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Der schwierige Weg der Selbstfindung

Am 23.02.2018 konnte das Publikum die Premiere der Stückentwicklung „Wertvoll – am besten bist du als du selbst“ unter der Regie von Johanna Weißert und Klaus Fehling im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater (KJT) erleben.

Es wird dort die problematische Selbstfindung junger Menschen in einer Welt mit starken Druck zur „Selbstoptimierung“ und Beeinflussung durch moderne digitale Medien wie etwa „Youtube“. Um im Leben erfolgreich zu sein, wird von klein an alles „geplant“ und diesem Ziel untergeordnet. Genug „Unterstützung“ gibt es von „Helikopter-Eltern“ und wenn man es sich leisten kann, einem professionellem „Coach“. Was zählt ist Geld und die Wirkung nach außen, mehr Schein als Sein.

Als ein Ergebnis solcher Einflüsse steht der erwachsene Alexander auf der leeren Bühne. Er wollte doch nur wertgeschätzt und als er selbst akzeptiert werden und hat alle „Erwartungen“ erfüllt.

Rückblickend erfährt das Publikum die Lebensgeschichte eines jungen Menschen, der zu Beginn als gedankenloser Gaffer eines schweren Unfalls zusammen mit anderen Fotos vom Ort des Geschehens postet.

Schon als Kleinkind wird Alexander von seine Helikopter-Eltern seine Zukunft geplant. Natürlich wird dem „kleinen Prinz“ jeder Wunsch von den Augen abgelesen und alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt. Seine kleine Freundin von frühen Kindertagen Gretchen dagegen erkämpft sich ihren Weg und erkundet die Welt mit Neugierde. Sie hat eine große Sehnsucht nach dem weiten Meer und nach Freundschaft und sendet ihre Wünsche an eine imaginäre Macht im Weltall. Ihr zu Seite steht der im Leben abgestürzte Hubert.

Für Alexander geht alles scheinbar den gewünschten Gang. Der erste Schultag, Abitur und später ein profitabler Beruf als Versicherungsmakler und die Heirat mit dem „Youtube“-Star Miriam Miracle, obwohl er eigentlich Gretchen liebt.. Auf seinen seinen ehemaligen Schulkameraden Tom blickt er herab, der ja nur als Rettungs-Assistent arbeitet.

Erst spät wird er wach und und erkennt das Wesentliche…

Alexander (Thorsten Schmidt) wird von seinen Eltern (Bianka Lammert und Andreas Ksienzyk) gepampert bis sein Ego riesig wird. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Alexander (Thorsten Schmidt) wird von seinen Eltern (Bianka Lammert
und Andreas Ksienzyk) gepampert bis sein Ego riesig wird. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Eine geniale Idee für das assoziative Stück war der Einsatz einer riesigen weißen, aufblasbaren Figur auf der Bühne als Sinnbild des riesigen aufgeblasenen Egos für die Entwicklung von Alexander als einem jungen Menschen, der mehr aus Luft als aus einem Kern zu bestehen scheint. Eine passende musikalische Untermalung unterstützte das Geschehen auf der Bühne.

Ein großes Kompliment an die fünf SchauspielerInnen. Sie bewiesen große Wandlungsfähigkeit. Thorsten Schmidt als Alexander und Ann-Kathrin Hinz als Gretchen spielten ihre Charaktere in den verschiedenen Altersstufen humorvoll und glaubwürdig. Die komischen Moment kamen trotz aller Ernsthaftigkeit nicht zu kurz. Bianka Lammert überzeugte vor allem als Helikopter-Mutter und als „Youtube“-Star, Andreas Ksienzyk als Alexanders Vater, Hubert, Pfarrer und Schuldirektor und Philip Pelzer als Gretchens Vater und dem bodenständigen Tom.

Ein gleichermaßen unterhaltsamer wie nachdenklich machender Theaterabend im KJT.

Weitere Informationen und Aufführungstermine unter 0231/ 50 27 222 oder www.theaterdo.de

Wertvoll – Eine Geschichte um die schwierige Selbstfindung

Die Stückentwicklung „Wertvoll – am besten bist du als du selbst“ von Regisseurin und Schauspielerin Johanna Weißert und Autor Klaus Fehling hat am Freitag, den 23.02.2018 um 19:30 Uhr im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater seine Uraufführung. Es ist eine Auseinandersetzung mit unserer modernen „Optimierungsgesellschaft“ und deren Mechanismen.

Protagonist der Geschichte ist der junge Erwachsene Alexander. Ausgangspunkt ist ein Unfall, bei dem dieser wie andere als „Gaffer“ mit dem Smartphone Fotos von dem Geschehen schießt. Die tut er, so die Regisseurin, um überhaupt etwas fühlen zu können. Sein Leben, von seiner Geburt bis jetzt, wird rückblickend dargestellt.

Thorsten Schmidt als "Alexander" im KAmpf mit dem Über-Ichs in "Wertvoll – am besten bist du als du selbst". (Foto: © Birgit Hupfeld)
Thorsten Schmidt als „Alexander“ im KAmpf mit dem Über-Ichs in „Wertvoll – am besten bist du als du selbst“. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Er gehört zur sogenannten „Generation Youtube“ oder Generation C (Verbindung, Gemeinschaft, Kreation und Kuration). Grundstein seiner Entwicklung legen seine „Helikopter-Eltern“, die versuchen, in jeder Situation das Beste aus ihrem Kind herauszuholen. Das sei für ein erfolgreiches Leben doch so wichtig. Sie kontrollieren das Leben ihres Sohnes bis ins kleinste Detail. Es geht nicht darum, sich selbst zu fühlen und eine kritisch reflektierende Persönlichkeit zu werden. Wichtig ist, was in der neuen Social Media Plattformen als Werte für die „Community“ verbreitet wird. Es geht darum, was man nach außen darstellt. Bedeutend sind die „Klicks“, die man auf „Youtube“ und den anderen Plattformen bekommt. Das gewaltige „Über-Ich“ setzt unter Druck. Am Ende steht ein Mensch, der nur „leere Luft entwickelt.“ An seine Liebe aus frühesten Kindertagen kommt er letztendlich nicht heran, weil die „Lebensplanungen“ nicht zusammen passen. Denen wird alles untergeordnet.

Erzählt wird, wie die Regisseurin verriet, viel über Bild-Assoziationen und die Musik wird als Verstärker eingesetzt. Für Johanna Weißert fehlen den Jugendlichen heute Reibungspunkte mit den Eltern (Erwachsenen). Es darf laute Musik gehört werden, und die Eltern kennen sich zumeist mit „Youtube“ aus. Zuhause ist es bequem, und Schwierigkeiten wurden von Kindesbeinen aus den Weg geräumt. Aufführungsdauer ist ungefähr 75 Minuten.

Informationen über weitere Vorstellungsterminen und zu Kartenwünschen erhalten Sie unter www.theaterdo.de.