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Zauberhafte und fantasievoll-theatrale Reise in die Kindheit

Auf Einladung der Stadt Dortmund und des hiesigen Kinder- und Jugendtheater unter der Leitung von Andreas Gruhn gastiert das Akademische Jugendtheater Rostow am Don mit vier Stücken im KJT.

Den Anfang machte am 11.10.2019 um 11:00 Uhr „Eines Tages…oder alle Jungs sind blöd“ (ab 6 Jahren) von Ksenija Dragunskaja.

Die insgesamt neun Schauspielerinnen und Schauspieler boten einen guten Einblick in das bunte russische Theater mit einer Menge Musikalität, Akrobatik und sehr fantasievollen Kostümen. Die Texte wurden für das Publikum jeweils ins Deutsche übersetzt, obwohl auch die starke Gestik und bildhafte Sprache auch schon viel für das Verständnis beitrug.

Im Hintergrund waren zahlreiche größere bunte Holzkonstruktionen (Schiff, Tiere, Flugzeug u.s.w.), die sich wie Windräder drehten oder später bei Bedarf abnehmen ließen. Diese kamen aber erst in der Traumebene des Stückes zur Geltung.

Musik, Akrobatik und Schauspielkunst bot das Akademische Jugendtheater Rostow am Don. (Foto: © Akademische Jugendtheater Rostow am Don)
Musik, Akrobatik und Schauspielkunst bot das Akademische Jugendtheater Rostow am Don. (Foto: © Akademische Jugendtheater Rostow am Don)

Zunächst ruht sich ein russischer Schriftsteller mit Schreibblockade in seinem weißen Schaukelstuhl aus. Dann öffnen sich die weisen Wohnungstüren, der Hintergrund wird sichtbar, und sehr fantasievoll gekleidete weibliche und männliche Wesen traten hervor. Der Schriftteller wird in ihre Welt gezogen und soll helfen das „kahlköpfige Monster zu bezwingen, das einen Familienvater entführt hat. Das Monster liebt Märchen, und so soll der Schriftsteller versuchen, ein Märchen zu schreiben. Das Publikum kommt mit auf eine Reise in seine Kindheit, wo er als Mädchen auftaucht und lebt. Mit dem Jungen aus der Nachbarschaft gibt es wilde Kissenschlachten, man lügt und hänselt sich. Es wird mit den Rollenbildern von Mädchen und Jungen nach Herzenslust changiert aber auch bestimmte Rollenklischees gebrochen. So ist die Lehrerin der Trommler-Schule eine taffe Punkrock-Lady, die zu dem bekannten Intro zu „Smoke on the Water“ von Deep Purple auf die Bühne kommt und sich wild bewegt. Der folgende „Mathematiklehrer“ hat es da schwer.

Die Mädchen und Jungen klatschen, trampeln und kreischen nach Herzenslust, und das Publikum wird animiert, mit zu machen.

Es geht um die Kraft der Fantasie, die in jungen Jahren noch ausgeprägter ist. Erste Direktive für die Erwachsenen ist,sich daran zu erinnern, wie es war, als sie selber noch Kinder waren.

Die Inszenierung arbeitet mit einfachen Dingen wie Luftballons, bunten Kissen, Stofftelefon oder Seifenblasen, während das Geschehen mit traumhafter Musik (Glockenspiel oder Trompete) oder mal mit rockigen Klängen begleitet wurde. Am Ende wird das traurige „kahlköpfige Monster“ mit einer glitzernden silbernen Lametta-Perücke erfreut und zufriedener gemacht. Es ist auch egal, ob der Schriftsteller früher ein Mädchen gewesen sein sollte und dann eben zu einem Jungen wurde. Der Mensch hat sowohl weibliche wie männliche Anteile in sich. Ein furioses musikalisches Ende gab es mit „Eight days a week“ von den Beatles. Starke Bilder und lebendiges Spiel begeisterten das (überwiegend junge) Publikum. Das durfte am Schluss auch noch Fragen an das Ensemble aus unser Partnerstadt Rostow am Don stellen.

