Schlagwort-Archive: Sir Gabriel Dellmann

Matrix ohne asiatische Kampfkunst

Nein, Martin Hohner ist als de Posa kein glatter Erlösertyp wie Keanu Reeves als Neo im Film „Matrix“. Doch gibt es bei der neuen Produktion von Sir Gabriel Dellmann „Poser (sic!) – gebt Gedankenfreiheit“ einige Parallelen. So taucht mit Matthias Hecht eine Art „Morpheus“ auf und es gibt eine Art Zwischenzone wie die Stadt „Zion“ im Film. Die Vorpremiere war am 16. April 2016 im Theater im Depot.

Wie reagiert der Mensch in Zeiten der totalen Überwachung? Wird er vorsichtiger? De Posa ist auf der Suche nach der Antwort, zunächst eher widerwillig, doch seine engagierte Freundin setzt ihn auf die Spur. Ähnlich wie bei „Matrix“ gelangt de Posa in eine Zwischenwelt, die ihn aber wegen des gezeigten Hedonismus nicht wirklich befriedigen kann.

Musik, Video, Animationen nehmen einen prominenten Platz in der Produktion ein, ebenso taucht das Stilmittel „Schauspieler sprechen im Pausenraum über das Stück und das Publikum sieht es auf der Leinwand“ auf, beinahe typisch für die Produktionen von Sir Gabriel Dellmann. Auch wenn mit Fiona Metscher, Aischa-Lina Löbbert und Matthias Hecht

drei weitere Akteure mit von der Partie sind, stellt das Stück die Hauptfigur de Posa in den Vordergrund. Hohner spielt den Anti-Helden de Posa mit großen Engagement.

Auch wenn das Thema „Überwachungsstaat“ ein Dauerthema ist, gelingt es Sir Gabriel Dellmann mit „Poser (sic!) – gebt Gedankenfreiheit“ mit leichten Anleihen an „Matrix“, die Zerrissenheit und Unsicherheit des Individuums in Zeiten der permanenten Kontrolle und Datensammelei eindringlich auf die Bühne zu bringen.

Das Stück wird seine eigentliche Premiere im Herbst auf dem Dortmunder Theaterfestival Favoriten 16 haben.

Freiheit im Netz?!

Plakat zu Poser(sic!) (Foto: © Sir Gabriel Dellmann)
Plakat zu Poser(sic!) (Foto: © Sir Gabriel Dellmann)

Wie gehen wir damit um, wenn wir überall im Netz unsere Spuren hinterlassen? Werden wir vorsichtiger? Haben wir bereits eine Schere im Netz? In der Vorpremiere von „Poser(sic!) – Gebt Gedankenfreiheit“, einer multimedialen Performance von Sir Gabriel Dellmann, stellt sich die Hauptfigur John le Posa genau diese Fragen. Die Vorpremiere findet statt am 16. April 2016 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Das Stück handelt von John le Posa. Er ist ein Nachfahre des berühmten Marquis de Posa, der Figur aus „Don Carlos“ von Schiller. Im Gedenken an die ständige Überwachung des Netzes fragt sich de Posa wie sieht es aus mit der „Gedankenfreiheit“? Ändert man sein Konsumverhalten oder tut man das Gegenteil und gibt extra alles preis?

Vier Schauspieler (Martin Hohner, Fiona Metscher, Aischa-Lina Löbbert und Matthias Hecht) versuchen mit Mitteln der Popkultur und Video-Art diese Fragen zu beantworten und wie man es bei Sir Gabriel Dellmann gewohnt ist, mit Humor und ohne die moralische Keule herauszuholen.

Das Stück wurde geschrieben von Björn Gabriel, der auch Regie führt. Anna Marienfeld ist für die Produktionsleitung zuständig und Steffi Dellmann für die Ausstattung.

Die „echte“ Premiere findet im Rahmen des Festivals Favoriten16 am 28. und 29. September statt.

Anonymus ex machina

In welche Richtung geht er denn, der Volksvertreter? (Foto: © Sir Gabriel Dellmann)
In welche Richtung geht er denn, der Volksvertreter? (Foto: © Sir Gabriel Dellmann)

Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger, Volksvertreter verkaufen… Die vierte Produktion der Theatergruppe Sir Gabriel Dellmann „Wohin des Weges, Volksvertreter?“ beschäftigt sich mit der repräsentativen Demokratie. Worum geht es den Volksvertretern? Um die nächste Wiederwahl? Um die Folgen unserer Politik im In- und Ausland? Dabei luden die Theatermacher um Björn Gabriel und Stefanie Dellmann das Publikum in eine Talkshow. Ein Premierenbericht vom 26.09.2015

Es muss in Fernsehstudios ziemlich warm sein, anders kann man die Wahl der Kleidung des Moderators, gespielt von Martin Hohner, nicht erklären: Nur eine Weste auf nackter Haut. Vielleicht schon ein Zeichen für das journalistische Prekariat, dass sich nur rudimentäre Kleidung leisten kann.

