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Was macht das Internet mit Menschen?

Mit dem Stück „Stille in feindseligen Intervallen“ analysiert die Theaterkollektiv „artscenico“ die Welt des Internets. Vereinsamung, Fake News, Verschwörungstheorien, Aggressivität sind die Folgen und das Volk ist mittendrin. Mastermind Rolf Dennemann präsentierte mit drei Schauspielern ein sehr poetisches Stück. Ein Premierenbericht vom 28.09.18 im Theater im Depot.

Das Volk ist nackt. Mit nackten Oberkörper und Krone auf dem Kopf spielt Jürgen Dilling das „Volk“ als Reminiszenz zu des „Kaisers neue Kleider“. Das Internet als Symbol für die neuen Kleider? Statt Demokratie, Mitbestimmung oder Wissen, scheint das Internet Fake News und Verschwörungstheorien zu produzieren. Wer am lautesten schreit, scheint recht zu haben.

Sehr poetisch begann der erste Teil des Stückes. Hier wurden Menschen porträtiert, die vereinsamt sind, die nichts anderes haben als das Internet. Was macht das mit den Menschen? Wer einfache Antworten erwartet, wird sicher enttäuscht sein. Selber Denken und Reflektieren ist angesagt, auch wenn manche Szenen einen humorvollen Charakter haben.

Die Bühne ist wie fast immer bei artscenico-Programmen reduziert. Zwei „Erinnerungshaufen“ liegen herum, es gibt Stühle und andere Sitzgelegenheiten. Aus den Erinnerungshaufen nehmen sich Elisabeth Pleß und Matthias Hecht verschiedene Kleidungstücke und tauchen damit in die verschiedenen Personen ein. Rolf Dennemann gibt per Einspieler kurze und präzise Regieanweisungen. Die Musik stammt aus der klassischen und elektronischen Bereich.

Katzencontent geht im Internet immer. Szene aus "Stille in feinseligen Intervallen" von artscenico. Zu sehen sind Elisabeth Pleß und Matthias Hecht. (Foto: © Guntram Walter)
Katzencontent geht im Internet immer. Szene aus „Stille in feinseligen Intervallen“ von artscenico. Zu sehen sind Elisabeth Pleß und Matthias Hecht. (Foto: © Guntram Walter)

„Stille in feindseligen Intervallen“ ist – wie erwähnt – kein Stück darüber, wie man Fake News erkennt und auch Trump wurde nicht erwähnt. Dennoch zeigt es deutlich, wie sehr das Internet unser Zusammenleben beeinflusst. Aggressivität, Wahnsinn, Vereinzelung und Verschwörungstheorien, die wie Pilze aus dem Boden wuchern, vergiften langsam aber sich unser Zusammenleben.

Wer „Stille in feindseligen Intervallen“ erleben möchte, hat 20. Oktober um 20 Uhr im Theater im Depot die Gelegenheit dazu.