakis. „Die gemeinsame Arbeit in historischer Spielweise macht viel Spaß“. Und auch wenn Daskalakis Vivladis Meisterwerk oft gespielt hat, „es ist jedes mal neu für mich. Ich liebe diese Musik.“

Für Generalmusikdirektor Gabriel Feltz könnten die beiden Konzertabende ungewohnt beginnen, denn geplant ist, „Die vier Jahreszeiten“ ohne Dirigent aufzuführen. Erst nach der Pause zu Strawinskys „Sacre“ würde er dann wieder ans Dirigentenpult zurückkehren.

 

Restkarten für die beiden Termine sind noch erhältlich. Infos unter www.theaterdo.de oder 5027222.