Die Gäste waren doch seriöser angezogen. Matthias Kalle, mit einer Art Toga(!), spielte einen als Politiker, dessen Positionen zwischen CSU und FDP anzusiedeln sind. Daher antwortete er auf die Fragen des Moderator gerne mit Stichworten wie „Eigenverantwortung“. Aischa-Lina Löbbert gab eine linke Politikerin. Ihre Politikerin klang bei jedem Thema, als hätte sie vorher beim Stand von „Attac“ deren Flugblätter auswendig gelernt. Die Hauptrolle hatte aber Fiona Metscher, die eine Art Angela Merkel spielte, wobei ihr Sprechen ein wenig an Andrea Nahles erinnerte. Vielleicht die Kombination der großen Koalition von CDU und SPD. Die Politikerin der Mitte zeigte vor allen ein Grundübel: Man versucht, es allen Recht zu machen. Sie konnte zwischen der rechten und linken Position je nach Gusto und Meinung hin und her jonglieren.

Zu jedem Themenfeld wie „Griechenlandkrise“, „Flüchtlingskrise“ oder „Afrika“ wurden kleine Einspieler gezeigt, die auf das Thema vorbereiten sollten. Nach jeder Runde wurden die Besucher im Theater nach ihrer Meinung gefragt und durften per SMS abstimmen. Ob die Ergebnisse an der Videowand tatsächlich das echte Ergebnis der Zuschauerabstimmungen darstellt, bleibt wohl ein Geheimnis des Regisseurs Björn Gabriel. Wurden die ersten Themen noch ausführlich behandelt, ging es dann Schlag auf Schlag, so dass keine Zeit mehr für Abstimmungen oder ähnliches blieb.

Gegen Ende der Show zauberte Gabriel einen „Anonymus ex machina“ aus dem Hut. Denn eine nicht näher definierte Gruppe kaperte die Sendung und drohte die Politiker zu ermorden. Sie sollten erklären, welche Beweggründe es waren, dass sie Politiker geworden sind und warum sie ihre Ideale verloren hätten. Am Ende hieß es „war nur Spaß“ und „hoffentlich nicht zu Laut für das Publikum“.

„Wohin des Weges, Volksvertreter“ ist zwar genauso Polit-Theater wie „2099“, das am 19.09.2015 in Theater Dortmund Premiere hatte, wirkte aber in sich konsistenter und ambitionierter. Eine Talkshow als Theaterstück aufzuführen ist zwar nicht neu (beispielsweise „Eine Stille für Frau Schirakesch“, Köln 2013), aber echte Talkshows im Fernsehen wirken oft auch wie abgeschmackte Theaterstücke. Die Klischees der Politiker und des Journalisten hätte man vielleicht noch besser herausarbeiten können, aber vielleicht wäre das Stück dann zu sehr in Richtung Kabarett gegangen.

Das „Unvorhergesehene“, die Macht, die von außen kommt und die Politiker sowie den Moderator zwingt Farbe zu bekennen, wirkte sehr aufgesetzt. Es hätte meiner Meinung nach gereicht, die Politiker durch ihre eigenen Aussagen zu entlarven.

Löbbert, Metscher, Hohner und Kelle zeigten ein engagiertes Spiel, die Bühne wurde von Stefanie Dellmann einfach, aber zweckmäßig mit Stehpulten eingerichtet. Ein wichtiges Element waren die Bilder und der Ton. Dafür waren Tilman Oesterreich und Mario Simon zuständig. Die Liveübertragung in den Salon Fink am Nordmarkt funktionierte, aber eine Reaktion von dort war technisch noch nicht möglich.

Eine klare Empfehlung für Leute, die Polittheater mögen.

Ein weiterer Termin im Theater im Depot ist am 25. Oktober 2015 um 18 Uhr.

Wohin geht die repräsentative Demokratie?

Am 26.September 2015 hat die neue Produktion von Sir GAbriel Dellmann Premiere. (v.l.nr.) Stefanie Dellmann, Anna Marienfeld und Björn Gabriel)
Am 26.September 2015 hat die neue Produktion von Sir Gabriel Dellmann Premiere. (v.l.n.r.) Stefanie Dellmann, Anna Marienfeld und Björn Gabriel)

In einer repräsentativen Demokratie sollen die Abgeordneten das Volk repräsentieren. Doch tun sie das? Die Theatergruppe „Sir Gabriel Dellmann“ geht dieser Frage in der Performance „Wohin des Weges – Volksvertreter?“ auf den Grund. In einer Art Polittalkshow prallen die politischen Ausrichtungen aufeinander. Was ist PR-Sprache und wie verhält sich der Politiker privat? Wobei – gibt es in Zeiten der totalen Überwachung überhaupt noch eine Privatsphäre? Die Premiere ist am 26. September 2015 um 20 Uhr im Theater im Depot.

