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Ibsens Hedda Gabler – Ein Konflikt zwischen zwei Lebensmodellen

Im Studio des Schauspiel Dortmund steht am 15.02.2019 um 20.00 Uhr das Drama „Hedda Gabler“ von Henrik Ibsen (1828 – 1906) unter der Regie von Jan Friedrich auf dem Programm. Der junge Regisseur kann dabei seine in einem Studium erworbenen Kenntnisse der Zeitgenössische Kunst für seine erste Inszenierung für das Schauspiel Dortmund einbringen.

Obwohl die Aufführung nah am Text von Ibsens Drama bleiben wird, wird der Stoff mit modernen Stilmitteln für die heutige Zeit aufbereitet. Wie beim Pressegespräch erklärt wurde, wird die Inszenierung als Barbie-Sitcom, mit Masken und allem was dazu gehört, beginnen. Man darf gespannt sein, welche Bühnen Barbie-Ken-Welt das Publikum erwartet. Mit der Zeit bröckelt allerdings die bürgerliche Fassade und wird nach und nach schauspielerisch zerfallen.

Zum Stück: Hedda Tesman, geborene Gabler und Tochter eines hohen Generals, führt frisch verheiratet ein scheinbar perfektes Leben mit ihrem Mann Jörgen. Dieser ist ein vielversprechender und aufstrebender Kulturwissenschaftler, der ihr ein finanziell gesichertes Leben und eine hohes gesellschaftliches Ansehen bietet. Das sie ihn nicht liebt, er sie nicht wirklich beachtet und nur als schönes Objekt betrachtet, stört sie da zunächst wenig. Die Aussicht auf eine lukrative Professorenstelle für Jörgen und die Hoffnung auf den baldigen Nachwuchs sowie ein ansehnliches Haus sind ein „gutes Trostpflaster“für die Langeweile mit ihren Mann. Konfliktverdrängung und oberflächliche Freundlichkeit sind für ihn bezeichnend. Da taucht ihre Jugendliebe, der faszinierende Lövborg, inzwischen ebenfalls ein Kulturwissenschaftler, überraschend wieder in der Stadt auf. Er hatte gerade erst ein Aufsehen erregendes kulturwissenschaftliches Buch heraus gebracht. Das ist für ihre Zukunftspläne und „Bilderbuchglück“ eine Bedrohung und bringt ihr Lebenskonzept und ihre Gefühle durcheinander. Hatte sie sich doch damals gegen Lövborg entschieden, da sie seine erfolgreiche Entwicklung nicht erwartete. Wohl eine falsche Entscheidung. Geschickt macht sie sich daran, den Ruf und Ansehen von Lövborg zu demontieren. „Ein einziges Mal in ihrem Leben die Herrschaft haben über ein Menschenschicksal“…

Hedda Gabler (Bettina Lieder) lebt eigentlich  in einer perfekten Welt, ist aber dennoch unzufrieden. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Hedda Gabler (Bettina Lieder) lebt eigentlich in einer perfekten Welt, ist aber dennoch unzufrieden. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Der Regisseur sieht dieses Drama als Folie für eine perfekte kleinbürgerliche Fassade, hinter die er schonungslos blicken lässt. Bis auf die Figur Hedda Gabler werden die anderen Schauspielerinnen und Schauspieler jeweils zwei Rollen im Stück übernehmen. Begleitet wird die Aufführung mit Musik (Klangeinspielungen) und Videoart bereichert.

Die Premiere am 15.02.2019 und der zweite Termin am 22.02.2019 sind schon ausverkauft.

Es lohnt sich, schnell Karten für den 02. 03.2019, 08.03.2019 um 20:00. oder am 14.04.2019 um 18:30 Uhr rechtzeitig unter 0231// 50 27 222 oder www.theaterdo.de zu reservieren und sich nähere Informationen zu holen.

