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The Head in the Door

oder Das Vaudeville der Verzweiflung

von Milan Peschel und Ensemble

Als Gestern noch Heute, also das Morgen von Vorgestern war …

Ein Abend im Vaudeville mit Sprachslapstick, tiefgreifenden Fragen nach der Kreativität dem Glück und der Selbstverwirklichung immer etwas tun müssen oder doch nicht, dadaesquem Humor, Lust am Stillstand der wortgewandt und bewegt übertönt wird und Schauspielern in einem Theater oder doch einem Vergnügungspark mit einem Anflug von Kafka …

Das Ensemble vollzieht einen gekonnten Spagat vom Vaudeville, den einstigen französischen Vor- und Kleinstadt Theatern. In den USA fand man den Begriff Chic und betitelte die Schaubuden so. Darin verdienten sich dann Charlie Chaplin, die Marx Brothers, Stan Laurel, W.C. Fields und Buster Keaton die ersten Meriten.

Marlena Keil, Linus Ebner, Ekkehard Freye, Bettina Engelhardt, Nika Misÿkovic, Anton Andreew in "The Head in the door" (Foto: © Birgit Hupfeld)
Marlena Keil, Linus Ebner, Ekkehard Freye, Bettina Engelhardt, Nika Misÿkovic, Anton Andreew in „The Head in the door“ (Foto: © Birgit Hupfeld)

Das Vaudeville hüben wie drüben ging mit der Depression nach 1929 und dem Tonfilm unter. Aber Peschel und sein Ensemble lassen es wieder auferstehen mit dem Scheitern, Straucheln und wieder Aufstehen. Nicht ohne einen Seitenhieb auf einen gewissen Ortsteil der einst spanischen Stadt der Engel, aber auch das Vaudeville welches einst im Fredenbaumpark war erinnernd.

Unsere Helden leben dann auch gleich im Theater, weil das Leben so teuer ist, aber das Leben auch Kunst ist, und Kunst Leben, sie, wir sie brauchen, wie die Luft zum Atmen, die Freiheit zum Leben. Als Metapher für die Lust des Künstlers/Schauspielers am Spiel und seinem Hunger nach verdientem Applaus. Witzig, schnell, wendig wieselt das Ensemble durch die Kulissen und den Kulissenregen, wobei sie uns die Schnelligkeit des Vaudeville mit Sprache und agieren vorführen und fast atemlos machen und man aufpassen muss, dass man beim Lacher, nicht die nächste Pointe überhört.

Wo bleiben die, die keinen langen Atem mehr haben? Hier wird das Stück hochmodern im Zeitalter des Fame für 15min, sich verkürzenden Aufmerksamkeitsspannen und sich überschlagender Social Media Aufmerksamkeitheischerei. Alles begann eigentlich im Vaudeville mit seinen kurzen Sketchen und Szenen, was sich im Film fortsetzte.

Ein szenischer Parforceritt durch die sich drehenden Kulissen, etwas gebremst durch Verständlich- und Verfolgbarkeit der Sprache, der Dramaturgie, ansonsten wäre man vielleicht etwas außer Atem geraten. Oder man hätte den Einsatz zum Lachen verpasst … wohltuend, das Lachen. Die Verzweiflung der Schauspieler erschien jedoch nicht allzu gravierend, zu sehr war ihre Spielfreude zu erleben.

Es braucht Menschen, hier unsere Schauspieler, die imstande sind, andere Menschen zu begeistern, das Publikum der Premiere.

Als Gestern noch Heute … also das Morgen … von Vorgestern war …

Besetzung

Anton Andreew

Alexander Darkow

Linus Ebner

Bettina Engelhardt

Ekkehard Freye

Marlena Keil

Nika Miskovic

Regie: Milan Peschel

Regieassistenz: Anna Tenti

Regiehospitanz: Victoria Di Bello

Bühne: Nicole Timm

Bühnenbildassistenz: Christiane Thomas

Kostüm: Magdalena Musial

Dramaturgie: Sabine Reich

Dramaturgiehospitanz: Sabine Buchholzer, Hannah Straßheim

Licht Design: Henning Streck

Licht: Stefan Gimbel

Inspizienz: Mathilde Wienand

Souflage: Violetta Ziegler

Weitere Termin

03. Feb. 2022 19:30

18. Feb. 2022 19:30

19. Feb. 2022 19:30

05. März 2022 19:30

13. März 2022 18:00

Eintritt € 9,00 bis 23,00