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Weihnachtsmärchen um Ausgrenzung und Willkür im Schauspiel Dortmund

Andreas Gruhn (Direktor des Kinder und Jugendtheaters Dortmund) hat es auch in diesem Jahr wieder geschafft, mit „Zwerg Nase“ (Wilhelm Hauff) zusammen mit seinem gesamten Ensemble-Team (KJT) plus sechs Statisten (Jugendclub KJT) ein auch visuell opulentes Weihnachtsmärchen für die Familie mit Kindern ab sechs Jahren auf die Bühne des Dortmunder Schauspiels zu bringen.

Die Hauptperson Jakob, muss schon in jungen Jahren seiner Mutter auf dem Markt am Gemüse-Obst-Stand als „Kundenlockvogel“ dienen. Sein Vater verdient als Flickschuster nicht viel Geld.

Als er sich um eine über die Ware nörgelnde alte, hässliche Kräuterhexe mit dürrem Hals und langer Nase aus Verärgerung verspottet, lockt sie ihn zu sich nach Haus und verzaubert ihn mit einem besonderen Kraut. Der wohlgestaltete Junge wird zu einem halslosen Zwerg mit langer Nase. Sieben Jahre muss er dort leben und mit Hilfe der im Haus der Hexe dienenden Eichhörnchen und Meerschweinchen kochen lernen. Mit Hilfe eines Eichhörnchen gelingt ihm die Flucht nach Hause. Dort erkennen ihn seine Eltern und die Bewohner der Heimatstadt nicht mehr und machen sich über ihn lustig. Es gelingt ihm, eine Anstellung als Koch beim Herzog zu bekommen, der sehr zufrieden mit ihm ist. Brenzlich wird es, als er ein ganz besonderes Gericht, die „Pastete Souzeraine“ für den anspruchsvollen Gast, einem anderen Fürsten, servieren soll.

Der ist in Konkurrenz mit dem Herzog. Mit Hilfe der „sprechenden Gans“ Mimi, der Tochter eines Zauberers, findet Jakob am Ende da Kraut „Niesmitlust“ und flieht wieder als der ursprüngliche Jakob verwandelt mit der auch vom Zauber befreiten Mimi…

Die Bühne wurde mit Hilfe einer Drehbühne multifunktional für die jeweils verschiedenen Orte der Handlung genutzt. Fließende Videoprojektionen einer mittelalterlichen Stadt und andere Gegenden und Orte sorgten für eine lebendige Atmosphäre, die durch die Musik- und Geräuscheinspielungen von Oliver Kessler begleitet wurden.

Ein großes Kompliment für die Ausstattung von Oliver Kostecka und für die wunderschönen fantasievollen Kostüme (beispielsweise für die hohen Herren aus der Zeit des Rokoko) und (Tier)-Masken.

Streit um die richtige Zutat: (v.l.n.r.) Fürst (Rainer Kleinespel), Zwerg Nase (Johanna Weißert) und herzog (Andreas Ksienzyk). (Foto: © Birgit Hupfeld)
Streit um die richtige Zutat: (v.l.n.r.) Fürst (Rainer Kleinespel), Zwerg Nase (Johanna Weißert) und herzog (Andreas Ksienzyk). (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Märchen ist als Märchen im Märchen konzipiert und wurde stimmungsvoll von einem Erzähler im Orient in arabischer Sprache begleitet. Schließlich ist das Märchen eine Rahmenerzählung aus „Der Scheik von Alessandria und seine Sklaven“. Die deutsche Übersetzung konnte an beiden Seiten verfolgt werden.

Das beteiligten Schauspieler*innen des KJT-Ensemble mussten teilweise in mehrere Rollen schlüpfen, was sie mit viel Einsatz, Spielfreude und überzeugend taten. Besonders witzig und eindrucksvoll war zu hören und sehen, wie sich Fürst (Rainer Kleinespel) und Herzog (Andreas Ksienzyk) immer mehr in „Rage“ streiten. Auch Jan Westphal als schusselige Wache sorgte für viele Lacher bei den großen und kleinen Besuchern. Die lustigen Choreografien (Catharina Gadelha) der „Tiere“ sorgte für Heiterkeit. Da ein Theater nicht wie im Film mit CGI-Effekten um sich werfen kann, hatte sich Andreas Gruhn einen Kniff ausgedacht. Den „echten“ Jakob spielte Thorsten Schmidt, während der verzauberte Jakob, also Zwerg Nase, von Johanna Weißert dargestellt wurde.

Es war eine eindrucksvolle und für das Auge ansprechende Weihnachtmärchen-Inszenierung zum Nachdenken.