In dieser Polittalkshow treten drei Vertreter der politischen Klasse auf, die zwar fiktiv, aber doch erkennbar sein sollen. Sie gehören dem klassischen rechts-mitte-links Schema an. Der Moderator ist ein Repräsentant der journalistischen Klasse. Die Themen, um die es in der Talkshow geht, sind: Finanzkrise, Flüchtlingspolitik oder die Überwachung.

Eine Besonderheit des Stückes ist, dass es parallel auch zum Salon Fink übertragen wird. Wobei die Technik noch nicht so ganz mitspielt. Die vollständige Performance wird am 26.09.2015 nur im Theater im Depot zu sehen sein. Das Team versucht den Live-Stream in den Salon Fink in den verbleibenden Stunden bis Samstag um 20:00 Uhr zu stabilisieren. Im Salon Fink findet die Übertragung bisher leider nur in einer deutlich reduzierten Version statt.

Zudem hat der Besuch des Theaters auch noch den Vorteil, dass die Zuschauer per SMS an den Abstimmungen teilnehmen kann. Denn das Publikum wird zu bestimmten Positionen befragt.

Neben der Premiere am 26. September um 20 Uhr wird das Stück noch am 27. September (18 Uhr) und am 25. Oktober 2015 (18 Uhr) gezeigt. Der Eintrittspreis beträgt im Vorverkauf 13 € (8 € ermäßigt), an der Abendkasse 15 € (10 ermäßigt).

Hier auch ein Videointerview mit den Künstlern: [vsw id=“Wy32hjLMjck“ source=“youtube“ width=“425″ height=“344″ autoplay=“no“]

Theatergruppe Sir Gabriel Dellmann gewinnt den Petra-Meurer Theaterpreis 2015

Die Gewinner des Petra-Meurer Theaterpreises 2015: "Sir Gabriel Dellmann). Nicht mit dabei ist Mitgründer Björn Gabriel.
Die Gewinner des Petra-Meurer Theaterpreises 2015: „Sir Gabriel Dellmann). Nicht auf den Foto ist Mitgründer Björn Gabriel.

Ein großer Erfolg für „Sir Gabriel Dellmann“. Der mit 1000 € dotierte Hauptpreis geht an das junge Dortmunder Theaterprojekt. Treibende Kräfte sind hauptsächlich die Bühnenbildnerin Stefanie Dellmann und den Schauspieler Björn Gabriel, der am Dortmunder Schauspielhaus tätig ist. Sir Gabriel Dellmann wurde für das Stück „The Great Democracy Show“ ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am Samstag, dem 28. Februar 2015 im Theater im Depot statt. Die Hauptunterstützer des Petra-Meurer Theaterpreises und der Petra-Meurer Theatertage ist die DEW21, die TU Dortmund und das Theater im Depot.

Insgesamt wurden beim Petra-Meurer Theaterpreis 2015 sechs Preise vergeben. Neben dem Hauptpreis gab es zwei Sonderpreise und drei Förderpreise. Die beiden Hauptpreise zu je 500 € gingen an die Gruppe „Toboso“ aus Essen für ihr Live-Hörspiel „Der kleine Wassermann“ und an „Glassbooth“ für „Container Love“.

Das Ensemble „bzw.beziehungsweise“ bestehend aus den Theaterwissenschaftsstudenten Susanne Goldmann und Mattias Engling erhielt für ihr Jugendstück „Ausgang Freiheit“ den mit 300 € dotierten Förderpreis. Ebenfalls zu den Förderpreis-Gewinnern gehörte die Theaterwerkstatt Westfalenkolleg aus Dortmund unter der Leitung von Mechtild Janßen und Klaus Pfeiffer für das dadaistische Stück „Peng!“. Der dritte Förderpreisträger hatte noch keinen Namen, die Gruppe um Schauspielerin Paula Gendrisch wurde für ihr Werk „Mikropolis“ ausgezeichnet, in dem digitale Medien, Musik und Tanz integriert wurden.

Die Musik in „Mikropolis“ kommt von der Band „Freedes“ aus Bochum, die auch das musikalische Rahmenprogramm der Preisverleihung gestaltete. Durch die Veranstaltung führte Rainer Holl von der TU Dortmund.

