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Sneewitte – Ein Mutter-Tochter-Drama

Auch dieser Apfel der Erkenntnis hat Nebenwirklungen. Hasti Molavian (Sneewitte), Engjellushe Duka (Königin und Stiefmutter)(Foto: © Birgit Hupfeld)
Auch dieser Apfel der Erkenntnis hat Nebenwirklungen. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Am 19.03.2015 war Premiere für das Musiktheaterstück „Sneewitte“, ein modernes „Schneewittchen“ nach einer Version der niederländischen Librettistin Sophie Kassies und Musik von Jens Joneleit. Dabei handelt es sich um eine Koproduktion zwischen dem KJT (Kinder-und Jugend theater-) und der Jungen Oper Dortmund. Regisseurin Antje Siebers inszenierte das Stück ohne schwarz-weiß Denkmuster und Disney-Kitsch.

Das Publikum erwartete in der Jungen Oper Dortmund eine pragmatisch-praktisches Bühnenbild mit zwei erhöhte Stellgerüste mit einem Steg in der Mitte und zwei auf Rollen stehende Gestelle mit Liegemöglichkeit.

Die beiden Sängerinnen Hasti Molavian (Sneewitte), Engjellushe Duka (Königin und Stiefmutter),die beiden Schauspieler Steffen Happel vom KJT-Ensemble als Jäger) und Kai Bettermann (König), sowie die kleine Band unter der musikalischen Leitung von Michael Hönes waren zunächst allesamt in schwarz gekleidet.

Das Märchen beginnt mit der Geburt von Sneewitte und den ersten Jahren mit ihrer Stiefmutter.

Zunächst sind Stiefmutter und Tochter eine Herz und eine Seele. Doch irgendwann macht ihr der Spiegel eines Tages schonungslos klar, das ihre Zeit als „schönste im Land“ abgelaufen ist. Sie will sich nicht beiseiteschieben lassen und sieht nur die Möglichkeit, ihre „junge Rivalin“ aus dem Weg zu räumen und vom Jäger ermorden zu lassen. Dieser bringt es nicht übers Herz, Sneewitte zu töten und so kommt das junge Mädchen zu den „sieben Zwergen“, die in einer Höhle leben und eine Haushaltshilfe suchen…

Hasti Moravian spielt die Entwicklung der Sneewitte von einem frechen, munteren kleinem Mädchen mit großen Füssen hin zu einer selbstbewussten jungen Frau mit starker Stimme und komödiantischen Talent. Engjellushe Duka als Stiefmutter schafft es ausgezeichnet, jede Veränderung Stimmungslage und Gemütsverfassung mit ihr Stimme und ihrem Gesang entsprechen auf die Bühne zu bringen.

Für viel Vergnügen sorgten auch die beiden Schauspieler Happel und Bettermann mit humorvollen Einlagen. Als König und Jäger. Zusätzlich fungierten sie auch noch als zwei der witzigen „Zwerge“. Die kleine Band unter Michael Hönes Leitung war voll in das Stück integriert und spielten als „Zwerge“ in skurrilen mintfarbenen Perücken und weißen Röckchen. Ein besonderer Hingucker.

Und wer spielte den Prinzen? In der Inszenierung von Antje Siebers kommt kein Prinz vor. Sneewitte braucht erst einmal keinen externen Helden, um sich zu befreien und zu entwickeln, scheint das Motto zu lauten.

Geschickt genutzt wurden zwei herausziehbare Bodenplatten neben dem Steg,die dann als Öffnungen als „Höhleneingang“ für die „Zwerge“ und Sneewitte dienten.

Die Musik begleitet und charakterisiert die Handlung mit jazzigen oft Tönen in all seinen Facetten. Dies geschieht zum Beispiel durch starke „ermutigende Musik“, die die dann später in Songs mündet.

Schneewittchen-Stoff als Mutter-Tochter Konflikt

Noch sind sie ein Herz und eine Seele. Sneewitte (Hasti Molavian) und ihre Stiefmutter und Königin (Engjellushe Duka). Foto: ©Birgit Hupfeld)
Noch sind sie ein Herz und eine Seele. Sneewitte (Hasti Molavian) und ihre Stiefmutter und Königin (Engjellushe Duka). Foto: ©Birgit Hupfeld)

In der Version der niederländischen Librettistin Sophie Kassies hat Schneewittchen die Verkleinerungsform „-chen“ abgelegt. So heißt sie in der niederländischen Form jetzt „Sneewitte“. In dem Stück geht es um den ständig wachsenden Konflikt zwischen (Stief-)Mutter und pubertierender Tochter. Die Premiere des Kindermusiktheaterstückes ist am Donnerstag, den 19.03.2015 in der Jungen Oper.

„In unserer modernen Version, ist Sneewitte ein freches, selbstbewusstes Mädchen“, erklärte die Regisseurin Antje Siebers. „Je älter Sneewitte wird, desto stärker wird das Konkurrenzverhalten.“ Denn Sneewitte zieht mehr und mehr Aufmerksamkeit auf sich, bis sogar der berühmte sprechende Spiegel Sneewitte zur schönsten Frau deklariert. Das kann die Stiefmutter nicht auf sich sitzen lassen.

Anders als im Märchen ist die Stiefmutter nicht von Beginn an die Böse. Im Gegenteil. „Aber es wird ihr von der Stieftochter im Laufe des Stückes arg zugesetzt“, so Siebers. Aber auch die Stiefmutter kann austeilen, so wirft sie Sneewitte vor, dass sie große Füße habe.

Die weitere Handlung orientiert sich am Märchen. So begegnet Sneewitte den Zwergen, die in dem Stück einen Slapstick-Charakter haben.

Wie es sich zu einem Musiktheaterstück gehört, gibt es auch Musik. Die stammt von Jens Joneleit und wurde für „Sneewitte“ komponiert. Joneleit mischt neue Musik und Jazz. Seine Kompositionen passen nicht in gängige Hörmuster, laden aber zur akustischen Entdeckungsreise ein.

Die Musik wird von einer kleinen Band gespielt, die nicht in einem Orchestergraben verschwindet, sondern auf der Bühne zu sehen ist. Die musikalische Leitung hat in bewährter Weise Michael Hönes.

Sneewitte und ihre Stiefmutter werde von zwei Sängerinnen dargestellt und gesungen, zwei weitere Schauspieler (Stefan Happel und Kai Bettermann) komplettieren die Besetzung. Sneewitte wird von Hasti Molavian gesungen, die Stiefmutter von Engjellushe Duka. „Wenn gesungen wird, dann wird es auch verständlich sein“, betonte Siebers.

Das Stück hat eine Länge von etwa eine Stunde und 15 Minuten.

Die Premiere ist bereits ausverkauft. Weitere Termine: So, 22. März 2015, Mi, 25. März 2015, Di, 14. April 2015, Do, 16. April 2015, So, 19. April 2015, Di, 21. April 2015, Mi, 22. April 2015, Do, 23. April 2015, So, 26. April 2015, So, 10. Mai 2015, Di, 12. Mai 2015, Do, 21. Mai 2015 und Mi, 27. Mai 2015