Akademisches Jugendtheater aus Rostow am Don mit vier Gastspielen im KJT

Russland ist nicht nur für perfektes klassisches Ballett bekannt, sondern hat auch eine besondere Theaterlandschaft zu bieten. Im Rahmen von unserer Stadt unterstützten „Russischen Kulturtage“ (21.09.2019 – 13.10.2019) gastiert das Akademische Jugendtheater aus unserer Partnerstadt Rostow am Don mit gleich vier unterschiedlichen Stücken für verschiedene Altersgruppen im KJT (Kinder- und Jugendtheater) in Dortmund.

Der Leiter des KJT Andreas Gruhn konnte bei einem Pressegespräch einiges aus seiner Erfahrung mit einem KJT-Besuch in Rostow am Don über das spezielle Theater in Russland berichten. Das Theaterensemble ist mit bis zu vierzig Personen größer üblicher Weise in Deutschland. Sie beeindrucken durch ihre gewaltige Bildsprache, sind sehr akrobatisch und Musik spielt eine große Rolle, so Gruhn. Es lohnt sich, die Chance wahrzunehmen, dieses russische Theater einmal live zu erleben.

Was wird im Kinder- und Jugendtheater geboten?

Es beginnt am Freitag, den 11.10.2019 um 11:00 Uhr mit „Eines Tages.. oder alle Jungs sind blöd!“ (Ksenija Dragunskaja).

Diese traumhaft-märchenhafte Stück für Kinder ab 4 Jahre spielt mit den weiblichen und männlichen Anteilen in uns auf eine kindgerechte Art und bietet auch Lustiges wie eine Kissenschlacht.

Alles kehrt sich um.

Am Samstag, den 12.10.2019 steht um 19:30 Uhr Bumbarasch“ (von Julij Kim und Wladimir Daschkewitsch) ab 12 Jahre. Es entführt das Publikum in die Zeit des Ersten Weltkriegs und an deren Ende die Entstehung der Sowjetunion mit all seinen Wirren, Chaos und bitteren Konsequenzen gerade auch für die Bauern. Bumbarasch ist eigentlich Bauer, wird als Soldat in den Krieg berufen. Er und muss sich dann auch durch die folgende Zeit mit den Bolschewisten auseinander setzen, obwohl er eigentlich nur seine Ruhe will. Eingebettet in diese politischen Hintergründe ist eine Liebesgeschichte, und das Stück ist trotz allem mit viel Musik, akrobatischen Elementen und einer revuehaften Erzählweise unterhaltsam gestaltet.

"Bumbarasch" erzählt von den Wirren in den Zeiten des Ersten Weltkrieges in Russland. (Foto:© Akademisches Jugendtheater Rostow am Don)
„Bumbarasch“ erzählt von den Wirren in den Zeiten des Ersten Weltkrieges in Russland. (Foto:© Akademisches Jugendtheater Rostow am Don)

Am Sonntag, den 13.10.2019 um 15:00 Uhr wird es mit „Kaschtanka“ – Die Geschichte eines Hundes (Erzählung nach Anton P. Tschechow) ab 6 Jahre poetisch und bewegend. Die einsame Hündin Kaschtanka hat mit ihren Erinnerungen an ihr Herrchen, Einsamkeit und Hunger zu kämpfen.

Zum Abschluss wird am Sonntag, den 13.10.2019 um 18:00 Uhr die preisgekrönte Inszenierung und sentimentale Komödie „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ (E.E. Schmitt) für Jugendlichen ab16 Jahre gespielt. „Monsieur Ibrahim“ ist französisch elegant und auf orientalische Art Weise, und eine eine geistreiche und berührende Coming-of-Age Geschichte.

Es ist das größte Austauschprojekt zwischen den beiden Theatern, und ist sowohl für russischsprachige wie für deutschsprachige Dortmunderinnen und Dortmunder interessant. Die beiden Abendveranstaltung werden deutlich, die Aufführungen für Kinder simultan übersetzt oder vorab erklärt.

Die Karten kosten für alle Stücke 7 Euro und 5 Euro für Kinder bis 14 Jahren.

Erhältlich sind Karten im Kundencenter des Theaters (Platz der alten Synagoge), unter www.theaterdo.de und Tel. 0231/50 27 222.

Über die Gastspiele im KJT hinaus finden übrigens im Rahmen der Russischen Kulturtage überall in Dortmund Veranstaltungen in allen Sparten statt.