Über drei der ausgezeichneten Theaterstücke hatte Ars tremonia schon berichtet. Mit Björn Gabriel und Sabine Dellmann haben wir im Vorfeld der „Great Democracy ein Interview geführt. Auf Youtube ist es zu sehen.

Der Premierenbericht zu „Peng!“ der Theaterwerkstatt Westfalenkolleg: https://ars-tremonia.de/mit-fado-in-den-untergang/

Die Rezension zu „Container Love“ von „Glassbooth“: https://ars-tremonia.de/wenn-die-wirklichkeit-im-drehbuch-steht/

 

Was bleibt von der Privatsphäre?

Björn Gabriel und Stefanie Dellmann laden zur "Great democracy show" ein.
Björn Gabriel und Stefanie Dellmann laden zur „Great democracy show“ ein.

Mit der neuen Produktion „The great democracy show“ widmet sich das Theaterprojekt „Sir Gabriel Dellmann“ dem Thema Überwachungsstaat. Wie ist unsere Privatsphäre gefährdet? Gibt es so etwas wie Intimität noch oder was bleibt von unserer Individualität übrig? Die Premiere im Theater im Depot ist am 31.10.2014 um 20 Uhr.

Nach „Kampf des Negers und der Hunde“ sowie „Dantons Dilemma“ ist „The great Democracy show“ ein Stück, das frei ohne eine literarische Vorlage auskommt. Die Vorlage liefert die reale Welt, beziehungsweise die großen Skandale um den Whistleblower Snowden oder der NSA-Abhörskandal.
Für Regisseur Björn Gabriel steht die Frage im Mittelpunkt: „Wie nah sind wir bereits an einem totalitären Staat“. Doch die Diskussion über die digitale Weltordnung soll nicht nur kulturpessimistische Züge tragen. „Es gibt durchaus andere Positionen“, so Gabriel. Es soll auch unterhaltsam werden.

Die Handlung: Vier Schauspieler sind auf der Suche nach einem roten Faden. Denn der Regisseur ist verschwunden. Und ohne Regisseur keine Art von Auftraggeber, kein Ziel. Aber brauchen wir überhaupt einen Auftragsgeber? Jemand, der uns sagt, wo es lang geht? Einen modernen Heilsbringer?

Auf der Bühne passiert neben Video, Licht und Stimmung einiges. „Wir haben verschiedene Räume“, so Stefanie Dellmann, die für Bühne und Kostüm zuständig ist. „Die Zuschauer haben die Möglichkeit durch diese Räume geführt zu werden, sie müssen aber nicht.“

Da Stück wird neben der Premiere am 31.10. auch am 01.11. um 20Uhr sowie am 02.11. um 18 Uhr gespielt. Weitere Termine: 22.11. um 20 Uhr und 23.11. um 18 Uhr.

Ars tremonia sprach mit Stefanie Dellmann und Björn Gabriel: [youtuber youtube=’http://www.youtube.com/watch?v=3yiTLcv8OqI&list=UUjQThJ-Gy5GQYG6ODAMM6BA‘]

Jede Generation braucht eine neue Revolution

Kommen wir in unserer Spaßgesellschaft eigentlich noch zum Rebellieren? (Foto: © Mario Simons)
Kommen wir in unserer Spaßgesellschaft eigentlich noch zum Rebellieren? (Foto: © Mario Simons)

Die Überschrift ist ein Zitat eines Revolutionserfahrenen: Thomas Jefferson, der dritte Präsident der USA. Doch wir befinden uns in einem Dilemma. Einerseits leben wir auf der Seite des Zufriedenen und Satten, andererseits sehen wir auch Dank der Globalisierung das Elend der Verlierer in der dritten und vierten Welt. Das Schauspiel „Dantons Dilemma“, einer Produktion des Theaterkollektivs Sir Gabriel Dellmann unter der Regie von Björn Gabriel widmetet sich dieser Zwickmühle. Die Premiere war am 04. Oktober im Theater im Depot.

Jede Generation braucht eine neue Revolution weiterlesen

Wie wollen wir leben?

Das Theaterkollektiv „Sir Gabriel Dellmann“ versucht sich in „Dantons Dilemma“ an einer Bestandsaufnahme der aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse. Sie entwickeln eine Textcollage aus persönlichen Erfahrungsberichten unserer Zeitgenossen (Befürwortern, Gegnern und Opfern des pekuniären Systems), politischen Ereignissen (Euro-Krise, Amokläufen, Revolutionen …) und Analysen (Zizek, Samuelson, …) – welche unsere demokratische Ordnung hinterfragen.

Wie wollen wir leben? weiterlesen