Kein Gehör für Kassandra

Hätte Kassandra (Bettina Lieder) sich anders entscheiden können? (Foto: © Edi Szekely)
Hätte Kassandra (Bettina Lieder) sich anders entscheiden können? (Foto: © Edi Szekely)

Am Freitag, den 4. April ist um 20:00 Uhr Premiere für „Kassandra“ nach Christa Wolf (1929 -2011) in einer Fassung von Regisseurin Lena Biresch und Dramaturg Dirk Baumann im Studio des Dortmunder Schauspielhauses. Im Zentrum der Erzählung steht die Zeit der „Trojanische Krieg“ zwischen Troja und Griechenland im Verbund mit Mykene und Sparta.

 

Die trojanische Königstochter und Priesterin Kassandra ist vom Gott Apollon in die Kunst der Wahrsagung eingeweiht worden. Da sie sich einer Liebesbeziehung mit Apollon verweigert, verflucht dieser sie. Keiner soll ihren seherischen Fähigkeiten glauben schenken. So bleiben auch ihre Warnungen vor den drohenden zehnjährigen Trojanischen Krieg ungehört. Verzweifelt und vergeblich versucht sie, den „unvermeidbaren Untergang“ noch zu verhindern. Von den Siegern wird Kassandra als Sklavin verschleppt, demütigt und am Ende ermordet…

 

Der Ausgangspunkt des Stückes ist der Zeitraum kurz vor Kassandras Ermordung. Sie erzählt Erinnerungen an ihre Erlebnisse in der Kindheit, wie sie Seherin wurde und wie sich ihr politisches Bewusstsein entwickelt hat. Wolfs „Kassandra“ hat viele Dimensionen. Vor allem eine Politische – geschrieben wurde die Erzählung Anfang der 80iger Jahre des letzten Jahrhunderts zum Höhepunkt der nuklearen Aufrüstung in West und Ost mit seinem Bedrohungsszenario. Zudem hat sie natürlich auch eine starke feministische Aussage.

 

„Bei unserer Inszenierung steht Kassandra als eine Person, die letztendlich nur ihre Überzeugung verpflichtet fühlt im Mittelpunkt. Sie steht dem politischen System und seinen Mechanismen kritisch gegenüber und will die Fehler der Regierung aufzeigen. Gleichzeit zeigt sie andere, friedliche Wege der Konfliktbewältigung auf. Sie findet aber kein Gehör“, so Baumann. „Wir wollen dieser Frau wie es auch Christa Wolf wollte, eine besondere Stimme verleihen. Schwierig war, das 350-seitige wortgewaltige Werk so zu bearbeiten und zu kürzen, dass wir dem Publikum in 80 Minuten ein interessantes und eindrucksvolles Theatererlebnis mit der spezifischen interessanten politischen Dimension bieten können“, ergänzte Biresch.

 

In ihrer ersten Solo-Rolle als Schauspielerin wird Bettina Lieder vom Ensemble des Dortmunder Schauspielhaus die Kassandra spielen.„Wir gebrauchen bei dieser Aufführung wird eine minimalistische Formsprache sein. Die Figur der Kassandra steht im Zentrum des Geschehens und die Geschichte lebt von der Präsenz der Schauspielerin. Das ist eine große Herausforderung“, erklärte die Regisseurin. „Auch das Publikum wird in den Prozess des Erkennens und Sehens einbezogen“, ergänzte Baumann. Assoziationen zu Konflikten der Gegenwart wie etwa in der Ukraine werden da nicht rein zufällig aufkommen.

 

„Das Bühnenbild ist ebenfalls minimalistisch und eher abstrakt gehalten,, um nicht von der Hauptperson abzulenken“, verriet die für die Ausstattung verantwortliche Mareike Richter.

 

Die Premiere am 04. April 2014 ist bereits ausverkauft, aber Karten gibt es noch für die Vorstellungen am 09. und 25. April sowie für den 23. Mai 2014. Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.