Das Thema Ausgrenzung derjenigen, die „anders“ sind, ist leider immer noch ein aktuelles. Eine weitere Ebene ist aber die von Hauff „märchenhaft“ dargestellte Willkürherrschaft der Herzöge und Fürsten im zersplitterten Deutschland des revolutionär brodelnden Vormärz im 19. Jahrhundert.

Es lohnt sich eventuell doch, hinter die Fassade des ungewöhnlichen, uns befremdlichem „Anderen“ zu blicken und sich Herrscher-Willkür mit Freunden entgegen zu stellen.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50-27222

Zwerg Nase als Weihnachtsmärchen im Schauspielhaus Dortmund

Es schon eine gute Tradition, dass Andreas Gruhn (Direktor des Kinder und Jugendtheaters Dortmund) mit seinem gesamten KJT-Ensemble im Schauspiel Dortmund ein Weihnachtsmärchen für die ganze Familie inszeniert. In diesem Jahr steht das Märchen „Zwerg Nase“ von Wilhelm Hauff (1802 – 1827) auf dem Programm.

Es ist schon schwierig, nach so vielen Jahren immer noch ein neues Märchen für die Aufführungen im Schauspielhaus auszusuchen. An Hauffs Märchen interessiert Gruhn vor allem das brandaktuelle Thema der Ausgrenzung von „andersartigen“ Menschen sowie die starken Figuren.

Beim Gespräch mit Ars tremonia erklärte der Leiter des KJT, dass die damalige orientalische Gesellschaft (zur Zeit der Märchen von Wilhelm Hauff) eine offene, sinnliche Gesellschaft und reich an Farben und Formen war. Verschiedenste Religionen und Weltanschauungen lebten relativ friedlich zusammen. Außerdem ist Hauff von der revolutionären Aufbruch Stimmung im Vormärz 1848 in Deutschland beeinflusst, wo die Menschen in einem in viele Herzogtümer zersplitterten Gebiet lebten und vom König oder den Fürsten abhängig waren.

Das diesjährige Weihnachtsmärchen ist als Geschichte in der Geschichte konzipiert. Zunächst wird das Publikum in den fernen exotischen Orient in mitten einer Karawane (in Oase) entführt. Dort erzählt ein Schauspieler aus dem Jugendclub die Erzählung stimmungsvoll als Zeichen dafür, dass Fantasie Grenzen überwinden kann.

Probenfoto aus der Produktion "Zwerg Nase", dem Weihnachtsmärchen vom Kinder- und Jugendtheater Dortmund. (Foto: © Edy Szekely)
Probenfoto aus der Produktion „Zwerg Nase“, dem Weihnachtsmärchen vom Kinder- und Jugendtheater Dortmund. (Foto: © Edy Szekely)

Die Geschichte handelt von Jakob, einem freundlichen Jungen von schöner Gestalt, der seinen Eltern von klein auf auf dem Markt am Gemüsestand hilft. Eines Tages ärgert er sich über eine griesgrämige, bucklige alte Frau mit langer spitzer Nase, die sich über die angeblich schlechte Ware am Stand beschwert. Im Gegenzug lästert Jacob über ihre hässlicher Erscheinung. Zur Strafe verwandelt die sich als Kräuterhexe entpuppende Frau ihn in eine Zwerg mit großer Nase. Sie hält ihn gefangen, damit er ihr in der Küche dient. Was dann geschah ist ein Abenteuer, dass er mit Hilfe eines Eichhörnchens und Mimi, die kluge als Gans verwandelte Tochter eines Zauberers, erlebt und das ihn an den Hof des Herzogs von Frankistan bringt. Dort kommt es aber bei einem Staatsbesuch zu Verwicklungen.

Für die atmosphärische Musik sorgt Michael Kessler, und für die flexible Ausstattung (vom Dorf zum Wald, von der Küche zum Schloss) und die Kostüme zeichnet Oliver Kostecka verantwortlich. Neben dem gesamten KJT-Ensemble sind auch Statisten sowie Sadoun Alsinou und Anas Alfakhouri aus dem Jugendclub-Ensemble mit von der Partie.Es wird sicherlich auch wieder ein opulentes Vergnügen für die Augen werden.

Die Premiere des Weihnachtsmärchen „Zwerg Nase“ findet am Donnerstag, den 14.11.2019 um 19:00 Uhr im Schauspiel Dortmund statt,. Dafür gibt es noch Rest-Karten.

Informationen über die vielen anderen Aufführungstermine erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/50-27222.

Ab 01. Dezember bis Mitte Januar ist „Zwerg Nase“ dann fast 50 mal auf der Bühne im Schauspielhaus zu sehen.

Übrigens: Für die Nachmittagstermine und um die Weihnachtsfeiertage gibt es noch gute Chancen auf Karten, um die Aufführung zu erleben!